Volltext Seite (XML)
3422 PAPIER-ZEITUNG Nr. 104 Aufruf zur Säkularfeier der Erfindung der Lithographie und Steindruckerei Hundert Jahre sind verflossen, seit unser Altmeister Alois Senefelder durch seine Erfindung der Lithographie den Grund stein für unseren blühenden Industriezweig legte. Tausende und Abertausende’, haben seitdem durch die von ihm uns ge schenkte Kunst ihren Lebensunterhalt gefunden. Alois Senefelder war es nicht vergönnt, die Früchte seiner Erfindung, welche den Weg über die ganze civilisirte Erde ge funden hat, zu ernten. Er lebte und starb in Dürftigkeit und war nicht imstande, für die Seinigen in einer Weise zu sorgen, welche der Bedeutung seiner Leistung für die Allgemeinheit entsprochen hätte. Uns Schülern und Jüngern der Kunst, welche durch den schöpferischen Gedanken Alois Senefelders vor Noth und Sorge bewahrt sind, bietet sich jetzt eine Gelegenheit, einen kleinen Theil ihrer Schuld der Dankbarkeit abzutragen. Der einzig noch lebende" Verwandte Senefelders, der Lithograph Peter Senefelder zu München, ein 74jähriger würdiger Greis, befindet sieh in den dürftigsten Lebensverhältnissen. Die Unterzeichneten sind aus Anlass der Hundertjahrsfeier der Lithographie zusammengetreten, um eine Sammlung unter den Berufsgenossen zu veranstalten, welche es ermöglicht, diesem Manne für seinen Lebensabend eine bescheidene, aber sorgenfreie Existenz zu sichern. Wir richten deshalb an alle Fachgenossen, sowohl Prinzipale als auch Angestellte die dringende Bitte, zu dieser Sammlung ihr Scherflein beizutragen. Jeder der Unterzeichneten ist bereit, Beiträge entgegen zunehmen. Auch die kleinste Gabe soll uns willkommen sein und wird dazu beitragen, Freude in das Haus des bedürftigen Greises zu bringen. C. Adler S. Bing B. Dondorf W. Hagelberg Hamburg Fürth i. B. Frankfurt a. M. Berlin NW. Gr. Reichenstr. 15/17 Marienstr. 19/22 Carl Hellriegel Paul Herrmann Lithographisch-artistische Anstalt Berlin SW. Dresden vorm. Gebr. Obpacher Kochstr. 5 Reitbahnstr. 23 München Carl Mayer’s Kunstanstalt Meissner c Buch Ernst Nister Nürnberg Leipzig Nürnberg Max Seeger C. T. Wiscott Stuttgart Breslau und mechanische Einwirkung lässt sich Pappe wieder in knel- und formbare Masse verwandeln. Zum Ersatz von Holz in Brettform durch Papiermasse muss man diese in Pappenform bringen, und es ist deshalb unver ständlich, warum der Einsender obiger Frage die Arbeit des Pappenfabrikanten ohne dessen Einrichtungen und Erfahrungen ausführen will. Es wird auch garnicht sehr schwierig sein, eine Pappe in der nöthigen Stärke für Jalousie-Brettchen her zustellen, die dann noch solche weitere Behandlung erfahren muss, dass sie wasserfest d. h. annähernd so brauchbar wird wie Holz. Letzteres hat schon diejenigen Eigenschaften, die der Pappe erst künstlich beigebracht werden sollen, es ist leicht, hält im Wasser aus und lässt die Sonnenstrahlen nicht durch. Es wird von der Natur fertig geliefert, ist billig, und dessen Ersatz durch Pappstoffe, die in der Hauptsache auch aus Holz- Erzeugnissen wie Holzschliff und Holzzellstoff bestehen, ist weder nothwendig noch vortheilhaft. Erfindungen dieser Art entspringen dem vielfach verbreiteten Irrthum, dass Pappe oder Papier billiger sei als Holz. In den meisten Fällen ist aber Pappe theurer, und man würde, falls nur Gegenstände aus Papiermasse vorhanden wären, deren Ersatz durch Holz sehr freudig begrüssen. War das Angebot bindend? Zu Nr. 100 Seite 8281 . . . 14. Dezember 1896. Wenn vereinbart war, dass der Verkäufer an seine Offerte bis zum 10. November gebunden sei, dann musste er die am 8. November er folgte Acceptation anerkennen. Da die Fragesteller im Zweifel sind und einen Vertreter zum Ver käufer sandten, während für die Acceptation ein Brief genügt hätte, so liegt die Vermuthung nahe, dass der Vertreter versucht hat, am Preise oder an den Bedingungen zu rütteln. Hat er dies gethan, ohne sich unzweideutig vorzubehalten, dass er damit seine Rechte auf An nahme der Offerte innerhalb der vereinbarten Zeit nicht vergeben wollte, dann ist der Verkäufer allerdings frei. Denn das D. H. G. sagt in Art. 822 : eine Annahme unter Bedingungen oder Einschränkungen gilt als Ablehnung des Antrages. Deutsche Ortsnamen in Ungarn 14. Dezember 1896. Papier mache ... ., 6. Dezember 1896. Ich bin im Besitze von Hofmanns Handbuch der Papierfabrikation, aus dem"/ der"Abschnitt über Pappen mich besonders interessirt. Leider finde ich darin über Papier mache nichts resp. sehr wenig erwähnt. Ich nehme mir nun die Freiheit, Sie um Namhaftmachung eies erschöpfenden Werkes über diesen Gegenstand höflichst zu bitten, vielleicht ist es Ihnen auch möglich, mir gleich ein Herstellungs- Rezept für meinen Spezial-Zweck zukommen zu lassen. Verwenden will ich den Stoff in etwa 3 mm dicken Platten zur Herstellung von Sonnen-Jalousien, die bekanntlich bisher nur aus Holz gefertigt wurden. Ich habe ein Gebrauchsmuster auf diesen Gegen stand eintragen lassen. Die Versuche, die ich zur Herstellung des Stoffes aus altem Papier unternahm, sind mir jedoch nur theilweise gelungen, jedenfalls ist mein Fabrikat schlechter, als wenn ich fertige Steinpappen kaufe. Ich bemerke noch, dass ich seither Versuche mit Mischungen aus verarbeitetem Papier, Leim, Thon und Kreide machte. Für einen gütigen Fingerzeig zur Vervollkommnung der Masse würde ich Ihnen sehr dankbar sein. u. Fremdwörter haben das Eigenthümliche, dass man sich darunter alles Mögliche vorstellen kann, weil sie meistens keine klare Bezeichnung des Gegenstandes geben. Das französische Papiermache lässt sich mit »gekautes Papier oder Papierbrei« übersetzen, macht aber bei Nicht-Fachleuten den Eindruck, als ob ein bestimmtes Fabrikat dieses Namens im Handel vor komme. Es giebt jedoch nur Erzeugnisse, die — wie jedes Papier und jede Pappe — aus Papiermasse oder Papierzeug hergestellt sind. Papier mache ist nur das Halbfabrikat, die nasse mehr oder weniger aufgelöste Masse von Papierfasern, Leim usw., aus welcher Papier entsteht und in welche Papier oder/,Pappe wieder zurückverwandelt werden kann. Die Fabriken, welche Papiermache-Gegenstände herstellen, verwenden dazu meistens Pappen, welche sie in gewünschten Dicken, Formaten und Zusammensetzungen herstellen oder beziehen, weil die Verarbeitung der Papiermasse in dieser Form viel einfacher und zweckmässiger ist. Durch Feuchten, Dämpfen Im Artikel »Papier-Industrie in Ungarn« in Nr. 100 erschienen die rein deutschen Namen der Städte und Flüsse in ungarischer Ueber- Setzung, welche äusser einem geborenen Ungar Niemandem bekannt sind. So werden unter Anderem die beiden, heute noch deutsch ver walteten Städte Kronstadt und Hermannstadt »Brass« und »Nagy- szeben« und der Fluss »Weidenbach«, an welchem nicht eine ungarische Ortschaft gelegen ist, »Vidom« genannt. Ich erwähne bloss diese drei Namen, um nicht weitläufig zu werden. Jedenfalls wäre es empfehlens- werth, wenn sich der Einsender des Artikels an die deutsche Bezeich nung halten würde, wenigstens in deutschen Zeitungen. Wenn auch die ungarische Regierung es für gut hält, deutsche Namen in amt licher Bezeichnung zu ignoriren und durch magyarische zu ersetzen, so bleibt die Bezeichnung im Handelsverkehr immer nur deutsch, und selbst deutsche Atlanten wählen im Interesse der Verständlichkeit die deutschen Namen. Der rührende Patriotismus, wie ihn der Einsender des Artikels bekundet, mag innerhalb der roth-weiss-grünen Pfahle angebracht sein, aber in eine deutsche Fachschrift gehört er nicht. — Ob die Neusiedler Akt.-Ges. für Pap.-Fabr. in Wien weiss, dass eine ihrer Fabriken statt in Petersdorf in »Peterfalva« gelegen sei? K. Die im erwähnten Aufsatz enthaltenen Angaben und Orts- Bezeichnungen sind einer seitens der Leitung der Millenniums- Ausstellung an ausländische Fachzeitungen versandten amt lichen Darstellung entnommen. Wir hatten keine Veranlassung, daran etwas zu ändern und wussten auch nicht, dass die magyarischen Namen rein deutsche Orte bezeichnen. Dass die Ungarn im eigenen Lande ihre Sprache zur Geltung bringen, finden wir begreiflich, obwohl wir nicht glauben, dass es in deren Interesse ist, das Deutsche, welches doch die Heeres- Sprache ist, möglichst zu unterdrücken. Der Umstand z. B., dass in der Millenniums-Ausstellung Alles nur magyarisch be zeichnet und jede deutsche Inschrift vermieden war, hat Manchen von deren Besuch abgehalten. Viele Deutsche schlossen aus dieser Verbannung der deutschen Sprache, dass die Ungarn die Ausstellung im Wesentlichen nur für sich selbst gemacht hatten, und wollten das Familienfest durch ihre Gegenwart nicht stören.