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3400 PAPIER-ZEITUNG Nr. 103 Beschreibung neuer in Deutschland patentirter Erfindungen Sämmtliche Patentschriften werden, soweit sie noch vorhanden sind, zum Pieise von 1 M. für jede Patentschrift von dem Kaiserlichen Patentamt zu Berlin NW., Louisenstrasse 32/34, an Jedermann abgegeben. Man sende den betreffenden Betrag an die genannte Verkaufsstelle durch Postanweisung und bezeichne auf derselben deutlich die Nummer der gewünschten Patentschrift. Greiferanordnung für Druckereipressen von Wilhelm Max Rockstroh in Plauen b. Dresden. D. R. P. 88976. (Kl. 15.) Es ist bekannt, dass der Maschinenmeister das richtige Erfassen der Bogen durch die Greifer sehr oft durch ein vor heriges Richten der Greifer veranlassen muss, welches Richten mittels Schläge auf letztere bewirkt wird. Jedwedes vorherige Richten der Greifer wird durch die nachstehend erläuterte Greiferanordnung vermieden, bei welcher die Drehachse v1 der Greiferschiene v möglichst nahe an der Cylinderperipherie liegt, und jeder Greifer v2 auf der Drehachse nochmals selbständig drehbar gelagert, sowie dem Druck einer Feder v" ausgesetzt ist, durch den das freie Greiferende zum geeigneten Ergreifen der Bogen stets auf die Druckcylinderumfläche niedergedrückt wird. Die periodische Drehung der Achse v' zur Bethätigung der Greifer v2 erfolgt in bekannter Weise unter Einwirkung unrunder Laufflächen und Federdruck. An der drehbaren Schiene v sind auf kleinen Konsolen v3 die Greifer v l drehbar gelagert. Jeder Greifer hat wie gewöhnlich ein langes, freies Ende zum Erfassen des Bogens; ausserdem ist er über den Drehpunkt auf der Konsole v3 nach hinten verlängert, und dieses Ende steht unter dem Drucke einer unter ihm an gebrachten Feder v4. Aus dieser Anordnung folgt, dass der Greifer niemals den Bogen verschiebt, sondern von oben auf ihn herunterkommt, durch den Federdruck noch besonders festhaltend wirkt und hierzu keinerlei Nachhilfe seitens des Maschinenmeisters bedarf. Pat ent-Anspruch: Eine Greiferanordnung für Druckpressen, dadurch ge kennzeichnet, dass jeder Greifer auf der die Greifer tragenden drehbaren Schiene (v) besonders drehbar gelagert und mit einer Verlängerung über seine Drehachse hinaus versehen ist, die durch eine Feder (v*) abgestützt wird, zum Zwecke, das Greifer ende sicher auf den festzuhaltenden Bogen zu drücken. Vorrichtung zum Vorschieben der Klammerstreifen bei Blech eckenanschlagmaschinen von Franz Deissler in Berlin. D. R. P. 89457. (Kl. 54.) Die Maschine ermöglicht durch den verschiebbar auf dem Maschinengestell angeordneten Anschlaghammer die Bearbeitung von Kartons beliebiger Höhe, indem durch das Verstellen des Hammers die Länge der Blechecken der Höhe der zu heftenden Kartons entsprechend geregelt wird. Gleichzeitig ist die Maschine mit einer Transportvorrichtung für den Blechstreifen versehen, mittels welcher die Zuführung des letzteren bei der Verstellung des Hammers genau der Länge der Kartonecken entsprechend selbstthätig geregelt wird. Verfahren zum Bleichen von Faserstoffen von A. C. H. Schür mann in Stemel b. Hachen i> W. D. R. P. 89585. (Kl. 55.) Von den zur Papierfabrikation dienenden Faserstoffen lassen sich bekanntlich Jute, Manilahanf, Adansoniafaser und ge kochtes Stroh garnicht bleichen. Andere lassen sich nur sehr schwer bleichen, wie z. B. manche Holzzellstoffe, graue leinene und sackleinene Lumpen, sowie die aus Schilfrohr und italienischem Pfahlrohr gewonnenen Zellstoffe. Alle diese und andere Faserstoffe sollen sich aber ver- hältnissmässig leicht und mit geringer Menge Chlorkalk bleichen lassen, wenn sie vorher dem nachstehend beschriebenen Ver fahren unterworfen werden. Man stellt eine Lauge her durch Auflösen von entsprechen den Mengen Soda oder Pottasche in heissem Wasser, wobei man je nach Art der zu behandelnden Faserstoffe bestimmte Mengen von Fetten oder Gelen beimiseht und die Masse so lange kochen lässt, bis sich die Fette mit den Alkalien verseift haben. Kürzer kann man verfahren, indem man eine bestimmte Menge Seife in kochendem Wasser löst und der Lauge etwas Soda, Pottasche, Salmiakgeist oder ähnliche Stoffe hinzufügt. Die entsprechend vorgerichteten Faserstoffe werden in geeignete Gefässe eingetragen, mit der heissen Lauge über gossen und die Masse während einiger Stunden bei einer Temperatur von 80 bis 90° C. erhalten. Bei | Verarbeitung von sehr dunklen oder ganz fahlen Faserstoffen (Jute, Manila, Bast, Adansouia) kann man auch einige Stunden kochen. Das Kochen geschieht am besten in verschliessbaren eisernen Kochern mit Dampf unter 31/2 bis 4 Atm. Druck; in diesem Falle kann die Kochzeit etwas abgekürzt werden. Nach dem Kochen wird die Lauge abgelassen und die Fasermasse mit heissem Wasser ausgewaschen, bis alle Lauge entfernt ist. Bei besonders schwer bleichbaren Stoffen kann man das Auslaugen und Kochen mit frischer Lauge wiederholen und dann nochmals auswaschen. Hierauf wird die erhaltene Fasermasse in üblicher Weise mit Chlorlauge oder Chlorgas gebleicht. Das Verfahren sei an folgenden Ausführungsbeispielen ver anschaulicht: Die zerkleinerten und mit Kalk gekochten Lumpen werden in den Halbzeugholländer eingetragen, in diesem in üblicher Weise mittels Waschtrommel gewaschen und zu Halbzeug zer mahlen. Sobald der Stoff fertig gemahlen ist, wird eine genügende Menge der konzentrirten Seifenlösung in denselben eingeführt. Man lässt den Stoff darauf im Holländer nur noch so lange umlaufen, bis er sich mit der Seifenlösung gemischt hat, und bringt ihn dann in grössere Gefässe, die mit Heiz schlange versehen sind. Hier wird der Stoff auf mindestens 80 bis 90° C. erhitzt und während drei bis vier Stunden bei dieser Temperatur belassen. Besser noch ist es, wenn man denselben einige Zeit kochen lässt. Diese Gefässe sind zweckmässig so anzuordnen, dass der Stoff aus ihnen direkt in Bleichholländer abgelassen werden kann. In diesen wird der Stoff dann nochmals gut ausgewaschen und dann mittels Chlors in üblicher Weise gebleicht. Die Verarbeitung der Jute im Kocher erfolgt folgender maassen: Die mit Kalk gekochten Jutelumpen werden, wie im vorigen Beispiel beschrieben, gewaschen und gemahlen, und der Stoff wird aus dem Halbzeugholländer in Abtropfkästen gelassen, um das Wasser grösstentheils zu entfernen. Der entwässerte Stoff wird nun mit der entsprechenden Menge der beschriebenen Seifenlauge in den Kocher eingetragen. Nachdem der Kocher verschlossen ist, lässt man langsam Dampf einströmen und wenn ein Druck von 312 Atm. erreicht ist, lässt man etwas über eine Stunde kochen. Dann stellt man den Dampf ab, lässt aber den Kocher noch eine Weile so stehen, ehe man den Dampf ablässt. Wenn kein Druck mehr im Kocher vorhanden ist, öffnet man den Deckel, lässt den gekochten Halbstoff in Gefässe oder Abtropfkästen laufen, bringt ihn darauf in Bleichholländer, lässt gut aus waschen und dann bleichen. Patent-Anspruch: Verfahren, für die Papierfabrikation dienende, bisher nicht oder nur schwer bleichbare Faserstoffe (z. B. Jute, Manilahanf, Bast, Adansonia, Stroh) leicht bleichbar zu machen, dadurch gekennzeichnet, dass die Faserstoffe nach dem üblichen Kochen mit Kalk, aber vor der Chlorbleiche mit Seifenlösung mit oder ohne Zusatz von Soda, Pottasche oder Salmiakgeist oder aber mit einer durch Kochen von Fetten oder Gelen mit Soda oder Pottasche erhaltenen Seifenlösung ausgelaugt oder gekocht werden.