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Nr 103 PAPIER-ZEITUNG 3391 Rundsiebpapiermaschine Wie ich aus der neuen Ausgabe von Hofmann’s prakt. Handbuch erfahre, ist es bis heute noch nicht recht gelungen, mit Rundsiebpapiermaschinen innige Verfilzung des Papier stoffes zu erhalten, noch auch ihre Leistungsfähigkeit zu er- höhen. Die meisten Rundsiebpapiermaschinen leiden an grossen Mängeln, welche die Verfilzung des Stoffes hemmen und zu weilen ganz unmöglich machen. Der Trog, in welchem der Siebcylinder liegt, fasst gewöhnlich viel Papierstoff, welcher durch Rührwellen in Schwebe erhalten bleibt. Es fragt sich aber, ob die Rührer gute Mischung oder Verfilzung herbei führen; ich glaube, dass sie im Gegentheil die Verfilzung be einträchtigen. Je näher die Rührer an den Cylinder rücken, desto nachtheiliger wirken sie, denn infolge der Drehung des Rührers dreht sieh immer der Stoff mit, die feinen Fäserchen schlingen sich in einander, werden manchmal mehrere Centi- meter lang, haften an dem Rührer fest und bilden Katzen. Die Rührer werden mit der Zeit so von Katzen besetzt, dass diese im Drehen an den Cylinder schlagen oder sieh loslösen, und entweder das Spiel von Neuem anfangen, oder vom Cylinder aufgenommen werden. Rei einem derartig von Katzen voll- hängenden Rührer lagern rund um die Katzen kleine runde Klümpchen, die wie schlecht vermahlene Papierstücke aus sehen. Man weiss aber bestimmt, dass keine Papierstücke mit vermahlen wurden. Es sind fein gemahlene Fasern des Stoffes, die sich durch schnelles Wirbeln zusammengesponnen haben. Auch auf der Langsiebpapiermaschine kommt es vor, dass sich in Knotenfängen kleine Stücke bilden, die wie schlecht gemahlener Ausschuss aussehen, obgleich nur Lumpenstoffe verarbeitet wurden. Bei Zumischung von Surrogatstoffen kommt diese Erscheinung weniger vor. Die häufigste Ursache der Katzen und Klümpchen ist zu rasche Drehung der Rührwerke in den Stoffbütten oder der Rührer im Siebcylinder, auch sehr ver dünnter Stoff erleichtert deren Entstehung. Dadurch werden dem Stoffe die besten verfilzbaren Fasern entzogen. Güte, Durchsicht und Festigkeit des Papieres werden geringer, auch Stoffverlust entsteht dadurch. Ich betrachte die Rührer in dem Tröge der Rundsiebpapiermaschine als verwerflich. Früher glaubte man, dass die Katzen aus den Holländern lierrührten und war froh, dass die Rührer die Katzen aufnahmen und so dem Knotenfang die Arbeit erleichterten, aber die Erfahrung beweist gerade das Gegentheil. Mir kam es in meiner Praxis öfter vor, dass bei Stoffwechsel, wenn z. B. eine feine Sorte Postpapier angefangen werden sollte, der Stoff rein, aber die Farbe nicht nach Muster war; dann wurde die Papiermaschine abgestellt, der Stoff in der Bütte nachgefärbt, mit Krücken um gerührt und die Rührer in schnellen Lauf gebracht, bis die Färbung des Stoffes gleichmässig war. Nun wurde die Papier- Maschine in Gang gesetzt. Die Farbe war gut, aber das Papier hatte lauter kleine Fleckchen, gewöhnlich kam dies bei feinen Papieren vor, wo kein Surrogat verwendet wurde. Damals wurde nicht so genau nach dem Grunde geforscht, der Stoff wurde nass über die Maschine gelassen und zum zweitenmal vermahlen. Der Papierstoff im Tröge, in welchem der Siebcylinder liegt, steht gewöhnlich bis über die Mitte des Cylinders, es kommt aber vor, dass er noch höher, das Wasser aber im Innern des Gylinders tiefer steht. In letzterem Falle setzt sich der Stoff an der Seite, wo kein Papierstoff aufgenommen wird, an das Sieb fest, dadurch wird dem angesetzten Stoffe Wasser entzogen und er geht mit dem Cylinder weiter, bis er in ge wisser Tiefe unter dem Wasserspiegel im Innern des Cylinders sich durch den Druck des Wassers theilweise ablöst und dicke Stoffklumpen bildet, die im Papiere erscheinen und es wolkig machen. Um dies zu verhindern, muss man durch geeignete Vorrichtung Stoff und Wasser stets in gleicher Höhe halten, sodass der Stoff nicht am Cylinder haftet und infolgedessen auch nicht durch den Druck des Wassers abgestossen wird. Meine Rathschläge fasse ich in Folgendem zusammen: Man schaffe alle drehenden Rührwerke ab und ersetze sie durch seitliche Bewegung im Tröge des Siebcylinders. Man suche den Trog so zu bauen, dass dem Cylinder nicht mehr Stoff zugeführt wird, als er braucht. Man suche beim Einlauf den Cylinder zu verdecken, damit der Stoff nicht zum Sieb gelangen kann, bevor er unter den Wasserspiegel kommt, und trachte den Höhenunterschied der Flüssigkeitsspiegel in und äusser dem Cylinder gleichbleibend zu erhalten. Del 1 Vorzug der Langsiebniaschine besteht hauptsächlich in der guten Entwässerung des Stoffes. Je länger das Metall- I tuch und je mehr Sauger, um so mehr wird der Stoff entwässert, um so rascher kann die Maschine arbeiten. Dies gilt besonders für Papiere aus reinen Lumpen, denn bei den jetzt üblichen Ersatzstoffen ist man bei langen Sieben in der Lage, auch ohne Sauger auszukommen, ohne dass der Stoff unter der Gautsch walze zerdrückt wird. Wenn an einem Siebcylinder ein Sauger angebracht würde, wäre die Leistung der Rundsiebpapier- Maschine bedeutend höher. Dieses liegt nicht ausserhalb der Grenzen der Möglichkeit. Freigut Neulntden bei Budsin, 11. Dezember 1896. Josef Schneider. Die Bemerkungen des Verfassers berühren eine in der Papier-Zeitung oft behandelte Frage, nämlich, wie man die parallele Lagerung der Fasern bei Rundsieb-Maschinen ver hindert, und erst in Nr. 95, S. 3102 beschrieben wir eine dahin zielende französische Erfindung. Der amerikanische Er finder Henry Fairbanks hat einen auch in Deutschland unter Nr. 88 474 patentirten und in Nrn. 35 und 97 beschriebenen Sieb- Cylinder ersonnen, der mittels Luftpumpe gründliche Ent wässerung des Stoffes gestatten soll. Columbus-Biege-Maschine Die bisherigen Stauch- und Biegemaschinen für Pappen zu Kartonnagen waren wegen ihres komplizirten Baues nur für grössere Betriebe mit Maschinenkraft geeignet. Verschiedene Erfinder haben versucht, eine billige und einfache, durch menschliche Kraft zu betreibende Biegemaschine zu bauen. Die Aktiengesellschaft für Cartonnagen - Industrie in Dresden - N. glaubt die Aufgabe auf eine einfache Weise gelöst zu haben und hat ihre neu erfundene, auch für Fussbetrieb geeignete Biegemaschine Colwnbus-Biege-AIaschine getauft. Mit derselben sollen die stärksten Pappen, selbst stark glacirte Holzpappen, in vollkommener Weise gebogen werden. Die Anzeige auf S. 3420 dieser Nummer enthält Abbildungen derselben, und wir hoffen, die Wirkungsweise, sobald die dafür angemeldeten Patente ertheilt sind, genau zu beschreiben. Nach Mittheilungen der Gesellschaft sollen schon zahlreiche Aufträge auf diese Maschinen eingegangen sein. Eine papierne Reise-Erinnerung Merkwürdiger Titel, aber ich weiss keinen besseren, denn das Papier ist mit dieser alten Erinnerung eng verknüpft. Lang, lang ist’s her. Es war im Frühjahr 1860. Mir wurde von meinem damaligen Prinzipal eine Entdeckungsreise nach Süd deutschland und der Schweiz angetragen, die ich um so lieber annahm, als es mich seit frühester Jugend nach diesen Gegen den gezogen hatte. Indessen verhehlte ich mir nicht die grossen Schwierigkeiten, mit denen ich zu kämpfen haben würde. Hierzu gehörte zunächst meine völlige Unkenntniss des Faches, ich hatte in einer Kolonialwaaren-Grosshandlung meine Lehre bestanden und war in dies Geschäft erst seit wenigen Wochen eingetreten. Die zweite und grössere Schwierigkeit für mich aber bestand darin, dass eben dieses Haus, d. h. diese Firma, garnicht kapitalkräftig und konkurrenzfähig war. Der einzige Strick, der hielt, war eine Verbindung mit einer nicht unbe deutenden Papierfabrik Süddeutschlands, in der der Bruder meines damaligen Chefs Disponent war, und die hauptsächlich Affichen-Seidenpapiere fabrizirte. Dass ich trotz dieser Schwierig keiten leidliche Erfolge erzielte, dankte ich wohl lediglich meinem übergrossen Eifer, der mich bei Tag und Nacht nicht ruhen liess. Ich arbeitete mit kleineren Buchbindern, Buchdruckern und Lithographen, machte hie und da auch wohl einmal einen grösseren Abschluss auf Extra-Anfertigung mit irgend einem Cichorienfabrikanten und verschmähte es auch nicht, grössere Bureaux aufzusuchen und Kopirbücher, Postpapier usw. anzu bieten und zu verkaufen. Es war in Frankfurt a. M. Ich hatte mich einen vollen Vormittag vergebens abgemüht und sass in der Bavaria, einen kühlen Schluck genehmigend. Da erregten zwei Herren meine lebhafte Aufmerksamkeit. Der eine, nicht, allzugross, ziem lich stark, mit etwas langem Haar und sehr lebhaften geist reichen Augen, sprach auf den anderen Herrn, der, gross und kräftig gebaut, sich durch etwas impertinent blonden Haar- und Bartwuchs auszeichnete, stets ein und zwar fast nur deklamirend und in Hexametern. Das war mir wunderbar, und mein Inter esse an den Herron wuchs. Doch wagte ich nicht, mich heran zudrängen und vorzustellen. Ich hatte diese kleine Episode