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3390 PAPIER-ZEITUNG Nr. 103 Bedrucktes Normalpapier Mancher Leser dürfte die in Nr. 101 abgedruckte Antwort des Handelsministeriums auf die Eingabe des Vereins Deutscher Papierfabrikanten gelesen haben, ohne sofort die darin liegende Spitze zu bemerken. Aus dem Amtsstil losgeschält, kann man das Wesentliche der Antwort auf gut Deutsch in Folgendem zusammenfassen: »Ihr beschwert Euch, dass die Behörden bedrucktes Papier zur Prüfung schicken. Dies widerspricht zwar den §§ 6 und 7 der Vorschriften, wie Ihr richtig bemerktet, aber wir müssen dafür sorgen, dass die Papiere in fertig bedrucktem Zustand dauerhaft sind, und sie deshalb auch so prüfen. Wir werden daher, falls Ihr Euch weiter über diese Art der Prüfung beschwert, die §§ 6 und 7 aufheben, und dann soll alles Normal-Druck papier in bedrucktem Zustand zur Prüfung gelangen.« Sollte dies durchgeführt werden, so wäre der Papier- Fabrikant, welcher gutes Normalpapier hergestellt und sich von der Güte desselben vor Verladung überzeugt, hat, stets der Gefahr ausgesetzt, dass ihm sein durch Bedrucken vertheuertes und unbrauchbar gemachtes Papier zur Verfügung gestellt wird, wenn durch die Behandlung beim Drucken die Festigkeit oder die Knitterbarkeit gelitten hat. Wir heben die Gefahr solcher Auffassung hervor, damit die Normalpapier - Fabrikanten sich rühren und ihrer Haut wehren. D. Red. Schleuderpreise ,10. Dezember 1896. Nach beifolgendem Papier (Druckcass) offerirt ein hiesiger kleiner Agent und Papierhändler an Verbraucher wie: Fleischer, Bäcker usw. reelle Waare in fortlaufenden Posten, also nicht Ramsch, zu dem staunend billigen Preise von .. M. die 100 kg. Kann man dieses Papier zu solchem Schundpreis verkaufen ? Wenn der Agent nur 5 pCt. daran verdient, so müsste er um etwa 1 M. weniger als obigen Preis einkaufen. Welche Fabrik liefert aber zu diesem Preise? Wohl keine! Könnte man dem Agenten nicht auf irgend eine Art das Handwerk legen ? , . ,, y- Das bemusterte Papier ist erheblich mehr werth, als den angegebenen Preis, und kann ordnungsmässig nicht dafür an gefertigt werden Es giebt jedoch manchmal Fabriken, die wegen unbefriedigender Leistung schwer Absatz finden, aber doch ihr Papier losschlagen müssen und es dann auch mit Schaden abgeben. Es ist unmöglich, solche Angebote zu hindern, sie hören aber nach kurzer Zeit von selbst auf, weil Niemand dauernd mit Schaden arbeiten kann. Lieferungen zu solchen Preisen sind gewöhnlich auch derart ungleich, unrein und sonst mangelhaft, dass viele Firmen überhaupt keine Ver wendung dafür hätten. Das Probemuster zeigt natürlich nichts hiervon, solche werden aber allen Lieferanten vorgezeigt, um ihnen klar zu machen, dass auch sie für ihre gute Waare billigere Preise stellen müssen. Erfahrene Fachleute lassen sich durch solche Kniffe nicht einschüchtern und sind zufrieden, wenn sie einen Theil desjenigen Bedarfs liefern können, den der billige Mann mit seiner jedenfalls sehr beschränkten Menge Schund nicht decken kann. Laugen-Mischer Die Beschaffenheit des zu Kochern, Laugenbehältern und insbesondere Laugen-Mischern in Natronzellstoff-Fabriken ver wendeten Bleches scheint für die Widerstandsfähigkeit derselben von grosser Bedeutung zu sein. In Aschaffenburg arbeitete ich zwölf Jahre mit einem Laugen-Mischer ohne erwähnenswerthe Reparaturen, davon fünf Jahre und zwar seit 1880 mit Sulfat (schwefelsaurem Natron). Die Anwendung von Sulfat kann dem nach nicht die Ursache des Verfalls der Bleche sein. In meiner letzten Stellung in X. fand ich drei Mischer vor, die bereits seit 1879 in Betrieb waren, davon wurde, wenn ich mich recht erinnere, einer 1891 ersetzt. Der neue war aber schon nach zwei Jahren an verschiedenen Stellen durchgefressen. Der zweite wurde Anfang dieses Jahres durch einen grösseren ersetzt, und der dritte, 17 Jahre alte, dient heute noch als Reserve. In einer Fabrik, die erst zwei Jahre in Betrieb ist, hat ein Mischer schon geflickt werden müssen. Dem Fachmann drängt sich da die Frage auf, warum hielten die alten Mischer Jahre lang, und die neuen nur kurze Zeit? Mir scheint es, dass die in früheren Jahren ausschliesslich benutzten Schmiedeeisen-Bleche widerstandsfähiger waren als die jetzt gebräuchlichen Fluss eisen-Bleche, die nach dem Thomas- oder Martin-Verfahren her gestellt werden. Hamas, 6. Dezember 1896. C. Hennefeld. Egalisiren von Holländerwalzen Harnäs, 13. Dezember 1896. Ich möchte auch noch einen Beitrag zu dem D. R. P. 87 962 liefern. Mitte der fünfziger Jahre kam ich bei der damaligen Firma Barn- scheidt & Engels in Werden in die Lehre und sah schon beim Schärfen der Walzen, dass dieselben durch einen Sandstein, welchen man in der Grösse der Platten in das Plattenloch schob, abgerundet wurden. Auch habe ich später dies häufig selbst besorgt und weiss nicht, wie lange Jahre die Fabrik vorher mit dem Verfahren gearbeitet hat. C. Hennefeld. Pergamentpapier Infolge der sehr strengen englischen Abwasser-Gesetze, die das Ableiten freie Säure enthaltender Abwässer in Flüsse und Bäche verbieten, wird in England schon seit Jahren kein Pergamentpapier hergestellt, obgleich England die Ursprungs- stätte dieser Fabrikation ist (s. Hofmanns Handbuch S. 1689). Der bedeutende Pergamentpapier-Bedarf Englands wird gegen wärtig ausschliesslich durch ausländisches Erzeugniss gedeckt. Vor Kurzem hat der Chemiker John S. Rigby aus Wavertree ein britisches Patent auf nachstehend beschriebenes Verfahren zur Abstumpfung der Abfallsäuren von Pergamentpapier-Fabriken bei gleichzeitiger Gewinnung verwerthbarer Stoffe erhalten, und »Paper Makers Monthly Journal« hofft, dass dadurch der Anstoss zur Errichtung von Pergamentpapier-Fabriken in England ge geben wird. Gewöhnlich werden bei der Darstellung von Pergament- Papier zwei Arten verdünnter Schwefelsäure erhalten: die eine, verhältnissmässig viel H,SO, enthaltende, wird aus der perga- mentirten Papier bahn durch Walzen ausgepresst; die andere, wesentlich schwächere entsteht durch das Waschen der aus gepressten Papierbahn mit Wasser in Trögen oder durch Strahlen aus Spritzrohren. Die stärkere Lösung soll nach Rigbys Patent auf hohe, mit Magnesit (kohlensaures Magnesium) gefüllte Thürme gepumpt werden. Beim Herabrieseln der Säure wird schwefelsaures Magnesium gebildet, und dieses sowie die frei werdende, ziemlich reine Kohlensäure kann gewerbliche Ver- werthung finden. Zu den verdünnten Waschwässern wird Chlor calcium-Lösung, die bei manchen chemischen Vorgängen des Grossbetriebes als ziemlich werthloser Abfall zurückbleibt, in entsprechenden Mengen zugemiseht. Dabei bildet sich Gips (CaSO.+2HO) als feiner Niederschlag, der durch wiederholtes Waschen von anhängenden Salzen usw. befreit und sodann in Filterpressen soweit entwässert wird, dass er als Füllstoff oder zu anderen Zwecken in den Handel gebracht werden kann. Kessel-Explosion in der Gratweiner Papierfabrik Gratwein, 15. Dezember 1896. Am 9. d. M. früh 4 Uhr explodirte in unserem neuen Kesselhause ein Dupuis-Kessel von 140 qm Heizfläche, welcher im Jahre 1889 in Betrieb gekommen ist und bei einer konzessionirten Betriebsspannung von 8 Atm. mit 8 Kesseln in gemeinschaftlichem Betriebe stand Es entstand unterhalb des waagerechten Kessels, da, wo die Feuerplatte an den Stirnboden angenietet ist, infolge Durchreissens von 30 Niet löchern eine Oeffnung von 81 cm lichter Weite und 156 cm Länge. Durch den Gegendruck wurde der waagerechte Kessel aus der Ein mauerung gerissen, überschlug sich im Bogen von 180°, durchbrach das Dach und die rückwärtige Mauer des Kesselgebäudes und ver legte das vorüberführende Bahngeleise. Sämmtliche im Kesselhause anwesenden Heizer und Helfer, zu sammen acht Personen, wurden mehr oder weniger durch Verbrühen ver letzt, drei cderselben erlagen noch an demselben Abend ihren Wunden, während si h die anderen auf dem Wege zur Besserung befinden. Der Fabriks-Direktor und sämmtliche Beamte, welche durch die heftige Detonation erwachten, waren sofort zur Stelle, um zunächst die Verunglückten zu bergen. Dieselben wurden in das Fabrik-Spital überführt, wo ihnen der Fabrik-Arzt die erste ärztliche Hilfe zu Theil werden liess. Unterdessen wurden von der nahe gelegenen Stadt Graz zwei Rettungswagen telephonisch herbeigerufen, die auch sofort mit vier Aerzten hier erschienen, welche sechs der schwer Ver letzten verbanden und nach Graz in das Allgemeine Krankenhaus überführten. Die Ursache der Explosion konnte noch nicht festgestellt werden, da das Gutachten der gerichtlichen Sachverständigen, der Herren Regierungs-Rath Professor Hlawatschek und Professor Bartl, bis heute noch nicht vorliegt. Direktion der Papierfabrik Gratwein gez.: Agsten. Wodiczka.