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3286 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck * * * * * * Steindruck Buchgewerbe Eingesandte Werke finden Besprechung Mr. 100 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchbinderei * * * * * Buchhandel Berliner Typographische Gesellschaft Die zahlreich besuchte Sitzung vom 8. <1. M. eröffnete der Vorsitzende, Herr Messenzehl, mit der Mittheilung, dass das langjährige Ehrenmitglied der Typographischen Gesellschaft, der frühere Direktor der Reichsdruckerei, Geheimer Ober- Regierungs-Rath Herr Carl Busse, am 3. d. M. gestorben ist. Er wies auf die grossen Verdienste hin, die der Verstorbene sich nicht nur in der Leitung der von ihm zu einer Muster- Anstalt erhobenen Reichsdruckerei, sondern auch durch die Förderung des gesammten Buch-Gewerbes erworben hat. Die Bestrebungen der Berliner Typographischen Gesellschaft hat Geheimrath Busse stets sehr bereitwillig unterstützt, z. B. hat seine Betheiligung an der letzten Ausstellung der Typo graphischen Gesellschaft wesentlich zu deren Erfolg beigetragen. Der Vorsitzende ersucht die Mitglieder, das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen zu ehren. Die geschäftlichen Mittheilungen betreffen u. A. die Auf nahme des Herrn Leopold Fischer. Herr W. Jahn berichtet sodann vor Eintritt in die Tagesordnung über die Bemühungen der technischen Kommission, einen besser geeigneten Ver sammlungsort für die Gesellschaft zu finden. Er schlägt vor, künftig einen kleinen Saal des Architektenhauses zu benutzen, die Aufbringung der dafür verlangten ziemlich hohen Kosten soll dadurch ermöglicht werden, dass nur die Hälfte der jähr lichen Sitzungen, die für wichtigere Vorträge verwendet werden müsste, in diesem Saale abgehalten werden soll, während die anderen, dem Meinungsaustausch über technische Fragen usw. gewidmeten Sitzungen in einem dazu geeigneten Theile der im unteren Stockwerk desselben Hauses gelegenen Bierhalle abgehalten werden könnten. Der im jetzigen Sitzungssaale fehlende Raum für die Schränke und Sammlungen der Typo graphischen Gesellschaft ist dortreichlich vorhanden. Die Vorzüge des in Aussicht genommenen Sitzungssaales werden im Meinungs austausch allseitig anerkannt, jedoch machen die hohen Kosten und manches andere die Herren Baumeister und Messenzehl bedenklich, während die Herren Filzhuth, Könitzer und Wüst sich für einen halbjährlichen Versuch aussprechen. Der Vorstand wird mit der technischen Kommission die Angelegenheit noch mals prüfen und dann endgiltige Mittheilung machen. Herr Filzhuth berichtet dann im Auftrage der technischen Kommission über einige in Fachzeitschriften befindliche Mit theilungen und Rathschläge, dabei befindet sich u. A. folgender Vorschlag: »Für den Druck auf Kunstdruekpapier empfiehlt ein Buchdrucker im »British Printer« auf ein Spachtel Farbe eine erbsengrosses Stück Vaseline zuzusetzen, ferner können sechs v.H. Fichtenbalsam mit der Farbe gut vermischt werden. Der mit Vaseline versetzte Farbstoff durchdringt den stärkehaltigen Ueberzug des Papieres, während der Firniss beide verbindet und verhindert, dass sich das Fett der Farbe verbreitet. Der Dichtenbalsam giebt der Farbe einen dauernden Glanz, indem er verhütet, dass jene von der Emailleschicht des Papieres auf gesogen wird. Dies Mittel dürfte auch für Kreidepapier zu ver wenden sein.« Redner meint, dass Vaseline die entgegengesetzte Wirkung haben müsse, seine Ansicht wird von mehreren Mit gliedern bestätigt. Bei der Frage, ob eine Zeitungsdruckerei für die durch schlecht geschriebenes Manuskript entstandenen Fehler haftbar ist und diese berichtigen muss, macht Herr Messenzehl darauf aufmerksam, dass die Frage eigentlich über flüssig ist, denn wenn auch die Theorie diese Verpflichtung nicht auferlegt, so wird die praktische Rücksicht auf Erhaltung der Kundschaft dazu führen, eine Berichtigung zu bringen. Unlauterer Wettbewerb und die Frage, ob auf sogenannten kopflosen Zeitungen ein oder zwei Drucker ihren Namen zu nennen haben, verursachen einen lebhaften Meinungsaustausch, worin die meisten Redner sich im Sinne der in der Papier- Zeitung auf Seite 3026 gegebenen Erklärungen über unlauteren Wettbewerb aussprechen. Es wird dabei auch auf die bis jetzt gefällten gerichtlichen Urtheile mit dem Bemerken hingewiesen, dass die höchsten Instanzen noch nicht über diese Fragen ent schieden haben. Die letzte zur Besprechung gelangende Fach- Zeitschriftennachricht behandelt die auch in der Papier-Zeitung erwähnte neue, auf der Dresdener Ausstellung vorgeführte Schnellpresse von Rockstroh & Schneider in Dresden, bei der nicht wie sonst der Druekeylinder stellbar ist, sondern die Karrenplatte. Wie Herr Mietz mittheilt, ist die Maschine noch im Bau, man müsse also noch warten, bis mehrere der neuen Maschinen sich einige Zeit in praktischer Benutzung befinden. Herr Wüst lenkt hei dieser Gelegenheit unter Vorlegung von Abbildungen und Druckproben die Aufmerksamkeit auf die soeben bei König & Bauer in Kloster Oberzell fertig gewordene einfache Schnellpresse mit doppelter Cylinderumdrehung. Er bezeichnet diese neue Maschine als einen Erfolg der Chicagoer Weltausstellung, die das Interesse für die Fortschritte des amerikanischen Schnellpressenbaues in Deutschland besonders rege gemacht hat, und giebt eine kurze Beschreibung ihrer Arbeitsweise, Bewegungsmechanismen und Leistungsfähigkeit. Die bei 1200 Druck in der Stunde hergestellte ausliegende Probeleistung der Maschine: ein grosser Bogen mit Autotypien »Ansichten der Bacherschen Trachtenausstellung« ist sehr be- aehtenswerth, sie macht nicht nur der Maschinenfabrik, sondern auch dem Drucker und dem Aetzer (Georg Büxenstein & Co.) viel Ehre. Herr Wüst spricht zum Schluss unter Vorlegung von Druck- Platten über die Erfolge der von Jos. Scholz in Mainz er fundenen Algraphie (vergl. S. 1450) und weist auf die Wichtig keit der von demselben Erfinder erdachten Rotationsmaschine für algraphischen Druck hin. Die vorgelegten, den ver schiedensten Zwecken dienenden Drucksachen erregten all gemeines Interesse, besonders wurden die aus dem fünfzigsten Tausend einer Auflage stammenden tadellosen Abdrücke und die auf der Rotationsmaschine hergestellten Chromodrucke be achtet. Auch ein gut gelungener Versuch, die Aluminiumplatten für Photolithographie zu verwenden, ist zu erwähnen. Einige in dem anschliessenden Meinungsaustausch sich ergebenden Fragen wurden von dem anwesenden Vertreter des Herrn Jos. Scholz in Mainz, Herrn Weilandt, beantwortet. Lungenschwindsucht In einem Aufsatz eines Fachblattes lese ich folgenden Satz: «In erster Linie sollen durch das Aluminium die Berufskrank heiten der Buchdrucker (Bleikolik, Lungenschwindsucht usw.) gänzlich beseitigt werden, da in dieser Legirung weder Blei noch Antimon enthalten ist.« Wahrscheinlich hat der Schreiber dieses Satzes die Absicht gehabt, zu sagen, dass ein schwer Bleikranker auch leichter lungenkrank werden kann als einer, der nicht bleikrank ist. Jemandem, der sich nie mit dem Wesen der Lungenschwindsucht näher beschäftigt hat, wird es jedoch zu verzeihen sein, wenn er den Satz so auffasst, wie er wörtlich aufzufassen ist, er wird nämlich nun annehmen, dass die Lungenkrankheit von der Anwesenheit von Blei- (oder Antimon-) Staub abhängig ist und, dass mit der Bleikrankheit zugleich die Lungenschwindsucht verschwindet. Dies ist ein grosser Irrthum. Die Lungenschwindsucht hat mit der Bleikrankheit höchstens insofern Beziehung als der Körper eines Bleikranken derart entartet sein kann, dass er auch für Tuberkulose empfänglich sein kann. Sein kann, aber nicht sein muss. Man ist aber auch bald darüber hinaus, die Lüngen- Schwindsucht als besondere Berufskrankheit der Buchdrucker in Anspruch zu nehmen, denn diese bedauernswerthen Kranken rekrutiren sich ebenso aus anderen Gewerben wie aus dem graphischen. Viel wichtiger als die Frage, wie Viele der »Berufs- Krankheit« der Buchdrucker erliegen, ist indess die, wie man sich vor ihr schützt und sich bei Vorhandensein beträgt, und