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3254 PAPIER-ZEITUNG Nr. 99 folgend, abermals zurückgegangen.« Schluss folgt. Briefordner Merkur. HERM.HERDEGEN • Stuttgart • Biblorhaptes k Alt & Hebel । Absatz und gedrückteren Preisen als im Vorjahr. Zwar sind Holz stoff und Zellstoff gegen 1894 im Preise etwas zurückgegangen, doch dafür musste auch der Papierpreis wieder ermässigt I werden, sodass hieraus kein Nutzen zu ziehen war. Andere .; Rohstoffe stellen sich der hohen Frachten wegen sehr theuer. : Eine Fabrik, welche Konzept- und Kanzlei - Schreibpapiere, Bücherpapiere, Post- und Zeichnungspapiere nur aus Lumpen herstellt und davon vorzugsweise die feineren Sorten Schreib- Geschäftsbücher und Postpapiere äusser Landes (die Schweiz, Norwegen, Südamerika [Brasilien, Chile, Argentinien], Afrika und Asien, nach beiden letzteren Erdtheilen nur in bescheidenem Umfang) ausführt, bezeichnet die Geschäftsverhältnisse des Jahres 1895 gleichwie im Vorjahre als höchst traurig, der Absatz habe sich noch schwieriger gestaltet, in Deutschland weiter abgenommen und sich fast durchgehends in geringeren Sorten (sogen. II. Wahl) bewegt, weil reines Lumpenpapier nur schwer mit Papieren, die aus Surrogaten gearbeitet und zu aussergewöhnlich niedrigen Preisen angeboten wurden, wett eifern konnte. Auch nach den Ausfuhrländern ist der Absatz nicht besser geworden. — Die Verkaufspreise waren weniger lohnend und mussten gegen Schluss des Jahres noch ermässigt werden, nur um durch die Konkurrenz, welche Surrogate ver arbeitet und selbst zu sehr gedrückten Preisen Absatz sucht und findet, nicht gänzlich verdrängt zu werden. Die Rohstoffe sind, was weisse und Konzeptlumpen betrifft, im Preise nicht gewichen, braune Lumpen waren dagegen billiger angeboten, wurden jedoch weniger gekauft, da die Konkurrenz diese Sorten durch Surrogate, wie Holz- und Strohstoff, Zellstoff u. a. ersetzt. Bezüglich der Handelsverträge wird bemerkt, dass Erfahrungen insofern nicht gemacht werden konnten, als man auf Grund derselben mit Nord-Amerika, Russland, Spanien und Italien nicht in Verkehr treten konnte; dagegen wurde mit Freude be- grüsst, dass die Schweiz die Beibringung eines Ursprungs zeugnisses nicht weiter mehr verlangt. Die Betriebsanlagen und Einrichtungen sind im letzten Jahre nicht wesentlich er weitert worden, und eine Vermehrung der Arbeiterzahl hat nicht stattgefunden.« Die Kammer in Ravensburg entnimmt den Berichten der Papierfabriken des dortigen Bezirks: »Die Depression auf dem Papiermarkt hielt bis zum Herbst 1895 an, seither hat sich die Nachfrage gesteigert und der Absatz leichter gestaltet. Die Hauptausfuhr von Papier geht nach England, das übrige wird in Deutschland selbst abgesetzt. Die Verkaufspreise sind zwar etwas zurückgegangen, jedoch nicht weiter als durch Verbilligung der Rohstoffe bedungen.« Ueber die Fabrikation feinerer Papiere wird der Kammer in Heilbronn berichtet: »Die Nachfrage war im Jahre 1895, ins besondere in der zweiten Hälfte, lebhafter, und infolgedessen gestaltete sich der Absatz etwas leichter; allein die Kehr seite davon war, dass der Preisrückgang weitere Fortschritte gemacht hat. Diese mit dem besseren Geschäftsgang im Widerspruch stehende Erscheinung gründet sich auf die er leichterte, massenhafte Erzeugung von sogenannten Surrogat papieren, welche wohl für eine Menge von Verwendungszwecken genügen, sich aber zum Schaden der Feinpapiere auch da mehr und mehr einführten, wo sie nicht am Platze sind. — Eine An- .zahl Fabriken, die durch ihre Einrichtung und den für dieses Sondererzeugniss geschulten Arbeiterstand auf die Herstellung feiner Papiere angewiesen sind, glaubte nur durch weitere Preis konzessionen den Konkurrenzkampf bestehen zu können, und nothgedrungen mussten die andern folgen. — Der Verkauf ausserhalb Deutschlands weist keine Zunahme auf. Aehnlich wurde der Kammer in Calw bezüglich des Geschäftsganges in der Fabrikation von weissen Druckpapieren berichtet. Der Heidenheimer Kammer wird mitgetheilt: »Die Fabrikation von Papier (Packpapier ausgenommen) und von Papierhülsen erfuhr im Jahre 1895 eine Besserung ihrer Geschäftslage, insofern als der Absatz sich leichter gestaltete; ausserhalb Deutschlands jedoch nahm derselbe nur unbedeutend zu. Die Verkaufspreise sind gegen das Vorjahr, dem Rückgänge der Rohstoffpreise Gma-nA Papier- und Ed. Menzel, [87834 • — “ H H® Lampenschirme Ehrenfriedersdorf. Jahresbericht für 1895 der Handels- und Gewerbekammern in Württemberg Bedeutendere Zellstofffabriken des Kammerbezirks Ravens burg, welche ihr Erzeugniss auch nach Frankreich und Italien versenden, berichten der Kammer: »Der schon im Jahre 1894 begonnene Rückgang der Zellstoffpreise und die damit ver bundene Schwierigkeit, die ganze Produktion unterzubringen, hat sich in diesem Jahre leider noch mehr bemerkbar gemacht. Die Preise sanken allmälig auf einen Stand herunter, der meistentheils unter dem Herstellungspreise lag. Dabei waren die Holzpreise steigend, und trotz allgemein namhaft erhöhten Revierpreisen musste bei den grossen Holzverkäufen im Spät herbst mehr als der Ausrufungspreis angelegt werden, wollte man nicht leer ausgehen. Der Rückgang der Zellstoffpreise ist einestheils auf das stetige Preisdrücken der Papierfabrikanten zurückzuführen, anderntheils auf das Schleudern der Kon kurrenz, sowohl der innerdeutschen, als auch der ausländischen, namentlich in Oesterreich und Skandinavien. Wenn auch gegen Ende des Jahres der Preisrückgang wenigstens zum Stillstand gebracht werden konnte durch die stärkere Nachfrage, welche wiederum eine Folge der bedeutend besseren Beschäftigung der Papierfabriken war, so liess sich bis jetzt doch von der ver lorenen Kundschaft noch nichts einholen. Diese schlechte Geschäftslage nöthigt eine Zellstofffabrik nach der anderen, selbst Papier zu erzeugen, um die untergeordneten Sorten und Kochungen, welche wohl dem Aussehen, nicht aber der Ver wendbarkeit nach nicht ganz gut ausgefallen sind, und die so zum Preisdrücken ausgenützt würden, selbst zu verwenden.« — Eine Firma berichtet noch: »Infolge des in einem Zweiggeschäft ausgebrochenen Brandes mussten die Kunden vom Haupt- Geschäft aus bedient werden. Hierbei erwies sich die Be stimmung der Gewerbeordnung, dass weibliche Arbeiter höchstens an 40 Tagen des Jahres zwei Stunden über Zeit arbeiten dürfen, als nachtheilig, und die schlechten Zellstoff preise gestatteten nicht, zum Holzsortiren männliche Arbeiter zu verwenden, denen bedeutend höhere Löhne gezahlt werden müssen. — Ein Bericht fügt noch an, dass die Zahlungsweise der Papierfabriken leider meistentheils sehr langsam sei, was sich um so fühlbarer mache, als die Rohstoffe (Holzkohlen, Schwefel und Kalk) baar bezahlt werden müssen. Kleine Wechsel auf Nebenplätze spielen bei diesen Zahlungen meistens eine Hauptrolle, und kommen sie unbezahlt zurück, so werden sie oft erst nach Monaten vergütet, ein Unding, das nicht genug gerügt werden könne.« Von Holzstofffabriken wird der Kammer u. A. mitgetheilt: »Durch das Syndikat der süddeutschen Holzstofffabrikanten sind nicht zu unterschätzende Bestimmungen zwischen Er zeugung und Verbrauch geschaffen, welche Einsicht der Ver einigung von Seiten der Abnehmer weitere Freunde zuführte und zwar um so mehr, als bekannt ist, dass die niedriggehaltenen Preise sich an der Grenze der Herstellungskosten bewegen. Allseitig ist der Wunsch, dass die von der Vereinigung ge haltenen Verkaufsbedingungen sich auch im sonstigen Geschäfts verkehr einleben möchten. Ueber die hinsichtlich der Sonntags ruhe gestattete Zulassung von Ausnahmen wird Befriedigung geäussert.« — Die Heidenheimer Kammer schliesst einen im ganzen wenig befriedigt lautenden Bericht mit der Bemerkung: »Der Verkehr mit den Vertragsländern, besonders mit Russland, ist durch die Handelsverträge stabiler und angenehmergeworden.« Ueber den Handel mit Hadern zur Papier- und Kunstwoll- Fabnkation wird der Kammer in Heilbronn berichtet: »Der Artikel Hadern insbesondere für die Papierfabrikation ist durch die vielen Surrogate so niedrig im Preise und so vernachlässigt, dass das Ausfuhrgeschäft gegenwärtig so gut wie Null ist. Der Lumpensammler vermag, selbst wenn er ein Minimum zahlt, kaum mehr seinen Taglohn herauszuschlagen. Die Ursache dieser rückgängigen Bewegung liegt in dem massen haften Angebot anderer Rohstoffe, als »Holzstoff« und »Zell- , stoff«, die den Artikel Lumpen geradezu verdrängen.« — Auch der Heidenheimer Kammer wird mitgetheilt, die Verkaufspreise seien auf einen Standpunkt angelangt, der es nur noch als eine Frage der Zeit erscheinen lasse, wie lange kleinere Geschäfte überhaupt noch werden bestehen können. Papterfabrikation. Die Kammer in Reutlingen schreibt: »Die Papierfabrikation gehört zu den Industriezweigen, welche schon seit mehreren Jahren unter dem Druck ungünstiger Herstellungs bedingungen stehen, und denen auch das abgelaufene Geschäfts- . jahr die erwünschte Wendung zum Besseren nicht gebracht hat. Man hört die alten Klagen wegen Uebererzeugung, schwierigerem