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Füllung von Kochgefässen mittels Vakuum Mit Giltigkeit vom 18. Juni 1896 wurde Herm Lourdelet das französische Patent 257342 ertheilt für nachfolgend be schriebene und durch Skizze verdeutlichte Erfindung: Ein Gefäss a von genügender Wandstärke wird von zwei Säulen getragen und ist um eine waagrechte Achse mittels Zahn stange und Zahnrad n von Hand oder mechanisch drehbar. Das Gefäss a hat einen gelochten Zwischenboden d. Mit einer gleichfalls gelochten Deckplatte g wird die zu tränkende Roh stoff-Füllung bedeckt. Deckel h verschliesst das Gefäss und wird durch Scharnier-Schrauben oder auf andere Art nieder gehalten. Oben und unten bleibt zwischen Deckel oder Boden einerseits, den gelochten Platten anderseits je ein Hohlraum, Der obere steht durch Rohrleitung e und den hohlen Dreh zapfen b mit einer Verdünnungs-Luftpumpe in Verbindung. Der untere Hohlraum ist durch Rohrleitung f und den anderen Hohlzapfen mit dem Behälter der Kochlauge verbunden. Ist Kocher a gefüllt, Siebg aufgelegt und Deckel h nieder geschraubt, so setzt man die Luftpumpe in Gang und öffnet, sobald im Innenraum des Kessels genügende Luftverdünnung erzielt ist, den Hahn der Laugenleitung. Dank der Luftleere füllt sich das Gefäss sehr rasch, und man fährt mit dem Saugen fort, bis das in die Leitung e eingeschaltete Glasrohr o Wasser zeigt. Hahn p dient zum Ablassen der Flüssigkeit nach been detem Kochen. Der Erlinder behauptet, dass dieses Verfahren andere bis her dafür verwendete an Raschheit und Billigkeit übertrifft. Nach unserer Ansicht kann weder der Gedanke, durch Luft verdünnung rasches Füllen zu erzielen, noch die hier be schriebene Anordnung als neu bezeichnet werden. Die Wasserzeichen des XIV. Jahrhunderts in Handschriften der k. bayer. Hof- und Staats-Bibliothek Unter diesem Titel hat Friedrich Keinz, k. Bibliothekar in München, in den Abhandlungen der k. bayer. Akademie der Wissenschaften (I. CI. XX. Bd, III. Abth.) eine Studie veröffent licht, von der im Verlag der Akademie, München 1896, ein Sonderabdruck erschienen ist. Der Verfasser erzählt in der Einleitung, wie das Papier von Osten her seinen Weg nach Europa nahm, wie es sich im 12. Jahrhundert in Spanien und Italien ausbreitete, das Pergament verdrängte und im 13. und 14. Jahrhundert insbesondere in Fabriano in Italien zum Gegenstände einer bedeutenden Industrie wurde. Keinz arbeitet auf jenen Grundlagen weiter, die Wiesner, Karabacek und Briquet für die Beurtheilung alter Papiere geschaffen haben, und ins besondere in der Eintheilung und bildlichen Darstellung der Wasserzeichen hält er sich an Briquet’s Vorbild. Auch die Werke von Midoux et Matton, Piekosinski und Kirchner zog er zu Rathe. In Deutschland kam, wie Keinz darlegt, das Papier spät in Gebrauch. Aus dem XIII. Jahrhundert hat man bis jetzt nur die Urkunde Friedrichs II. vom Jahre 1228 im Staatsarchive zu Wien und das Notizbuch des Passauer Erzdiakons Albertus Bohemus, C. lat. 2574 1 der Münchner Bibliothek aus dem zweiten Drittel des XIII. Jahrhunderts und einige Steuer- und Rechnung-s bücher aus Tirol von der Scheide des Jahrhunderts, die im Münchner k. Reichsarchiv aufbewahrt sind. Von allen diesen Gegenständen aber stammt das Papier aus Italien. Das Gleiche gilt auch für einen grossen Theil des XIV. Jahrhunderts. Zuerst wird wohl dieses billigere Material für die Anforderungen des bürgerlichen Lebens, besonders in den Kanzleien in Gebrauch gekommen sein. In den Klöstern scheint man sich, wenigstens was die Verwendung für die Werke ihrer Bibliotheken betrifft, nur sehr allmälig zum Gebrauch dieses Schreibstoffes ent schlossen zu haben. Die älteren italienischen Papiere bis in den Anfang des XIV. Jahrhunderts zeigen das gleiche Aussehen wie die orientalischen, sowohl was die Stärke, als die oben erwähnten anderen Eigenschaften betrifft. Mit Ende des XIII. Jahrhunderts aber führten die italienischen Fabriken eine Neuerung ein, die fortan und bis in die neueste Zeit das europäische Papier von dem des Orientes gründlich unterschied. Der Boden der Schöpfform, auf welchem sieh nach dem Abfliessen des Wassers der Faserstoff zum Papierbogen um bildete, bestand schon bei den Orientalen aus zahlreichen Längsfäden, Stäbchen, Drähten oder Rippen und einigen diese stützenden Querfäden oder Stegen, die sich beide auf dem Papiere als helle Linien abpressten, freilich bei der Stärke dieser Blätter hie und da kaum erkennbar. Zu diesen Bestandtheilen des Bodens der Schöpfform fügten die Italiener einen neuen. Sie brachten nämlich auf dem Gitter derselben ein besonderes Zeichen an, das ebenfalls aus feinem Drahte hergestellt, durch Bindfäden oder Löthung auf dem selben befestigt wurde und sich ebenso auf das]Papier abpresste. Der Beginn dieser Neuerung scheint in die achtziger Jahre des XIII. Jahrhunderts zu fallen. Ueber den ursprünglichen Zweck desselben liegt keine Nachricht vor; es ist indess kaum zu zweifeln, dass es als Erkennungszeichen für die Herkunft der Waare dienen sollte. Der Gebrauch desselben wurde bald so allgemein, dass europäische Papiere ohne solches in kurzer Zeit zu den Seltenheiten gehörten. Die Italiener und_Franzosen gaben ihm den Namen Filigran, bei uns erhielt es die nicht genau passende Benennung Wasserzeichen. In Beziehung auf die durch diese Zeichen 'dargestellten Bilder zeigt sich die grösste Mannigfaltigkeit. Es erscheinen blosse Linearzeichnungen, Buchstaben, Ornamente, Abbildungen von Gebrauchsgegenständen, Thiere der wirklichen und der Sagenwelt, Blumen, Früchte, später auch noch Wappen oft von bedeutendem Umfange und geradezu künstlerischer Ausführung. Die Wasserzeichen wurden von grosser Wichtigkeit für die Bestimmung des Alters der Handschriften. Alle diese Zeichen waren nämlich nur eine bestimmte Zeit - Kirchner behauptet: höchstens 25 Jahre — im Gebrauche. Auf 38 lithographirten Tafeln sind 368 Wasserzeichen und die Rippung aller dieser Papiere nachgebildet. Jedes Zeichen ist erklärt und bei vielen ist auch die Jahreszahl der Entstehung beigefügt. Die erste Tafel umfasst besonders alte und seltene Zeichen aus den Jahren 1289—1320, die übrigen sind nicht alphabetisch, sondern sachlich angeordnet, um den Vergleich mit fremdsprachigen Werken zu erleichtern. Keinz macht folgende Eintheilung: I. Linear-Zeichen, II. Der Mensch, seine Werke, Werkzeuge und Geräthe, III. Thiere, IV. Pflanzen. Das fleissige Werk bildet einen schätzbaren Beitrag zur Ge schichte des Papiers in Deutschland. Kessel-Explosion Am 29. November fand in Nanterre bei Paris in der Fabrik der französischen Gesellschaft für Kohlen-Elektroden eine Kessel- Explosion statt. Vormittag hatte der Heizer bemerkt, dass eine Nietreihe des Dampfkessels undicht geworden war. Das Heizen wurde eingestellt, der Kessel entleert und durch Kesselschmiede wieder in Stand gesetzt. Man füllte hierauf den Kessel mit kaltem Wasser, und als nach zwei Stunden sich keine Undichtheit zeigte, heizte man ihn wieder an. Als der Manometer den vorgeschriebenen Betriebsdruck an- zeigte, entfernte sich der Fabrik-Direktor aus dem Kesselhaus. Zwei Minuten später explodirte der Kessel mit furchtbarer Gewalt. Das Dach des Maschinenhauses wurde in die Luft geschleudert und stürzte die 29 m hohe Esse um. Vier Arbeiter wurden getödtet, und der Schaden an Gebäuden und Ein richtungen beträgt 400000 Frank. Der Unglücksfall wäre wahr scheinlich vermieden worden, wenn man den Kessel vor dem Anheizen einer Wasserdruckprobe unterworfen hätte.