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3176 PAPIER-ZEITUNG Nr. 97 Stiftungsfest der Berliner Typographischen Gesellschaft Die 17. Geburtstagsfeier der Berliner Typographischen Gesellschaft vereinigte am 29. v. M. viele Mitglieder mit ihren Damen in dem vornehm ausgestatteten Hochzeitssaale des »Deutschen Hofes«. Da der Fest-Ausschuss für Unterhaltung in überaus reichlicher Weise gesorgt hatte, herrschte von Anfang bis zum Ende frohe Stimmung. Die Festreden hatten einen gemeinsamen Vorzug: sie waren kurz, bündig und packend. Ein zu diesem Festtage von einem Mitgliede der Gesellschaft gedichtetes Tafellied enthielt eine an Beziehungen reiche humor volle Schilderung von dem Erstrebten und Erlebten des letzten Lebensjahres der Gesellschaft. Bei heiteren Gesängen und von tüchtigen Künstlern gebotenen schauspielerischen und ge sanglichen Vorträgen verflossen die Stunden, bis der von der Jugend ersehnte Tanz in seine Rechte trat, allzu schnell. Ich kann über den Schluss des hübschen Festes nicht berichten, denn als ich lange nach Mitternacht den fröhlichen Kreis ver liess, waren Tanzlust und Heiterkeit noch im Wachsen. Es ist zu wünschen, dass auch die den ernsten geschäftlichen Dingen gewidmeten Sitzungen im neuen Jahre gleich zahlreiche und eifrige Theilnahme zeigen wie die gestrige heitere Sitzung. W Eingänge Oscar Consee in München, Müllerstr. 22, giebt in einem 22 Blätter enthaltenden Quarthefte sehr beachtenswerthe Proben von der Leistungsfähigkeit seiner chemigraphischen Kunst anstalt. Der Umschlag zeigt eine landschaftliche Darstellung in Art einer Röthelzeichnung und die Medaillonbildnisse von Gutenberg, Senefelder, Niepce und Daguerre. Den Inhalt bilden Autotypien nach Tuschzeichnungen, Lithographien, Photo graphien, Federzeichnungen, Gouache, Heliogravüre, Aquarelle, Zinkographien nach Federzeichnungen, nach Zeichnungen auf Schabpapier, nach Kupferstichen. Sämmtliche Blätter sind vorzüglich ausgeführt, besondere Beachtung verdienen: die reizende, farbig ausgeführte Kopfleiste auf der Einleitungsseite, Rubens Helene Fourment, Senefelders Bildniss, das Irrlicht. Auch eine Autotypie mit Tondruck und ein mit sechs Platten hergestellter Farbenbuchdruck: Plakat für die Achensee-Bahn, sind noch zu erwähnen. Diese grossartigen Leistungen stehen in einem sehr angenehmen Widerspruch zu den Worten der Vorrede, wonach nur die gebräuchlichsten Arten der photo- mechanischen Illustrationstechnik mit einigen bescheidenen Er zeugnissen vorgeführt werden sollen. Jeder Buchdrucker wird mit Wohlgefallen diese ebenso sauber gedruckten wie geätzten Kunstwerke betrachten. Kleine Mittheilungen Post-Zeitungs-Tarif. Der Verein deutscher Zeitungsverleger wird des Zeitungstarifs wegen eine Eingabe an den Reichstag, an das Reichsamt des Innern und an das Reichspostami richten, worin seine Wünsche von Neuem ausgesprochen werden. 315 Zeitungen aus allen Theilen Deutschlands sind äusser den Vereinsmitgliederu hierbei vertreten. Die Weihnachts-Nummer der Modernen Kunst, die in der durch Feuer theilweise zerstörten Hermannschen Buchdruckerei (vgl. S. 3122) gedruckt wird, soll nach Zeitungs-Nachrichten voll ständig verbrannt sein. Wie uns der Verlag der Modernen Kunst von Rich. Bong in Berlin W. mittheilt, ist diese Nachricht falsch. Es sind nur wenige Exemplare der grossen Auflage verbrannt. Die Weihnachts-Nummer wird 'so früh erscheinen, dass dieses Extraheft noch seinen Platz auf dem Weihnachts tische Huden kann. Für die Herstellung der zahlreichen Bunt drucke und Bilder dieser Nummer waren 55 Druckpressen erforderlich. Messing-Spatien haben manche Vorzüge, sie werden aber durch Verbiegen oft schnell unbrauchbar. Einen zweckmässigen Ersatz dafür sollen Spatien aus reinem Kupfer bieten, die nicht federn. In Amerika werden diese Kupferspatien zu dem billigen Preis von 4 M. für den Satz, bestehend aus 1500 Stück von 1—4 Cicero sortirt, auf Punkt- und 1/2 Punktstärke geliefert. Es ist uns nicht bekannt, ob auch in deutschen Fachgeschäften solche Kupferspatien zu haben sind, vielleicht kann einer unserer ge ehrten Leser darüber und über den Werth der Neuheit Auskunft geben. Plakatwesen. Der Oberbayerische Architekten- und Ingenieur- Verein hat, wie das »Börsenblatt für den deutschen Buchhandel« mittheilt, im Auftrag der Vereinigten Münchener Plakatinstitute | | Hartl und Pierling unter seinen Mitgliedern einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für neue Ideen auf dem Gebiete des Plakatwesens ausgeschrieben. Es handelt sich dabei um Pläne für a) Plakattafeln an Häusern, Mauern, Vorgarten - Ein friedigungen usw., b) freistehende Plakattafeln oder -Ständer in beliebiger Ausführung, c) Plakatsäulen oder -Kioske in jeder i Korm, d) neue Ideen zur Anbringung von Anschlagvorrichtungen । an gemeinnützigen Zwecken dienenden Gegenständen, z. B. Ruhebänken, Kandelabern, Trinkhallen usw. Bedingung ist: praktische Ausführbarkeit in einfacher, künstlerischer Form und die Möglichkeit einer billigen Herstellung mit Berück- sichtigung der Münchener lokalen Verhältnisse. Für die besten Entwürfe sind drei Preise von 400, 250 und 150 M. ausgesetzt. Die Arbeiten müssen bis 15. Januar 1897 eingereicht werden. Sämmtliche Entwürfe werden im Februar öffentlich ausgestellt. Die Deckkraft bunter Farben lässt sich ohne Schaden für ihre Verwendbarkeit durch folgenden Zusatz erhöhen: 0.33 Liter Leinsamenöl, 0.16 „ hellen Dammarfirniss, 8 Gramm Zimmet- oder Nelkenöl. Diese Mischung ist vor dem Gebrauch gut durchzuschütteln. Büchertisch Jugendschriften des Süddeutschen Verlags-Institutes in Stuttgart. Die Perlen der Bühne in Erzählungen für die Jugend von Oswald Hancke, Direktor des grossherzoglichen Hoftheaters in Karlsruhe. Mit fünf Farbendruckbildern nach Aquarellen von W. Zweigle. Preis in Prachtband 4 M. In fesselnder Darstellung erzählt der bühnen- und federgewandte Verfasser die Handlung der besten Bühnenwerke von Schiller, Goethe, Lessing, Shakespeare und anderen Meistern drama tischer Dichtung, sowie einiger beliebter Opern, wie Meistersinger, Martha, Nachtlager u. A. Dieses Buch bietet anregenden Lesestoff für Jung und Alt, weckt das Interesse für gute Theaterstücke und erleichtert deren Verständniss. Es gehört zu dem Besten, was die neuere Geschenk-Literatur heryorgebracht hat. Unter südlicher Sonne. Eine Erzählung für die reifere Jugend von Kurt von Albrecht. Mit fünf Farbendruckbildern. Preis in Prachtband 3 M. 50 Pf. Der Verfasser — wie die Verlagshandlung, verräth, ein unter angenommenem Namen schreibender Buchhändler, — schildert Reise- Abenteuer in Süd-Amerika, und zwar in jenen südlichsten Theilen der grossen Halbinsel, die in der Nähe des wenig erforschten Patagoniens liegen. Hier hat sich die rothhäutige Eingeborenen-Bevölkerung noch einen grossen Theil ihrer ursprünglichen Art bewahrt, und die Wechsel wirkung dieser mit den spanischen Ansiedlern und europäischen Forschern bieten mannigfachen Anlass zu bewegten und mitunter ge- fährlichen Abenteuern. Die Jugend hat stets grosse Vorliebe für Werke dieser Art gezeigt, und gegenwärtig, wo Deutschland zur Auf rechterhaltung seiner Handelsbeziehungen alljährlich viele junge Leute ins ferne Ausland entsendet, haben solche, die Reiselust weckende Bücher erhöhte erzieherische und wirthschaftliche Bedeutung. J. II. Campe’s Hobinson Crusoe für die Jugend bearbeitet von Friedrich J. Pajeken. Mit zahlreichen Bildern in Farbendruck und Holz schnitt. Preis in Prachtband 8 M. 50 Pf. Es war ein Wagniss, die reiche Robinson-Literatur um ein neues Werk zu vermehren, aber die gediegenen Zeichnungen des beliebten Künstlers der Fliegenden Blätter, M. Flashar, bilden einen so werthvollen Schmuck dieses Buches, dass sie demselben Erfolg und Beliebtheit sichern. Das unsterbliche Buch de Foe s wird hoff entlich auch in diesem neuen künstlerisch ausgestatteten Gewände manches Knabenherz erfreuen. Glück auf! Eine Erzählung für meine jungen Freundinnen von Marie Beeg. Dieses Werk der als Jugendschriftstellerin verdienten Verfasserin behandelt eine Familiengeschichte aus dem bürgerlichen Leben. Es zeugt von guter Erfindungsgabe und echtem Erzähler- Talent. — Die Ausstattung aller dieser Bücher ist dos guten Inhalts würdig. Hoffmann’s Haushaltungsbuch für das Jahr 1897. 15. JJahrgang. In steifem Pappband mit Kaliko-Rücken und -Ecken und farbigem Umschlagbild. Verlag von Julius Holfmann in Stuttgart. Preis 2 M. Strenge Rechnung hält nicht allein gute Freundschaft, sondern ist auch die Grundlage jeder guten Wirthschaft. In jedem Haushalt kommen täglich vielerlei Ausgaben vor, die im Laufe der Wochen und Monate zu erklecklichen Summen an wachsen. Nur wenn darübergenaue Aufzeichnungen gemacht werden, kann die Hausfrau ersehen, in welcher Richtung zu viel ausgegeben wird, und wo Ersparnisse nothwendig und möglich sind. Hoffmann s Haushaltungsbuch ermöglicht diese Uebersicht dadurch, dass es für die täglichen Ausgaben 16 Rubriken bietet. Jede 38:44 cm grosse Doppelseite enthält 16 Zeilen, genügt also für einen halben Monat. Die Ausgaben können nach Tagen und Ausgaben-Arten summirt werden. Beispiele erläutern, wie die Jahres- Schlussrechnung in die angefügte Tabelle eingetragen werden soll. Küchen-Kalender. Wasch-Tabelle, Raum für Adressen und Notizen, ausführliche Unterweisung, wie Flecken verschiedensten l rsprungs aus Geweben aller Art sich entfernen lassen, und ein Notizkalender für 1897 ergänzen das Buch, dessen Ausstattung zweckentsprechend ist.