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3172 PAPIER-ZEITUNG Nr. 97 4 1 Wasser, dem 1 kg Glycerin zugefügt wird. In gesondertem Gefäss verdünnt man 3/4 1 handelsübliches Formol mit Wasser auf 5 1. Man bestreicht beide Seiten des Papieres mit der Leim lösung, taucht es nach einiger Zeit in die Formol-Lösung und trocknet es. Auf solchen Leim-Ueberzug soll auch gespannter Wasserdampf ohne Wirkung sein. Für ein anscheinend ganz ähnliches Verfahren erhielt die Chemische Fabrik auf Aktien, vorm. E. Schering das D. R. P. 88114, welches auf S. 3184 dieser Nr. beschrieben ist. Beständigkeit von Kunstdruckpapier Auf dem im August d. J. in Paris abgehaltenen zweiten Kongress der Vertreter der angewandten Chemie berichteten die französischen Chemiker Schlumberger-Montreuil und Urbain- Paris über die Fortschritte der Papier-Industrie. Am Schluss ihres — sonst für Fachleute nichts Neues bietenden Berichtes erwähnen sie die grosse Verbreitung von Kunstdruckpapier für bessere Druckarbeiten. Sie knüpfen hieran die Befürchtung, dass auf solchem Papier hergestellte Druckwerke nach wenigen Jahren der Zerstörung verfallen werden. Wir halten diese Be fürchtung für unbegründet. Gute holzfreie Papiere, zu deren Aufstrich nur chemisch indifferente Stoffe benutzt werden, dürften dem Verfall besser widerstehen, als nicht gestrichene, da der Aufstrich die Fasern vor der oxydirenden Einwirkung von Luft und Licht schützt. Allerdings verdeckt der Strich etwaige Mängel des Papieres, deshalb sollten Verleger von Werken, die für lange Dauer bestimmt sind, stets holzfreies Papier verlangen. Londoner Kalender Unter den neuen, alle erdenklichen Formen annehmenden Kalendern muss das grosse Mappen-Modell als ein Prachtstück bezeichnet werden. Es besteht aus zwölf Karton- oder Bütten papier-Blättern, die in Mezzotint oder Sepiamanier ausgeführte Bilder tragen. Dem englischen Nationalgeschmack entsprechen besonders die verschiedenen Dichter-, wie z. B. Shakespeare-, Dickens-, Byron-Kalender. Künstlerisch vollendete Hauptfiguren irgend eines ihrer Werke schmücken jede Tafel derselben, indess sich in der oberen linken oder der unteren rechten Ecke das Monatstäfelchen mit zu den Gestalten passenden Citaten in Goldschrift befindet. Die Tafeln werden durch farbige Schleifen zusammengehalten, und das Ganze ist ein Wunder werk des guten Geschmackes. Äusser diesen Dichter-Kalendern bekommen wir auch solche zu sehen, die berühmte Maler oder Tonkünstler verherrlichen. Unter den ersteren fallen der Leighton- und der Millais-Kalender auf, und die englischen Fabrikanten machen auf diese Weise diejenigen, die Museen nicht besuchen, mit den Hauptwerken der soeben dahin geschiedenen grossen Meister bekannt. Die getreulichen Wieder gaben der Schöpfungen jener beiden Maler sind in ihrer Art nicht minder bewundernswerth als die Originale. Von ent schieden erzieherischem Einfluss sind die Tonkünstler-Kalender. Der gute Brite muss für diese aus triftigen Gründen zu fremd ländischen, wie deutschen, italienischen und französischen Ton künstlern seine Zuflucht nehmen, deren Köpfe oder Büsten in erhabener Prägung die zwölf Tafeln schmücken, auf denen Namen, sowie Geburts- und Sterbejahre angegeben sind, sodass der Unwissende leicht seine Kenntnisse bereichern kann. Kleinere Kalender in Buchform bilden ganz allerliebste Geschenke für die heranwachsende Jugend. Sie enthalten vorwiegend mehr oder minder angenehme Scenen aus dem Schulleben. Sehr schön ist ein aufzustellender, achteckiger Kalender aus creme farbigem oder weissem, hochglänzendem Kartonpapier, dessen Grund mit nur undeutlich zu erkennenden Blumen-Ornamenten bedeckt ist. Um den Rand herum ziehen sich zwölf beflügelte Engels-Büsten, jede in einer Monatstafel, von der sie durch Drehung eines kleinen Messingknopfes entfernt werden kann. I Die Idee ist höchst gelungen und kehrt in den verschiedensten Ausführungen wieder, indem oft Blumen, Fächer, Kinderköpfe oder andere Dinge die Rolle der Engel spielen. Verwandt mit dieser Kalenderart ist die an die Wand zu hängende herz förmige. Sechs oder zwölf Papierblumen hängen da an farbigen Bändern herab, und jedes dieser papiernen Kinder Floras zeigt, aufgeklappt, in seinem Innern ein oder zwei Monatstäfelchen. Von neuartigem Aussehen ist die zum Aufstellen eingerichtete und aus seltsam maskirten Affen, Hunden oder Katzen be stehende Thierkapelle. Der Kapellmeister scheint, nach seinem in fast unglaubliche Stellung gebogenen Körper und dem hoch emporgehaltenen Taktstocke zu urtheilen, »tempo furioso« ein ¬ schlagen zu wollen, dem die kläglich dreinschauenden Musikanten aber durchaus nicht zu folgen vermögen. Das kann um so weniger Wunder nehmen, als sich auf ihren Pulten nicht Noten, sondern je eine Monatstafel befindet. Auch der lauge, schmale, aufzustellende Kalender mit Katzen-, Hunde-, Hühner oder Schnecken-Reigen dürfte sehr beliebt werden. Jedes der Thierchen hat um seinen Hals ein Monatstäfelchen hängen, auf das es mit mehr oder minder einfältiger Miene herabschaut, als wunderte es sich über sein Anhängsel. Höchst geschmackvoll ist der grosse, ovale, cremefarbige Karton-Kalender, den eine in weichem Papier vortrefflich nachgemachte Schwanenpelz-Rüsche umgiebt, indess in der Mitte in künstlerisch vollendeter Sepia- Zeichnung die beiden »Schwester-Engel' zu sehen sind, hie und da von sinnreichen Dichterworten bannerartig umschlungen. Die Monatstafeln sind zu Füssen der symbolischen Gestalten ausgebreitet, und das Ganze bildet, an farbigem Band an der Wand befestigt, einen geschmackvollen Zimmerschmuck. Ganz allerliebst macht sich der zum Aufstellen eingerichtete Kalender aus zwölf Stufen, deren jede nicht nur eine Monatstafel trägt, sondern auf denen auch noch die malerischsten Gestalten hocken. Dem Humor wird ebenfalls Rechnung getragen, doch ist das nicht der feine, seelenvolle des Deutschen, sondern jene derbe Abart, die z. B. in Cruikshank einen urwüchsigen Vertreter besitzt. Der Fabrikant muss eben dem englischen Geschmack, der in dieser Hinsicht oftmals zur Geschmack losigkeit wird, Rechnung tragen, und das geschah z. B. in dein neuen Kalender aus einer viereckigen Steifpapier-Karte, auf der wir zwölf beliebte sogenannte Grotesk-Komiker sehen. Die zwölf Monatstafeln hängen an farbigen Bändern von der Karte herab. Einen sehr beliebten Vorwurf für einfache aufzustellende Kalender bilden zwölf einen Berg hinanklimmende Rad fahrerinnen im »rational dress , die entweder das winzige Monatstäfelchen als Hutstutz tragen oder es als Matrosenkragen umgebunden haben. Ungemein komisch wirkt der Juristen- Kalender. Da wallen eine Anzahl der hier so wohlbekannten Gestalten mit der Respekt cinflösscnden Puderperrücke nach dem Gerichtshof hin, und halten statt der ihnen mitunter etwas überdrüssigen Aktenrolle eine Monatstafel in der Hand. Herkunfts-Bezeichnung österreichischer Waaren Der österreichische Handelsminister hat einen Gesetz-Entwurf ausgearbeitet, wonach auf allen in Oesterreich hergestellten Waaren und deren Verpackung das Anbringen von Bezeich nungen, die den Anschein ausländischen Ursprunges erwecken könnten, verboten wird. Insbesondere sollen alle fremdsprach lichen Aufschriften unzulässig sein. Dieser Gesetz-Entwurf wurde dem Oesterreichischen Verein für den Schutz des ge werblichen Eigenthums zur Begutachtung vorgelegt. Am 24. November beriet!) dieser Verein hierüber. Herr Schnabl, Inhaber der Cigaretten-Papierfabrik Jac. Schnabl & Comp., er klärte u. A., dass er, falls das Gesetz zustande käme, nicht mehr für die Ausfuhr arbeiten könnte. Er beziehe das Cigaretten- Papier aus Frankreich, statte es in Wien aus und bezeichne es je nach der Ausstattung mit verschiedenen -Namen. Falls er gezwungen würde, Wien als Herkunftsort anzugeben, würde er nicht ein einziges Blatt Cigaretten-Papier absetzen. Er wünscht, dass die Gesetzgebung mindestens für Ausfuhr-Waaren keine Herkunfts-Bezeichnung vorschreibe. — Herr Emil Engel, Inhaber einer Wiener Steindruckerei, wünschte, dass ins Gesetz eine Bestimmung aufgenommen werde, wonach die Benutzung der im Papierfach allgemein verbreiteten fremdsprachlichen Be zeichnungen auch fernerhin gestattet wird. Der Verein beschloss, sein Gutachten in diesem Sinne abzugeben. Handelsbeziehungen Deutschlands mit Südamerika. Der Handels- | und Schifffahrtsvertrag zwischen Deutschland und Uruguay wurde am 30. Juni d. J. von Uruguay gekündigt und tritt am 1. August 1897 äusser Kraft. Der Handelsvertrag mit Chile, ein Meistbegünstigungsvertrag, welcher im Vorjahre seitens Chiles gekündigt worden war, hätte am 27. August d. J. äusser Kraft treten müssen, bleibt indessen noch bis Ende Mai 1897in Giltigkeit. Italien. Pappe, in Bogen, auf der einen Seite mit durch Trockenpressung hergestellten Verzierungen versehen, ist nach einer Entscheidung des italienischen Finanzministers als Pappe je nach der Beschaffenheit zu verzollen. Die blosse Trocken legung ist nicht als eine Bearbeitung anzusehen, die in zoll tarifarischer Hinsicht die Zuweisung solcher Pappe zu den Papparbeiten als begründet erscheinen lassen könnte.