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Nr. 97 PAPIER-ZEITUNG 3171 Walzen nachhaltigen Wettbewerb zu bieten. Die Pressen leisteten nur einige Hundert Bogen im Tag, die Galvanos waren sehr theuer, und die Anfertigung guter Matrizen für dieselben erforderte sehr geübte Arbeitskräfte. Alle Versuche aber, auf Walzen galvanische Ablagerungen direkt herzustellen, scheiterten oder waren für den Zweck zu kostspielig. Man versuchte galvanische Ablagerungen, auf eiserne Platten aufgeschraubt, mit dem darauf gelegten Bogen durch Walzen laufen zu lassen, allein vergebens. Aus welchem Stoffe man die Druckwalzen auch wählen mochte, die Platten bogen und dehnten sich, und ihr Schicksal war schon nach kurzer Zeit »Zerreissen«. Abgüsse, die man der Dauerhaftigkeit halber sehr dick herstellte (denn dünne Abgüsse sprangen schon nach einigen Umdrehungen) und auf eine Metallwalze aufschraubte, ergaben beim Biegen um dieselbe naturgemäss derartige Verzerrungen im Muster, dass schon aus diesem Grunde von deren Anwendung in der Praxis abgesehen werden musste. Allen diesen Uebelständen begegnete Dr. Julius Hofmeier in Wien mit seinem, in den meisten Ländern patentirten Ver- fahren, dünne (1 mm starke), vom Naturfell abgenommene, galvanische Ablagerungen auf eine eiserne Walze von grossem Durchmesser derart aufzuschrauben, dass dieselben unter starkem Druck, ausgeübt von einer auf der eisernen Walze laufenden Papier-Walze, nicht gehindert werden können, sich nach allen Richtungen hin auszudehnen, wodurch Reissen der selben beinahe ausgeschlossen ist. Sie halten nachweislich Hunderttausende von Abdrücken aus. Die Matrize bildet sich in der Papier-Walze selbstthätig, wie bei dem Gaufrirwalzwerk. Mit einem vom Patentinhaber gelieferten Galvano von 80x60 cm in schönster Ausführung, die Narben in allen Feinheiten getreulich wiedergebend, soll man in etwa zehnstündiger Arbeit eine Leistung von etwa 8000 Bogen erzielen, mit nur zwei jugend lichen Arbeitern zur Bedienung. Dabei werden die Walzen in so grossem Durchmesser angefertigt, dass sie zwei Galvanos genannter Grösse aufnehmen, man ist also in der Lage, mit nur einer Papierwalze zwei verschiedene Narben prägen zu können. Dio Befestigung der nach dem Umfang der Walze gebogenen Galvanos auf der eisernen Walze erfolgt durch Aufschrauben ihrer vorderen Enden auf eine eiserne Leiste, die genau in eine in die eiserne Walze gehobelte Nuth passt. An jede Stirnseite der Walze wird ein eiserner, über die runde Fläche greifender Ring geschraubt, der das Galvano niederhält, ohne es einzuklemmen, ihm aber seitlich und nach hinten freien Spielraum zur Ausdehnung lässt. Dieses Anschrauben der Ringe nimmt viel Zeit in Anspruch, und das dabei nöthige Andrücken der immerhin kräftigen Kupfer platte an die Oberfläche der Eisenwalze ist sehr schwierig. Josef Heim hat deshalb eine Einrichtung geschaffen, welche diese Schwierigkeit so vollkommen beseitigt, dass eine Person damit die Galvanos in einigen Minuten auf- und abspannen kann. Diese Einrichtung ist in Figg. 1—4 dargestellt und besteht aus: 1. einer Vorrichtung zum Aufspanneu und 2. einer Vorrichtung zum Niederhalten der Metallplatten, Galvanos usw. Das Aufspannen erfolgt, indem man die Galvanos um die Walze w, Fig. 1, vou einem Riemen, Gurt oder dergl. c, der in der Welle d seinen Befestigungs-Punkt hat. umschlungen, herumlegt, und den Gurt oder dergl. c mittels einer auf der genutheten Welle d, Figg. 2 und 3, seitlich beliebig verschiebbaren Sperrvorrichtung anzieht. Diese besteht aus der mit Sperrad versehenen Trommel i, an welcher auch der Gurt c befestigt ist, dem lose auf der Trommel sitzenden Handhebel g mit Sperrklinke k und der Büchse m mit Sperr-Klinke n. Büchse m, die mit der Trommel i auf einer und derselben Welle l sitzt, ist mittels Federkeiles mit der letzteren so verbunden, dass beliebiges seitliches Ver schieben auf derselben möglich ist, während Trommel i lose auf Welle l sitzt. Beim Drehen des Handhebels g nach links wird Trommel i durch Klinke k mitgenommen, der Gurt c hierdurch gespannt und die Bleche, Platten usw. dicht an die Walzen- Oberfläche angeschmiegt. Büchse m und Klinke n verhindern eigenmächtiges Zurückdrehen der Trommel. Hierauf werden zum Zwecke des Niederhaltens der Bleche, Platten usw. die auf dem Zapfen g der Walze w, Fig. 4, befindlichen Scheiben s an die Walze herangeschoben und mittels der Stellschrauben festgeschraubt. Die Ränder dieser Scheiben greifen hierbei seitlich über die Bleche usw. und verhindern Zurückkehren derselben in ihre ursprüngliche Lage. Vorstehende perspektivische Ansicht der Maschine ver gegenwärtigt dem Leser sowohl die Anwendung dieser Apparate au der Maschine als auch die Art und Weise, in welcher die ganze Maschine angeordnet ist. Es liegen uns auf dieser Maschine geprägte Leder-Nach ahmungen auf Papier vor, die nichts zu wünschen übrig lassen. Wasserdichtes thierisch geleimtes Papier Thierischer Leim wird durch Behandlung mit Formaldehyd (CH, in Wasser unlöslich, dieser Stoff wirkt auf Leim gleichsam gerbend. Die Anwendung derart behandelter Gelatine zur Verfertigung photographischer Papiere haben wir in Nr. 93, S. 3027 beschrieben. Die Internationale Verbandstoff-Fabrik Act.-Ges. hat das französische Patent 255769 vom 22. April 1896 für ein Verfahren erhalten, thierisch geleimtes Papier durch Behandlung mit »Formol« wasserdicht zu machen. Ueberdies soll der Ueberzug des so behandelten Papieres 130° C. Temperatur ohne Erweichen aushalten. Der wirksame Bestandtheil des Formol dürfte Formaldehyd sein. Das Verfahren wird in der Patentschrift folgendermaassen erläutert: Man löst auf dem Wasserbad 1 kg weissen Leim in