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Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck * * * *** Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung BSfsrdeite und Berichterstete erhalten angemessene Bezahlung Sachliche mthehangen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft In Hüclisicht auf die anderweite Verfügung über unser Vereins- Ijokal sind wir genöthigt, die regelmässigen Sitzungen in Zukunft stets am 2. und 4. Dienstag des Monats abzuhalten. Demnach kann die nächste Sitzung nicht am 1. Dezember, sondern erst am Dienstag 9. Dezember stattfinden. Die Tagesordnung wird später veröffentlicht werden - Der Vorstand. Ziffern-Tabellen Die meisten Schriftsetzer haben heute ebenso wie früher bei Herstellung von Ziffern-Tabellen folgende Arbeitsweise: Das Manuskript wird vor seiner Vertheilung ausgerechnet und seitenweise abgetheilt; jeder Setzer hat also eine fertige Kolumne abzuliefern; dazu braucht er einen Schriftkasten zum Setzen des Kopfes und vielleicht noch einen zum Setzen der Vorspalten oder der anderen Textspalten, einen Ziffernkasten, Linien, Ausschluss usw. Um zweckmässig arbeiten zu können, braucht er also wenig stens zwei Plätze und, wenn kein Ausschlusskasten in der Nähe ist, allerlei Räume und Behälter als Unterschlupf für das Material. Hier und da bekommt der Setzer Kopf und Textspalten geliefert und kann sich mit einem Ziffernkasten begnügen, aus dem er dann nach fast allgemeinem Gebrauch die Zahlen gleich aufs Schiff setzt, »anschlägt«, wie der Faehausdruck lautet. Die dieser Satzweise anhaftenden Mängel treten von selbst vor Augen, wenn man ihr die gegenüberstellt, die ich in einigen besonders für solche Arbeiten eingerichteten Geschäften vor gefunden habe. Hier richten sich einige Setzer auf Köpfe oder Textspalten, andere auf Ziffernsatz und später einer oder zwei auf Umbrechen (Zusammenstellen) ein. Für den Ziffernsatz wird der Winkelhaken nach der längsten Ziffernzeile gestellt und die Ziffern möglichst ohne Ausschluss (abgesehen von dem zur Unterführung usw. nöthigen), zeilenweise an einander gereiht, z. B.: 20. 5. 96. 3004—3005 26,37 24,25 21,75= 24.05-23 Auf diese Weise braucht jeder Setzer nur das Material sich zu verschaffen, das er zu seiner besonderen Thätigkeit nöthig hat. Der Metteur setzt sich die Zwischenschläge felderweise zusammen und sperrt den Ziffernsatz nach der Textspalte im Ganzen aus, schlägt Linien und Regletten zwischen, hebt den Kopf vor und bindet aus. Diese Arbeitstheilung erspart den Wechsel der Kästen, gewährleistet einheitlichere Uebereinstimmung des Satzes, schnellere und bequemere Arbeit, besonders bei durchschossenem Ziffernsatz, vermeidet das Zerschneiden des Manuskripts und seine Vergleichungen, da das Tenakel beim Setzen benutzt werden kann. Selbst bei wenigen Ziffern-Kolonnen einer kompressen Tabelle benutze ich Winkelhaken und Setzlinie und setze kolonnenweise, letze Zifferstelle zuerst, Signatur nach rechts z. B.: 800-20* wobei es immer noch schneller geht, als wenn jede Ziffer in die Hand gesetzt und einzeln aufs Schiff gehoben wird. Das gleiche Verfahren ist empfehlenswerth, wenn in ein zelnen Ziffernspalten kleinere oder halbfette Ziffern als Aus zeichnungen vorkommen, weil alsdann die erstere Satzweise der .Mischungen wegen zeitraubender sein würde. Auch das Ablegen geht schneller, wenn die Kolonnen (Reihen) quer gestellt werden (mit Signatur nach links), da oft ganze Reihen Punkte, Komma, gleichlautende Zifferstellen und Ausschluss mit wenigen Griffen abgelgt werden können. Die Theilung der Arbeit beim Tabellensatz ist zum Vortheil des Geschäfts wie des Schriftsetzers bei einigermaassen umfang reichen Arbeiten stets zu empfehlen- Rg Neben-Bezeichnungen der Schriften Manche stattliche Buchdruckerei ist aus bescheidenen An fängen hervorgegangen und ihr Schriftreichthum nach und nach entstanden. Die anfangs einzige Brodschriften-Garnitur hat längst die Bezeichnung »alte« erhalten, die später angeschafften sind als »neue«, »ganz neue«, »neueste« bezeichnet worden. Damit sind in der Regel die Neben-Bezeichnungen zu Ende, und die nächsten Brodschriften erhalten die Garniturnummer der Schrift- iesserei oder eine andere Nummer. Dabei ergiebt sich denn eicht, dass diese Nummern-Bezeichnung einfacher und deutlicher ist als die widersinnigen früheren, z. B. »alte moderne fette Fraktur«, »allerneueste Antiqua«. Man sollte also diese alten von der Zeit abhängigen Bezeichnungen abschaffen und sie durch Nummern ersetzen. Bei Neueinrichtung einer Setzerei wird man sicherlich die Nummern-Bezeichnungen vorziehen. Beseitigung alter Schriften In älteren Buchdruckereien enthalten die zugänglichsten Kästen und Plätze oft ausgediente, nur noch sehr selten ver wendbare Schriften und Einfassungen, während Neuanschaffungen an verschiedenen noch verfügbaren Plätzchen verstreut Unter kommen finden. Es mag pietätvoll sein, diesen Dingen den Ehren platz zu belassen, nützlich fürs Geschäft ist es nicht. Kann man sich nicht entschliessen, ausgenutzte Schriften usw. zum Um schmelzen zu geben, so möge man sie aufsetzen, einschlagen und im Schriftschrank aufheben, damit Platz frei wird für das den heutigen Verhältnissen dienende Material. Druckerei der Propaganda Fide Eine der berühmtesten Druckereien ist die des Kollegiums für die Verbreitung des Glaubens (Congregatio de Propaganda Fide) in Rom, die unter der Aufsicht eines Kardinals steht. Das Gebäude der Buchdruckerei wurde von dem berühmten Architekten Bernini begonnen und nach den Plänen von Borromini zu Ende geführt. Äusser einer sehr reichhaltigen Bibliothek, deren grösste literarische Seltenheiten von Kardinal Stephan Borgia geschenkt wurden, besitzt die Propaganda die reichste vielsprachige Druckerei der Welt, wo Bücher und Flugschriften in allen Sprachen und Mundarten gedruckt werden, die auf der Erde gesprochen werden. Die Druckerei wurde 1626 durch Papst Gregor XV. ge gründet und durch Urban VIII. erweitert. Ein Jahr später besass sie schon die nöthigen Buchstaben, um in 26 Sprachen zu drucken. Als Napoleon I. 1811 Papst Pius VII. gefangen nahm und nach Fontainebleau brachte, sperrte er auch die Druckerei der Propaganda und schickte deren Material nach Paris. Drei Jahre später, unter der Regierung Ludwigs XVIII., sandte der Papst einen Kirchenfürsten nach Paris, und dieser bewirkte die Rückgabe der Druckerei. Jedoch war ein grosser Theil des Materials unbrauchbar geworden; dank der grossen Anstrengungen des Papstes Pius VIII. gelang es aber bald, die Druckerei auf ihren früheren blühenden Stand zu bringen. Als Gregor XVI. 1842 die Werkstätte besuchte, konnte man ihm ein Album vorlegen, das in 55 Sprachen gedruckte Arbeiten enthielt, wovon 22 asiatisch, 27 europäisch, 3 amerikanisch und 3 afri kanisch waren. Unter den Werken dieser Anstalt findet sich auch das Vaterunser in 250 Sprachen gedruckt. Lüftung der Arbeitsräume Die Lüftung der Arbeitsräume ist im Winter in vielen Buch druckereien unzulänglich, weil die meisten der darin Beschäftigten übertriebene Furcht vor Zug- und kalter Luft haben. Die Rück sicht auf das Wohlbefinden Aller aber fordert es, dass während der Mittagspause, wenn es die im Raum vorhandene Wärme nur einigermaassen zulässt, einige Fenster geöffnet werden. Das Gleiche muss unter allen Umständen nach Schluss der Arbeits zeit geschehen. Dies empfiehlt sich auch aus einem anderen Grunde. Frische Luft ist nämlich leichter zu erwärmen, als stickige und dumpfe, man spart also Geld, wenn man frische Luft einlässt, und ausserdem erhält man sich gesund.