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PAPIER-ZEITUNG Nr. 95 Ausstellung von Plakaten und Bücherzeichen Den Lichthof des Königlichen Kunstgewerbe-Museums füllt zur Zeit eine reichhaltige Ausstellung moderner Plakate und Plakatentwürfe. Seit einigen Jahren ist man bei uns und im Ausland lebhaft bemüht, das Anschlagwesen künstlerisch zu gestalten und einen eigenen Stil für diese Aufgaben zu schaffen. In Frankreich, England, Amerika, Belgien sind namhafte Künstler in den Dienst der Plakatkunst getreten, die sich auf den dort üblichen grossen Flächen vielseitig entfaltet hat. In Deutschland ist mehr das kleinere Plakat für Ausstellungen und neuerdings auch für Reklamezwecke gepflegt worden. Aus allen diesen künstlerischen Richtungen hat die Bibliothek des Kunstgewerbe- Museums hervorragende Beispiele gesammelt, die jetzt zum erstenmal als geschlossene Gruppe gezeigt werden, nachdem früher nur einzelne Beispiele als Probe der lithographischen Technik ausgestellt waren. Dass es bei uns nicht an Künstlern für das Plakat fehlt, zeigen auch die Entwürfe, die von M. Fischers Kunstverlag und aus der Unterrichtsanstalt des Museums vor geführt sind. Gleichzeitig ist im Lichthof eine anziehende Auswahl alter und neuer Bücherzeichen aus einer 4000 Blatt umfassenden Sammlung, sogenannte Ex-libris, ausgestellt, die der verstorbene Architekt Rudolf Springer der Bibliothek des Kunstgewerbe- Museums hinterlassen hat. Kleine Mittheilungen Das Preisausschreiben von Gieseclce & Devrient in Leipzig und Berlin ergab 300 Entwürfe. Es handelte sich um zwei Wett bewerbe. Ein Plakat war für die Fahrrad- und eines für die Nähmaschinen-Industrie verlangt. Für Fahrrad-Plakate erhielt Riemerschmied in München den 1. Preis von 1000 M., den 2. Preis von 500 M. Zupansky in Prag, den 3. Preis von 300 M. Berchtold in München. Lobende Erwähnung fanden Bollacher in Strassburg, Stölzl in München und Stowell in Rochester U. S. A. Für Nähmaschinen-Plakate wurde kein 1. Preis (1000 M.) ertheilt, an dessen Stelle waren drei weitere dritte Preise ge schaffen. Den 2. Preis von 500 M. erhielt Püttner in München, den 3. Preis (je 300 M.) erlangten Burger in München, Becker in Berlin, Seeck ebenda und Young in St. Albans (England); lobend erwähnt wurden Blume in München und Wulff in Hamburg. Büchertisch Die Technik bei bunten Accidenzen. 90 Seiten 8° in Kalbleder- Umschlag nebst einer bunten Beilage. Otto Fr. W. Krüger (Selbstverlag). Mainz 1896. Laut Vorwort soll dieses Werkchen zunächst Denen nützen, die eine »mangelhafte Lehre genossen haben«, oder sonst in ihrem beruf lichen Können zurückgeblieben sind. Das ist eine allzu grosse Bescheidenheit des Verfassers, denn dadurch verscheucht er sich leicht die grosse Zahl aller Derer, die sich der Lückenhaftigkeit ihres Wissens und Könnens kaum bewusst sind, oder sich und Anderen solche nicht eingestehen mögen. Wir meinen vielmehr, dass ■ es nur sehr wenige Gehilfen im Buchdruckgewerbe giebt, die aus dem Lesen dieses Bücheichens nicht in mehr als einer Hinsicht Vortheü ziehen könnten. Im Tone eines tüchtigen Anführgespans wird hier erklärt, ohne mit vieler Theorie die jungen oder alten Gemüther graulich zu machen; trotzdem ist das Wie und Warum hinreichend begründet. Möge das Werkchen in dem grossen Kreise der noch der praktischen Vervoll kommnung Bedürfenden recht viele Käufer finden, und möchten sich aus der kleinen Zahl der Wenigen, die in ihrem Wissen auf der Höhe des Verfassers und darüber stehen, auch uneigennützige Berather und Helfer bereit zeigen, ihm für die nächste Auflage in den Fällen bei zuspringen, wo seine Ansichten überholt sind, oder wo seine Mittel sich vereinfachen lassen. Zu diesem Zwecke wollen auch wir dem nächst einige Punkte näher beleuchten, und bitten die verehrlichen Leser, sich das Werkchen inzwischen beschaffen zu wollen. Eine interessante Lektüre bleibt es selbst für den Tüchtigsten, und nach dem Durchlesen kann er damit noch Gutes stiften, wenn er es einem Jüngeren überlässt, dem es noch lange Zeit ein Lehrbuch sein wird. Allgemeiner Zolltarif des Russischen Kaiserreiches. Vertrags- Tarif. Von N. von Moerder. Dritte Auflage. St. Petersburg, Otto Kirchner, Kleine Morskaja 14. Leipzig, Fr. Ludw. Herbig. Preis in Kaliko-Band 5 M. Das Buch behandelt auf 321 Oktav-Seiten die Einfuhr zur See, zu Lande und auf Eisenbahnen, die Rücksendung von Einfuhrwaaren, die Verzollung und alles damit Zusammenhängende, die Vorschriften und Gesetze über Waarenlagerung, die Behandlung des Reisenden-Gepäcks, die Bestimmungen über den Postpaket- und Briefverkehr, über die Aus fuhr russischer Waaren, über die Kabotage (Küstenschiffahrt) und die Durchfuhr. Zahlreiche Beilagen ergänzen das Buch, das als werth- voller Behelf Allen, die mit dem grossen Nachbarreich geschäftlichen Verkehr pflögen, empfohlen werden kann. »Dampf , Kalender für Dampfbetrieb. Hand- und Hilfsbuch für alle Dampfanlagen - Besitzer, Fabrikarbeiter, Ingenieure, Techniker, Werkmeister, Montoure, Maschinisten und Heizer. Bearbeitet und herausgegeben von Richard Mittag, Ingenieur und Chefredakteur der Zeitschrift »Dampf«. Zehnter Jahrgang 1897. Mit einer Eisenbahnkarte und 201 Holzschnitten. In Brief taschenform in Leder gut gebunden nebst einer besonders broschirten Beilage 4 M. Verlag von Robert Tessmer in Berlin SW. 12. Der Kalender behandelt auf mehr als 300 Seiten die prak tische Erzeugung und Verwendung von Dampf- und Betriebskraft und giebt eine gedrängte, aber ausführliche Uebersicht über die einzelnen Zweige der Kraftbetriebe; die Kesselarten und ihre Feuerungen, Dampf- und Gasmaschinen, Triebwerke und Fabrikzubehör werden ausführlich erörtert. Die Beilage enthält ebenfalls mehr als 300 Seiten und bietet eine Sammlung wichtiger gewerbegesetzlichen Bekanntmachungen. Verordnungen usw. Ueberall ist die grosse Sorg falt zu erkennen, die Herausgeber und Verleger auf diesen Kalender verwenden, und die ihm zu seinen jetzigen Freunden stets neue zu- führen wird. Trowitzsch's Verbesserter und Alter Kalender für 1897. Druck und Verlag von Troivitzsch & Sohn in Berlin. Das mit 57 Abbildungen geschmückte Oktav - Büchlein ist der 194. und in der neuen Folge der 87. Jahrgang dieses überall beliebten Kalenders. Sein reicher Inhalt und die geschickte Anordnung werden ihm die alten Freunde erhalten und neue erwerben. Eine mit zahl reichen Abbildungen versehene Geschichte der jüngsten Vergangen heit und ein zweifarbiger Wandkalender, beide im Quartformat, werden als besondere Beilagen gegeben. Die Gesetze zum Schutz des gewerblichen Eigenthums. Mit Erläuterungen und einer Einleitung: »Die Entwicklung des gewerblichen Rechtsschutzes in Deutschland«. Von Paul Schmid, Rechtsanwalt zu Berlin. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1897. 387 Grossoktav-Seiten. Preis 7 M. Dieses Werk enthält das Gesetz betreffend das Urheberrecht an Mustern und Modellen, das Gesetz zum Schutz der Waarenzeichen, das Patentgesetz, das Gesetz betreffend den Schutz der Gebrauchsmuster und das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs. Jeder Gesetzes-Paragraph wird ausführlich erläutert und dessen Bedeutung und Anwendung durch Entscheidungen der zuständigen obersten Gerichtsstellen, die bis in die neueste Zeit berücksichtigt sind, klar dargestellt. Für alle Fragen des gewerblichen Rechtsschutzes kann das Buch als guter Rathgeber um so mehr empfohlen werden, als es von allen juristischen Spitzfindigkeiten absieht und in allgemein verständlicher Sprache den Bedürfnissen der Gewerbetreibenden an gepasst ist. Krieg und Sieg 1870/71. Em Gedenkbuch, herausgegeben von l>r. J. von P/lugk - Harttung. Theil II: Kulturgeschichte. 540 Seiten in Format 21 : 29 cm mit über 400 Bildern und vielen Karten. Prachtband mit reicher Goldpressung. Preis 6 M. Verlag von Schall c Grund, Berlin W. Das Werk bildet eine Ergänzung zu dem von demselben Verlag herausgegebenen Jubiläumswerk: Krieg und Sieg 1870/71, das in 56 000 Exemplaren im deutschen Volk verbreitet ist. Behandelte jenes Werk die grossen Waffenthaten, die zur deutschen Einheit führten, so sehen wir im vorliegenden Buch, an dem hervorragende Männer, die zumeist selbst wichtige Stellungen während des Krieges einnahmen, mitgearbeitet haben, die kulturgeschichtliche Seite der Kriegsjahre eingehend und fesselnd geschildert. In den Kapiteln »die Schlacht« und »der Festungskrieg« wird dargestellt, wie sich diese Theile der Kriegführung bei der grossen Zahl der einander gegenüberstehenden Kämpfer und der Vervollkommnung der Feuerwaffen ganz anders ge staltet haben, als in früheren Feldzügen. Unter der Ueberschrift »im Felde« werden in Einzeldarstellungen Bilder aus dem Lagerleben der verschiedenen Waffengattungen vorgeführt. Strategie und Taktik. Sanitätswesen. Verwaltung der eroberten Landestheile, Post und Telegraphie, Eisenbahnen, das Militärwesen in der Heimath während des Krieges, das Munitions-Ersatzwesen und die Feldpoesie werden auf Grund amtlicher Angaben und persönlicher Erinnerungen lichtvoll dargestellt. Wir erhalten Einblick in die Greuel und Schrecknisse des Krieges und lernen jene Männer lieben und verehren, die inmitten des Wüthens der Kriegsfurie die Grundsätze der Menschlichkeit nach Kräften ausübten, Elend und Noth linderten und die Elemente der Ordnung und Gesetzlichkeit in jenes leider nothwendige, weil auf gedrungene Uebel hineinbrachten, das wir Krieg nennen. Die Aus stattung des patriotischen Buches ist durchaus vornehm. Die mit hellgrauem Kaliko überzogene Einbanddecke enthält in der linken oberen Ecke auf rundem Goldgrund ein mit Eichenlaub geschmücktes Initial-K, von dem, wie von der aufgehenden Sonne, goldene Strahlen sich nach allen Richtungen ziehen. Weiter unten stösst der mit der Kaiserkrone geschmückte deutsche Aar die Kaiserkrone vom Haupte des Napoleonischen Adlers. Die Kunstbeilagen und Textbilder, die fast jede Seite schmücken, sind trefflich ausgeführt, Papier und Druck sind vorzüglich, sodass der Preis dieses Werkes im Vergleich zu dem an Inhalt und Ausstattung Gebotenen überaus mässig erscheint..