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Mr 95 PAPIER-ZEITUNG 3105 Die sogenannten altdeutschen Speisekarten auf grobem, ausgefranstem Papier sind mehr als je mode, oft absonderlich bis zur Grenze des Erlaubten, ja oft darüber hinaus. Auf den für Herrendiners bestimmten Speisefolgen sind Billard spielende Damen in rothen oder blauen Pumphosen in ganz unmöglichen Stellungen zu sehen, ferner Tänzerinnen, die als Pfropfen einer Champagnerflasche aufgesetzt sind, Velocipedistinnen, die vom Rad stürzen und noch manches Andere. Ebenso machen die •Erlebnisse auf einem Maskenball«, »Ueberraschungen in der Hochzeitsnacht« u. A. dem leichtlebigen Völkchen der Franzosen stets den grössten Spass; sie sind aber, wie auf dem zierlichen Kästchen, in dem sie verkauft werden, in grossen schwarzen Buchstaben zu lesen ist, »Lieder ohne Worte«, da sie zu be schreiben meist ganz unmöglich ist. In Doppelkarten haben wir noch eine sehr hübsche Art in dickem, grobkörnigem Papier mit zackigem Goldrand. Obenan ist in gutem Steindruck ein grosses Frauenporträt in malerischer, halb moderner, halb antiker Tracht zu sehen. Zuweilen wird diese Verzierung auch durch kleine Schäferscenen, Land schaften usw. in gleicher Ausführung ersetzt. In buntem Druck giebts zierliche Kärtchen zum Aufstellen, von denen das Vorder blatt lichtgrün gefärbt ist und einen Wald oder eine Blätterlaube vorstellen soll. Von diesem geeigneten Hintergründe, der durch ein paar von irgendwoher hereinbrechende Lichtstrahlen noch wirkungsvoll gemacht wird, heben sich die Silhouetten eines Pärchens in der Tracht Louis XV. oder XVI. in silbergestickten reichen Kostümen ab. Mit der Lupe in der Hand, studiren sie eine auf dem Tisch ausgebreitete Miniaturkarte, auf der die Augen gewöhnlicher Sterblicher nur das Wort: »Menu« in grosser schwarzer Schrift unterscheiden können. Das Ver- zeichniss der Speisen auf dem hinteren Blatt ist von hoch herausgeprägten Silber- oder Gold-Arabesken umgeben. Eigen artig erscheinen Speisekarten mit in schwarzen kritzlichen Buchstaben darauf hingezeichneten Knittelreimen, Sinnsprüchen oder humoristischen Anerkennungen bei jedem verzeichneten Gericht. Als hübsche Spielerei können in der Mitte mit einem Gold strich durchgetheilte grosse Speisekarten bezeichnet werden mit den Ueberschriften »Jadis« (Einst) und »Maintenant« (Jetzt). In der ersten Kolonne tragen die Speisen alle eine altfranzösische Benennung in der Orthographie jener Zeit. Zu Künstlerdiners oder grösseren Gesellschaften der »haute socit« werden die Tischkarten immer eigens entworfen und gezeichnet. Besondere Aufmerksamkeit verdient eine Manier, wobei die Karte nur leicht angetuscht und dann mit feinen schwarzen oder farbigen Strichen das Bild ausgeführt wird. Das Hübscheste in dieser Art ist die zu einem kleineren Künstlerdiner bestimmte »Theorie der Entwicklung nach Darwin«. Graue Wolken bedecken die ganze Karte, aus denen sich die verschiedensten Dinge, Thiere und schliesslich der Mensch manchmal in ganz verblüffender, unerwarteter Weise zusammenballen, reichen Stoll zum Lachen bietend. Der Zweck, auf den es bei den neuesten Speisekarten allein abgesehen ist, nämlich die Festtheilnehmer von vornherein in fröhliche Stimmung zu versetzen, wird hier glänzend erreicht. Speisekarten der Berliner Luxuspapier-Fabrik Schuppet Augustin, Berlin, Gitschinerstr. 58. Sieben von dieser Firma heraus- gegebeneMuster (Nrn. 960/61 und 964/69) sind auf feinem, weissem, 105 : 157 mm grossem, länglichem Karton mit abgerundeten Ecken gedruckt. Zwei derselben (960/61) haben schrägen Goldschnitt. Die Verzierung der Karten besteht aus Blumen kränzen oder -Zweigen in zarten hellen Tönen, wobei Hellblau und Hellrosa überwiegen. Wir sehen da einen Kranz von Ver gissmeinnicht und Astern, dort einen aus Rosen und Mai glöckchen, auf beiden deuten ein Paar Täubchen in mehr oder minder zärtlichen Stellungen darauf hin, dass diese Speise- Karten zum Verlobungs- oder Hochzeitsschmaus bestimmt sind. Bei einer Karte ist die linke obere Ecke von mehreren Korn blumen eingenommen, die durch eine blassrosa Schleife zu sammengehalten werden, bei einer anderen, ähnlichen hält eine blassblaue Schleife mehrere mit Blüthen und Knospen beladene Zweige von Heckenrosen fest. Das Wort »Menu« ist in Braun druck in verschiedenen zarten Schriftarten von der Blumenzier umrankt. Nrn. 962 63 sind Klappkarten, 77 :157 cm gross, in ähnlicher Ausführung. Nr. 970 hat Querformat in Visitenkarten- Grösse, und äusser einer Kornblumen-Verzierung in der linken oberen Ecke keinen Aufdruck. Geschmackvolle Wahl der Bilder und Farben und tadelloser lithographischer Farbendruck lassen sich diesen Mustern nachrühmen. Ball- und Kotilion-Artikel von N. L. Christensen, Kaiserl. und Königl. Hoflieferant in Erfurt. Die neu erschienene Preisliste dieser Firma enthält 212 reich illustrirte Gross-Oktav-Seiten in geschmackvollem Umschlag. Zahlreiche Neuheiten für Polonaise- und Kotillon-Figuren, Knallbonbons und Kotillon-Orden in ab wechslungsvollen Ausstattungen, Ordens-Ständer, Komitee- Schleifen, Tanz- und Tischkarten, scherzhafte Musik-Instrumente, allerlei Papier-Kostüme, Kopfbedeckungen, Masken, Scherz- und Jux-Artikel bilden neben allerlei Erzeugnissen der Druck- Industrie den Inhalt des Preisbuches, auch Sämereien und Alles, was auf die Blumenzucht Bezug hat, wird von der Firma ge führt, was bei einem Erfurter Haus nicht Wunder nimmt. Briefbeschwerer. D. R. G. M. 64879 von C. Heerde, Breslau, Gartenstr. 42. Dieser Briefbeschwerer besteht aus einem 90 bis 100 mm langen Stück sauber vernickelter Kleinbahn-Schiene von etwa 65 mm Höhe. Ä. Chorus & Co. Berlin SO. Köpnickerstr. 145. [82076 Zu haben in allen Schreibwaaren- handlungen. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, die Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen. Kotillon-Artikel und Papierlaternen von Arno Kröber, Dresden-N. Die durch einen Nachtrag ergänzte illustrirte Preisliste dieser Firma für 1896—97 zeigt grossen Reichthum an Papierlaternen, Patent-Klapplaternen, Luftballons, humoristischen Musik-In strumenten, Drachen, Kopfbedeckungen für Herren und Damen und hundert andere Sachen, die zur Veranstaltung von Kotillon- Touren und Gesellschafts-Spielen unentbehrlich sind. Imperial-Marmor-Papier von A. Nees & Co., Buntpapierfabrik, Aschaffenburg. Die Firma hat sich eine Reihe von Mustern ge setzlich schützen lassen, die sie unter dem Namen »Imperial- Marmor« zusammenfasst und als Sorte 133 ihrer Erzeugnisse aufführt. Das Musterbuch enthält 16 verschiedene Ausführungen, die naturgetreue Zeichnung und Farbengebung aufweisen. Die Zeichner und Koloristen der Firma haben es verstanden, von der Schablone abweichende Wirkungen zu erzielen, indem sie sich den geschliffenen bunten Marmor zum Vorbild nahmen und diesen treu nachbildeten. Lichtpauspapiere und Leinen Neue und verbesserte Braun- Blitz-Lichtpauspapiere Vervielfältigung auch direct von Zeichenpapier-Originalen. Copien Pos. und Neg. in 3 Arten: rein weissen Linien auf tief braunem Grunde, tiefbraunen „ „ rein weissem „ tiefblauen „ „ „ „ „ Scheltorirende Positivlichtpauspapiere (Gailuseisenpapiere) mit und ohne Säurebad. Direct Copien mit glänzend schwarzen Linien auf rein weissem Grunde. Schuellcnpiremde Negativlichtpauspapiere (Blausaure Eisenpapiere). Direct Copien mit blendend weissen Linien auf tiefbrillantblauem Grunde. 206 Sämmtliche Arten in allen Bedürfnissen entsprechenden Qualitäten, Dicken und Breiten. Lieferung an Wiederverkäufer unter Garantie für vorzüglichste Qualität und Haltbarkeit, ev. auch für Export. 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