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PAPIER-ZEITUNG 3030 Nr. 93 umtollt und mit Bandschleifen verziert. Bin mit grüner Seide bezogener Karton hat die Form eines Wappens. Weisse und grüne Gaze-Rüschen nebst entsprechenden Band-Oesen hüllen das Bildchen harmonisch ein. Eine aufstellbare Wandtasche in Fächerform besteht aus plissirter weisser Marcelline, daran schliesst sich ein Ansatzbörtchen aus blassblauer Chenille und eine Spitzen-Rüsche über einem Transparent von hellblauer Gaze. Die Mittelfläche des Fächers deckt ein mit Bandschleifen befestigter Vergissmeinnicht-Zweig. Zuweilen sind die weissen Gaze-Rüschen mit farbiger Gaze unterlegt und an hervortretenden Stellen mit künstlichen Blumen verziert. Da der ganze Ausputz aber stets harmonisch zu den Farben des Bildes gewählt ist, linden wir unter den konfektionirten Karten schöne, künstlerisch ausgeführte .Geschenk-Artikel. Ihre feine Farben-Zusammen stellung berührt angenehm neben dem grellen Himmelblau und Rosenroth, mit dem viele Buntdruckkarten im Allgemeinen - hauptsächlich die verstellbaren Karten - bis zur Geschmack losigkeit überladen sind. Die konfektionirten Karten für grüne und Silberhochzeit erfreuen sich reger Nachfrage. Mit Hilfe von weissem Marcelline, Bandschleifen, grünen und silbernen Myrthenkränzen werden auch hier recht ansprechende Muster zusammengestellt. Man sieht einen schräg gestellten Rahmen mit Myrthenzweig auf reicher Stoff-Draperie. Aufstellbare Anker, Rahmen, Hufeisen, Kissen und Taschen — zuweilen die Grösse eines Wandbildes erreichend — sind in ähnlicher Weise angeordnet. Otto Schäfer & Scheibe stellen äusser den beschriebenen Artikeln auch Tisch-, Speise- und Einladungskarten, Buntdruck- Bilder, Reliefs, Heiligenbilder, Lesezeichen, Plakate usw. her. Von den diesjährigen Neuheiten der Firma in diesen Er zeugnissen sei zunächst eine dreitheilige Karte mit eingesetzten Gaze-Platten erwähnt. Während die Gaze-Flächen rechts und links mit einem fein stilisirten Blumenmuster bedruckt sind, ist die mittlere Fläche glatt und so eingerichtet, dass eine Photographie hineingeschoben werden kann. Nach Art der Katzentreppen (mit Abreiss-Kalender) sehen wir eine ganze Vogelfamilie zwischen Blumenranken auf den zwölf Treppen stufen herumkrabbeln. Auf einer anderen Treppe sitzen Hasen, Kaninchen, Eichhörnchen, Katzen und Mäuse, kurz, die halbe Arche Noah friedfertig bei einander. Es fehlt nicht an Neuheiten in sinnigen »Schweinekarten« mit ebenso sinnigen Inschriften, denn diese Karten sind nach wie vor dank- und gangbare Artikel. Einmal ist das edle Thier als Spiessbürger mit Zipfelmütze dargestellt, ein anderes Mal mit Grossmutters Brille und Schlafhaube, ein drittes Mal blinzelt es so keck als irgend möglich unter einer blauen Jockey- Mütze hervor. Wohin sein zierlicher Fuss tritt, da platzen die Geldsäcke und da rollen die Zwanzig-Markstücke, dass Einem ordentlich schwer ums Herz wird. Acht Dickhäuter mit un beschreiblich komischen Gesichtern geben sich auf einer humoristischen Klappkarte ein Stelldichein: »Schwein braucht der Mensch in seinem Leben, »viel Schwein« ist aber besser noch — —«. Wir sparen uns den Schluss der Verse, der ebenso geistreich wie der Anfang ist. Aber der Geist thut bei den Schweinekarten nichts zur Sache. Soll doch gerade durch sie bewiesen werden, dass derjenige die schönsten Tausend- Markscheine haben kann, der weder an allzu grosser Denkkraft noch an allzu grosser Arbeitslust leidet. Probenschau Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, die Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen. Lichtschirm, D. R. G. M. 38817 von H.Gautenberg, Berlin,'Greifs walderstrasse 214. Eine 7 cm breite und 21 cm lange, grüne, durchsichtige Gelatine-Folie hat einen 11/2 cm breiten Pappe- Rahmen, der mit schwarzem Glanzpapier bezogen ist, und ab geschrägte versilberte Kanten und Eckzier in Silberprägung aufweist. In den vier Ecken befinden sich Oesen, und durch das obere Paar derselben ist ein 70 cm langes Metallkettchen gezogen, mittels dessen man den Schirm passend befestigt. Pongs’ Federn, D. R.G. M. von Emil Pongs in M.-Gladbach. Zwei länglich rechteckige Streifen von vernickeltem Stahlblech sind an einem Ende flach zusammengelöthet und am anderen Ende so gebogen, dass sie eine Raute bilden. Die Vorderseiten der gebogenen Streifen sind geschlitzt, und in dem Schlitz ist ein flach gebogener Blechstreifen befestigt, der über die Schenkel I der Raute beiderseits vorragt. Das zusammengelöthete, hintere Ende der Feder wird in den Schlitz eines geeigneten Feder halters gesteckt und verleiht der Feder die zum Schreiben nöthige Biegsamkeit. Eine Flasche mit Gummi-Stöpsel, durch den ein zungenförmiger Metallblechstreifen gesteckt wird, enthält die Tinte, Tusche oder Farblösung. Dieser Streifen taucht be liebig tief in die Farbe, und die daran hängende Flüssigkeit wird in den oben erwähnten flach gebogenen, als Behälter dienenden Blechstreifen der Feder übertragen. Die Farbe oder Tinte fliesst aus diesen Behältern gleichmässig der breiten Schreib- kante zu, die in allen für Rundschrift üblichen Breiten her gestellt wird. Diese Federn sind auch mit zwei oder drei Be hältern und ebensoviel besonderen Schreibkanten erhältlich, wodurch es möglich wird, mit einer Feder auf einen Zug zwei- oder mehrfarbige Zierschriften in allen Grössen hervorzubringen. Ein von dieser Firma herausgegebenes Vorlagenheft, das mit diesen Federn hergestellte Schriftproben enthält, besprechen wir in dieser Nummer unter »Büchertisch«. Im Reiche der Musen ist der Titel eines vornehm ausge statteten, in untenstehenden Abbildungen dargestellten Wand kalenders für 1897 der Kunstanstalt von B. Schwenke in Königstein (Sachsen). Die Musen der Dichtkunst, der Malerei und der Musik erfreuen auf zwölf Monatsblättern Herz und Sinn des Beschauers. Jedes Blatt enthält ein hübsches Klavierstück des Tonsetzers Carl Bohm und ein anmuthiges Bild, wozu die beliebte Malerin Margarete Simrock-Michael die Originale ge schaffen hat. Sinnige Worte deutscher Dichter verbinden diese schönen Darbietungen. Die technische Ausstattung der etwa 26 : 39 cm grossen, mit gezacktem Rande versehenen Blätter passt in ihrer sauberen Durchführung recht gut zu der ge schickten Erfindung. Die in lithographischer Aquarellmanier ausgeführten Bilder, der saubere Druck der Musiknoten, des Kalendariums und der Seiteneinfassungen verdienen Anerkennung, besonders zu loben ist der in zarten Farben gehaltene Druck. Wir glauben, dass dieser prächtige, zum Aufhängen eingerichtete Jahresbote, dessen einzelne Blätter durch blaue, mit Schleifen verzierte Seidenbänder zusammengehalten werden, Manchem als Weihnachtsgeschenk eine rechte Freude bereiten wird. Lang’ ist’s her, Entschuldigungsbriefe für alle möglichen und unmöglichen Fälle von F. G. Mylius in Leipzig. 25 Briefbogen aus trefflichem weissem Papier, 141/2 : 151/2 cm gross und ebenso viele längliche Briefumschläge füllen eine hübsch und ge schmackvoll verzierte Kassette, die äusser obiger Aufschrift auch das Motto trägt: Lang’ ist’s her, dass ich Dir schrieb, Hast Du trotzdem mich noch lieb? Poetische Zweizeiler ähn lichen Inhalts in 24 Abänderungen, die die verschiedensten Entschuldigungen und Ausflüchte für verspätetes Briefschreiben enthalten, aber alle mit den Worten »Lang’ ist’s her« beginnen, stehen an der Spitze der Briefbogen, von flott gezeichnetem Figurenwerk umrahmt. Leuten, die ihre Briefschreibe-Pflichten gern kurz erledigen und die übliche Entschuldigung, wie Zeit mangel usw. ersparen wollen, wird diese Kassette recht will kommen sein. Aehnlichem Zweck dient eine in geschickt entworfenem Umschlag vereinigte Sammlung von zehn Postkarten, die ebenfalls Verslein mit »Lang’ ist’s her« aufweisen. Die in Entwurf, Druck und Farbengebung vortrefflich ausgeführten Umschlagsbilder und Briefköpfe verdienen Anerkennung.