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Nr. 80 PAPIER-ZEITUNG 2585 Berliner Gewerbe-Ausstellung begonnen, die in ihrer äusseren I Gestalt, in der Anordnung der Gebäude usw. einer deutschen 1 nationalen Ausstellung würdig sei und in einzelnen Zügen | selbst für eine Weltausstellung genügt hätte. Ob es Zufall war, dass die anderen Ausstellungen in demselben Jahre abgehalten wurden wie die Berliner, lasse sich nicht entscheiden, tief be dauerlich sei es jedenfalls, dass die grossen Anstrengungen, die die deutsche Industrie für all diese Ausstellungen gemacht habe, so verzettelt worden seien, sie hätten einem höheren Zwecke dienen können. Es sei zu verwundern, dass die Ministerien in Berlin sich an der Ausstellung nicht betheiligt hätten. Grossartig wirke in Berlin die Anlage vor dem Haupt gebäude, hier zeige sich der grosse Zug, in dem das Ganze ge plant war. Auffallend sei anderen Ausstellungen, zumal Nürn berg, gegenüber der Mangel au dekorativer und ornamentaler Aus schmückung im Hauptgebäude; eine kurze Strecke unserer Friedrichstrasse mit ihren Bierpalästen zeige davon mehr als die Ausstellung. Berlin hat zuviel Nebensächliches, Alt-Berlin, Kairo usw. zögen die Besucher zu sehr von den Ausstellungs- Gegenständen ab. Aus den in gleichem Maassstabe gezeichneten Plänen der verschiedenen Ausstellungen sei zu ersehen, dass Berlin für seine Industrie an Gebäudekomplexen noch einmal soviel Raum auf gewendet habe als die ganz Bayern umfassende Nürnberger Ausstellung. Auch dort habe man das Hauptgebäude an das Ende geschoben, davor die prächtige Gartenbauausstellung angeordnet, die bei uns fast verloren gehe; an der ganzen langen Hauptfront ziehen sich in Nürnberg Kolonnaden hin, die es ermöglichen, von jeder Stelle aus in das Gebäude ein- zutreten. Die Nürnberger Ausstellung sei in Provinzen ge- theilt; dabei ermüde es, dass man in jeder Provinz, die in einem abgetheilten Raume untergebracht ist, immer wieder dasselbe in anderer Form der Vorführung sehe. Bewunderns- werth sei der monumentale Eindruck, den das Hauptgebäude dadurch hervorrufe, dass die Hauptaxe ganz frei gelassen sei und die einzelnen Provinzial-Ausstellungen seitwärts unter gebracht seien, die Hauptaxe ist mit Blattpflanzengruppen prächtig geschmückt; ausserdem ist in dekorativer Weise sehr viel geschehen, jede Provinz habe ihrer Eigenart ent sprechende Embleme und bildliche Darstellungen kunstvoll aus- geführt zur Dekoration verwendet. Ebenso eigenthümlich hätten die einzelnen Ministerien ihre Thätigkeit durch bildliche Dar stellungen veranschaulicht; man habe tabellarische Aufstellungen, wie sie von unseren Behörden ausschliesslich bei Ausstellungen benutzt worden seien, nur in ganz geringem Maasse neben sächlich angebracht, im Uebrigen aber durch künstlerisch aus geführte Bilder grosse Wirkungen erzielt. Befremdlich sei es, dass das Kunstgewerbe Münchens auf der Nürnberger Aus stellung fast ganz fehle. Die Ausstellung in Budapest sei räumlich und mit Baulich keiten verschwenderisch ausgestattet, es seien allein 200 Gebäude vorhanden; hier habe der Staat aber auch etwa 5000000 M. zu- geschossen, alle Verhältnisse gingen ins Riesenhafte, nur sei es bedauerlich, dass man so wenigen Menschen in der Aus stellung begegne, die geringe Besucherzahl verliere sich in dem grossen Raume zu sehr. Auch dort sei, wie bei allen anderen Ausstellungen, eine »alte Stadt«, Altofen, aufgebaut, dort herrsche von abends 9 Uhr ab ein so tolles Treiben, dass »Alt-Berlin« dagegen als ein Idyll erscheine. Genf habe mit schwierigen Terrainverhältnissen zu kämpfen gehabt, die dortige Ausstellung sei von belebten Strassen und einem Fluss, der Arve, mehrmals durchschnitten, das sei sehr störend und es hätten viele Ueberbrückungen stattfinden müssen. In seiner Eigenart vortrefflich wirke das Schweizerdorf, dort sehe man ländliche Wohnhäuser aller Kantone, von den ein fachsten, pfahlbauartigen, bis zu den modernsten zusammen gestellt. Auf den verschiedenen diesjährigen Ausstellungen wieder hole sich Vieles, historische alte Stadttheile, bunt zusammen gewürfelte Dörfer, Fesselballone und andere Sehenswürdig keiten. Hätte man die ganze auf die deutschen Ausstellungen verwendete Kraft und Arbeit auf eine Ausstellung verwendet, so wäre mit viel geringeren Kosten Grossartiges geleistet worden! An den Industriellen sei es, dafür zu sorgen, dass die Industrie Ruhe gewinne zur Sammlung und dass sie nicht von Ausstellung zu Ausstellung gezerrt wird, sondern sich nur an wohl organi- sirten Ausstellungen betheilige, die lange Zeit vorher geplant und eingeleitet werden. Kleine Mittheilungen Fachklasse für Typographen. Ein gemeinsamer Besuch der graphischen Ausstellung in der Reichsdruckerei bildete den Abschluss des Sommerhalbjahres. Etwa 40 Schüler mit ihren Lehrern, den Herren Jahn, Kulbe und Sutterlin, fanden sich zu diesem Zwecke am 27. v. M. in den vornehm ausgestatteten und mit hervorragenden buchgewerblichen Arbeiten gefüllten Sammlungssälen der Reichsdruckerei ein, wo ihnen von einigen Beamten die erforderlichen Erklärungen gegeben wurden. Die Besucher verweilten länger als eine Stunde und betrachteten mit regem Interesse die ausliegenden Schätze. Besonders die auf die Werthpapierherstellung bezüglichen Entwürfe, Platten usw. und die zum Nachweis von Fälschungen gefertigten Photo gramme sowie die Kunsteinbände und die zahlreichen Nach bildungen von Wiegendrucken, Kupferstichen und Holzschnitten alter Meister fanden allgemeine Bewunderung. Tarif-Amt der deutschen Buchdrucker. Die in den letzten Tagen in Berlin geführten Verhandlungen des Tarif-Ausschusses haben zu dem Beschluss geführt, dass das Tarif-Amt zunächst für die Dauer eines Jahres seinen Sitz in Berlin hat. Verein Berliner Buchdrucker und Schriftgiesser (Deutscher Buch drucker-Verband). Bei der in den letzten Tagen vollzogenen Urwahl wurde der frühere Vorstand, der wegen eines seine Ausschliessungs-Maassnahmen missbilligenden Beschlusses vom Amte zurückgetreten war, wieder gewählt und hierdurch Fort bestand und friedliche Weiterentwickelung der Tarif-Gemein schaft auch für Berlin gesichert. Alte unleserlich gewordene Handschriften wieder lesbar zu machen. Das Archiv der Stadt Breslau ersuchte das dortige chemische Untersuchungs-Amt, ein Verfahren anzugeben, um eine Anzahl neu aufgefundener Handschriften aus dem 16. Jahr hundert, die durch Nässe usw. zum Theil unleserlich geworden waren, wieder lesbar zu machen. Wie die Deutsche Buch drucker-Zeitung mittheilt, zeigten die angestellten Versuche, dass die Schriftstücke mit Eisengallustinte beschrieben waren, und dass die nicht mehr lesbaren Theile durch Bepinseln mit einer 1procentigen Lösung von Gerbsäure in 60procentigem Alkohol schon ziemlich hervortraten. Beim Betupfen mit Schwefelammonium erschienen die Schriftzüge in voller Deut lichkeit. Die Zahl deutscher Zeitungen in den Vereinigten Staaten Amerikas beträgt 802, darauf folgen 118 skandinavische, 50 französische, 39 spanische, 27 böhmische, 18 polnische, 10 holländische, 7 hebräische, 5 wälsche (Sprache von Wales in England), je 2finnische, irische, isländische, chinesische, lithauische, russische, je eine romanische, portugiesische, slavonische, armenische, ungarische, Cherokee-, Creek- und griechische Zeitungen. Büchertisch Jugendschriften der Verlagsbuchhandlung Julius Bagd in Mülhcim-Buhr. Schon seit einer Reihe von Jahren bringt diese Verlagshandlung Jugendschriften auf den Weihnachtsmarkt, die mit gediegenem Inhalt gute Ausstattung und billigen Preis verbinden. Auch die diesjährigen zehn neuen Erscheinungen bestätigen dieses ürtheil. Die einfachsten derselben sind: Nr.6076, Aus der Märchenwelt. Nr. 6077, Neue Märchen von Rob. Keil. Nr. 6078, Wunderschöne kleine Geschichten und Märchen von Clara Ernst. Nr. 6079, Die Zwergenschmiede und andere hübsche Märchen. Nr. 6080, Märchen, Geschichtchen und Liedchen, Jedes dieser hübschen Bändchen umfasst 80 Druckseiten mit zwei guten Bildern und ist in Farbendruck-Umschlag gebunden. Der Preis von 60 Pf. ist sehr billig zu nennen. An diese reihen sich folgende drei Bändchen: Nr. 6081 Für Dämmerstunden. Schöne Geschichten und Märchen von F. Graser. Nr. 6082, Knospen und Blüthen für junge Mädchen. Erzäh lungen und Märchen. Nr. 6088, Märchenlust für Knaben und Mädchen von H. Braun, K. Zastrow u. A, Diese Bände umfassen 112 Oktav-Druckseiten, haben gutes Papier, drei feine Farbendruckbilder nach Aquarellen von G. Franz, einen schönen Einband mit Umschlagbild, rothen Leinwandrücken und Titel in Goldpressung; ein Band kostet 1 M. 20 Pf. Recht statt liche Gross-Oktav-Bände sind: Nr. 6084, Die jungen deutschen Aus wanderer in Australien und Nr. 6085, Abenteuer und Erlebnisse eines jungen Deutschen in Kanada, beides anziehende, frisch geschriebene Erzählungen aus der fernen Welt für Knaben von 12—15 Jahren von Dr. Karl Müller, dem Verfasser von: Die jungen Elephantenjäger. Die Bände umfassen 128 Druckseiten mit vier sehr hübschen Farben drucken, ausgeführt nach Aquarellen von G. Franz, und sind ebenso geschmackvoll wie dauerhaft gebunden mit rothem Leinenrücken und Titel in Goldpressung.