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2582 PAPIER-ZEITUNG Nr. 80 Sehr hübsch macht sich ein glattes, perlgraues Papier, dessen Austattung einfach aber künstlerisch schön ist, und das für Herren in breiten und hohen, für Damen in schmalen, ziemlich langen Bogen und Umschlägen gefertigt wird. Der Umschlag schliesst gewöhnlich schräg und trägt die Verzierung in der linken unteren Ecke, während die des Bogens in der Mitte erscheint. Die Ausstattung besteht hier in einem Medaillon, das im Empire-Stil gehalten, erhaben geprägt ist, und aus dem ein lieblicher Frauenkopf in Mezzotinto-Druck oder Sepia- Zeichnung herausschaut. Da sehen wir so manches bekannte Bild aus italienischen, deutschen, französischen und Londoner Museen, und stets sind die Zeichnungen in vollendeter Weise ausgeführt. Dem hellfarbigen Briefpapier ist das sogenannte Sammet-Papier ein gefährlicher Nebenbuhler, und zwar haupt sächlich seiner glatten Oberfläche und seiner hervorragend während der vielgereiste Sohn Albions Szenen aus Italien, Frankreich und anderen Ländern grössere Beachtung schenkt, Eine Briefpapier- Verzierung besteht in einer breiten, aus Pferde- Hufen sieh zusammensetzenden Borte, die sich in erhabener Prägung bei manchen Bogen nur um die obere und untere Kante der ersten Seite zieht, bei anderen um alle vier. Der 1 Jmschlag schliesst schräg, und der Schlusskante entlang läuft stets die erwähnte Einfassung. Anderes Sportpapier weist Cricket- oder Lawn Tennis-Schlegel, oder winzige Zweiräder auf. die in zarten Farben über die Papierfläche zerstreut sind. Für die von den Gigerln bevorzugte Schmetterlingsforni benutzt man ein Papier, das etwas an japanisches Papier er- | innert, jedoch nicht dünn ist, und auf dem es sich leicht schreiben lässt, denn wie könnten unsere Mode-Bengel sonst I ihre mächtigen, kerzengeraden fin de siecle-Krakel zu stände Für Inserate unB andere Anzeigen überhaupt für jede beliebige frt von Reklame-Drucksachen, wie Buchhänöler-fnkündigungen, feine plakate, Prospekte, Katalogecken usw. qiebt es nichts Besseres jedenfalls keine Schrift, die auffälliger und für schwarzen oder farbigen Druck mehr geeignet wäre, auch keine, von der man bei ähnlicher Bildwirkung mehr Juchstaben in eine Zeile bekäme, als unsere neue Carola-Grotesk in den Graden Cicero bis 8 Cicero. Um Unterstreichungen wie oben zu ermöglichen, wirö die Schrift von XI. Missal an auf doppelten Kegel geliefert. Mlessinglinienfabrik h. Jertholö, Berlin Schriftgiesserei, schönen Farben wegen. Der Bogen ist an seinen Ecken abgerundet und ebenso auch der Umschlag, im Uebrigen macht man das Format nicht allzu hoch, aber ziemlich breit. Das Sammet-Briefpapier weist gewöhnlich keine Verzierung auf, nur in Ausnahmefällen wird in der linken Ecke ein kleines goldenes oder silbernes, erhaben geprägtes Siegel mit dem Wappen der Besitzerin angebracht. Auch in dreieckigem und herzförmigem Formate sind Bogen und Umschläge dieser Art zu sehen, und als Farben hat man da ein ätherisches La France- Rosa und grelles Maisgelb gewählt, während das abgerundete Briefpapier vornehmlich in Dunkelroth, gesättigtem Grün, dunklem Heliotrop und prächtigem Pompejiroth gezeigt wird. Den sportlustigen Töchtern und Söhnen Albions sind alle Zeichen ihrer verschiedenen Sports besonders beliebte Vorlagen für die Ausstattung der Briefschaften. Hier kommt hauptsäch lich das Büttenpapier in Betracht, es wird zu breiten, hohen Briefbogen und ähnlich geformten Umschlägen verarbeitet. Da giebt es Ruder-, Reit-, Cricket-, Lawn Tennis-, Radfahr-Brief papier, und dem humoristischen Sinn des Engländers behagen da zumeist komische Sportseenen. Ganz allerliebst machen sich auf dem rauhen Büttenpapier Marinebilder in Mezzotinto, die neuerdings die erste Briefseite fast ganz bedecken. Der vater landsstolze Brite bevorzugt liebliche Ansichten der Themse-Ufer, bringen? Als einzige Ausstattung kommt in die linke Ecke des Bogens und Umschlages ein Riesenmonocle mit dicker Schnur in erhabener Prägung. Erwähntes Papier zu besitzen und zu gebrauchen, gehört für diese Gesellschaftsklasse zum guten Ton. Sehr hübsch ist das sogenannte sammetne Krokodil- Leder-Papier. Es wird in zwei Farben gefertigt, und zwar in einem rosa angehauchten Perlgrau und in einem röthlichen, ziemlich grellen Grün. Briefbogen und Umschlag' sind hier nicht allzu gross, und letzterer schliesst gerade. Als einzige Verzierung dienen gewöhnlich die Anfangsbuchstaben des Vor- und Familiennamens in erhabener goldener, silberner oder schwarzer Prägung. Für Herren ist das »Schachbrettbrief- Papier« geschaffen worden. Dieses ist ein lederartiges Papier, und die Würfel sind in Loh- und Dunkelbraun gehalten. Ober- und Unterkante der ersten Seite weisen winzige Schachfiguren auf den Quadraten auf, und um die gerade Schlusskante des Umschlages zieht sich eine Bauern-Bordüre. Dieses Papier erfreut sich grosser Bevorzugung seitens »fashionabler« Herren. Das marmorirte, cremefarbige Briefpapier ist in letzter Zeit wieder mehr in Aufnahme gekommen. Bogen und Umschläge daraus sind breit und hoch, und die Ausstattung stellt sieh aus Adresse. Wappen und Wahlspruch in goldener oder buntfarbiger Prägung zusammen.