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Nr. 80 PAPIER-ZEITUNG 2581 Auch die. anderen Versuche zeigen, soweit Zwischenver- suche vorliegen, übereinstimmend, dass mit zunehmendem Pressdrucke nach dem Knittern die Festigkeit stets ab-, die Bruchdehnung bis zu einem gewissen Grade zunimmt und dann ebenfalls fällt, aber manchmal dicht vor dem Reissdrueke noch grösser ist als im ungeknitterten Zustande. Die Knitterbarkeit jeder Papiersorte hörte ferner immer bei demselben Pressdrucke, dem Reissdrucke, auf, weshalb dieser, und zwar der für die schwächste Streifenart, entweder der Längs- oder Querstreifen, zur Charakterisirung der Knitterbarkeit gewählt wurde. In Tabelle V sind die Papiersorten nach gleichem amtlich ermitteltem Widerstande gegen Zerknittern zusammengestellt, und in der dritten Horizontalrubrik ist der Reissdruck für die selben hinzugefügt, der sich bei 45 pCt. relativer Luftfeuchtig keit ergab. Wenn möglichste Annäherung an die Abstufungen der Charlottenburger Handknitterung versucht wird, so könnenfürdie mechanische Knitterbarkeit der Papiere Grenzwerthe aufgestellt werden, wie sie Tabelle VI zeigt. Alsdann würden sich für die untersuchten 17 Papiersorten die in Tabelle VII angegebenen Stufen für die Widerstände yegen Zerknittern (oder für die Knitterbarkeit) ergeben. Hiernach ist die Rubrik 10 in der Tabelle III ausgefüllt worden. Es sind also, wie von vornherein anzunehmen war, Differenzen vorhanden, und zwar bei fünf Papiersorten solche von zwei Stufen, bei vier Sorten solche von einem Grad, während bei acht Sorten die Ergebnisse beider Methoden über einstimmen. Wir werden später sehen, dass die Handknitterung, von verschiedenen Personen ausgeführt, sehr viel grössere Unterschiede ergiebt. Wenn man das Charlottenburger Schema (Tabelle II) für Be stimmung der Festigkeitsklassen beibehält, für welche ich lieber den Namen Haltbarkeitsklassen vorschlagen möchte, da man unter Festigkeitsklassen die Klassifikation nach der absoluten Festig keit (Reisslänge) verstehen sollte, während Haltbarkeitsklassen alle drei Momente, Reisslänge, Bruchdehnung und Widerstands grad gegen Zerknittern umfassen würden, so würden bei An wendung der mechanischen Knitterung an Stelle der Hand- knitterung die Abstufungen dieselben bleiben, jedoch die Be deutung der Widerstandsstufen gegen Zerknittern charakterisirt sein bei 45 pCt. relativer Luftfeuchtigkeit durch die in der Tabelle VI angegebenen Druckgrenzen. Ob es sich nun etwa empfiehlt, die Haltbarkeitsklassen noch zu vermehren, bleibe weiteren Prüfungen vorbehalten. Wir werden weiterhin sehen, wie die bereits im Voraus in Tabelle I mitgetheilten Abstufungen für die Knitterbarkeit der Papiere zur Klassifikation derselben benutzt werden könnten. Auf die 17 vorgeführten Papiersorten bezieht sich auch Tabelle VIII, in welcher dieselben von verschiedenen Ge sichtspunkten aus in eine entsprechende Haltbarkeitsklasse gebracht wurden, um zu sehen, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren haben, d. h. ob es zulässig sei, etwa allein nach dem Widerstande gegen das mechanische Zerknittern die Klassi fikation zu bewirken.' Die Qualitätsbeurtheilung nach den Ergebnissen der mecha nischen Knitterung allein giebt gegenüber der Berliner Klassi fikation eine Einreihung in acht Fällen in dieselbe Klasse, in vier Fällen um eine Klasse höher, in zwei Fällen um zwei Klassen höher, in einem Falle um eine Klasse niedriger und in zwei Fällen um zwei Klassen niedriger. In der Mehrzahl werden also die Papiere in höhere Güteklassen gereiht. Schluss folgt. * In No. 75, Seite 2419, Spalte 2 ist der Satz: »Die Längs streifen dieses Papieres bis . . . zeigten«, zu streichen. Winke für Papierhändler Die lange, geschäftslose Sommerzeit ist vorüber. Papier- und Kurzwaarenhändler in Badeorten und Touristen-Stationen haben gute Geschäfte gemacht, aber die Kaufleute in den Städten erwarteten um so sehnsüchtiger den Eintritt des Herbstes, der wieder Leben ins Geschäft bringt. Mancher murrt über die Länge der Sommerpause, wo die Unkosten unvermindert bestehen, während das Geschäft fast Null ist; dagegen lässt sich aber nicht ankämpfen. Viele strebsame Papierhändler erweitern die Zahl der von ihnen geführten Waaren, indem sie Phantasiewaaren aller Art zum Verkauf bringen. In Amerika und neuestens auch in England gehen sie noch einen Schritt weiter und beschäftigen sich auch mit dem Verkauf oder Vermiethen von Fahrrädern. So verleihen Papierhandlungen in englischen Seebädern Fahr räder für 6 M. den Tag oder 1 M. die Stunde und erzielen dabei einen schönen Gewinn. Alle, die sich mit dem Fahrrad handel befassen wollen, sollten es vermeiden, grössere Vorräthe anzuschaffen, da sehr wahrscheinlich die Fahrradpreise in nächster Zeit beträchtlich sinken werden. Amerikanische Fahr räder vorzüglichster Art überschwemmen den europäischen Markt, da in Amerika fast Jeder schon seinen »bike« hat, und die vielen Fabriken neue Absatzgebiete suchen müssen. Die Zeit, wo die Fahrradwerke glänzende Geschäfte gemacht haben, scheint vorüber zu sein, und die vielen im letzten Jahre ge gründeten Fahrrad-Aktiengesellschaften werden mit dem amerika nischen Wettbewerb hart zu kämpfen haben. Viele Papierhandlungen befassen sich auch mit dem Ver triebe von Schreibmaschinen. Diese sind, ähnlich wie Fahrräder, grosser Ausbreitung fähig und stehen noch immer zu hoch im Preise. Die Verbreitung der Schreibmaschinen veranlasst die Papierhändler, Bedarfsartikel für Schreibmaschinen auf Lager zu halten, und diese erweisen sich recht einträglich, da die Sachen durch Lagern nicht verlieren, und der Besitzer einer Schreibmaschine lieber beim heimischen Papierhändler seinen Vorrath an Farbbändern, Durchschreibpapieren usw. ersetzt, als dass er bei Bestellung von der Fabrik auf die Waare warten und Fracht zahlen sollte. Beim Herannahen der Wintermonate ist Zunahme des Be darfes an Krepp-Papier zu erwarten. Zahllos sind die Farben- Abstufungen, in denen Krepp-Papier hergestellt wird und mannig fach die Zwecke, zu denen es benutzt werden kann. Insbesondere die Papiere mit zart gekreppter, sammetartiger Fläche haben viele Liebhaber. Die Kunst, diese in vorzüglicher Güte herzu stellen, besitzen die Franzosen, und es scheint ihnen zu ge lingen, das Geheimniss zu bewahren. So würde z. B. eine grosse deutsche Seidenpapierfabrik gerne einige Tausend Mark für die Unterweisung zahlen, wie sie diese feinen Sorten, die sie jetzt für gewisse Zwecke aus Frankreich bezieht, selbst herstellen könnte. Ein Hauptgrund für die Beliebtheit von Krepp-Papier liegt darin, dass daraus hergestellte Sachen stets hübsch sind und anziehend wirken, selbst wenn sie das Werk ungeübter Finger sind. Londoner Briefpapiere Nachdruck verboten Hinsichtlich der Form gelten unter Briefpapieren der lange, äusserst schmale, und der breite, hohe Bogen mit ähnlich ge staltetem Umschlag noch immer für besonders modern, wenn auch Mode-Damen und -Herren oft den herzförmigen, drei- oder achteckigen Briefbogen bevorzugen. Als Neuestes kommt zu den letztgenannten Formen noch die des »Schmetterlings« hinzu, die besonders in unsern »Gigerl«-Regionen wohl aus Selbsterkenntniss mit grosser Begeisterung aufgenommen worden ist. Der lange, ■ schmale, oder breite und hohe Bogen tritt in allen nur erdenklichen Tönen auf, die sich von dem zartesten bis zu tiefgesättigten abstufen. Herren schenken übrigens dem blendend weissen oder cremefarbigen Briefpapier mehr Auf merksamkeit als dem andersfarbigen, wohl deshalb, weil auf dem ersteren viel mehr Verzierungen angebracht werden können. Es gehört in England zum guten Ton, sich irgend ein Wappen herstellen zu lassen, und sich einen Wahlspruch beizulegen. Das alles muss auf Briefbogen und Umschlag, auf letzterem in verkleinertem Maassstabe, Platz finden. Da hat rechts die Adresse, in der Mitte das Wappen und links der Wahlspruch zu thronen. Der Arzt liebt natürlich besonders einen Wahl spruch, bei dem es sieh um seinen Meister »Aeskulap« handelt, der Jurist schenkt Worten, die die Gerechtigkeit preisen, be sondere Beachtung, während Kunstjünger auf ihren Brief bogen ihr Ideal in mehr oder minder geeigneten Worten zu besingen wünschen. Neben den genannten beiden neutralen Tönen wird zwei düsteren besondere Aufmerksamkeit geschenkt, und zwar einem gesättigten Steingrau und einem Blauschwarz. Diese Papiergattung segelt unter dem Namen »Geisterpapier«, und macht in der That auch einen etwas gruseligen Eindruck. Der selbe wird noch durch die Ausstattung erhöht, die in Roth ge halten ist und gewöhnlich in Wappen, Wahlspruch und Adresse besteht. Fällt diese Art Verzierung weg, so sehen wir statt derselben eine breite, erhaben geprägte, rothe, griechische Borte, die um den Bogenrand und die Klappen des Umschlages läuft. Da es modern ist, auf diesem gespenstischen Papier mit rother Tinte zu schreiben, und den Brief mit rothem Siegellack zu siegeln, so hat das Ganze das Aussehen einer wahren Höllenbotschaft.