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Nr. 89 PAPIER-ZEITUNG 2889 Metall-Buchecken I. Kuixer in Wien VI, Mariahilferstr. 115, hat mit hübschen Verzierungen versehene, gefällig geformte Bücherecken aus Metall unter dem Namen »Kaiserecken« in den Handel ge bracht, die jedem Buche grosse Dauerhaftigkeit und gediegenes Aussehen verleihen. Die Geschäftsbücher- und Notizbücher- Fabrikanten sowie alle Buchbinder werden gut thun, diese zweckmässige Neuheit zu erproben. Die Metallecken werden mit einer kleinen Maschine durch einen einfachen Druck fest und sicher angebracht. Diese Arbeit ist so leicht, dass stündlich etwa 800 Ecken befestigt werden können. Die dazu erforderliche kleine Maschine wird am Tische festgeschraubt, um ein festes Hineindrücken der Ecken zu ermöglichen. Der zu beschlagende Deckel wird mit einer der Maschine beigegebenen Zange vor gerundet. Bei mit Leinwand, Leder usw. überzogenen Deckeln ist es nicht nöthig, den Ueberzug rund einzuziehen, sondern es genügt, wenn der Ueberzug in Spitz eingeschlagen und dann rund abgeschnitten wird. Auf die so abgerundete Ecke schiebt man die Metallecke und presst die Deckel kräftig in den spitzwinkeligen Ausschnitt der Auflageplatte. Ein kräftiger Hammerschlag auf den Knopf des Hebels, und die Metallecke sitzt fest. Der Deckel muss so fest wie möglich in den Winkel der Platte hineingedrückt werden, da nur dadurch dem seitlichen Abstehen der Metallecken von dem Deckel vorgebeugt wird. Eine andere etwas grössere Maschine ist mit einem Trittbrett versehen, das am Fussboden festgeschraubt wird. Zum Rundschneiden der Ecken zieht man einen oberen Bolzen heraus und steckt einen beigegebenen Stift in eine hinten an der Maschine befindliche Oeffnung. Nun ist die Maschine zum Kunden der Ecken fertig. Um die Maschine zum Beschlagen fertig zu machen, nimmt man den Stift heraus und steckt den Bolzen in eine, in der Führungsstange befindliche Oeffnung. Es ist nöthig, die Hebelbewegung durch den Bolzen zu be grenzen. um zu verhindern, dass sich das Messer an den Metall ecken abstumpft, wobei auch die Metallecken leiden. Durch einen kräftigen Tritt auf das Trittbrett wird die Ecke festgepresst. Reinigen der Glanzpappen Während in Nr. 68 mein Reinigungsmittel für Glanzpappen und seine Wirkung in zutreffender Weise beschrieben werden, versucht in Nr. 70 ein Herr M. nachzu weisen, dass das Ab waschen schmutziger Glanzpappen mit Terpentin billiger, bequemer und besser sei; jedenfalls viel zweckmässiger, als meine von ihm versuchsweise angewendete Reinigungsflüssig keit, die er schon ihres unangenehmen Geruchs wegen nicht benutzen würde. Auf alle Fälle liegt hier ein Irrthum vor, der dem Einsender dieser Mittheilung unterlaufen ist; ich habe mich mehrere .Jahre damit beschäftigt, ein billiges und zweckmässiges Mittel zum vollständigen Reinigen der Glanzpappen zu linden, und alle nur möglichen Sachen an gewendet, auch französischen und deutschen Terpentin. Bei den letztgenanntem waren die Ergebnisse bei ganz schwarzen schmutzigen Pappen gleich Null. Nur mit einigen sehr theuren Chemikalien erzielte ich Erfolge. Erst nach längeren Versuchen gelang es mir, ein einfaches und billiges Mittel zu finden. Es liegt mir fern, den Herrn Einsender bekehren zu wollen, seine Behauptung ist aber nach meinen vielfachen Erfahrungen sehr gewagt; denn ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass mit meiner Reinigungsflüssigkeit die Glanzpappen viel rascher und leichter gereinigt werden können als mit Terpentin, was mir von einer Anzahl von Buchdruckereibesitzern bereits bestätigt worden ist. Die Pappen bleiben bei meinem Mittel auch wider standsfähiger, da sie nicht abgerieben, sondern nur abgewaschen werden. Ebenso sind die zu benutzenden Chemikalien nicht gesundheitsschädlich, denn die Buchdruckerei F. A. Brockhaus in Leipzig hat bereits 5000 bis 6000 ganz schwarze und deshalb unbrauchbare Pappen reinigen lassen, ohne dass der betreffende Arbeiter erkrankt ist. Was den Geruch meiner Reinigungsflüssigkeit betrifft, so ist er nicht durchdringender, als der des Terpentins. Dass Terpentin, wenn er in diesem Falle als Reinigungsmittel in Betracht kommen könnte, theurer ist, als meine Reinigungs- flüssigkeit, lässt sieh leicht nachweisen. Das Pfund Terpentin ( 'li Liter) kostet, in kleinen Mengen bezogen, etwa 50 Pf., während sich die Herstellungskosten meiner Reinigungsflüssig- keit auf höchstens 25—28 Pf. für das Liter belaufen. Mit 2 Litern meiner Flüssigkeit zum Preise von höchstens 50—56' Pf. kann man aber mehr Pappen reinigen, als mit 1 2 Liter Terpentin zu 50 oder 60 Pf. Im Uebrigen verweise ich auf die Zeugnisse hoch angesehener •Fachleute, die ich nach und nach auch in der Papier-Zeitung« an anderer Stelle veröffentlichen werde. J. J. Marschner. * * Wie wir erfahren, sind mit dem Mittel auch an anderer Stelle günstige Ergebnisse erzielt worden. Vielleicht äussern sich noch andere Fachgenossen über diese Sache. Da bei der Einfachheit der Anwendung ein Versehen kaum denkbar ist, so erscheint es möglich, dass die von dem Einsender M. be nutzte Probe nicht richtig zusammengesetzt war. D. Red. Glückwunsch-Karten Förster c Borries in Zwickau i. S. kommen mit ihren Glück- । wunsch-Karten diesmal etwas später als in früheren Jahren, I weil durch das schnelle Wachsen des Geschäftes die Errichtung eines Neubaues nöthig wurde, der erst vor Kurzem bezogen werden konnte. Die Muster kommen wohl trotz dieser Ver spätung noch rechtzeitig, sie überraschen durch Mannigfaltig keit der Entwürfe und zeigen dieselbe vorzügliche, saubere Aus führung, die wir von den Arbeiten dieser Muster-Buchdruckerei gewöhnt sind. Die verschiedensten Anordnungen und Ver zierungen, alle möglichen Papierausstattungen sind dabei ver treten. Besondere Beachtung verdient die geschickte Verwendung von Vignetten und Kopfleisten, damit ist eine Reihe von ganz vorzüglich wirkenden Winterlandschaften hergestellt. Diese landschaftlichen Darstellungen und die Blumenstücke gehören wohl unzweifelhaft zu dem .Besten, was die Druckkunst in Glückwunsch-Karten geleistet hat. Der Dreifarbendruck ist | hierbei vielfach meisterhaft angewendet worden. Einige Sorten sind nicht auf Karton, sondern auf dünnem Holzquerschnitt recht sauber in Farbendruck hergestellt, bei anderen wird die Wirkung durch Prägung gesteigert. Den Schluss bilden fein ausgestattete Vordrucke für Glückwunsch-Briefe und einige für die Glückwünsche von Geschäftsleuten geeignete Karten. Die Beliebtheit dieser Karten und die Rührigkeit der Besitzer dieser Buchdrückerei wird durch die dem Musterbuch bei liegende* Preisliste bewiesen, denn es sind darin nahezu 300 Sorten verzeichnet. Jeder Buchdrucker sollte sich das Musterbuch kaufen, er würde sich nicht nur von der leichten Verwendbarkeit und Verkäuflichkeit dieser Glückwunsch-Karten überzeugen, sondern auch eine Reihe mustergiltiger Satz- und Farbendruck-Vorlagen erhalten. Die dem Musterbuche bei gefügten Wochen-Abreiss-Kalender für 1897 zeigen ähnliche Aus stattung wie im vorigen Jahre, es sind auch diesmal zwei Rückwände, eine in Buchdruck und eine in Steindruck an gefertigt worden, beide sind so hübsch, dass der in jeder Be ziehung zweckmässige Kalender für Reklame-Zwecke vielfach verwendet werden wird. Lohnbewegung der Schriftgiesser Die Leipziger Schriftgiessergehilfen beschäftigten sich, wie das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel mittheilt, am 22. v. M. mit ihrer Lohnbewegung und erfuhren hierbei, dass die Arbeitgeber sich nun schriftlich zur Einführung der neun stündigen Arbeitszeit vom 1. Januar 1897 ab, sowie zur Fest setzung des »gewissen Geldes« »auf mindestens 24 M. 50 Pf. bereit erklärt haben, während sie den Lohn für Ausgelernte im ersten Jahre von besonderen Vereinbarungen abhängig machen und die geforderte Tariferhöhung bis zur Fertigstellung eines einheitlichen Tarifs für das gesammte Deutschland vertagen wollen. Hierzu wurde bekannt gegeben, dass die letzte Gehilfen- Versammlung bei den Arbeitgebern bereits eine fünfprozentige Erhöhung des Tarifs zugleich mit der Einführung der neun stündigen Arbeitszeit, so lange die gesammte Lohnfrage noch nicht endgiltig erledigt sei, beantragt habe, dass daraufhin auch schon vier bedeutendere Giessereien diese Erhöhung bewilligt hätten, und dass seit dem 19. v. M. jede Ueberstundenarbeit verweigert worden sei. Nach kurzer Berathung wurde folgender Beschluss gefasst: »In Erwägung, dass die Bewilligung der neunstündigen Arbeitszeit, sowie die Festsetzung des Minimums des Wochenlohns für Ausgelernte nach einem Jahre und endlich die Bewilligung von fünf Prozent Zuschlag auf die jetzigen Tarifpositionen vom 1. Januar 1897 ab einen kleinen Fortschritt j bedeutet, dieses Anerbieten anzunehmen in der Erwartung, dass ' die übrigen Firmen sich den Bewilligungen noch anschliessen werden. Der Beschluss der letzten Versammlung, betreffend I die Verweigerung der Ueberstundenarbeit wurde aufgehoben,