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PAPIER ZEITUNG Nr. 89 Ein Anerbieten der Regierung, die Leitung der Staatsdruckerei zu übernehmen, schlug er aus, weil die Regierung auf sein Verlangen nicht eingehen wollte, dass nur Drucksachen, welche aus Staatsinteresse geheim zu halten wären, in der Staats druckerei hergestellt werden sollten, während alle übrigen den Privatdruckereien in Paris und in der Provinz zu übertragen seien. Firmin starb 1836, seine für damalige Verhältnisse um fangreiche Buchdruckerei galt von jeher als eine Sehens würdigkeit ersten Ranges, und es wird erzählt, dass nach dem Einzuge der Verbündeten 1814 in Paris der Zar Alexander die Buchdruckerei in Augenschein nahm, wobei der Beherrscher aller Reussen eigenhändig die Didotsehe Hebelpresse gehand habt haben soll. Firmins Büste hat in der Pariser National druckerei, deren Leitung er verschmähte, einen Ehrenplatz erhalten. Firmins Söhne, Ambroise und Hyacinthe, haben im Geiste ihres Vaters weiter geschaffen; als ihnen aber der Umfang des Geschäftes über den Kopf zu wachsen begann, verkauften sie die Schriftgiesserei und beschränkten sich auf die Verlags- Buchhandlung und die Herstellung der Bücher in allen ihren Zweigen: Buch-, Stein- und Kupferdruckerei, Klischeeherstellung in Holzschnitt und Aetzung, Kupferstecherei, Papier- und Druck- farben-Fabrikation. Nach dem Tode Ambroises (1876) über nahmen dessen Söhne Alfred und Paul das Geschäft, um es schon nach kurzer Zeit an ihren Geschäftsführer Laine zu ver kaufen, doch blieb die Firma erhalten. ow Verhaltungsmaassregeln für Galvanoplastiker Dem bei A. Hartleben in Wien in vierter Auflage er- schienenen Werk » Galvanoplastik« von Jul. Weiss ent nehmen wir nachfolgende, für alle Galvanoplastiker wichtige Ausführungen. In wenig anderen Geschäftszweigen hat derArbeiter unausgesetzt mit so starken und betäubenden Dämpfen, sowie ätzend auf die Haut wirkenden Bestandtheilen zu thun, wie gerade in der Galvanoplastik. Mit der nöthigen Aufmerksamkeit und Nüchternheit wird er aber allen gesundheitsschädlichen Einflüssen seines Berufes erfolgreich entgegentreten können. In erster Linie sei auf die für Galvanisirräume erforder liche Lufterneuerung durch gute Lüftung hingewiesen. Arbeiter, die ausschliesslich mit Gelbbrennen und Abbeizen beschäftigt sind, thun gut, durch öfteres Ausspülen des Mundes mit einer verdünnten Lösung von doppelkohlensaurem Natron die Ein wirkung der Säure auf den Schmelz der Zähne sowie die Schleim häute des Mundes und der Rachenhöhle abzustumpfen. Die mit dem Entfetten der Waaren beschäftigten Arbeiter verletzen bei Mangel an Sauberkeit an den Stellen der Finger, die immer mit dem Kalke und den Aetzlaugen in Berührung kommen, die Haut. Dem lässt sich durch öfteres Waschen der Hände in reinem Wasser wirksam begegnen. Bei jeder Pause sollte der Arbeiter nach dem Waschen die Hände in verdünnte Schwefel säure tauchen, dann mit Wasser spülen, gut abtrocknen und mit Vaseline oder einer Mischung von einem Theil Glycerin und einem Theil Wasser gut einreiben. Die für die Entfetter vor geschlagenen Gummihandschuhe sind zwar empfehlenswerth, werden aber zu schnell unbrauchbar. Besser ist es, etwa wunde Finger mit einem Leinwandstreifen sieben bis achtmal zu um wickeln, dies thun auch viele Arbeiter mit gesunder Haut, um so der ätzenden Wirkung des Kalkes vorzubeugen. Zur besonderen Pflicht sollte es sich jeder in einer galva nischen Anstalt beschäftigte Arbeiter machen, nicht aus Gefässen zu trinken, die auch zu den galvanischen Arbeiten verwendet werden, z. B. aus Porzellanschalen, Gläsern usw.; eine solche Schale kann von ihm vor kurzem zum Trinken benutzt worden sein, ein anderer Arbeiter verwendet sie dann ohne Wissen des ersteren zum Ausschöpfen einer Cyankaliumlösung, und dieser benutzt sie ahnungslos wieder als Trinkgefäss und zieht sieh so eine Erkrankung, wenn nicht gar tödtliche Vergiftung zu. Der Umgang mit Cyankalium und dessen Lösungen, z. B. Decapirflüssigkeiten und cyanürhaltigen Bädern, erfordert stete | Vorsicht und Ueberlegung. Man vermeide es möglichst, mit den Händen in solche Lösungen hineinzufahren, wenn sich offene Wunden daran befinden; ist es aber geschehen, und 1 empfindet man einen stechenden Schmerz in der Wunde, so | muss diese schnell mit reinem Wasser ausgewaschen und mit einigen Tropfen Eisenvitriollösung betupft werden. Manche Personen sind sehr empfindlich gegen Nickel-' Lösungen, sie bekommen auf den Händen und Armen einen I Ausschlag, der schmerzhaft ist und langsam heilt; andere da gegen können jahrelang die Haut mit Nickelbädern in Berührung I bringen, ohne dass sich ein solcher Ausschlag zeigt. Das Richtige bleibt auch hier die Vorbeugung, d. h. man verhüte die Bildung des Ausschlages dadurch, dass man, wenn z. B. aus einem Nickelbade ein hineingefallener Gegenstand heraus geholt werden musste, sieh sofort gut wäscht. Es besteht zweifellos eine persönliche Anlage für diesen Ausschlag, und man sollte Leute, die diese Anlage besitzen, nicht an Nickel bädern beschäftigen. Kommt eine innerliche Vergiftung vor, so muss die erste Hilfe rasch geleistet werden, das Weitere wird der sofort herbei zuholende Arzt veranlassen. Bei einer Vergiftung durch Blau- Säure ist wenig Hoffnung zur Erhaltung des Lebens vorhanden, ebenso wenn Cyankalium oder andere Cyanverbindungen in grösserer Menge dem Magen zugeführt worden sind. In jedem derartigen Falle lasse man rasch eine Lösung von essigsaurem Eisen trinken und etwas Chlorgas einathmen, das man durch Einschütten eines kleinen Löffels voll Chlorkalkpulver in Wasser, | dem etwas Schwefelsäure zugesetzt ist, herstellt. Zwischendurch empfehlen sich Begiessungen des Kopfes mit recht kaltem Wasser. Vergiftungen durch Kupfersalze erfordern rasche Entleerung I des Magens durch ein Brechmittel, oder wenn dies nicht zur Hand, durch Einführen eines Fingers oder einer Federfahne bis zum Zäpfchen; nach erfolgtem Erbrechen lässt man Milch, Eiweiss, Gummiwasser oder eine schleimige Abkochung trinken. Ver giftungen durch Bleisalze erfordern gleiche Behandlung. Bei Arsenikvergiftungen entleere man zunächst den Magen durch heftiges Erbrechen so viel wie möglich und alsdann gebe man viel Milch zu trinken. Das beste Gegenmittel gegen Arsenik ist gebrannte Magnesia mit 20 Theilen Wasser angerührt. Bei Vergiftungen mit Quecksilberpräparaten reiche man Eiweiss mit viel Wasser (etwa alle zwei Minuten ein Eiweiss) und während der Genesung Fleischbrühe, Milch und schleimige Getränke. Aetzende Säuren (Vitriol, Scheidewasser, Salzsäure usw.) werden mit Magnesia unschädlich gemacht, gleichzeitig ist viel Wasser zu trinken, noch besser Seifenwasser. Bedeutende äusserliche AetzVerwundungen durch Scheide wasser oder Vitriol wasche man rasch mit viel kaltem Wasser, in welches man ohne Sparsamkeit kohlensaure Magnesia ge worfen hat. Alsdann bestreiche man die Wunden, nachdem sie gut von allem anhaftenden Schmutz gereinigt sind, reichlich und möglichst oft mit einer Mischung von Leinöl und Kalk wasser, die in jeder Apotheke als »Liniment gegen Ver brennungen« zu bekommen ist, und lege allenfalls auch Watte auf, die gleichfalls mit Liniment getränkt ist, wodurch bald Linderung und Heilung erfolgen wird. Dieses Liniment ist überhaupt bei allen Verbrennungen durch Feuer oder kochende Flüssigkeiten ein schmerzstillendes Heilmittel, nur darf man vor seiner Anwendung nie versäumen, die verletzte Stelle gut und gründlich von allen Unreinlichkeiten zu befreien. Bei Vergiftungen mit Aetzalkalien empfiehlt sich der Genuss angesäuerten Wassers in grossen Mengen; man setzt tropfen weise so viel Schwefelsäure zum Wasser, bis dieses säuerlich, jedoch nicht unangenehm sauer schmeckt: dagegen reicht man bei Vergiftung mit Säuren gebrannte Magnesia und lässt zwischen durch Seifenwasser oder auch schleimige Lösungen trinken. Lieferung des Feuilleton als Maschinensatz. Wie wir einem Wiener Brief des Allgemeinen Anzeigers für Druckereien entnehmen, sind in Wien gegenwärtig einige unter nehmende Leute bei Zeitungsherausgebern nach der Richtung hin vorstellig geworden, es möge ihnen die »Lieferung« des Satzes des l Jnterhaltungstheiles übertragen werden. Sie wollen nämlich die Leistungsfähigkeit einer Anzahl von Setzmaschinen verwerthen, die sie aufstellen wollen, wenn die Zeitungseigen thümer das Unternehmen mit Aufträgen unterstützen. Wir meinen, es wäre zweckmässig, nicht nur Aufsätze wie sie gleichzeitig von verschiedenen Zeitungen im Unterhaltungs- theil gebracht werden, sondern auch die Berichte über die Verhandlungen der gesetzgebenden Körperschaften an einer Zentralstelle in der Landeshauptstadt mit Setzmaschinen her zustellen, und die davon gefertigten Stereotypplatten den Zeitungen zuzusenden. Eine ähnliche Einrichtung bei den Lotterieziehungen hat sich seit Jahren bewährt, wenn auch dabei bisher keine Setzmaschinen benutzt worden sind. Ein Hinderniss bei diesen Parlaments-Berichten besteht darin, dass die Reden der einzelnen Parteiführer usw. von den politischen Zeitungen je nach ihrer Richtung mehr oder weniger ausführ lich gebracht werden. Auch die verschiedene Spaltenbreite der Zeitungen ist störend.