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Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** *** Buchhandel * * * Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Widmungs-Titel Die Widmungs-Seite (Dedikations-Titel) in Büchern wird in vielen Buelldruckereien nach eigener, hergebrachter Gepflogenheit oder gar getreulich so ausgeführt, wie sie der Verfasser zufällig zu Papier gebracht hat. Obgleich von ihrer Form, die einem umgeklappten Delta annähernd ähnlich ist, im allgemeinen nicht viel abgewichen wird, herrscht doch in Bezug auf Schriftenwahl, Stellung und Sperrung wenig Einheit. Bei der Verschiedenheit der Formate sowie der Buchausstattung würde es auch nicht leicht sein, die Forderungen der Satzschönheit in einer Formel fest zulegen, zumal dies schon der unterschiedliche Wortlaut verhindert, hu Folgenden dahernureinige, fastüberall verwendbare allgemeine Winke: Der Text besteht aus der Angabe des persönlichen Ver hältnisses des zu Ehrenden, seinem Namen und Stand, der Angabe des Veranlassungsgrundes, der Höflichkeitsformel und der Unterschrift. Hiernach entstehen die zusammengehörigen Zeilengruppen von selbst und ihre Anordnung und Sperrung kann nach den einschlägigen Bestimmungen der Titelregeln er folgen. Die drei ersten Zeilengruppen stehen auch wie bei jedem anderen Titel in der Mitte, nur die beiden letzten werden, ihrer Kürze wegen, nach hinten ausgeschlossen. Man vermeide die durch Zerreissung desTextes der Schlussformelleicht entstehenden langgeschwänzten Titel, wo für jeden Höflichkeits-Ausdruck eine besondere Zeile benutzt wird; ziehe vielmehr den Text so zu sammen, wie er gesprochen werden würde. Mehr als zwei Zeilen dürften dazu wohl selten beansprucht werden; von diesen stellt man die längere mit der durchgehenden Hauptzeile oder, wenn diese nicht lang genug, mit der Unterschrift hinten abschliessend, damit nicht zu viel schwächliche Ausgänge entstehen. Ist die Unterschrift ausnahmsweise lang, z. B. bei einer Firma, so kann sie auch noch über das Satzformat hinaus gerückt werden. Die Schriftenwahl sei möglichst einheitlich, die Hauptzeile braucht in ihrer Stärke nur mässig herauszutreten; man vermeide ver schnörkelte oder bunte Schriften, auch Kursiv ist ungeeignet zu diesem Zweck. Rg Die Didots Der Name Didot ist allen Buchdruckern geläufig, denn er erweckt nicht nur die Erinnerung an den eigenartigen Schnitt der heutzutage in Frankreich, Belgien, Italien und Spanien fast allein herrschenden »französischen« Antiqua, sondern noch viel mehr die Erinnerung an das von Didot verbesserte, dem französischen Landesmaass angepasste, auf dem typographischen Punkt beruhende Schriftsystem, das deshalb lange Zeit hin durch auch in Deutschland einfach »System Didot« genannt wurde. Nicht ein einzelner Mann hat diesen Namen so berühmt gemacht, sondern ein ganzes Geschlecht von Buchdruckern, ähnlich den Familien Decker, Breitköpf, Faber usw. in Deutschland. Der erste Didot, der sich der schwarzen Kunst widmete, war der 1689 geborene Franois. Ursprünglich Buch händler, entschloss er sich erst wenige Jahre vor seinem 1759 erfolgten Tode, selbst eine Buchdruckerei anzufangen, wozu ihn wohl die langsame Lieferweise seiner bisherigen Drucker veranlasst haben mag, denn er war ein sehr rühriger Verleger, der hohe Anforderungen an die Drucker stellte. Er leitete seine Buchdruckerei sehr geschickt. Ein gutes Zeugniss für seine Willenskraft bietet die Thatsache, dass er in der kurzen Zeit, während er noch selbst der Druckerei vorstand, über zwanzig grössere Werke herstellte, deren Ausstattung vielen Beifall fand. Sein Sohn, Franois Ambroise (geb. 1730), erweiterte das väterliche Geschäft; dass er seiner Aufgabe gewachsen war, bewies er durch die Einrichtung einer Schrift giesserei, für die er neue Stempel schneiden liess, auch wird ihm die Erfindung des Typometers zugeschrieben; ferner erfand er eine damals vielfach in Aufnahme gekommene Hebelpresse und richtete eine eigene Papierfabrik nach holländischem Muster ein, deren hervorragende Erzeugnisse nicht wenig zur Beliebtheit der I bei ihm hergestellten Bücher beitrugen. Als er 1804 im Alter von 75 Jahren starb, fiel das Geschäft an seine beiden Söhne Pierre 1 und Firmin, von denen der Aeltere nach dem väterlichen Willen die Buchhandlung, Firmin dagegen die Schriftgiesserei leiten sollte. Pierre war indessen mit dieser Theilung nicht zufrieden, da er selbst mehr Interesse für die Buchdruckerei und Schrift giesserei hatte und auch ein tüchtiger Stempelschneider war. Er trennte sich deshalb ganz von seinem Bruder und gründete ein eigenes Geschäft. Die von ihm geschnittenen Typen wurden zur Herstellung der »Henriade« und von Boileaus Werken benutzt, die in der Folge von Büchersammlern hochgeschätzt wurden. Nach zehn, übrigens wenig erfolgreichen Jahren über liess Pierre das Geschäft seinem Sohne Jules, der bei dem damals herrschenden wirthschaftlichen Niedergange schwere Zeiten durchzumachen hatte. Er entschloss sich deshalb, mit der Druckerei nach Brüssel überzusiedeln, wo er bessere Aus sichten zu haben glaubte. Diese Hoffnungen waren indessen trügerisch, und er musste froh sein, als die belgische Regierung ihm seine Druckerei abkaufte, um sie fortan zur Herstellung des amtlichen »Moniteur Beige« zu benutzen. Jules kehrte nach Paris zurück und gründete eine neue Druckerei, doch auch dieses Unternehmen missglückte. Pierres Bruder Firmin hatte in der Zwischenzeit mit Eifer und Geschick das väterliche Geschäft weitergeführt. Er war es, der das schon vom Grossvater angestrebte Ziel, eine klare, gut lesbare Schrift herzustellen, erreichte. Auch ausserdem hat er wichtige Erfindungen gemacht oder daran mitgearbeitet, er führte die Stereotypie ein, wodurch eine förmliche Umwälzung in der Buchdruckerei hervorgebracht wurde, er verbesserte das schon erwähnte Punktsystem, die Schreibschrift verdankt ihm wesentliche Umgestaltungen, das Breitkopfsche Verfahren zur Herstellung von Landkarten in Typensatz suchte er unter Auf wendung vieler Geldopfer zu vervollkommnen. Als Firmin Didot 1827 zum Abgeordneten gewählt wurde, 1 übergab er das Geschäft seinen Söhnen Ambroise und Hyacinthe.