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PAPIER-ZEITUNG 2884 Nr 89 den Nothfall Anschluss hat, sondern es steht ein eigener Brunnen zur Verfügung. Leider ist das Brunnenwasser reich an doppeltkohlensaurem Eisenoxydul, das sich unter dem Einfluss der Luft in Eisenoxydhydrat umsetzt. Dieses giebt dem Wasser ein unappetitliches Aussehen und erfordert künst liche Klärung, die dadurch herbeigeführt wird, dass das Brunnenwasser, auf durchlöcherten Tellern fein vertheilt, unter beständiger Luftzuführung durch einen Schacht in eine Cisterne geleitet wird. Während zwölfstündiger Ruhe fällt hier das Eisen zum grossen Theil aus. Für diesen Zweck sind zwei je 15 cbm Wasser fassende Cisternen abwechselnd in Gebrauch. Die Dampfpumpe leitet das Wasser den zwei von der Berkefelder Filtergesellschaft in Celle gelieferten Filtertöpfen zu und presst es dann durch deren Kieselguhr-Cylinder hindurch in die unter dem Dache befindlichen Behälter. Von hier aus vertheilt sich das nunmehr tadellos klare Wasser für Trink-, Wasch- und Spülzwecke in alle Fabrikräume. Die einzelnen Stockwerke der Fabrik sind durch drei, von J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig gelieferte Aufzüge verbunden. Diese Aufzüge sind für je 750 kg Tragfähigkeit und eine Förder höhe von 15,34 m eingerichtet. Zwei Aufzüge haben elektrischen Betrieb, wobei die Motoren mitden Aufzugsmaschinen unmittelbar verkuppelt 'sind, der dritte Fahr stuhlwird von der Triebwelle aus bewegt. Zur Er hellung am Tage genügt ein über dem Schachte angebrachtes Oberlicht und der weisse An strich derSchacht wände, sonst ist für elektri sches Licht durch Schleifkontakte gesorgt. Die Aufzugsmaschi nen besitzen selbsthemmen- den Schnecken antrieb. Die Schneckenräder und Schnecken laufen in beson deren geschlos senen Gehäusen vollständig inOel. Eine an jeder Auf zugsmaschine an gebrachte selbst- thüren aus Eisenkonstruktionen mit Blechfüllungen sind getheilt und verschiebbar in der Weise, dass beim Niederdrücken der unteren Hälfte die obere Hälfte selbständig nach oben geht. Nur die Schachtthür, vor der sich die Bühne befindet, kann geöffnet werden, und so lange eine Schachtthür offen ist, kann die Bühne nicht in Bewegung gesetzt werden. Um die Herstellung eines Geschäftsbuches von Beginn an zu verfolgen, betreten wir zunächst den Buchdruck - Schnell- pressen-Saal, Fig. 5. Dieser ist, wie sämmtliche anderen Ar beitssäle, 72 m lang, 15 m breit und über 3,5 m hoch. Der Fussboden besteht aus Pitchpine-Holz, und wo Feuchtigkeit unvermeidlich ist, hat man Mettlacher Fliesenbelag angewendet. In der Mitte befindet sich ein durch eine Doppelreihe von Säulen eingefasster 3 m breiter Gang. Die Fenster sind breit und hoch, sodass alle Arbeitsplätze gutes Licht, erhalten. Wohl- thuend wirkt die peinliche Sauberkeit, die überall herrscht, und für deren Erhaltung mit Strenge gesorgt wird. Allmälig ist Ordnung und Sauberkeit so in Fleisch und Blut aller Arbeiter übergegangen, dass Strafen nicht mehr vorkommen. Jedermann ist stolz auf die schönen Arbeitsräume und sorgt für deren Instand haltung. Die eine Längsseite des Saales ist für Einzelantriebe, die andere für Gruppenantriebe eingerichtet. Der Einzelantrieb wirkt im ersten Augenblick über- raschend , einer langen Reihe von Maschinen ohne Wellenleitung steht nur ein kleiner Motor zur Seite, der ihnen fastunsichtbar die treibende Kraft zuführt. Die Mo- tore sind zwar kostspielig, aber auch sehr zweck mässig, weil die Buchdruck- Maschinen wäh rend des Zurich- lens stundenlang stillstehen, also durch den zweck losen Leerlauf der Wellenleitungen viel Kraft nutz los verbraucht würde. Auch kommt esvor,dass an einzelnen Ma schinen, anteilige Arbeit schnell zu erledigen, Fig. 6. hindert das Ueberfahren"des höchsten oder des tiefsten Standes der Fahrbühne. Eine an den Maschinen angebrachte, gesetzlich geschützte selbstthätige Abstellvorrichtung bei Schlaffwerden der Lastseile stellt die Maschine sofort ab, wenn die Fahr- bühne in ihrem Gange auf irgend ein Hinderniss stösst. Hier durch werden Betriebsstörungen vermieden. Selbstthätige Stock werkeinstellvorrichtungen bewirken das Anhalten der Bühne in einem beliebigen Geschoss genau in Fussbodenhöhe. In jedem Geschoss ist ein Standzeiger und eine Sprachrohr leitung angebracht. Die Bühne besitzt durchbrochene Blech umwandung. Unterhalb der Bühne befindet sich eine doppelte Pendelfangvorrichtung, welche die Bühne gegen Stürzen bei Seil bruch oder bei grosser Niedergangsgeschwindigkeit sichert. Die Führung der Bühne erfolgt durch acht Rollen an gehobelten Schienen, die mit aufrechtstehenden L Eisen fest verbunden sind. Die Führungsrollen werden durch Federn an die ge hobelten Laufflächen gepresst, wodurch ein ruhiger Gang der Bühne erzielt wird. Das Sicherheitspendel besteht aus einem eisernen Mantel in Form eines Rohres, in dessen Innerem zwei durch Gelenk miteinander verbundene Kniehebel derartig lose liegen, dass ihre äusseren Enden sich nach oben innerhalb des Rohres bewegen lassen. Das zweite- Pendel ist un mittelbar unter dem ersten in einem eisernen Rahmen montirt ' Vorräthe ermöglichen. Auch diese Bäume werden im Winter und befindet sich, unabhängig vom oberen Pendel, zum Fangen erwärmt, sodass im ganzen Fabrikgebäude stets gleichmässige der Fahrbühne stets in Bereitschaft, Die Schachtverschluss- Temperatur herrscht. Fortsetzung folgt. thätige Abstell vorrichtung ver und Kalt-Satinirmaschinen, womit die Drucksachen geglättet werden. Die auf feines Postpapier gedruckten Arbeiten werden zur Schonung des Papieres nach wie vor unter die hydraulische Presse gebracht, obgleich dies einen grösseren Aufwand an Bedienung und Zeit beansprucht. Das benachbarte Papierlager ist durch niedrige Holzwände in Fächer getheilt, die eine leichte Uebersicht der grossen keit, der grosse Kraftbotrieb wird nicht in Mitleidenschaft gezogen, der Akkumulator sorgt für die nöthige Kraft, und es entstehen keine weiteren Kosten. Die Schnelligkeit des Motors wird durch einfaches Drohen am sogenannten Regulir- Widerstand geregelt, und dementsprechend beschleunigt oder verlangsamt sich der Gang der Schnellpresse. Die kleineren Maschinen sind nach ihrer Zusammengehörigkeit zu einem Gruppenantrieb vereinigt, für den nur schwache Wellen leitungen erforderlich sind. Unter diesen Gruppen, Fig. 6, fallen besonders die vier Rollenliniir-Maschinen von Flaskämper in Lindenau bei Leipzig mit selbstthätiger Bogenzuführung auf. Vom Druckereisaale im Erdgeschoss führt der Fahrstuhl in den Kalandersaal im Kellergeschoss, welches bei Tageslicht voll kommen arbeitshell ist. Hier stehen zwei Hauboldsche Heiss länger gearbeitet werden muss, dies macht bei Einzelantrieb keine Schwierig