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2854 Sachliche Htthellungen finden kostenfreie Aufnahme | Buchdruck *** | *** Steindruck g Nr. 88 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchgewerbe Buchbinderei * * *** Buchhandel Berliner Typographische Gesellschaft Zu der am Dienstag, 3. November, abends punkt 9 Uhr, im Restaurant »Zum Spaten« (Sedlmayr), Friedrichstr. 172, statt- findenden Sitzung werden die geehrten Mitglieder hiermit ergebens! eingeladen. Der Vorstand. Tages-Ordnung 1. Geschäftliches. — 2. Bericht der technischen Kommission. — 3. Technische Neuigkeiten. — 4. Fragekasten. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachzeitschriften im Vereins- Lokale zur gefälligen Benutzung aus. Gäste sind stets willkommen! Setzkasten mit Siebboden und der Bleistaub in den Buchdruckereien In der Novembernummer 1895 des von mir redigirten russischen Zeitschrift Graphische Künste und Papierindustrie theilte ein Korrespondent mit, dass in einer russischen Buchdruckerei Setzkasten mit Siebboden mit untergesetzten wasserhaltigen Pfannen zur Aufnahme von durchfallendem Staub mit bestem Erfolg eingeführt sind. Näheres darüber berichtete ich einem deutschen Fachblatte, wo meine Angaben freundlichst auf genommen wurden. Dieses veranlasste auch einige Herren in Deutschland, sich darüber auszusprechen, und so kam manches sehr Interessante an die Oeffentlichkeit. Alle Bemerkungen und Hinweise bezeugten aber die Voraussetzung, dass die Auf gabe eines Setzkastens mit Siebboden in der Verhütung von Bleistaub im Setzerraum besteht. Hierzu muss ich bemerken, dass von derselben Voraussetzung auch der Korrespondent, der mir die Mittheilung machte, geleitet war. Ich hatte in Deutschland zuerst nur eine sachliche Mit theilung veröffentlicht und unterliess es, die Bemerkungen bei zufügen, die ich in der bezeichneten Nummer der russischen Zeitschrift machte. Ich erlaube mir hier einiges davon anzu führen, um das, was ich für ein Missverständniss halte, auf zuklären. Eine Bleivergiftung im Setzerraume durch Einathmung von bleihaltigem Staube unter gewöhnlichen Verhältnissen ist kaum wahrscheinlich. Der gewöhnliche Strassenstaub, wie er auch in die Zimmer eindringt, besteht zu zwei Dritteln bis drei Vierteln aus mineralischen, im übrigen aus organischen Stoffen, darunter Kryptogamenkeime und todte und lebende Bakterien. Ist in einem geschlossenen Raume Staub aufgewirbelt, so setzt er sich auch bei der gewöhnlichen mässigen Luftbewegung im Zimmer ziemlich schnell nieder. Nach etwa einer halben Stunde sind von den in grosser Menge vorhandenen leichten Bakterien, die übrigens meistens auf grösseren Staubtheilchen sitzen, kaum welche zu finden. Nach einer Stunde bleiben von den leichten, lebenden Organismen beinahe allein Schimmelpilz-Sporen in der Luft und ausserdem die feinsten organischen Theilchen, der immer schwebende Sonnenstaub. Die organischen Substanzen des Staubes haben ein spezi fi- sches Gewicht von etwa 1 und darüber, die anorganischen Staubtheilchen ein spezifisches Gewicht von 2 bis 3,5. Nun kann der Bleistaub entweder eine Bleiverbindung mit einem spezifischen Gewicht von 7,0 oder das noch schwerere Blei sein. Gewiss sinkt eine so schwere Substanz viel schneller zu Boden als die viel leichteren gewöhnlichen anorganischen und organi schen. Für die Frage der Bleivergiftung in den Buchdruckereien wäre es wünschenswerth, die Schnelligkeit des Sinkens von Bleistaub durch Versuche festzustellen. Wenn in der Setzerei der Fussboden trocken gekehrt wird, so steigen mit dem aufgewirbelten Staub auch Bleitheilehen auf. Wird das Kehren mit feuchten Sägespänen vorgenommen, so wird damit dem Steigen des Staubes vorgebeugt. Jedenfalls soll das Kehren nicht während des Setzens geschehen, und die Setzer sollen ihre Arbeitsräume erst dann betreten, wenn die Luft nicht nur von Blei, sondern von jedem anorganischen Staub frei ist. Die mit dem Setzen verbundenen Bewegungen, sollten sie wirklich Bleistaub aufwirbeln, was kaum anzunehmen ist, können ihn unmöglich auf die Höhe des Gesichtes bringen. Daher glaube ich, dass beim Setzen und beim Aufenthalte in der Setzerei unter gewöhnlichen Umständen eine Blei vergiftung durch Einathmung nicht möglich ist. Es unterliegt aber keinem Zweifel, dass Setzer, wenn auch in geringer Zahl, der Bleivergiftung anheimfallen, und gerade der Umstand, dass verhältnissmässig nur wenige von den Setzern, die die gleiche Luft beim Arbeiten einathmen, sich vergiften, spricht auch gegen die Voraussetzung einer Luftvergiftung durch Blei. Es müssen also andere und zwar recht ergiebige Ver giftungsquellen vorhanden sein. Diesen müsste man nachspüren, und sie sollten unbedingt und um jeden Preis gemieden werden, denn keine einzige Handhabung des Setzers erfordert es, dass er sich der geringsten Gefahr der Bleivergiftung aussetze. Es liegt zunächst klar auf der Hand, dass die mit Blei be schmutzten Finger, Kleider, Setz- und Schriftkasten und sonstigen Gegenstände, die mit der Schrift in Berührung kommen, wie auch der Staub, der sich an Wand und Möbelvorsprüngen usw. abgesetzt hat, Vergiftungsquellen sein können. Es muss also peinlich darauf gesehen werden, dass keine Brücke zwischen blei beschmutzten Flächen und der Schleimhaut des Mundes ent stehe. Selbstverständlich wird es eine unverantwortliche Selbst schädigung sein, in der Setzerei mit schmutzigen Händen und in Arbeitskleidern zu essen. Eine reiche Vergiftungsquelle kann das Rauchen in der Setzerei sein, denn an dem vom Speichel be netzten Theil der Cigarre oder Cigarette haften Bleitheilehen leicht an. Schlechte Gewohnheiten, wie z. B. das Wischen tles Mundes mit den Fingern, das Eindrehen des Schnurrbartes mit darauffolgendem Befeuchten durch Speichel u. dergl. können für den Setzer verhängnissvoll werden. Ich hatte keine Gelegenheit, wissenschaftlich begründete, unanfechtbare Angaben, die auf Bleivergiftung der Setzer und ihre Quellen sich beziehen, zu finden. Ich habe nur Voraus setzungen, Meinungen und Behauptungen angetroffen und biete selbst auch nichts Besseres. Vorhandene chemische Staub- Analysen erklären nichts hinsichtlich der Art und Weise, wie die Bleivergiftung zustande kommt. Wir warten noch immer auf die Männer, die uns beweisen, wo die richtigen Quellen und Wege der Bleivergiftung der Setzer liegen. Auf Grund des Gesagten halte ich es garnicht für die Auf gabe eines Setzkastens mit Siebboden, Bleistaub in der Lull der Setzerei zu verhindern, denn eine solche Aufgabe liegt überhaupt nicht vor, sondern sie soll den Setzkasten, wie auch die Schrift beständig so gut wie staubfrei halten und das höchst gefährliche Ansblasen vollständig unnöthig machen. Die aul diese Weise erlangte relative Staubfreiheit der Schrift im Setz kasten muss auch sein Haften an den Fingern des Setzers und seiner Umgebung bedeutend verringern. pa, olcKin Eiserne Untersätze für Autotypien »Druckzurichtung der Autotypien ohne Ausschnitte« sind un gefähr die Kernworte aller neueren Aufsätze über den Druck von Autotypien. Was für Verwirrung derartige Behauptungen bei Buch- druckerei-Besitzern, sie mögen gelernte Buchdrucker sein oder nicht, hervorzurufen vermag, kann nur der ermessen, der mitten im Betriebe steht. Da kann man das angerichtete Unheil täglich beobachten. Die Autotypie, dieses ausgezeichnete Illustrations- mittel, wird dadurch häufig geschädigt. Nach meiner Ansicht sind die amerikanischen Autotypie-Aetzer den unserigen be deutend überlegen, aber unsere deutschen Aetzanstalten bemühen sich sehr, diesen besseren Leistungen der Amerikaner gleich zukommen, wenn auch nicht immer mit bestem Erfolge. Wer aber glaubt, dass die amerikanischen Buchdrucker Autotypien ohne Ausschnitte drucken, und wer der Meinung ist, nach der Art der in Aetzanstalten hergestellten Probe-Abzüge grössere Auflagen drucken zu können, befindet sieh entschieden im Irrthum. Die Amerikaner behandeln die Autotypien ebenso wie