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2754 PAPIER-ZEITUNG Nr. 85 Kleine Mittheilungen Das Königliche Kunstgewerbe-Museum in Berlin, Prinz Albrecht- Strasse 7, veranstaltet in den Monaten Oktober bis Dezember 1896 die nachstehenden Vorlesungen: »Einführung in das Kunstgewerbe und seine Literatur.« Direktor Di-. P. Jessen. 10 Vorträge, Montag abends 81/2—91/2 Uhr. »Die Bronze.« Dr. Adolf Brüning. 10 Vorträge, Dienstag abends 81/2—91/2 Uhr. »Haus- und Wohnungseinrichtung im Alterthum.« Dr. Franz Winter. 10 Vorträge, Donnerstag abends 81/2—91/2 Uhr. Die Vorlesungen finden im Hörsaal des Museums statt und werden durch ausgestellte Gegenstände und Abbildungen, sowie durch mit dem Projektions-Apparat vorgeführte Lichtbilder er läutert. Der Zutritt ist unentgeltlich. Die Aktien-Gesellschaft für Kartonnagen-Industrie in Dresden-N. hat die in den Nrn. 35—53 der Papier-Zeitung abgedruckte Be schreibung ihrer umfangreichen Fabrik und ihrer mannigfaltigen Erzeugnisse in Buchform erscheinen lassen. Durch eine Reihe guter Vollbilder und durch ein Blatt mit Naturmustern der verschiedenen Holzfournier-Arten in polirtem und unpolirtem Zustande ist diese Darstellung eines sich immer mehr aus breitenden Geschäftszweiges bereichert worden. Wer sich für die maschinelle Herstellung von Kästen usw. interessirt, wird in diesem Buche manches Neue finden. Besondere Beachtung verdient die Beschreibung der Holzfourniere und ihrer Her- stellungsweise. Gustav Faber, der langjährige Verleger der Magdeburgischen Zeitung, ist am 5. d. M. im 86. Lebensjahr gestorben. 1842 übernahm er den Verlag und die Druckerei der Magdeburgischen Zeitung, die er erfolgreich führte und zu hohem Ansehen brachte. Wir entnehmen dem Nachrufe dieser Zeitung das Folgende: »Bis in das Greisenalter hinein hatte er das Glück, dass ihm Leib, Geist und Herz jugendfrisch blieben. Auch als der Körper zu ermüden begann, leuchtete sein Auge noch im jugendlichen Feuer, wenn das Gespräch der Betrachtung des Wahren, Guten und Schönen sich zuwandte. Sein Wort klang dann wie der Spruch des Patriarchen, dem man andächtig lauscht. Nicht allein die Mitglieder der Familie, nicht allein die Angehörigen der »Magdeburgischen Zeitung«, mit deren Entwickelung sein Name unzertrennlich verknüpft ist — nein, weite Kreise in und ausserhalb unserer Stadt Magdeburg trauern über den Verlust, indem sie den Worten zustimmen, die hier am 25. Januar 1891 dem wackeren Manne zu seinem 80. Geburts tag gewidmet wurden: »Wer auf ein so langes, reines und gesegnetes politisches und Privatleben zurückblicken kann und dem Bürgerthum immer Ehre angethan hat, der verdient die Bürgerkrone, wie wenig er auch in seinem bescheidenen Sinne nach ihr getrachtet hat.« Das Andenken des theuren Mannes wird nur mit uns selbst erlöschen.« Büchertisch Die Krone. Romantische Erzählung von Anton Freiherr von Perfall, Berlin. Verein der Bücheifreunde. Schall & Grund. Die Erzählung spielt in einem nicht näher bezeichneten Land des Orients und zu einer Zeit, deren Sitten an das Mittelalter erinnern, obgleich auch ganz moderne, sozialistische Ansichten darin vertreten sind. Das Bestreben, alle Hinweise auf Religion und Stammverwandt schaft der besprochenen Völker zu vermeiden, fällt um so mehr auf, als es sich nicht um Schicksale gewöhnlicher Menschenkinder handelt, sondern um den wunderbaren Lebenslauf eines Königssohnes, der unter fremdem Namen erzogen wird und nach wechselvollen Abenteuern durch eigene Kraft und mehr oder minder wunderbare Träume usw. in den Besitz der väterlichen Krone gelangt. Diese Loslösung von allem geschichtlichen Beiwerk, das in den Werken von Ebers und Dahn so breiten Raum einnimmt, lässt uns die handelnden Personen und ihre rein menschlichen Gefühle näher treten. Die Sprache ist durchaus edel und poetisch, und Jeder, der sich gerne nach den Mühen des Tages auf einige Stunden in eine bessere, ideale Welt versetzen lässt, wo uneigen nützige Liebe und Freundschaft herrschen, und die Tugend ihren Lohn findet, wird diesen Roman mit Befriedigung durchlesen. Mehr Licht über das kaufmännische Auskunftswesen. Reforma torische Studie von Arthur Kesseler. Berlin 1896, Otto Ostermanns Verlag. Preis 1 M. Diese Flugschrift beschäftigt sich mit den Mängeln des gegen wärtig üblichen Auskunftswesens, führt aus, dass für den durch schnittlich bezahlten Preis verlässliche Auskünfte nicht eingeholt werden können, bekämpft das Abonnementswesen, welches die Auskunfts-Anstalten zwingt, billig und schlecht zu arbeiten, und tritt dafür ein, dass jede Auskunft besonders bezahlt werde, und dass an Stelle der allgemeinen Anstalten für jeden Handelszweig besondere treten, er strebt also das an, was das Papierfach in dem Papier industrie-Verein schon seit Jahren besitzt. Die lesenswerthe Schrift Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien, Gesammt- darstellung aller Gebiete der gewerblichen und industriellen | Arbeit, sowie von Weltverkehr und Weltwirthschaft. Neunte, durchaus neugestaltete Auflage, bearbeitet von vielen namhaften | Vertretern der verschiedenen Wissenszweige. Dritter Band: Die Eleldnzität von Arthur Wilke. Mit 811 Textabbildungen und 12 Beilagen. Leipzig, Verlag und Druck von Otto Spamer. 1897. Hefte 17 bis 32 des Gesammtwerkes. Preis eines Heftes 50 Pf. Die Verlagshandlung hat dem I. Band unmittelbar den III. folgen lassen, weil der für 'den II. Band bestimmte Stoff, die »Kräfte der Natur und ihre Benutzung« umfassend, infolge der bedeutsamen, viel fach noch nicht abgeschlossenen neuen Entdeckungen auf dem Gebiete des Lichtes und der Photographie einen Aufschub erforderte. Die Bezieher des Werkes kommen dabei nicht zu kurz, denn der III. Band bietet auf 623 Textseiten eine umfassende Darstellung des Gesammt- gebietes der Elektrizität. Die Begriffe Volt, Kilowatt, Dreh-, Wechsel- und Gleichstrom und viele Andere schwirren heute durch die Luft, ohne von der grossen Menge der gebildeten Menschen, die von den praktischen Anwendungen der Elektrizität überrumpelt wurden, und Zeit gehabt haben, sich über das Wesen derselben genügend auf- | zuklären, richtig verstanden zu werden. Die alphabetisch geordneten Nachschlagebücher geben wohl Bescheid, aber dieser, aus dem Zu sammenhang losgelöst, ist zumeist nicht genug verständlich und ver wirrt oft. statt zu belehren. Das vorliegende Buch giebt ein geschicht- | liches Bild der Entstehung aller wichtigen Erfindungen und Anwen dungen auf dem Gebiete der Elektrizität, es erklärt die Erscheinungen in schlichter Sprache, ohne zu mathematischen Ableitungen zu greifen, es beschreibt die Maschinen so, dass sie jeder denkende Mensch be- greifen kann, und versteht durch lebhafte und mitunter humoristische Redeweise auch spröde Gegenstände anziehend zu schildern. Kein Roman ist spannender, als dieses Buch, das den Erfolg des mensch lichen Erfindungsgeistes feiert und sicherlich auch zu mancher neuen , Erfindung und Verbesserung anregen wird. Bei einem so umfang reichen Werke sind kleine Fehler unvermeidlich. So steht auf Seite 408, dass » Keller durch Zerlegung von Seesalzlösung Holzstoff in Cellulose verwandelt«, während es richtig heissen sollte, dass Dr. Kellner zer kleinertes Holz auf diesem Wege in Zellstoff verwandelt. — Papier, Druck, Text- und Beilagenbilder des Werkes sind musterhaft. Export-Hand-Adressbuch von Deutschland 1896/97. Berlin, Bernburgerstr. 14, P. Stankieuricz’ Buchdruckerei. Bearbeitet von Dr. H. Klinckmüller. Preis in dauerhaftem Kaliko-Band 10 M. Der erste Theil des nunmehr in 6. Auflage vorliegenden Werkes enthält auf 403 Seiten die für den Handel wichtigsten Angaben über 66 Staaten und Staatengruppen der fünf Welttheile, z. B. deren Verfassung, Grösse, Bevölkerungszahl, Münzen, Maasse, Gewichte, Ein- und Ausfuhr- Waaren, Handelsverträge, Zölle, wichtige Firmen, Rechtsanwälte usw. Sodann folgen auf 304 Seiten die Zolltarife aller handeltreibenden Länder in alphabetischer Anordnung der Waaren. Der zweite Theil enthält auf 522 Seiten eine Zusammenstellung vieler bedeutender deutscher Firmen, die den Ausfuhrhandel pflegen. Dieser Theil ist nach Waarengruppen geordnet und zwar so, dass in jeder Gruppe, z. B. Handelsgärtnerei, Thierzucht usw. die Firmennamen ohne Rück sicht auf den Wohnort alphabetisch aufgeführt sind. Dieser Theil, der insbesondere auswärtigen Kaufleuten die Gelegenheit zur Anknüpfung von Handelsbeziehungen mit Deutschland erleichtern soll, ist der Reihe nach in deutscher, englischer und spanischer Sprache wiedergegeben, ebenso wie das Sachregister, während das alphabetische Register deutscher Firmen nur in deutscher Sprache abgedruckt ist. Das statt liche 16 : 23 cm grosse Buch ist dauerhaft gebunden, sauber gedruckt und trotz des reichen Inhaltes handlich, weil nur wenig mit Anzeigen gespickt, die keine vollen Seiten, sondern nur im 2. Theil einen be scheidenen Platz einiger Seiten einnehmen. Die Petroleum- und Benzinmotoren, ihre Entwickelung, Bauart und Verwendung. Ein Handbuch für Ingenieure, Studirende des Maschinenbaues, Landwirthe und Gewerbetreibende aller Art. Bearbeitet von G. Lieckfeld, Zivil-Ingenieur. Mit 147 in den Text gedruckten Abbildungen. München und Leipzig, Druck und Verlag von R. Oldenbourg. 1894. Preis 7 M. Da Gas und Elektrizität zumeist nur in der Nähe gewerblicher Mittelpunkte für den Maschinenbetrieb zugänglich sind, die Verwendung von Kohle hingegen theure Kessel- und Schornstein-Anlagen voraussetzt, so giebt sich in neuerer Zeit beträchtliches Interesse für Petroleum und Benzin-Motoren kund. Das vorliegende, einer fachkundigen Feder entsprungene Buch giebt durch treffliche Holzschnitte erläuterte Be schreibung der verbreitetsten Bauarten, enthält ausserdem aber auch eine Menge wichtiger Angaben, wie aus folgender Aufzählung der Kapitel- Ueberschriften hervorgeht: 1. Das Rohpetroleum und seine Destillate. 2. Die Petroleumdestillate als Krafterzeugungsmittel. 8. Aeltere Benzin- Motoren. 4. Neuere Benzin-Motoren. 5. Die Petroleum-Motoren. 6. Die Konstruktion, 7. Die Zündapparate. 8. Die Verwendung, 9. Die Auf stellung und Wartung der Benzin- und Petroleum-Motoren. 10. Ver- zeichniss von deutschen Patenten, welche auf Petroleum- und Benzin- Motoren Bezug haben.