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2746 PAPIER-ZEITUNG Heintze c Blanehertz. den Kopf voll, um so unangenehmer ist. als der Pferch in der Anlage einer solchen, die Buhe störenden, Schafweide? n. errichtete auf seinem Grundstücke einen schreien Einem den lieben langen Tag der Man mit als beim Jahreswechsel mit Karten zu bombardiren, auf die Absender ein gedankenloses p. f. (pour fliciter) kritzelt. Einer unserer Nachbarn Schafpferch, und die Thiere werden noch englische Fabrikanten ihre englischen Stahlfedern deutschen Namen unbehindert in Deutschland einführen und deutsche Federn verkaufen dürfen? wirft die Karte achtlos zur Seite, wohl wissend, dass das p. f. im Grunde nichts weiter als pro forma bedeutet, ja man nimmt sie eigentlich nur aus dem Briefumschlag, um sich zu über zeugen, ob man den Absender nicht auf der eigenen Gratulations liste vergessen hat. Diese Kartellen durchschwirren in den ersten Januartagen zu Millionen die Welt, aber es stände schlimm um unsere Luxus-Papier-Industrie, wenn es nicht noch genug Menschen gäbe, deren ästhetischer Sinn sich gegen diese billige und bequeme Wunschform auflehnte. Unsere Luxus-Papier-Fabrikation kommt diesem Bedürfniss entgegen, indem sie äusser bedruckten Postkarten und feinen Gedenkbüchelchen auch jene reizvollen Erzeugnisse in Celluloid und in Seide mit Celluloid-Auflage liefert, die eigentlich mehr Gelegenheitsgeschenken gleichen, sich aber auch als Neujahrs gruss sehr hübsch verwenden lassen, sobald der Absender ein Glückwunschkärtchen beifügt, oder gar auf eine Karte aus echter Baumrinde (grosse Neuheit) ein paar Zeilen schreibt. Die in den Musterbüchern der Firma W. Hagelbert/, Berlin, enthaltene Sammlung von Neuheiten ist so umfangreich, dass es sieh empfiehlt, über die bekannten Buntdruckkarten möglichst schnell wegzugehen. Obwohl viele neue Muster in neuen, zart abgetönten Farben darunter sind, wiederholen sich doch im Allgemeinen Figuren, Blumen-Anordnungen, Rokoko- und Empire- Motive, die man in den Vorjahren sah. Veilchen, Vergiss- meinnicht, Rosen in allen Farben, weisse Margueriten mit gelbem unseres Kontors ist. Ist nun der Nachbar berechtigt, zur Ruhestörung durch Nachbarn 7. Oktober 1896. Gegenstände mit Stempeln russischer Firmen Zu Nr. 83 Seite 2706 Berlin NO., den 15. Oktober 1896. Also selbst in Russland sieht man ein, dass die Einführung aus ländischer Fabrikate mit russischen Namen auf Täuschung hinausläuft und nicht zuzulassen ist, wenn nicht neben dem russischen Stempel noch der Name des ausländischen Fabrikanten eingeprägt ist. Wann wird man in Deutschland zu derselben Erkenntniss kommen? Wie lange | Kelch bedecken zumeist den Grund; hie und da sind sie mit buntem Glimmer-Staub bestreut und mit Inschriften in Goldtief- druck versehen. Neben einfachen liegen doppelte und aus drei Theilen bestehende, jedoch aus einem Stück gearbeitete Karten. Eigenartig ist eine Klappkarte mit Vergissmeinnicht- Grund, die dadurch schliesst, dass sich ein grosses gelbes Stiefmütterchen riegelartig davor legt. Als Neuheit treten Delfter Karten hinzu. Auf einem kachelartig eingetheilten Grund sieht man die bekannten Maler-Motive in Blaudruck: eine Mühle auf bewaldeter Anhöhe, über einem stillen Wasser ein schmaler Brückensteg oder eine verschneite Winterlandschaft. Die Atlasprägung, zumal wenn sie in matten Farben ge- 1 halten ist, giebt der einfachsten Karte einen besonderen Reiz. Eine Handvoll violett schattirter Veilchen ist aufs Gerathe- | wohl über den Grund gestreut, und von der rechten Ecke (liegen ; ein Paar graublaue Schwalben herüber. Das Ganze wirkt haupt sächlich durch die Feinheit der Farben, die in der Seiden prägung vollendet zum Ausdruck kommen. Seidenprägung wird auch mit Monogrammdruck vereint, hier und da mit Glimmer- I Staub bestreut, sodass der Spielarten kein Ende ist. Den sogenannten Fancy-Karten (hohes, schmales Format) begegnen wir im englischen und im Pariser Stil. Hier ein zartes Medaillon in Kupferdruck, eine fein stilisirte Blumen- ranke, dort eine fesche Ballerina, just herausgeschossen ans dem Hals der Sektflasche, oder ein quer über das Papier galop- pirender Jockey. Ruhige, gedämpfte Farben kennzeichnen alle feineren Arten. Kein schreiendes Roth, kein prahlerisches Gold! — Dafür das helle Svres-Blau, das blasse Mauve, das j verschwommene Rosa-Lila. Viel Neues giebt es auf dem Gebiet der verstellbaren Karten. Ein einziger Griff an dem rückwärts oder seitlich angebrachten Mechanismus, und das Kärtchen steht als plastisches Bild da. Hier öffnet sich ein Fenster, und ein hübscher Mädchenkopf grüsst heraus, dort gleitet, während man die Karte öffnet, ein Schwan langsam über das Gewässer, hier tanzen Herren und Damen in Rokoko-Kleidern ein Menuett, dort öffnet sieh ein grosser Strauss Chrysanthemen, die einen aufrecht stehenden Anker umkränzen. In dieses Gebiet gehören auch die Panorama- Karten. Alpenlandschaften oder holländische Dorfscenerien dar stellend. Durch die Art der Aufstellung, schräg nach hinten gehend, wird eine malerische, fein schattirte Perspektive ge geben. Daneben giebt es humoristische Motive aller Art. Man tippt die aufgestellte Karte ganz leise an, sodass die rückwärts pendelnde Bleimünze in Schwingungen geräth. Dadurch werden sehr komische Bewegungen erzeugt: ein Soldat liebäugelt ab wechselnd mit zwei Dorfschönen, ein Dieb, der es auf des Nachbars Aepfel abgesehen hat, sucht vergeblich den Zaun zu erklimmen, ein Clown balanzirt eine echte Pfauenfeder auf der Nase, und was dergleichen scherzhafte Lagen mehr sind. Einen grossen Bestandtheil der modernen Wunschkarten bilden die schon vorher erwähnten Karten in Buchform. Sie sind mit zierlichen Inschriften und mit Kupferdruck-Bildchen versehen, der Deckel zeigt ein Blumenstück in Monogrammdruck, und die einzelnen losen Blätter sind durch ein dünnes Gold schnürchen oder ein farbiges Seidenband zusammengeheftet. Als grosse Neuheit bringt W. Hagelberg echte Eichen- und Erlenholz-Karten. Etwas Schlichteres und Eleganteres kann es kaum geben. Eine ganz dünne, beliebig verzierte Holzschicht ist auf starkes Kartonpapier gepresst; wir sehen einen Fächer Verein Deutscher Papierfabrikanten Dem Verein sind von dem Reichskommissar für die Welt ausstellung in Paris 1900 eine Anzahl auf diese Ausstellung bezügliche Drucksachen, wie Anmeldebogen, Ausstellungs programme usw. zugegangen. Exemplare dieser Drucksachen sind bereits an eine Anzahl Vereinsmitglieder abgegeben wor den. Diejenigen Mitglieder, welche die Ausstellung beschicken wollen und die Drucksachen noch nicht erhalten haben, können dieselben auf Wunsch von dem Geschäftsführer, Direktor Ditt mar in Mainz, zugesandt erhalten. Neuheiten in Luxus-Papier Eigenbericht Es ist weder eine vernünftige noch eine schöne Sitte, sich Wie das echte Holzpapier das denkbar Vornehmste für die Korrespondenz ist, so kann es auch auf dem Gebiet der Wunsch- Karten selbst unter den reich ausgestatteten Celluloid-Artikeln nichts geben, was an Chic und Eleganz der echten Holzkarte gleichkäme. Eine Abart davon ist die Holzbrand-Nachahmung. Ent sprechend den Vorlagen für Holzbrand-Malerei sind zierliche einfache und doppelte Karten geformt: der helle Grund ist fein geädert und wechselt vom hellsten zum dunkelsten Holzton. Die Nachbildung ist vorzüglich. Das wolkige Papier mit den braunen stilvoll gehaltenen Verzierungen wird von dem flüchtigen Beschauer für Holzbrand-Malerei gehalten. Auch die hinein gesetzten Landschaftsbilder in Blaugrün und Köthlichbraun wirken vornehm. Einige der Karten sind auch mit Kunstdruck in Gold und Bunt, sowie mit farbigem Glimmer-Staub versehen, doch möchten wir diejenigen als die vornehmsten betrachten, deren Farbe nicht über den schillernden Ton des Braun hin ausgeht. Sehr reich ist die Auswahl an Neujahrs-Geschenken in In Städten wie Berlin gilt jede Ruhestörung durch Nach barn, z. B. durch Betrieb einer lärmenden Maschine. Hundegebell usw. als unzulässig und wird von den Gerichten verboten. Ob aber ländliche Grundstücke, d. h. solche, die der Landwirthschaft dienen, mit demselben Maassstab gemessen werden können, erscheint sehr zweifelhaft. Der Landbau war vor der Industrie vorhanden, und die Fabrikanten, welche sich neben landwirth- schaftlichen Betrieben ansiedeln, wissen oder sollten wissen, dass hier die verschiedensten Gerüche und Töne vorkommen. Sie dürfen sich daher darüber nicht beklagen, dass den Dünger haufen kein Kölnisches Wasser entströmt, dass der Hahn schon früh um 3 oder 4 Uhr schreit, und Schafe ihre Stimme üben. (Vergleiche auch den Artikel »Fabriklärm« in Nr. 82.) Wir bitten jedoch um Entscheidungen und Erfahrungen über solche Fälle. I). Red. aus glattem Erlenholz mit Veilchenkranz, eine runde Palette aus heller Eiche, von einem blassblauen Fliederzweig gedeckt.