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2648 PAPIER-EITUNG Nr. 82 Gegenständen, zu deren Reklame sie dienen sollen. Beachtens- werth ist bei den französischen Plakaten die wirkungsvolle Farbenwahl, mit 3 bis 5 Farben, in der Hauptsache leuchtendes Zinnoberroth, stumpfes Braun, hellbraun schattirtes Gelb und stumpfes Blau, werden die packendsten Wirkungen erzielt ; ebenso originell wie der Entwurf ist die Technik dieser Plakate. Be trachtet man aber die guten französischen illustrirten Journale, so will es scheinen, als ob die geniale Flüchtigkeit der Plakate auch in der feineren Illustration einen sichtbaren, aber nicht ver edelnden Einfluss geübt hätten; unserer »Modernen Kunst« z. B. wird man einen höheren künstlerischen Werth beilegen müssen, als den bekannten französischen Frühlings-, Weihnachts- und anderen reich illustrirten Reklame-Nummern der Pariser Zeit schriften. Das was an der französischen Plakatkunst am meisten gefällt, ist der darin zum Ausdruck kommende Zeitgeist: »Die Kunst für das Volk«; auf die grosse Masse des Volkes, die illustrirte Zeitschriften nicht liest, wird durch die farbigen Plakate in künstlerischer Ausführung ein bedeutsamer Einfluss ausgeübt. Auch bei uns knüpft man an die alten Traditionen der Zeit Albrecht Dürers und Hans Holbeins an, die die Kunst volksthümlich gemacht hat, und es wird unser Jahrhundert nicht nur das der Erfindungen, sondern das einer blühenden Kunst- Epoche genannt werden können! Reicher Beifall lohnte den Redner, dem der Vorsitzende den Dank der Gesellschaft aus sprach. Hiernach wurde für das Stiftungsfest eine aus den Herren Schöpp, Stadthagen und Trautmann bestehende Kom mission gewählt. Dann gab Herr Mietz noch einen Beweis von der Brauchbarkeit des Marschnerschen Reinigungsmittels für Pressspäne, indem er mit schwarzer Buchdruckfarbe voll gedeckte Pappstücke, die bei der Behandlung mit bestem Terpentin sich nur wenig veränderten, mit dem Reinigungsmittel innerhalb einiger Sekunden in sauberen Zustand versetzte. Hinderlich wird der Einführung dieses Mittels immer der Preis von 25 Mark für das Rezept sein. Die Vereinslokal-Frage wurde infolge einer vom Vorstande ausgehenden Anregung wieder einmal eingehend erörtert. Zum Bericht der letzten Sitzung sei bemerkt, dass Herr Filzhuth bei der Besprechung der Geschäftsbücher-Fabrikation auf der Gewerbe-Ausstellung nicht die Bedienung der Maschinen in der Betriebswerkstätte der Firma A. Zumpe, sondern der an anderer Stelle im Betriebe befindlichen Tiegeldruckmaschine durch ungeübte Arbeiter bemängelt hatte. Fachschule für Berliner Buchdrucker Am 30. v. M. schloss das Sommer-Halbjahr; es wurden 27 Setzer- und 7 Druckerlehrlinge entlassen, die drei Jahre hindurch die Schule besucht hatten. Von den entlassenen Schülern wurden durch Beschluss des Kuratoriums und des Lehrerkollegiums sechs Setzerlehrlinge und ein Druckerlehrling ihres Fleisses und ihrer tadellosen Führung wegen mit aus werthvollen Büchern bestehenden Prämien ausgezeichnet, während fünf Setzer- und zwei Druckerlehrlinge mit lobenden Erwähnungen bedacht wurden. Die Prämien werden für einen von dem Bunde der Buchdruckereibesitzer (Innung) dazu her gegebenen bestimmten Geldbetrag beschafft; ausserdem steht zu demselben Zweck eine kleine Stiftung des Herrn Heinrich Steinberg im gegebenem Falle zur Verfügung. Die Entlassung der Schüler entbehrte diesmal der sonst üblichen Feierlichkeit, weil gegen alle Erwartung der bereits begonnenen allgemeinen Schulferien wegen die Klassenzimmer geschlossen waren, und deshalb die Vertheilung der Censuren und Entlassungs-Zeugnisse in der Turnhalle stattfinden musste. Ansprachen des Dirigenten Herrn Koepsei eröffneten und beschlossen die Schulfeier. Das nun abgelaufene Sommer-Halbjahr begann mit 443 Schülern, die in 17 Klassen vertheilt waren, und schloss mit 392. Das Winter-Halbjahr wurde am 10. d. M. in den Schul- räumen Niederwallstrasse 6/7 begonnen. Buchdruck-Klischees Ein Amerikaner soll nach zwölfjähriger Arbeit eine Er findung vollendet haben, die auf dem Gebiete des Illustrations druckes eine gründliche Umwälzung hervorrufen dürfte. Nach den von nächstbetheiligter Seite gemachten Mittheilungen handelt es sich um eine kleine Maschine, die imstande ist, in wenigen Minuten nach jeder beliebigen Vorlage Zeichnung, Kupferstich, Photographie usw. ein druckfertiges Klischee oder eine Kupfer stichplatte (?) zu erzeugen. Die Bedienung der Maschine soll sehr einfach sein, die bisher damit hergestellten Klischees zeichnen | sich durch Sauberkeit und leichte Druckfähigkeit aus. Es sei von vornherein bemerkt, dass es sich hierbei nicht etwa um ein Aetzverfahren, sondern um wirkliche Gravirungen handelt. Da die Erfindung soeben erst zur Patentirung angemeldet worden ist, kann Näheres erst später mitgetheilt werden. 0 Kleine Mittheilungen Friedrich Vieweg & Sohn, Verlagsbuchhandlung und Buch druckerei in Braunschweig, erhielten auf der zweiten Inter nationalen pharmaceutischen Ausstellung in Prag für ihre Verlagswerke die Goldene Medaille, und zwar, wie das Diplom besagt, nicht nur wegen der grossen Anzahl, sondern besonders »wegen der hervorragenden Bedeutung und mustergiltigen Aus stattung« der ausgestellten Werke. Zu Rittern der Ehrenlegion hat der Präsident der französischen Republik die Verlagsbuchhändler Albert Brockhaus in Leipzig und Carl F/ngelhorn in Stuttgart ernannt. Beide haben auf dem Pariser Verlegerkongress im Juni den deutschen Buchhandel vertreten. Setzer-Löhne im gelobten Lande. Dass das gelobte Land heutzutage, wenigstens für Buchdrucker, wenig mehr mit dem Kanaan gemein hat, »wo Milch und Honig fliesst«, beweist die aus Jerusalem berichtete Thatsache, dass dort ein tüchtigef Faktor ganze 17 Franes, ein tüchtiger Hetzer 10 Frants erhält und minder gute mit 8 4 Francs wöchentlich entlohnt werden. Diese Jammerlöhne erklären sich zum Theil daraus, dass das Lebert in der heiligen Stadt sehr billig ist, anderseits aber daraus, dass der Bedarf für Drucksachen dort sehr gering ist, und alleh das billigste noch immer Zu theuer scheint. Es ist daher auch kein Wunder, dass es mit der schwarzen Kunst in Jerusalem jämmerlich bestellt ist, soweit sie nicht in Klöstern betrieben wird. Von den Klosterdruckereien ist die katholische die grösste: sie arbeitet mit Mönchen und nur in lateinischer und arabischer Sprache für eigenen Bedarf, danach kommen die Druckereien des Griechischen und des Armenischen Klosters, und die beiden Druckereien der Englischen Mission. Jerusalem besitzt zwei hebräische Wochenblätter, »Das Licht« und »Die Blume«, und ausserdem eine Jahresschrift »Jeruschalaim«. Ausserhalb Jerusalems giebt cs in Palästina überhaupt keine Druckereien. Büchertisch Mays Tafel für Treibriemen. Von Dr. Oscar May, Ingenieur, Frankfurt a. M. III. Aufl. 1896. Verlag von Julius Springer'm Berlin und B. Oldenbourg in München. Bureau-Ausgabe auf Karton zum Aufhängen, Preis 1 M. 20 Pf., Taschen-Ausgabe auf Leinwand 6theilig, in Täschchen, Preis 1 M. 50 Pf. Eine Seite der für jeden Fabrikanten und Techniker zweck mässigen Tafel enthält drei Tabellen, und zwar: die erste giebt an die Umfangsgeschwindigkeiten aus den Abmessungen von Scheiben- Durchmesser und Umdrehungszahl; die zweite die zulässige zu über tragende Kraft in PS je nach Umfangsgeschwindigkeit und Riemen- Querschnitt; die dritte giebt den Riemenquerschnitt an als Produkt aus Breite und Stärke. Auf der andern Seite der Tafel sind praktische Beispiele mit Hilfe genannter Tabelle ausgeführt. Das Börsengesetz für das Deutsche Reich vom 22. Juni 1896 und das Depotgesetz vom 5. Juli 1896. Mit Parallelstollen und ausführlichem Sachregister, sowie Abdruck von Stellen aus Reichsgesetzen, herausgegeben von Hans Küttner. Leipzig, Verlag von Albert Berger (Serigsche Buchhandlung). 1896. Band 78 von Meinholds Juristischer Bibliothek. Preis in steifem Papp band 1 M. 25 Pf. Diese mit gründlichen Erklärungen und Hinweisen auf verwandte Gesetzesstellen versehene Ausgabe ist Allen zu empfehlen, die als Beamte von Aktien-Gesellschaften oder auf eigene Rechnung Börsen geschäfte machen, oder fremde Werthpapiere in Aufbewahrung nehmen. Meyers Volksbücher. Nrn. 1161 1165, Bürgerliches Gesetzbuch für das Deutsche Beich nebst Einführungsgesetz. I. Theil. Nrn. 1166 bis 1170, Dasselbe. II. Theil. Ijeipzig und Wien, Bibliographisches Institut. Preis jedes Bandes 50 Pf. Das grosse Gesetzeswerk, an dem mehrere Generationen gearbeitet haben, und das voraussichtlich bestimmt ist, lange Jahre hindurch die bürgerlichen Verhältnisse der Einwohner des Deutschen Reiches zu regeln, wird durch vorliegende Ausgabe weitesten Kreisen zugäng lich. Vortrefflichei' Druck und gutes Papier sind um so mehr lobend hervorzuheben, als bei vielen Volks-Ausgaben in dieser Beziehung stark gesündigt wird. Der zweite Band enthält als Anhang ein aus- führliches Sachregister.