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Wilsdruffer Tageblatt : 25.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192412252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19241225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19241225
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-12
- Tag 1924-12-25
-
Monat
1924-12
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 25.12.1924
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MIsämtterTageblatt r. Matt Nr. 301 vonnerslsg 2S. veLember IY2L AribnaLlen yr4. Nun will es wieder jel'g-e Weihnacht werden, Derwun-sch-ne Glocken flüstern sehnsuchtsfern. Bon Bethlehem strahlt hell auf allen Fährten Der heil'gen Chrchnacht ewiger WANderMm. Leis finkt der Abend, da die bunten Kerzen Am Tannenbaum in goidnem Glanze fprüh'n, And wieder wir im Geist mit -Kinder-Herzen Andächtig vor Mariens Krippe knien. Leis' sinkt die Nacht, die ew'gen Frieben kündet Für jedes Menschenherz nach Not und Graus, Die Märchrnnacht, da sich die Seele findet Aus allen Irren heim ins Vaterhaus. Die Märchennacht voll Kinderseligkeiten, Durch die ein Kiang von Engeiechören irrt, Bis aller Kamps und alles Menschenleiden Demütig schweigt und hoffend stille wird. Die heil'ge Nacht, da aus Unendlichkeiten Ein Kindlein auf die Erde niederkam Und als die größte aller Herrlichkeiten Die Liebe mit sich zu den Menschen nahm. O, laßt den Klang der Hellen Weihnachtsglocken In alle alltagsmüden Herzen ziehn, Kommt alle, vor dem Kind mit blonden Locken Auf Heu und Stroh still betend hinzuknien! Aust daß es einmal noch wie einstens werde, Da von so großer Liebe übermannt. Der König und der Weise, Hirt und Herde Demütig vor der Menschenliebe stand! Daß uns aus dunkler Nacht der Stern erstehe, Der Frieden kündet und den Menschen allen Nach Streit und Haß, nach bangem Leid und Wehe Zu Gottes Ehre wieder Wohlgefallen! Felix Leo Göckeritz. BechuM Mi L-Mei LLö Mm. Auch der gute Weihnachtsmann und die lieben Weit - nachiLengel sind dem Wandel der Zeiten unterworfen. Sie treten auf Erden so auf, wie es den jeweiligen Zeitumstän- dcn und Zeitereignissen entspricht. Als die Eltern des Schreibers noch frohe Kindlein waren, da stampfte der alte Weihnachtsmann in Zipfelmütze und Kutte, den mächti gen Sack voll Spielzeug, Aepfel und Nüssen auf dem ge krümmten Rücken noch über den lichterhellen Weihnachts- markt, auf dem sich im lustigen Schneetreiben mit frostroten Wangen und Nasen die Alten und vor allem natürlich die Jungen wirbelnd durcheinander tummelten. Auch als der, der diese Erinnerung allen „Mrderncn" und „Aufgeklärten" zu Nutz und Frommen niedergeschrieben hat, selbst noch ein zappelig Büvlcin war, batz sich ani Christfest einen leibhaftigen Nußknacker, einen trommelnden Fcllbaren oder einen — Schornsteinfeger aus Zwetschken wünschte, wie diese eine der großen „Attraktionen" des Weihnachtsmarktes neben den Z,illerherzen mit daraufgcgossenen sinnigen Versen bildeten, halte der Weihnachtsmarkt seine Anzichungskrast noch nicht verloren. Aber die Zeiten ändern sich schnell. Die Zeit der Elektrizität und des Verkehrs nahm auch den schönen alten Wcihnachtsmarkt hinweg und verlegte ihn in die Waren- und Kaufhäuser, hinter die großen glänzenden Schaufenster der Luxusgcfchäfte. In den Dorscstwochen zur Christnacht 1913 — wer mäa sich daran nach aN dem seither KeschPcneii überhaupt noch recht zu entsinnen'? — wie blitzte und leuchtete cs da überall bei uns auf. Festlich wie.nur je beging man in deutschen Landen, nicht nur in den Kropstädten.„das schöne Fest der Gaben und Kinderfreude lind ein Jahr später schon schritt das eherne Schicksal über die Erde, und auch der Weihna^tsmann hatte ein feldgraues Kleid an- gezooen, in dem er höchstselbst der nie ermattenden Feldpost die Weihnachts'mkete an die Front zu den tanwren Söhnen. Gatten, Vätern und Brüdern befördern half. Nm Christbaum in der Heimat aber hingen Kanönchen und Gewehre, und der riesige Aufmarsch der feldgrauen Heere auf den Gabentischen deutscher Jungen Hötte selbst Hindenburg und Ludendorff Vertrauen für den Sieg der deutschen Sache ciugeflöszt. Und weiter ging cs vier lange schwere Jahre hindurch. Immer dunkler wurde es tm lieben Deutschland, immer zäher wurde der Widerstand immer härter wurden die Entbehrungen, und eine Weihnacht kam, da flimmerte gar nur noch ein einzig winziges Lichtlein in Ler Krone des kleinen deutschen Christbäumes. Der Wschnachj^enael aber umschwebte auch dieses, und ein feiner Schein der Hoffnung vergoldete a^cs um uns her, Es soäte aber noch dunkler kom men. Da schwiegen die Geschütze draußen zwar, und unsere Braven waren wieder bei uns im lieben Heim. Aber der Friede, den wir so heiß ersehnten, war nur schändlicher Trug gewesen. Innerer Unfriede wachte dazu auf. Am heiligen Abend krachten die Geschosse, donnerten Minen und Handgranaten, Blut floß, nicht an der Front, sondern — Schmach über jene Zeit des Unheils! — nu eigenen Lande, in unseren Straßen und Kassen. Tüe Spartakusmeute störte den Feiertagssrieden uns höhnte allem heiligen Kinderglauben an Weihnachtsmann und Christ- englein in furchtbar blutiger Weise. Und weiter ging der Meg des Schicksals von Weihnacht zu Weihnacht. Teuerung und Net kam daher. Immer ärmer wurden wir, während die ungeladenen ausländischen Blutsauger unseren Kindern mit guten Dollars und Gulden die lebten Weihnachtsfreuden vor d"'- Nase wco- kaufen konnten. Wieder aber rüstete man ein Weihnachtsfest mit vertrauensvolleren Mienen. Die Läden wurden wieder eifriger besucht. Der Millionen-, Milliarden- uno Billioncnrausch war verflogen, ein kleiner unscheinbarer Zettel, oft noch von einem anderen unterstützt, auf dem Bruchteile amerikanischer Währung den Wert erläuterten, hatte das große fast unglaubliche Wunder vollbracht und öffnete aufs neue die Tore zum Hellen Weiboachtsland die schlichte liebe Rentenmark Aber das ist ein Jahr her. Ein Jahr harten Ringens nm unsere Existenz liegt wieder hinter uns, und wieder flammen überall die Kerzen auf, und wieder stampft schmunzelnd der Weihnachtsmann von Haus zu Haus. Zwar c -N cs keine Schwelgerei meße wie einst, — das i .upp und der Verdienst zahlloser unserer Volksgc- .ing —, dennoch aber merken wir: es geht bergauf: -- as aber soll uns die schönste Weihnachtsfreude sein. „Gott de uns allen ein fröhliches Herz!" wie es so schön in einem - -cn Vergmannspruch heißt. Dann umschweben dis lichten Wcihnachtsengel auch den karg belegten Gabentisch, und in uns allen wird es widerhallen, das herrliche Lied der Ver- B-ßung, das da endet mit den Worten, die wir in so auch-n dunklen Nächten ersehnt hatten: ,> . . . und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen'" M. Rogge. Zur Schwimmbadfrage. Wir leben heute in einer Zeit, wo der Sport, zumal bei unserer Jugend, eine große Rolle spielt. Man mag über den Sport denken wie mn will, darin dürfte mir aber jeder zu stimmen, daß der Schwimmsport der edelste und gesündeste ist. Aber nicht nur der Spvrtsmann, nein, jeder Mensch, vor allem unsere Jugend, hat in der heißen Sommerszeit das Bedürfnis nach einem erfrischenden Pad im Freien. Wie es um unser städtisches Freibad bestellt ist, weiß jeder mann. Es stellt nichts weiter dar als einen Schkammfang für den Saubach. Das Wasser ist ständig schmutzig, selbst im Hoch sommer viel zu kalt, da der Zufluß zu stark und die Besonnung des Saubachlaufes zu gering ist. Hinzu kommt noch, daß das Bad den Westwinden völlig preis-gegeben ist, so daß die an sich schon zu starke Abkühlung des Körpers durch den meist herrschenden Westwind noch bedeutend erhöht wird. Die W-asser- ssefe ist für Ausübung des Schwimmsports viel zu gering, es fehlen anständige AuMeideräume, Sprungbretter usw. Aus all diesen Nachteilen resultiert sich auch die geringe Benutzung des städtischen Freibades und auch des ^Luftbades des Naturheil Vereins. Im Laufe der Jahrzehnte find zur' Verbesserung der hie sigen BadevechältMe allerlei Projekte ausgetaucht, die jedoch alle wieder sang- und klanglos Verschwanden. Die Platz-, Master- und Geldfrage war eben nicht zu lösen. Die Stadt zog Anfang dieses Jahres einen bekannten BadesachverständMn zu Rate, der ein Projekt vorschlug, bas von vornherein den Todes- keim in fick- trug und deshalb auch den Weg der anderen Pro-, jckte gegangen ist. Da ich selbst ein großer Freund vernünftigen Sports bin, fo versuchte ick/ nun selbst mein Heil, für dieses schwierige Problem eine günstige Lösung zu finden. Ich glaubte sWeßkch eine solche gefunden zu haben und entwarf daraufhin ein Projekt, das ich dem hiesigen Stadtrat zur freien Verfügung stellte. Ganz wider mon Erwarten nahm das Stadtparlament mein Projekt zur weiteren Bearbeitung einstimmig an und beauftragte seinerzeit meinem Vorschlag gemäß Herrn Baumeister Lindner mit der Ausarbeitung genauer Pläne -auf Grund meiner emgereichten Skizzen. Ich habe im Sommer mit Herrn Lindner die genauen Vermessungen voraenommen, die ergäben, dH mein Projekt un bedingt praktisch durchführbar fei. Die Oesfentlichkeit dürfte nun der Meinung fein, das- mein Projekt hm Weg all der anderen Projekte HMKKen ist, da man nichts weiter davon hörte und sah. Dies ist jedoch nicht der Fall. Das Projekt bedurfte infolge teilweiser Verlegung des Bachbettes der GemhmigMg des W-asterbMamtes Meißen, und erst jetzt ist die Angelegenheit mit dieser Behörde soweit ge diehen, daß man -hier keine Hemmnisse mehr zu befürchten hat. Da nun die Allgemeinheit ein großes Intereste und auch Recht daran hat, -das neue Projekt des Schwimmbades näher kennen zu kernen, seien mir darüber einige Ausführungen -gestattet. Km meinem Projekt eine Durchführbarkeit zu sichern, mußte ich von vornherein Verschiedene schwerwiegende Momente be- rücksichtigen, denn was nützen die asterschönsten Pläne, wenn sie f aus diesem oder jenem Grunde nicht durchgeführt werden f können. Gerade die heutige Zeit mit ihren schweren Wirtschaft- - lichen Nöten, steuerlicher Keberlastung der Bürger, Memeine > Geldnot usw. gebietet unerbittlich sich in den gegebenen- Grenzen i -des Möglichen zu bewegen. f Das neue Bad fall einen wirklichen Fortschritt bedeuten f und keine notdürftige Reparatur, wie früher. Zu verlangen ist f von einem neuen Bade ausreichende Größe und Tiefe, reines f Wasser, das eine höhere Temperatur als der kalt^ Saubach ! ausweist, Schutz gegen Winde, Vermeidung jedweder Schädigung j der Saubachanlieger, geringste Herstellungskosten- bei kürzester f Bäuzeit. Das neue Bad muß auf eigenen Füßen Gehm, also Einnahmen sollen die Ausgaben decken. Man ersieht schon hier aus, wie schwierig es ist, eine befriedigende Lösung für all diese zu stellenden Bedingungen zu sinden. Ich glaube, trotzdem eine solche gefunden zu haben. Nun zu meinem Projekt. Wer den- oberen "Bach genauer eknnt, weiß, daß das Mühlgrabenwehr sehr weit hinauf äut, sehr zum- Schaden -der Anlieger. Es ist somit an eine Erhöhung des Wasserspiegels durch Erhöhung der Mein kirne -gar nicht zu denken. Weit oberhalb des Wehres, wo der Bach wieder ein starkes Gefälle -hat und hohe Ufer vorhanden sind, wird- wäh rend der Badefaison in einem -Wehrrahmrn ein SS Zentimeter hoher Schützen eingesetzt und ein Teil des Sauda-chwässers durch eine Z-ementrohrleitung zuerst nach dem Vorwärmer und dann dem Schw-immbaMn zuaesührt. Durch die geringe Anstauung von 50 Zentimeter, die die Anlieger in keiner Weife schädigt, und das natürliche Gefälle des Baches von 67 Zentimeter unter halb des neuen Wehres wird ein Gefamtgefällc von 117 Zenti meter aeW-onnLN. Dadurch wird- eine -Erhöhung des bisherigen Wasserspiegels von 80 Zentimeter ohne weiteres möglich. Da- m't läßt sich das Bastin für -Schwimmer -auf 2,2-0 Meter Tiefe i bringen, und da-bei dieses noch restlos ablasten, sofern es ge- ! reinigt wird. ! Das Bastin kommt auf die Stelle des jetzigen Bades. Das i Bachbett wird verlegt und kommt ungefähr -hinter den -bereits vorhandenen -Erdwall zu liegen. Bastin und Bach sind durch einen 2—3 Meter hoben Erddamm völlig voneinander getrennt, so daß selbst Hochwasser sür das Bad keine Gefahr -bringt und jedwede Schlammablageruna durch S-au-bachwafler, wie es bis her der Fall war, ausgeschlossen ist. Hierin liegt -der Schwer punkt meines Projektes. Was -den Vorwärmer anbetrfft, so ist darunter eine flacher, genügend großer Teich zu verstehen, der mit solchen Einbuch tungen versehen ist, die das durchlaufende Wasser zu einem mög lichst langen Wege zwingen. Das vorhandene städti'chr Land, eine total versauerte Wiese, bietet für den Vorwärmer aus reichend Platz. Im Vorwärmer re n-igt sich das Wasser und wird durch ausaiebim Besonnung bei sehr langsamem Durchfluß er wärmt. I-ides Kind kennt den beträchtlichen Unterschied der Tem peratur zwischen Teich und Back,w-aster. Durch eine Rohrleitung, 1. Kamenz 2. Rossen 3. Wilsdruff Breite 2-5 m 17 m 25 m Temperatur 19° 0 19—21° O 20—24° L Länge 35 m 52 m 35 m Tiefe 0,50—3,00 0,60—2,80 0,60^,80 die in 80—100 Zentimeter Höhe über das neue Bachbett führt, fließt das gereinigte und -vorgew-är-mte Wasser dem Bastin zu. Durch entsprechendes Regulieren des Zuflusses ainn man auch die Temperatur des Baftinw-asters in gewissen Grenzen regulieren. An trüben, -kühlen Sommertagrn wirv man nur wenig, an heißen Tagen um fv mehr Wasser zulaufen lasten. Während das Bad in feiner jetzigen Verfassung im Sommer eine Wassertemperatur von 13—17° Celsius aufweift, dürfte das Bassinwasser auf 20—24° Celsius zu halten sein, eine Temperatur, die erst das Baden angenehm macht und vom hygienischen StandpuMe ge fordert werden mutz. Das projektierte Bassin hat nach der Planung des Herrn Baumeisters Lindner eine Länge von 3-5 Meter -bei 28 Meter Breite, davon die eine -Hälfte sür Schwimmer bei 2,20 Meter Durchschnittstiefe, die andere Hälfte für Nichtschwimmer, be ginnend mit 60 Zentimeter Tiefe allmählich fallend bis 1,2-0 und 1,80 Meter. Die Abmessungen l-asten -sich heute noch um Kleinig keiten ändern. Für das Sprungdereich des 3-Meter-Brettes könnte man bis 3 Meter Tiefe gehen. Sprungbretter nach neue sten sportlichen Vorschriften, eine Wasserrutschbahn zur Belusti gung der Jugend usw. werden seödstoerstäMi-H angeordnet werden. Es feien hier zum Vergleiche die GrötzenverhälLnisse zweier neuzeitlicher Schwimmbäder wieder-gegeben: m m m Der Bastin und -Bach trennende Erdwall wird bepflanzt und- mit genügend hoher Km-plankung versehen, -wodurch ein wirk samer Windschutz gewährleistet wird. Da -das in Frage kommende Land städtischer Besitz ist, sehr umfangreiche Ausschachtungen nicht notwendig sind, da das Bastin auf die -Stelle des bisherigen Bades kommt, fo -ist nicht nur mit einer kurzen Bauzeit zu rechnen, die Mitte resp. Ende Mai beendet sein -könnte, sondern auch die Baukosten sind relativ niedrig. Km die Bauzeit a-bzukürzen und die Herstellungskosten so niedrig wie irgend möglich zu halten, ist es unbedingt notwendig, daß die Erdarbeiten und sonstige -geeignete -Arbeiten durch frei- willige Helfer ausgesührt werden. Wenn der Stadtrat jeden Spatenstich -verlohnen foll, so würden -sich die Baukosten so -hoch stellen, -daß man am besten schon heute mein Projekt beiseite legt. Ich bin jedoch der festen Keberzeugung, daß -die hicsi-gen hierfür in Frage -kommenden Vereine, wie Naturheitoerein, die beiden Turnvereine, -die sonstigen Sportvereine, vor -allem aber die Sch-wimmsportler, sich alle nach einem schönen -Schwimmbad sehnen und sich deshalb voll und ganz in -den Dienst- der Sache stellen. Es ist nun -die Aufgabe des Stadtr'. ates, an diese Ver eine heranzutreten, und bereits heute mit -den Vorbereitungen zu -beginnen, damit, fo bald es dann die Jahreszeit erlaubt, die Sache mit Volldampf los-gchen kann. -Sofern meine Voraussetzung zutrifft, -daß für -Erdarbeiter! kein -Geld ausgegeben zu werden braucht, ist die Möglichkeit ge geben, mit 8—10 000 Mark Baukosten auszukommen. Das meiste Gold verschlingt -das Schwimmbassin aus Beton. Tin solches ist jedoch unbedingt notwendig, wenn- das Bad etwas Ganzes werden- soll. Hätten wir noch die gute, alte Zeit von anno 1914, so würde -die Beschaffung -der Baukosten sehr leicht fein. Aber heute stellen 8—10 000 Mark eine sehr ernste Summe dar, deren Beschaffung den -Stadträten Kopfzerbrechen machen wird. Viel leicht findet -sich einer der -durch hervorragende Tüchtigkeit zu großem Wohlstand gelangten Amerikaner, die einst in Wilsdruffs Mauern das Licht -der Welt -erblickten und sich aus ihren Kind heitstagen der „herrlichen" B-ade-verhältn-isse im „Pferde"- oder ,Musi-kerbad" noch erinnern werden, bereit, ihrer -heute so armen Vaterstadt ein langfristiges Darlehen in der -Höhe von 2000 -bis 30-00 8 za einem erträglichen Z-ins-fuß zu leihen, dann könnte das Kind „gesckaukelt" oder besser gesagt ,'die Wilsdruffer -Jugend könnte gebadet werden. Ich lege es in die -bewährten Hande unserer Stadtväter, nach dieser Richtung hin schon heute Bohr- versuche zu unternehmen, vielleicht kiappts. -Ich habe seinerzeit dem Sta-dtrat vorgeschtagen, das dem hiesigen NakucheAverein -gehörige -Luftbad- mit -dem neuen Schwimmbad zu verbinden. Durch- diese Kombination würde ein geradezu ideales -Lust-, Licht- und -Schwimmbad entstehen, wie man es weit und breit nicht findet. Da das Luftbad über die notwendigen Austleideräume verfügt und betr. -der Schulkinder schon ein Abkommen zwischen Stadlrat und Naturhei-lverem besteht, außerdem das neue Schwimmbassin infolge seiner Tiefe eine fachmännische Aufsicht erfordert, so dürfte der gegebene Weg wohl der fein, daß- die Stadt das Schwimmbad ausführt und auf genügend lange Zeit an den N-aturheiloerein verpachtet. Die Stadtverwaltung würde -dadurch wesentlich entlastet und das Luftbad bekäme erst die rechte Lebensfähigkeit. Wenn das neue Bad fertig fein wird, fo -dürfte es sich infolge seiner Vorzüge aus Stadt und- Land einer fo regen Benutzung erfreuen, und mancher Schwimmverein dürfte in unseren Mauern Einkehr halten, daß sich die Anlage durchaus rentieren wird und der Naturheilverein -einen Pacht zahlen kann, der die Unkosten der Sta-dt in dieser Richtung -deckt. Würbe die -Stadt auf eine derartige Kombination ver zichten, so müßte die -Stadt noch Ankleideräume schaffen und eine ständige Aufsicht anstellen. Dem Luftbad würde der Todesstoß versetzt und das städtische Schwimmbad würde ein Schmerzens kind des Stadtfäckels werden. Bedingung wäre natürlich-, daß- der Stadtrat einen genügend großen Einfluß behält. Der Ein tritt kann durch Jahreskarten so bemessen sein, daß- jeder das Bad benutzen kann. Ebenso gut, wie der Bürger im Stadtb-ad 50 Pfg. für ein Wannenbad bezahlen muß, so kann er auch 10—20 Pjg. für Benutzung des neuen -Luft-, Licht- und Schwimmbades geben. Die Sportvereine können ja für ihre Mitglieder besondere Ab kommen mit dem Naturheikverein treffen. Aus-geschlossen ist cs von vornherein, daß für jeden eine Wurst extr-a gebraten- werden kann, das heißt, wir können -uns höchstens ein -Schwimmbad in Wilsdruff leisten, und in diesem müssen sich alle zusammen finden, ganz gleich, welcher politifchen -Einstellung, und wer das -nicht fertig bringt, muß -sich im Saubach ein anderes Plätzchen suchen. Man ersieht aus meinen Ausführungen, daß -die Schaffung eines mustergültigen Schwimmbades für Wilsdruff -sehr wohl möglich ist, wenn es gelingt, -genügend weite Kreise für dieses Projekt z-u begeistern. Wenn es aber etwas -Ganzes wer den soll, bedarf es sorgfältigster Vorbereitungen nach- jeder Rich tung hin. Knd so möge ben-n nächstes Jahr unserer Stadt ein -Schwimmbad entgehen, geschaffen durch rechten Bürgevsinn und durch tatkrästi-g: Mitarbeit Ler Wilsdruffer Jugend, zur Wohl tat für die Heutigen, ein Zeichen für -die Kommenden, ein Zeichen dafür, daß nur das Volk ein Recht >Mm Leben hat. das aus seine eigene Kraft vertraut, jung und alt möge -sich dann in dem nassen Elemente, in Lust und Sonne Körper und Geist stählen für den sonst so grauen- Alltag des Lebens. Wilsdruff, Weihnachten 1924. Iohannes Bretschneider.
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