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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wo erschn« tigNch »achm. k llhr stk den folgt»dr» r«,. veM,«pt«t,: Bti Abholung l» »o» «-»«adtfttllt» r Mb. im Mon-r. bti z-ftelluu, »nrch »ie Sott» r,MMb., dti Poftdtfttllun, »V« UtP°ft°»ft-l»?n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Aftdottnunlm«^ M^,«.»a^'tzLft»ftclItn — nthmen ,u jtd.r gti< B« D>E«*sen Im Falle -Sherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung Aeurntg over Kürzung de» Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die Sgespalteue Rauvrzetle MGoldpfennig, die 2gespalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Pfennig, die SgefpalteneReklamezeAe im textlichen Teile l00 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Bor- geschriedeneGricheinnngs- tage und Platzvoischrifte» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. 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Endlich wird er sichtbar am grauen Himmel, der glänzende Silberfisch, der Zeppelin. Vie! rascher als man es früher sah durcheilt er die Luft, ent schwindet er den Blicken der Nachstarrenden. Stolz ist es, der jeden erfüllt, aber stärker als dieser Stolz ist das zähneknirschende Gefühl: „Wir müssen ihn abgeben; andere werden ernten, was wir, was der alte Graf gesät hat. Dort oben fährt deutsches Können, alle Hindernisse überwindende deutsche Energie durch die Luft. Dort glänzt wie Silber etwas, was man uns in der ganzen Welt nicht hat nachmachen können." Amerikahat ja während des Krieges die Zeppeline nicht kenuengelernt; aber über London waren sie und über Paris, um dort den Tod so vieler Deutscher zu rächen, die in unbesestigten Städten wie Karlsruhe durch französische Fliegerbomben zerschmettert wurden, über die Nordsee sind sie geflogen, die Zeppeline, ein Kriegsinstrument, das bis 1917 unvergleichliche Dienste leistete. Gerade zehn Jahre ist es her, da tasteten die langen Finger der belgischen Scheinwerfer aus Antwerpen am Himmel herum, weil das dumpfdröhnende Motorengeräusch das Nahen der Zeppe line kündete. Jetzt durchfährt der neue Zeppelin in fried licher Aufgabe die Lüste, jetzt löst sein Erscheinen nicht mehr ein Trommelfeuer der Flugabwehrgeschütze aus. Jetzt geht es hinüber nach Amerika. Wir schauen ihm nach, dem Werke des Grafen Zeppelin, dem ein gütiges Geschick es erspart hat, miterleben zu müssen, wie die Werke seines Geistes in die Hände der Entente übergehen. Und das Gefühl stummer Trauer darüber, daß der Silberfisch von uns fortfliegt, daß er bald nicht mehr unser ist, erfüllt alle. Alle, gleichgültig, ob sie deutschnational oder kommunistisch sind. ^Wieder ist es ein einigendes Gefühl, wie in jenen Tagen, als die Katastrophe von Emmendingen ganz Deutschland einte znr Hilfeleistung für den Grafen Zeppelin. Und wie der einfache Arbeiter ebenso sein Schärflein hingab wie der Reiche. Jetzt eint uns die Niedergeschlagenheit darüber, daß ein Werk, nicht des Grafen mehr, aber seiner in seinem Geiste arbeitenden Gehilfen und Freunde, Deutschland verläßt. Und dieses einigende Gefühl wollen wir nns nicht verkümmern. Durch gauz Deutschland vom Süden bis hinauf nach Hamburg, über Kiel, dann wieder von Stettin aus quer über Deutschland zurück hat der Zeppelin Abschied genommen von dem Land, das ibn erschus. Soll es der letz 1 e in Deutschland erschaffene Zeppelin sein? Der Versailler Vertrag will ja nun die Werft in Friedrichshafen zerstören und die Halle, wo mehr als hundert Zeppeline gebaut wurden und brausend in die Lüfte stiegen. Dort, wo des Grafen Zeppelin Geist den Menschen zum erstenmal befähigte, Herrscher der Luft zu sein, soll nach des Feindes Gebot Kirchhofsruhe eintreten, soll das Werk Zeppelins vernichtet werden. Man mag es tun, wird es vielleicht tun in dem ohnmächtigen Bewußt sein, daß man nicht nachschaffen kann, was der Deutsche ersann. Aber das Beginnen ist umsonst, denn der Wille bleibt bestehen und das Geheimnis des Werks bleibt in Hut treuer Hände. Mag man uns Fesseln anlegen, — einst wird doch der Tag kommen, wo wieder ein Zeppelin in einer neuen Halle entstehen wird, sich emporhebt in die Luft und dahmschwebt als deutsches Werk, uns zu eigen über einer sreien Heimat. Die Triumphfahri des „Z. R. 3". Uber Land und Wasser. Wie aus den telegraphischen Meldungen, die aus allen ruf der großen Deutschlandfahrt berührten Städten vor- negen, hervorgeht, glich diese Fahrt einem beispiellosen Triumphzug. Allenthalben seierte man das Erscheinen ses Luftschiffes als großes nationales Ereignis. Von Hamburg und von Flensburg kommend, traf das Luftschiff abends in Kiel ein. Es wurde von ver Bevölkerung lebhaft begrüßt und von den Scheinwerfern der Seestation beleuchtet. Das Lustschifs grüßte mit Lichtmorsezeichen. Nachdem es vie Stadt einmal überflogen hatte, flog es in östlicher Richtung weiter. Später passierte „Z. R. 3" in langsamer Fahrt den in der Mitte der Stadt Lübeck belegenen Marktplatz und setzte die Fahrt nach Nordosten in Richtung der Ostsecküste fort. Von Lübeck ist der Zeppelin über Travemünde auf die See binausaefloaen. Deutscher Protest in Paris. Gegen die 26"/« Abgabe. Berlin, 26. September. Die Reichsregierung hat heute an die französische Re gierung eine Note gerichtet, die als Antwort auf die Note Frankreichs vom 18. September zu betrachten ist. Die französische Regierung teilte darin mit, daß sie die deutsche Einfuhr nach Frankreich mit Wirkung vom 1. Oktober 1924 mit einer Reparationsabgabe in Höhe von 26 Proz. nach dem Vorbild der englischen Reparattonsabgabe be laste. Die deutsche Regierung bedauert in ihrer Note, das? die französische Regierung sich in der strittigen Frage nicht vorher mit der deutschen Regierung in Verbindung gesetzt hat, und weist darauf hin, daß die französische Forderung gegen den Grundgedanken des Sachverstän digengutachtens verstoße und die Währungsstabili sierung bedrohe. Die Maßregel bringe in ihren Folgen e> .e starke Behinderen g für den französisch deutschen Warenaustausch. Im weiteren wird ausgc'ihrt, daß von vornherein die Abgabe an England als eene Ausnahme zu betrachten gewesen sei. Nirgendwo sei die Rede gewesen von einer Ausdehnung der Abgabe auf andere Staaten. Die sche matische Vorwegnahme von 26 Prozent des Wertes der deutschen Ausfuhr führe zu dem Ergebnis, daß in Durch brechung der Grundsätze des Sachverständigengutachtens die zum Schutze der deutschen Währung vorgesehene un mittelbare und entscheidende Mitwirkung des Transfer komitees ausgeschaltet wird. Damit wird die Abgabe zu einer reinen und unkontrollierten Devisenzahlung mit allen nachteiligen Folgen für die deutsche Zahlungsbilanz und damit für die deutsche Währung. Da die Absicht der französischen Regierung in erster Linie die Frage der Übertragung von Reparationszahlungen und das nach dem Dawes-Gutachten aufzustellende Programm berührt, schlägt die deutsche Negierung vor, vor weiteren Verhand lungen über die Frage der Exportabgabe nach der Über gangszeit ein Gutachten des Transferkomitees einzuholen. Sie läßt daher zur Beschleunigung der An gelegenheit dem Generalagenten für Reparationszahlun gen, Owen Houng, gleichzeitig Abschrift ihrer Note zur Kenntnis zugehen. Der Kanzler zur Regierungsumbildung. Schritte vor Reichstagszusammentritt. Die Beschlüsse der Deutschen Volkspartei, welche den Eintritt deutschnationaler Minister in die Reichsregierung fordern, wurden dem Reichskanzler durch die Neichstagsabgeordneten Dr. Zapf und Dr. Curtius uvermtttelt. Der Reichskanzler nahm die Mitteilungen entgegen und erklärte ihnen, daß es nach den bekannten Vereinbarungen mit der Neichstagsfraktion der Deutsch nationalen Volkspartei vom 29. August ohnedies seine Ab sicht gewesen wäre, noch vor Wiederzusammentritt des Reichstages von sich aus Verhandlungen über eine etwaige Regierungsumbildung aufzunehmen und daß er bei dieser Absicht bleibe. Der Reichstag soll bekanntlich am 15. Oktober zusammentreten. Der deutsch-amerikanische Handelsvertrag Berlin, 27. September. Uekirr den Stand der deutsch- cmerikamschen Handelsbeziehungen hat der „Lokalanzeiger" er fahren, daß vorläufig keine Aussicht besteht, daß der Senat in Washington den Handelsvertrag verabschied«!. Die deutsch-ame rikanischen Handelsbeziehungen regeln sich immer noch nach den betreffenden Bestimmungen des Verfalller Vertrages. Von unterrichteter amerikanischer Seite wird dem „Lokalanzeiger" eröffnet, daß die ungeklärten politischen Verhältnisse im Senat einerseits und seine Uebcrhäufung mit legislativen Arbeiten an dererseits die Hinausschiebung der HandAsverLragsverhandlungen zum großen Teil erklärt. Gleichzeitig find auch andere Einflüsse im Gange, Stimmung gegen den Vertrag zu schassen. Die ame rikanischen Reeder, die in beiden Parte en starken Einfluß aus- üben, bekämpfen den Vertrag, da'er keine Klausel enthält, die die fremden Schisfahrtslinien in amerikanischen Häfen einer Son- derbelastung unterwirft. Fortschritt -er spanischen Offensive. Paris, 27. September. Nach offiziellen Meldungen aus Madrid entwickelte sich die spanische Offensive in Marokko unter günstigen Umständen. Die Truppen fetzen ihren Vormarsch fort und erleiden nur geringe Verluste. Bei Ausgang e'nes der letz ten Kämpfe fanden die Spamer auf dem Kampfgelände 36 feind liche Leichen, die mit Uniformen eingeborener spanischer Sol daten bekleidet waren. Die Gegner haben versucht, in dieser Verkleidung in die spanischen Stellungen einzudringrn. Die Lage Englands in Mesopotonien. London, 27. September. In Negierungskreisen wird die Lage in Mesopotamien sehr ernst angesehen. Heute nach mittag hatte Macdonald eins Unterredung mit dem türkischen Gesandten. An dem Gefecht nahmen von türkischer Seite 2000 bis 3000 Mann teil. Zehn englische Flugzeuge haben in den Kampf eingLgrissen. * Ermützfgi ng der RuhrkLhlenprsise. Berlin, 27. September. Laut Beschluß! der Mitglieder versammlung der Nuhrkohle wurden die Preise für Nuhrkohle vom 1. Oktober ab um durchschnittlich 10 v. H. herabgesetzt. „Z. N. 3" überflog um 12 Uhr 55 Minuten nachts Malmö und fuhr in nördlicher Richtung weiter. Um 1.15 Uhr nachts passierte das Luftschiff Kopenhagen. Um 1.30 Uhr kreuzte es über Helsingborg. Um 2.30 Uhr wurde der Besuch Königsbergs aufgegeben, weil das Luftschiff eine nicht unwesentliche Verspätung hatte. Um 3 Uhr wurde dieFahrtdurchBöenbe- etnträchtigt. Um 3.30 Uhr fuhr „Z. R. 3" südlich von Möen. Um 4 Uhr Freitag früh er- A schien der Kreuzer über V?- / Saßnitz und kreuzte auch um 5.25 Uhr noch über Rügen. Um 6.1.5 Uhr traf das Luftschiff WM/ über Swinemünde , ein, kurz nach 7.35 Uhr Flemming, Stettin und ging Kap.-Lt. a.D. weiter nach Berlin. l „Z. R. 3". Gegen 9)4 Uhr über flog der Zeppelin bei sehr unsichtigem Wetter die im Westen Oranienburgs gelegene Obstbaumkolonie Eden. Er wurde nur von wenigen Personen in einem günstigen Augenblick, als er zwischen den Wolken auftauchte, gesehen. Äber Berlin. — Radiogruß -er Reichsregierung. Gegen 9>5 Uhr erschien der Luftkreuzer über dem Ge lände der Zeppelin-Werke in Staaken bei Berlin und wurde von einem vieltausendköpfigen Publikum jubelnd begrüßt, das in Extrazügen, Automobilen und anderen Fuhrwerken hinausgeeilt war. Der Zeppelin unternahm bei strahlendem Sonnenschein unter den Klängen des Deutschlandliedes zahlreiche Ruudslüge in geringer Höhe. Unter den Zuschauern be fanden sich u. a. die Minister Severing, Siering, ver Polizeipräsident Richter, der Major v. Tschndi, der Neffe des Grafen Zeppelin, der Major Dr. Eckener. Die Führer , v. Pur 1 eoat. Vorn Reichspräsidenten und von ' der R e i ch s r-e g i e r u n g wurden dem Luftschiff Grüße und Glückwünsche auf drahtlosem Wege übermittelt. Das Funktelegramm hatte folgenden Wortlaut: „Willkommen über der Reichshauptstadt! Glückauf zur Fahrt in die Ferne! Fliege hinaus über die Meere als sieghafter Beweis ungebrochenen deutschen Wage mutes! Für uns ein ermutigendes Zeichen deutschen Könnens! Trage hinaus in die Welt unsere Hoffnung auf Deutschlands Zukunft. Der Reichspräsident. Die Reichsregierung." Von Staaken kommend, erschien das Luftschiff kurz nach >4 10 Uhr über der N e i ch s h a u p t st a d t. Die Straßen, Plätze und Dächer der Reichshauptstadt waren von einer erwartungsvollen Menschenmenge belebt, die dem stolzen Segler der Lüfte begeistert zujubelte. Das Voxhaus Berlin veranstaltete zur Begrüßung der Fahrtteilnehmer ein Radiokonzert. Das Luftschiff wurde, nachdem es Charlottenburg und ven Tiergarten überflogen hatte, um 9 Uhr 50 Min. über Ver inneren Stadt gesichtet. Der Himmel war über der inneren Stadt felbst und im Westen und im Süden hell, während über dem Norden und Osten schwarzer Dunst lagerte. Der Anblick des gigantischen Luftschiffes, das bald silbern in der Sonne glänzte, bald in den Dunstschichtcn wieder verschwand, war überwältigend großartig, und die verschiedenen Schleifensahrten machten den Eindruck, daß ver Niesenlörper jeder Wendung des Steuers leicht und unbedingt gehorchte. Der Funkverkehr war so rege, daß um diese Zeit eine Verbindung mit dem Luftschiff nicht zu erreichen war. Man hatte „Z. R. 3" in einem FunSreuzseuer. so daß der Funkentelegraphist den Notschrei ausstteß: „Weniger funken, wir verstehen überhaupt nichts mehr!" Diese Mahnung erreichte freilich das genaue Gegenteil der beabsichtigten Wirkung, denn jede Station suchte sich vor zudrängen, und so kam es, daß auch die Ansprache des Berliner Bürgermeisters nur unvollkommen verstanden rvurids. Äm ihrer Freuds äder ks glückliche Amunst hes