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ven Bezirksoberlehrer Karl Wernländer in Weißenburg in Bayern wegen Beleidigung stellen lassen. Die Beleidi gung wird erblickt in der Broschüre „Die entdeckten schwar zen Henker des deutschen Volkes und das blutige Ko mödienspiel um Bayern und Reich", als deren Verfasser Weinländer bezeichnet wird. Mißbräuche der Rcichswehruniform. Wiederholt ist, wie eine amtliche Mitteilung besagt, in der Presse der Vorwurf aufgetaucht, daß sich Reichs wehrangehörige entgegen den bestehenden Vorschriften an parteipolitischen Veranstaltungen beteiligt hätten. In kei nem der angeführten Fälle haben sich aber solche Berichte bestätigt, vielmehr wurde sestgestellt, daß Zivilper sonen unbefugt Uniform oder uniformähnliche Beklei- dungs- oder Ausstattungsstücke getragen hatten. Die Neichsregierung ersucht dieserhalb die Landesregierungen, Sorge zu tragen zur energischen Strafverfolgung solcher Mißbräuche Wer unbefugt eine Militäruniform trägt, ist mit Gefängnis nicht unter einem Monat zu bestrafen. Bayerische Generale gegen Ludendorff. Wegen der Vorgänge beim Hitlerputsch in München waren Meinungsverschiedenheiten zwischen dem früheren bayerischen Kronprinzen Rupprecht und General Luden dorff entstanden Dieser hatte angedeutet, daß die Hand lungsweise Kahrs auf eine direkte Einwirkung des Prin zen Rupprecht in den Morgenstunden des 9. November zurückzuführen sei. Der Prinz hatte Ludendorff vor ein Ehrengericht von Offizieren gefordert. Der General ver langte dagegen, daß auch der Prinz sich einem Ehrenge richte unterwerfe. Außerdem wolle er, Ludendorff, nur vor einem Gericht aus preußischen Offizieren erscheinen. Eine Zusammenkunft von 27 bayerischen Generalen er klärte nun daraufhin, daß auf Grund dieser Stellungs- nahme Ludendorffs ferner jede Standesgemeinschaft mit General Ludendorff abgelehnt werde. Retchsregterung für deutsch-spanischen Handelsvertrag. Das Neichskabinett befaßte sich mit den Beschwerden der Weinbauinteressenten über den deutsch-spanischen Handelsvertrag. Bei aller Würdigung der Notlage der deutschen Winzer verharrte das Kabinett aus allgemeinen politischen Gründen doch auf dem Standpunkt, daß der deutsch-spanische Handelsvertrag, der von den beteiligten Regierungen bekanntlich angenommen ist, den gesetz gebenden Körperschaften zur Ratifizierung vorgelegt werden muß. Abgelchnte Mißtrauensanträge im Schweriner Landtag. Im Mecklenburgischem Landtag wurde von sozial- vemokratischer Seite ein Mißtrauensantrag gegen das Staatsministerium eingebracht, weil der Vertreter der mecklenburgischen Regierung im Reichsrat gegen die Gutachtengesetze mit Ausnahme des Eisenbahn- gesetzes gestimmt und sich dann bei der Abstimmung über das Eisenbahngesetz der Stimme enthalten habe. Ein ähnlicher verschärfter Anttag lag von den Kommunisten vor. Bei der Abstimmung wurden der kommunistische und der sozialdemokratische Antrag abgelehnt. Aufhebung der Umsatzsteuer verlangt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Spitzenorganisa tion der christlich-nationalen Arbeitnehmer, hat an den Reichsminister der Finanzen eine Eingabe gerichtet, in der es heißt: Die Steigerung der Lebenshaltungskosten aus der einen Seite und die kaum in nennenswerter Weise nach folgende Lohnentwicklung auf der anderen Seite machen es dringend erforderlich, daß jedes Mittel versucht wird, um Besserung in der Lage der wirtschaftlich Schwachen herbei- zuiühren. Es besteht kein Zweifel, daß die Umsatzsteuer auch in ihrer jetzigen Höhe eine schwere Belastung der Konsumenten darstellt. Wir bitten die Reichsregierung, der Frage einer — zumindestens vorübergehenden — Auf hebung der Umsatzsteuer für den Lebensmittelhandel näycrzutreten. Untersuchung im Fall Loeb. Der vom Thüringer Landtag gebildete Untersuchungs ausschuß in der Angelegenheit des ehemaligen Staats bankpräsidenten Loeb ist zum erstenmal zusammengetreten. Zunächst wurde die Wahl des Vorsitzenden erledigt, die auf den Abgeordneten von Thümmel (Landbund) siel. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Abg. Krüger (Demokrat), zum Schriftführer Abg-. Pölkow (National sozialist) gewählt. Vom Reichstag soll Material über ähnliche Untersuchungen eingefordert werden. Vor dem 5. November ist kaum eine neue Sitzung zu erwarten. Berlin Die türkische Botschaft zu Berlin erklärt aus das entschiedenste, daß die von der ausländischen Presse verbreitere» Nachrichten über eine Mobilisation der türkischen Urmee jede" Grundlage entbebren. ! Neues aus aller Ae» ! Wieder Karneval in München. Eine Deputation aus Kreisen des öffentlichen Wirtschaftslebens war bei der bayerischen Staatsregierung vorstellig geworden, ob im nächsten Jahre vom 6. Januar bis 24. Februar das Karne valverbot aufgehoben werde. Der bayerische Innenmini ster erklärte sich grundsätzlich bereit, den Karneval zu er möglichen. Allerdings würden gewisse einschränkende Be stimmungen notwendig sein. Mord und Selbstmord. Tot aufgefunden wurden in dem Zimmer eines Hotels in Berlin ein 29 Jahre alter Polizeioberwachtmeister Richard Schmidt und eine 35 Jahre alte Frau Elli Hundertmark. Schmidt hat sicher lich zuerst die Frau erschossen und dann sich selbst. Um den Schall zu dämpfen, legte er ein Kopfkissen über das Gesicht und die Waffe, bevor er den Schuß abfeuerte. So ist es auch erklärlich, daß niemand im Hause den Knall der. Waffe gehört hat. Ein Zeppelin-Gedenktaler. Aus Anlaß des ge lungenen Ozeanfluges des „Z. R. 3" bringt eine Nürn berger Münzprägeanstalt jetzt einen silbernen Zeppelin- Gedenktaler heraus, der 33 Millimeter Durchmesser hat und fünfzehn Gramm schwer ist. Die Münze zeigt auf der Vorderseite das Porträt Dr. Eckeners und auf der Rückseite den Aufstieg in Friedrichshafen und die Fahrt daten. In der Trunkenheit erstickt. Der Gemüsebauer Jo hannes P. aus Kirchwärder kam abends spät von einem Trinkgelage heim. Im Hause angekommen, lehnte er sich aus dem Fenster, wobei sein schwerer Kopf das Überge wicht bekam. P.'s Hemd verfing sich mit dem Halsbund an dem Fensterhaken, und es fehlte ihm an Kraft, sich auf zurichten. Als seine Frau nach dem Verbleiben ihres Mannes forschte, war es zu spät. P. war bereits erstickt. Ein neues Selbstmordmittel. Einer der wegen des großen Gemäldediebstahls in der Düsseldorfer Kunsthalle Verhafteten, Dr. Huppertz, versuchte im Untersuchungs- gefäugnis durch einePetroleumeinspritzung seinem Leben ein Ende zu machen. Er wurde mit stark ge schwollenen Armen und hohem Fieber in das Hospttal ein geliefert. Eröffnung des neuen Nhetnwerts der Stadt Bonn. Das neue Nheinwerk der Stadt Bonn ist feierlich eröffnet worden. Es liegt auf völlig hochwassersreiem Gelände bei Grau-Reindorf, hat zwei elektrische Krane und alle technischen Hilfsmittel, sowie einen ausgedehnten Werk bahnhof und große Lagerplätze, die durch eine Normal spurbahn mit der Station Buschdorf der Rhein-Ufer- Bahn und von dort mit der Reichsbahn verbunden sind. Durch die Werkbahn wird gleichzeitig ein 140 da um fassendes städtisches Gelände als Jndustriegelände auf- geschlossen. Drei Werber für die Fremdenlegion verhaftet. Aus dem Bahnhof S e e s e n bei Goslar wurden drei Männer, der Landwirt Hoffmeister, der Lehrer Nauth- mann und der Schlosser Schrader verhaftet, als sie im Begriff standen, junge Leute für die Fremdenlegion an zuwerben. Sie werden sich wegen Landesverrats und Svionage zu verantworten haben. Das Flugzeug im Dienste der Jagd. Bei Cröve- court fand kürzlich eine Fasanenjagd statt, die von einem Aeroplan aus besorgt wurde. Es handelt sich um ein Wasserflugzeug, das in Sümpfen landete und dann mit reicher Beute wieder nach Hause flog. Ein großer Flughafen in Dänemark. Der Dänische Reichstag hat zweihundertundvierzigtausend Kronen für die Anlage eines neuen Flughafens bewilligt. Der Hasen soll größer werden als der Rotterdamer Flug platz. Die Bauten sollen zum Frühjahr fertiggestellt sein. Die unheilvolle Dürre in Chile. Die Trockenste» des letzten Winters hat in Chile zu katastrophalen Folgen ge führt. Der Viehbestand in den nördlichen Ackerbaugebieten hat außerordentlich gelitten, und man schätzt den Verlust an Schafen, Ziegen und Kälbern auf etwa eine halbe Million Stück. Seit vierzig Jahren hat keine solche Dürre geherrscht. In den Teilen, wo das Land bewässert wird, stellten sich die Ernteverluste aus 70 Prozent. Man hatte bereits phantastische Vorschläge gemacht, um der Dürre abzuhelfen, so, die Schneehäupter der Anden mit Dvnamit zu sprengen. Die Schwester im Schlaf erwürgt. In Atlantic City ereignete sich kürzlich eine schreckliche Tragödie. Als Frau Merrill D. Cov eines Morgens in das Schlafzimmer ihrer Zwillinge trar, sah sie beide, wie gewöhnlich, in engster Umarmung in ihrem Veilchen liegen. Als sie sie zu wecken versuchte, mußte sie zu ihrem Schrecken bemerken, daß das eine der Kinder von dem anderen in zärtlicher Umarmung erwürgt worden war. Die entsetzte Mutter mutzte in eine Nervenheilanstalt gebracht werden. München? Eines der größten und technisch interessantesten Kulturbauwerke Deutschlands ist nunmehr durch den Abschluß der Regulierung der Glonn in Oberbayern beende» worden. Die Regulierung der Flußstrecke umfaßt 45 Kilo meter. Die Triebwerkkanäle sind 9 Kilometer lang. An Kunst bauten kommen unter anderem 52 Brücken zur Ausführung s Spiel- uns kätselecke - Vexierbild. Die Müse schnattern und warten; Das Peterlein guckt in den Gatten. Auflösung in nächster Sonntagsnummer. Auflösung des Vexierbildes aus Nr. 252: Der Stallbursche P ziemlich schwer zu finden. Er stech schräg im Gezweig des 'Baumes rechts etwa einen Zentimeter über dem Kopf des Gaules. * Bilderrätsel. (Cs gelten nur die auf die Punkte treffenden Buchstaben.) Auflösung in nächster Sonmagsnummer. Auflösung des Bilderrätsels aus Nr. 252: Heringssalat. Nossener Produktenbörse vom 30 Oktober Welzen, hiesiger braun neu 75 Kilogramm 10,10, do. 70 Kilogramm 9,60, Roggen, hiesiger neu 50 Kilogramm 10,00, Braugerste 12,00—13,00; Hafer, unverregnet 9,75; do. verreg net 8,00—0,50; Weizenmehl, Kaiservuszug ohne Sack mit Aus- landsweizen 21,50; do. Bäckermundmehl ohne Sack mit Aus landsweizen 18,00; do. 70^ aus NnlandÄveizen 16,50; Roggen mehl 7OA 17,25; Rvggenkleie, inländische 6,80; Weizenkleie, grob 6,80; Maiskörner 14^5; Kartoffeln, neu in Ladungen 2W dis 2,50. — Mm heutigen Markte wurde bezahlt: Wtesenheu neu 3,50; PreWroh 1,50; Gebundstroh 1,40; frische Landeier 0,18; frische Landbutter Pfund 1,25—4,30. Ich hab dich lieb. Aioman von Erich Eben st ei n.- Urbeberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Acker mann, Stuttgart. „Du bist Wohl nicht ganz klug! Und übrigens, was könnte ihm das denn helfen? Du und er gegen die ganze Welt! So stark ist nicht einmal deine oft zitierte „Liebe!" Auch frägt er ja nicht einmal danach. Du bist für ihn ja abgetan!" Maja schwieg und sah verloren vor sich hin. Wie große dunkle Samtviolen lagen die Augen in dem schneeweißen Gesicht, das so ruhig und weltentrückt schien, wie das Ant litz einer Gestorbenen. In Flor stieg eine jähe Angst empor. Hatte sie sich in ihrem geheimen Aerger über der Schwester „blinde, halsstarrige Liebe" nicht doch zu weit hinreißen lassen? Maja sah so sonderbar aus. Ganz anders, als sie nach diesen Enthüllung erwartet hatte . . . Wenn es der kaum wieder Genesenden geschadet hätte und die Nervenkrämpfe oder Bewußtlosigkeit wiederkehr ten, die sie alle so erschreckt hatten? „Papa würde es mir nie verzeihen", dachte sie. Dann fragte sie besorgt: „Was hast du, Maja? Warum spricht du nicht? Ist dir nicht gut?" „Doch, Flor. Mir ist ganz gut. Viel besser als früher, wo ich nicht wußte, was eigentlich geschehen war." Plötzlich ergriff sie Flors Hand. „Wann wird das Urteil über ihn gefällt?" „Ich weiß es nicht. In den nächsten Tagen vermut lich." „Aber du kannst es erfahren und ... mir sagen?" „Wenn du es durchaus wünschest . . . aber es wird ja Wohl dann in den Zeitungen stehen." „Nein, ich will es gleich wissen! Am selben Tag noch! Du hast ja so viele Bekannte — tu mir das eine noch zu liebe, Flor, und ich will es dir danken so lange ich lebe!" Es sprach eine so tiefe Erregung aus Majas Zügen und Stimme, daß Flor ohne Zögern versprach, was sie verlangte. „Schließlich ist es ja am besten", dachte sie, „sic erfährt es gleich und durch mich. Dr. Remschmied, der Mitglied der Jury ist, muß es mir sagen ..." „Aber sage Papa und Tante Madeleine nichts davon vorläufig, Maja! Sie könnten es mir übel nehmen, daß ich dir alles mitteilte. Und ich tat es doch deinetwillen! Je eher du klar siehst, desto schneller wirst du mit dieser ganzen Geschichte fertig werden." „Nein, sie sollen nichts erfahren. Aber nun laß mich allein, Flor. Es ist so viel in meinem Kopf, das ich mir erst zurecht legen muß." Flor ging. Sie fuhr direkt zu Dr. Remschmied, ihrem Rechtsanwalt, der im Zentrum der Stadt eine gutgehende Advokaturkanzlei besaß. Als sie eine Viertelstunde spä ter in ihr Auto stieg, nahm sie sein Versprechen mit nach Haus, sie seinerzeit sofort von dem Ausfall des Urteils gegen Dr. Hallen in Kenntnis zu setzen. XXIII. Frau Haller saß am Fenster ihres Zimmers, vor sich wieder einen Brief ihres Mannes, der am Morgen ge kommen war, und den sic nun schon zum fünften Mal las. . Deine lieben guten Worte, mit denen du mich trösten willst über den abschlägigen Bescheid meiner Bitte, lassen mich Tag und Nacht nicht zur Ruhe kommen. Ja, Therese, du bist dieselbe geblieben für mich im Herzen, ich fühle es aus jedem Buchstaben heraus! Und wenn die Jugend auch vorüber ist — wie könnten wir doch noch glücklich werden neben einander im Frieden des Alters! Ein eigenes Heim — einen Menschen neben sich, der zu einem gehört, den man lieb hat, für den inan sorgen darf — endlich wieder nach so langen Jahren der Einsamkeit — wie eine Vision steht das Bild fortwährend vor mir! Und daß es der eigene Sohn ist, der uns dieses arm selige Nestchen Glück verwehrt! Freilich, ich sage mir es ja täglich: Du selbst hast es verschuldet! Es ist deine Strafe!" Dennoch ist sie hart. Zu hart um deinetwillen, mein armes, gutes Weib, die du nichts verschuldet hast und nun gleichfalls leiden mußt unter deines Sohnes Härte. Denn obwohl du nicht klagst, merke ich es doch deutlicher aus jedem deiner Briefe: Eurem Zusammenleben fehlt das Beste — die Liebe! Er hat dir äußerlich alles gegeben, was du durch mich verlorst, innerlich — nichts! Dein Herz blieb einsam und darbte neben ihm. Und da es so ist, Liebe, frage ich dich allen Ernstes noch einmal: Muß es so bleiben? Was habt ihr beide von dem Opfer, das du ihm bringst, da es keines von euch froh macht? Dankt er es dir? Nützest du ihm damit?" Die Augen der alten Frau glitten von den Blättern hinweg durch das offene Fenster hinaus, wo die heiße Augustsonne dunstverschleiert über den Straßen brütete. Nein, es nützte niemand. Es dankte ihr's niemand ... Im Gegenteil. Von Tag zu Tag empfand sie es deut licher, daß sie Bernd nur mehr eine Last war, die er aus Pflichtgefühl ertrug. Ihr Anblick war ihm Pein. Wenn er früher bloß aufgehört hatte, sie zu verstehen, so mahnte ihn jetzt alles an ihr an den Verlust seines Lebensglücks, den sie verschuldet batte. (Fortsetzung folgt