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Typhusföäe in Frankfurt a. d. Oder. In Frankfurt an der Oder ist eine Typhusepidemie ausgebrochen, bei der bisher 28 Krankheitsfälle zu verzeichnen sind, von denen 6 außerhalb Frankfurts entstanden. Der Ausgangs punkt der Krankheit scheint um den alten Kirchhof herum zu liegen. Die Todesfahrt ins Schaufenster. In Stettin suhr ein mit einem riesigen Baumstamm beladenes Fuhrwerk, dessen Kutscher die Gewalt über den Wagen verloren hatte, die abschüssige Grüne Schanze hinunter mit voller Gewalt in die große Schaufensterscheibe der Geschäftsstelle einer Zeitung. Der Kutscher blieb aber unverletzt. Dagegen wurden zweiPassantengetötet. Das Pferd war gleichfalls auf der Stelle tot. ^Die Zuchthaustore öffnen sich. Die von den Fran zosen nach St. Martin de Re deportierten „Ruhrgefauge- nen", etwa dreißigan der Zahl, sind jetzt nach Saar brücken verbracht worden. Einer von ihnen, der wegen Spionage zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, ist bereits freigelassen worden. Großfeucr auf Rügen. Auf dem Gute Grubenow auf Rügen entstand durch Spielen mit Streichhölzern Mietenbrand. Infolge ungünstigen Windes sprang das Feuer auf das Gut über und äscherte zwei Viehställe, zwei Wirtschastszimmer, ein Kartenhaus und das Herren haus ein. Viel Fischereigerät ist mitverbrannt. Sieben Opfer einer Pilzvergiftung. In Mariaschein bei Aussig sind der Beamte König, seine Frau und seine fünf Kinder an Pilzvergiftung gestorben. König hatte die Pilze selbst gesammelt. Er starb gleich nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus. Nach ihm starben der Reihe nach seine Kinder, zuletzt seine Frau. " Der Prozeß gegen die Mördermillionäre. Das Ende des Prozesses, der in Chikago gegen die minderjäh rigen Millionärssöhne Loeb und Leopold geführt wird, die den Sohn eines dritten Millionärs „der Wissenschaft halber" ermordeten, steht bevor. Der Ge richtspsychiater mußte zugeben, daß der Geisteszustand der beiden Angeklagten eine Neigung zur „gespaltenen Per sönlichkeit" und zum „Doppelleben" erkennen lasse. Diese Konzession wird als Triumph der Verteidigung ange sehen. Im Zuschauerraum wurden sofort Wetten von >2:1 gegen ein Todesurteil für Loeb und Leopold gelegt. > Der Prozeß kostet bisher bescheidener Schätzungen zufolge tM5000 Dollar. Bunte Tageschronik. Friedrichshafen. Der Amerika-Zeppelin Z. R. M. wird, bevor er nach Amerika fliegt, u. a. eine lange Probefahrt durch ganz Deutschland machen, damit das deutsche Volk Gelegenheit hat, dieses neueste großartige Werk seiner Flugtechnik zu sehen. Paris. Der französische Anarchist Emile Cottin, der im Februar 1919 ein Revolverattentat auf Clemenceau verübte und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, ist aus Grund der Amnestie in Freiheit gesetzt worden. Paris. Ein Wasserflugzeug ist gestern in St. Ra phael in Flammen abgestürzt. Die beiden Insassen wurden verkohlt aufgefunden. Weit una wissen. Marsbeobachtung auf dem Jungfraujoch. Auf dem 3457 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Jungfraujoch ist von der Schweiz ein Observatorium speziell für die Beobachtung unseres interessanten Nachbarplaneten Mars errichtet worden. Die besonders günstigen Luftverhältnisse ermöglichen auf dem erwähnten Gipfel ein bequemeres und erfolgreiches Studium des Mars. Nach den bisherigen Beobachtungen auf dem Jungfraujoch hat der Mars einen außergewöhnlich schnee reichen und strengen Winter hinter sich. Anfang Juni reichte die Schneezone vom Pol noch bis weit in die subtropischen Gebiete, also, mit Erdverhältnissen verglichen, etwa bis zu den Azoren. Seitdem konnte ein starkes und schnelles Abschmelzen verzeichnet werden, so daß sich gegenwärtig die Schneezone, analog den Verhältnissen auf der Erde, 20 bis 30 Grad um den Pol erstreckt. Daun sieht man einen dunkelfarbigen Rin?, den man als Schmelzwasier annimmt. Das Jungfrauobscr- vatorium wird der Wissenschaft aller Länder in weitestgehen der Weise zur Verfügung gestellt werden, und bereits hat eine Anzahl bekannter Forscher auch aus Deutschland das Observatorium benutzt. Vorgeschichtliche Funde. Im Dnvenfeer Moor bei Ham burg sind wichtige vorgeschichtliche Funde gemacht worden. Man sand bei Grabungen in großer Menge Feuersteinsplitter, wie sie als Abfall bei der Herstellung von Feuersteingeräten entstehen, sowie fertige Geräte in größerer Anzahl. Besonders wichtig ist der Fund von einer Art Fußboden, der aus Birkenrinde und Kiefernborke sorgfältig gelegt war. Solcüe rwgen vtlveten den Grund des ganzen Wohnplatzes. Die Feuersteinwerkzeuge zeigen noch keine geschliffenen Flächen und sind primitiv in Formenschatz und Bearbeitung. Bei den Funden handelt es sich um den ältesten bekannten Wohnplatz Nordwestdeutschlands. Auflösung der Gallensteine? In Wien hat jetzt die Ärztekammer ein Präparat zu begutachten, das die Eigenschaft haben soll, Gallensteine in kürzester Zeit, nämlich in 24 bis 48 Stunden aufzulösen. In Berliner chirur gischen Kreisen steht man dieser Mitteilung zweifelnd gegen über. Man meint, daß ein Mittel, das eine so starke chemische Wirkung auf Steinbildungen hat, nicht ohne Schädigung anderer Körpergewebe angewandt werden könnte. Technisches Allerlei. Radio-Zimmerantennen. Zum Radio-Empfang gehört bekanntlich außer dem Aufnahmeapparat eine Antenne. Viele Empfänger haben Dachantennen angelegt. Eine Zimmerantenne tut es aber auch und sie hat außerdem den Vorzug der be quemeren Anbringung. Zur Herstellung einer Zimmerantenne genügt ein beliebiger Draht, ganz gleich ob er übersponnen ist oder nicht. Am besten ist ein blanker Draht aus Kupfer oder Kupferbronze, doch können auch andere Metalle Verwendung finden. Der Draht muß isoliert aufgehängt werden und muß überall etwa 20 bis 30 Zentimeter von den Wänden und der Decke des Zimmers abstehen. Man führt ihn entweder parallel zu den Wänden oder im Zickzack unter der Decke entlang. Auf der einen Seite wird die Antenne mit dem Apparat verbunden, auf der anderen in irgendeiner Weise mit der Erde, u. a. durch Anschluß an die Licht- oder Wasser leitung. Das Atter einer Lokomotive. Wenn wir eine V-Zug-Lokomotive kraftstrotzend, graziös, fast spielend über die Gleise dahineilen sehen, so sind wir geneigt, ihr eine sehr lange Lebensdauer zu zuerteilen. Diese Auffassung ist aber nicht zutreffend. Ein Dampfroß kann in Amerika durchschnittlich nur auf eine Lebensdauer von 30 Jahren rechnen und verfällt der Auf lösung, bevor es dasjenige Alter erreicht, in welchem der Mensch den Aufstieg zu seiner höchsten Leistungsfähigkeit beginnt. In Deutschland, wo man sich viele Mühe mit dem Reparieren der Lokomotiven gibt, ist deren Alter etwas höher. Aluminiumräder für Kraftwagen. Die Londoner Omnibus Gesellschaft hat versuchsweise für ihren Kraftwagenbetr. o Räder aus Aluminium legierungen eingeführt. Diese Räder haben nur etwa die Hälfte des Gewichtes der normalen Stahlräder und lieferten vorzügliche Betriebsergebnisse. Bis jetzt haben diese Räder bereits 50 000 Kilometer zurückgelegt und zeigen dieselbe Leistungsfähigkeit wie Stahlräder. Der wirtschaftliche Vorteil der Aluminium räder aber liegt vor allem in dem Schrottwert, der etwa zwei Drittel der Gestehungskosten des Gußstückes aus macht. Zudem wird das Eigengewicht des Wagens und die hierdurch bedingte Straßenabnutzung vermindert- Die „lenkbare Fliege". Das italienische Marineministerium hat die Versuche mit einem neuen Flugzeugthp abgeschlossen. Die Maschine kann sich in einer mittleren Höhe von 600 Meter mit drei Passagieren an Bord zwölf Stunden in der Luft halten. Im Kriegsfälle werden diese lenkbaren Luftschiffe, die den Namen „Lenkbare Fliegen" erhalten hätten, für die Bom bardierung von Unterseebooten verwendet werden. Der Herstellungspreis ist sehr niedrig. s » Vermischtes » j *»„,»»»«»»»»»»»»»»» »»»»<--<-»»»»»»»»»»«»»»»»»» »»»»Oll-»»»»»»* Die zehn Gebote — im Film. Eine große amerika nische Filmgesellschaft brachte u. a. in Berlin einen Groß- film heraus, der sich in seinem ersten Teil aufdieBibLl als Manuskript stützt. Dieser Film veranschaulicht die Flucht des jüdischen Volkes aus der ägyptischen Gefangen schaft, seinen Zug durch die Wüste, durchs Rote Meer und in der Hauptsache die Gesetzgebung am Berge Sinai. Der zweite Teil des Films bringt dann mit der Moral: „Wer die zehn Gebote bricht, den brechen sie" eines der film üblichen „Dramen aus dem Leben". Ort der Urauffüh rung war das Große Schauspielhaus, das sich „einem geehrten Publikum hiermit als Filmtheater vorstellte", , und die feste Erwartung hegt, seine mehr als 5000 Sitz plätze allabendlich möglichst vollständig besetzt zu sehen. Erschienen waren auf Einladung Vertreter der preußischen Staatsregierung, Vertreter des Reichstages, der fremden und deutschen Diplomatie. Vor allem jedoch — und das dürfte ein ganz außerordentlich seltenes Ereignis sein — waren Geistliche aller Konfessionen an wesend: mehrere Hofprediger als Vertreter der Pro lest a n t e n, Pater Deimel vom päpstlichen Bibelinstitut in Rom, eine Reihe hervorragender Vertreter der katho lischen Kirche — ein Blatt teilt sogar mit, die gesamte katholische Geistlichkeit Berlins sei dagewesen. Als Vertreter der jüdischen Religion waren vier Rabbiner anwesend. Wahrlich, viel Ehre für einen Film. Und wie sieht dieser Film aus? Die maßgebende Kritik ist geteilter Auffassung. Sie anerkennt den ersten Teil des Werkes, d. h. das Geschichtliche, über den Rest äußert sie sich weni ger anerkennend, womit nicht gesagt ist, daß der Film beim Publikum keinen Anklang findet. Ein höflicher Selbstmörder. Ein Stubenmaler Curren, der Selbstmord beging, indem er die Gasröhren abschraubte und den Gasometer aufdrehte, hat vor seinem Tode einen Brief an die Gasgesellschaft gerichtet, in dem er um Verzeihung bat, daß er das Eigentum der Gesellschaft verletzt habe. Er sei jedoch dazu gezwungen, da ihm Gasvergiftung als die bequemste und schmerzloseste Todesart zu sein scheine. Im Mädchenpensionat. In einem Pensionat für junge Damen wird im Unterricht das Thema „Der Schmetterling" behandelt. Fräulein Hanna soll den Satz „Bunte Schmetterlinge durchschwirren die Luft, setzen sich auf Blumen und Bäume und küssen den süßen Tau von den Blüten" lesen. Zweimal setzt sie zu dieser Tat an und beide Male hält sie bei dem Wort . küssen" ein und lacht. Die Lehrerin fordert Fräulein Gertrud auf, zu lesen. Und siehe da, es klappt. „Was hat," fragt nun die Lehrerin, „Fräulein Hanna falsch gemacht?" „Sie hat beim Küssen stillgehalten, — und das sollen wir nicht." Wenn zwei Frauen einen Mann lieben. Zwei junge Neapolitanerinnen der bürgerlichen Gesellschaft waren in Herrn Giovanni Manzi verliebt. Um ihren Streit zu schlichten, fochten sie dieser Tage im Walde bei Neapel einDuell auf Degenzu sehr schweren Bedin gungen aus. Nach mehreren leidenschaftlich geführten Zu sammenstößen wurde die eine Dame schwer verwundet und in ein Neapeler Spital übergeführt. Ihre siegreiche Duell gegnerin wurde wenige Stunden nach dem Zweikampf in I dem Hause ihrer Eltern in Neapel von der Polizei ver haftet. Die Rolle des Herrn Giovanni Manzi in dieser Liebes- und Duellaffäre bleibt unaufgeklärt. Der schöne König von Griechenland. Der frühere König Georg von Griechenland lebt, seitdem er seinem Thron entsagen mußte, zuzeiten in Amerika. Da haben nun die amerikanischen Bühnen- und Filmmänner ent deckt, daß König Georg zweifellos der bestaussehende „jugendliche Held" werden könnte. Gewohnt, mit allen Dingen schnell ins reine zu kommen, haben die Amerikaner keinen Moment gezögert, dem König Millionengagen für ein Bühnen- oder Filmengagement zu bieten. Der König hätte gar nichts dagegen gehabt, zu schauspielern, aber die Königin Sophie, eins Schwester des deutschen Kaisers, bietet ihren ganzen Einfluß auf, ihren Sohn von diesem Abenteuer zurückzuhalten. Der letzte Zar von Rußland und die Briefmarken. Durch verschiedene Blätter lief die Nachricht, daß der von den Bolschewisten erschossene letzte Herrscher der Reußen zu Lebzeiten der größte Briefmarkensammler aller Zeiten gewesen sei. Seine Sammlung sollte 35 000 Stück ent halten. Daß das lauter wertvolle Stücke waren, verstand sich von selbst. Nun ist der Weg von Moskau bis nach Mitteleuropa ein sehr langer, und jeder Verständnisvolle hätte sich damit abfinden können, daß des Zaren Brief markensammlung immer größer wurde, je weiter ihr Ruf von Osten nach Westen drang. Dagegen wird es allen i Sammlern schwerfaken, Kenntnis von der Tatsache zu - nehmen, daß eine solche Sammlung überhaupt nicht j existiert. Die Geschichte von der Sammlung des Zaren f erinnert übrigens lebhaft an jenen guten Pariser Bürger, der dreist genug war, an den Zaren ein Bittgesuch zu richten, er möge doch dafür Sorge tragen, daß ihm eine Zusammenstellung sämtlicher erschienenen russischen Marken nach Paris geschickt würde. Der Zar war auch gutmütig genug, aus das Gesuch einzugehen, und der Pariser Biedermann bekam eine lückenlose Sammlung sämtlicher russischer Marken, die beute einen enormen Wert darstellt. W» — .n> >2. . Dar Probejahr der Dolorer Renoldi. Dl Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Acker» mann» Stuttgart. Beim Esten beobachtete er sie; jede Bewegung verriet die einstige Erziehung, die vornehme Dame, und wieder fragte er sich: Wie kommt so etwas hinter den Ladentisch? Sie sprachen vom Theater, und alle ihre Aeußerungen verrieten eine große Bildung und Belesenheit, ein gesun des, kaltes Urteil, so daß er immer mehr staunen mußte und ein Geheimnis hinter ihrer reizvollen Persönlichkeit suchte, obwohl ihre Antworten auf seine Fragen so klar und natürlich waren und ein Lebensschicksal verrieten, das sich Hunderte von Malen wiederholte und gar nichts Ge heimnisvolles, Rätselhaftes in sich barg. Ja, ihre Eltern seien nicht mehr am Leben; sie stehe ganz allein und sei darauf angewiesen, ihr Brot selbst zu verdienen; allerdings habe sie bis vor kurzem geglaubt, daß sie das nicht nötig haben würde: der Vater sei Kauf mann gewesen, durch Unglücksfälle im Geschäft habe er fein Vermögen verloren. Das alles erzählte sie ihm im Laufe der Unterhaltung, und dennoch beledigte es ihn nicht, da sie nicht den Ort nannte, aus dem sie herkam. Und dann sprach er vou sich, wie um ihr Vertrauen zu erwidern. Er sei zweiter Sohn aus einem nur mäßig begüterten Hause. Der ältere Bruder bewirtschaftete mit wenig Glück das ziemlich große, väterliche Gut. Es tue ihm jedesmal Weh, wenn er aus Urlaub dorthin fahre, den Verfall zu sehen — noch mehr aber, ihn nicht aufhal- ten zu können. Sein größtes Jntereste gehöre der Land wirtschaft; wenngleich er sehr gern Soldat sei, würde er sich doch keinen Augenblick besinnen, den bunten Rock an oen Nagel zu hängen und an Stelle des Bruders, der un- ! fähig dazu, das väterliche Gut zu bewirtschaften, an das sich seine schönsten Jugenderinnerungen knüpften. Aber das Geld, das leidige Geld! Und seine Sorge sei, daß der Bruder schließlich doch einmal gezwungen sei, den Besitz zu veräußern, weil er sich gar nicht dazu entschließen könne, ein wenig einfacher zu leben und allerlei Passionen zu ent sagen, die große Summen verschlängen. Ihm sei der Ge danke schrecklich, wenn das Gut doch einmal in fremde Hände falle; mit allen Mitteln arbeite er dageaen, fürchte aber, daß das am Ende doch vergeblich sein würde! Mit größtem Interesse hörte ihm Dolores zu, was er ihr da offen erzählte, und sie mußte wider an Roger Em- dingn denken. Wie war der verlogen im Gegensatz zu die- sem Mann, von dem sie durch Richard Westermann wußte, wie sehr er sich einschränkte, wie bescheiden er lebte, keinen Pfennig Schulden, die Ordnung selbst — und wieviel Gutes er dabei tat! Er unterstützte die Familie eines Soldaten seiner Kompagnie, der der einzige Ernährer einer blinden Mutter und dreier noch minderjährigen Ge schwister war! Vielleicht war es ein wenig seltsam, daß er ihr das alles so offenherzig erzählte — oder verbarg sich eine ge heime Absicht dahinter? Nach einem Blick auf die Uhr erhob sie sich. „Ich muß gehen, Herr Hauptmann!" „Schade, wie schnell doch die Zeit vergangen ist!" Er hielt sie aber nicht zurück. „Darf ich Sie heim begleiten?" bat er, und auf ihre Zustimmung blieb er an ihrer Seite. Es hatte aufghört zu regnen; vereinzelt blinkten schon die Sterne aus den zerrissenen Wolkenschleiern; die Luft war klar und frisch und voller Verheißungen auf den kom menden Frühling. Ein Stück von ihrem Hause entfernt blieb sie stehen und reichte ihm die Hand zum Abschied. „Ich danke Ihnen für den hübschen Abend, Herr Hauptmann!" Er hielt ihre Hand fest. „— er darf doch bald eine Fortsetzung haben?" „Ich weiß noch nicht, Herr Hauptmann —", entgeg nete sie zögernd. „Warum nicht? War ich so schlimm?" Er lächelte ein wnig, was seinem ernsten Gesicht so gut stand; es machte ihn so jung! „Nein, Herr Hauptmann, Sie waren sehr gütig gegen mich!" „Dann darf ich also hoffen, daß wir uns bald Wieder sehen werden, bitte, keinen Widerspruch, Fräulein Dolly!" Weich und zärtlich sprach er ihren Namen aus und sah sie ebenso an, daß sie errötend die Augen niederschlug. Und er stand und blickte ihr nach, bis sie im Hause ver schwunden war. Lange noch lag Dolores wach und ließ die Ereignisse des Abends an sich vorüberziehen. Es war nichts Beson deres gewesen, und doch war ihr, als habe sie eine Stunde Festesglanz genossen. Mit dem feinen Gefühl des Weibes spürte sie Wohl das Interesse Vrnckhofss für sie, das sie wohlig umhüllte und umschmeichelte. Sie hatte ein so großes Vertrauen zu ihm, der so ritterlich und zartfüh- lend gegen die kleine Verkäuferin war; er konnte doch un möglich ahnen, wer sich eigentlich hinter Dolly Reinholdt verbarg also galten sein Interesse und seine zarte Verehrung nur ihrer Persönlichkit, und das machte sie so froh, das gab ihr ihr Selbstgefühl wieder, das durch Roger Emdingens Handlungsweise so empfindlich gekränkt und niedergedrückt worden Ivax. Und wo man hinblickte: Sorge! Wie fremd und un bekannt war ihr früher dieser Begriff gewesen! Und der Wunsch exfüllte sie, ihm zu helfen — weil er ihr auch geh lfen! tFortsctzmw