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Wilsdruffer Tageblatt : 24.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192407244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240724
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-24
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.07.1924
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k Weine Na»riMen - Tagung des Auswärtigen Ausschusses. Berlin, 22. Juli. Der Auswärtige Ausschuß des Reichs tqges trat heute vormittag unter dem Borsitz des Abg. Müller- Franken (Soz.) zusammen. Außenminister Dr. Stresemann erstattete Bericht über die Haltung Deutschlands gegenüber de« auf der Londoner Konferenz erörterten Fragen. Nach ihm ihrach Reichsbankpräfident Dr. Schacht Wer das Goldnoten» mnkgesetz, dann Staatssekretär Trendelenburg über bas Gesetz für die Jndustrieobligationen und schließlich ein Ver treter des Reichsverkehrsministeriums Wer das Eisenbahngesetz. Die Fraktioussührer beim Reichskanzler. Berlin, 22. Juli. Der Reichskanzler Dr. Marx wird, wie verlautet, Vertreter aller Reichstags fraktionell empfangen und Lnen die Gesetzentwürfe zum Sachverständigengutachten zur Linsichtnahme überweisen. Die Entwürfe sind vom Kabinett noch nicht verabschiedet worden. Der Reichskanzler will die Meinung der Fraktionen hören, um in letzter Stunde etwaigen Wünschen der Parteien Rechnung zu tragen. Dispositionen für die nächsten Rcichstagssitzungsn. Berlin, 22. Juli. Der Ältestenrat des Reichstages hat sich heute vor der Plenarsitzung mit den Dispositionen über den Beratungsstoff in dieser Woche beschäftigt. Zunächst sollen die vorn Sozialpolitischen und vom Kriegsbeschädigtenausschuß vorbereiteten Anträge zur Verhandlung gelangen. Am Frei tag wird im Anschluß an den Notetat eine allgemeine polit ischeAussprache, auch über die Außenpolitik, statt finden. Darüber hinaus lassen sich Dispositionen noch nickt treffen. Gegen die Beibehaltung der Regie. Berlin, 22. Juli. Der Reichstagsausschuß für die besetzten Gebiete beschloß mit allen gegen die sozialdemokratischen und kommunistischen Stimmen, die Reichsregierung zu schärfstem Widerstand gegen die Belassung ausländischer Eisenbahner im Westen, auch unter dem Gesichtswinkel der dortigen Wohnungs not und der Stellen- und Arbeitslosigkeit, aufzufordern. Die Rcichspost nimmt nicht bloß Rentenmark. Berlin, 22. Juli. Wie verlautet, wird infolge eines Be schlusses der leitenden Stellen mit Ende der Woche die Vor schrift aufgehoben, daß auf Zählkarten und Reichsmarkpoftanwei sungen nur mit Nentenmark gezahlt lverdcn kann. Es werden fortab bis zum Betrage von SO Mark alle zugelaffenen Zah lungsmittel angenommen werden. Automatischer Rücktritt von Präsidiumsstcllen. München, 22. Juli. Veranlaßt durch einen sozialdemokra tischen Antrag, nahm der Geschäftsordnungsausschuß des Bayeri schen Landtages eine Ergänzung der Geschäftsordnung dahin vor, daß der Rücktritt von einer Stelle des Präsidiums erfolgen soll, wenn sich das bisherige Stärkeverhältnis der Parteien ge ändert bat. Wird dieser Antrag im Plenum angenommen, so geht das bisher mit dem völkischen Abgeordneten Dörfler besetzte Amt des Ersten Vizepräsidenten auf die Sozialdemokratische Fraktion über. Die Wirtschaftslage im Siegerland. Siegen, 22. Juli. Die Wirtschaftslage im Siegerländer Erzgebiet ist außerordentlich schlecht. Schon seit Monaten wer den nur 35 bis 40 Prozent der Arbeiter voll beschäftigt. Drohende neue Stillegungen bedingen einen langsamen Abbau bei fast allen Betrieben. Mehr als 24000 Bergleute und mehr als 50 Prozent der Metallarbeiter sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Rumänischer Chauvinismus. Prag, 22. Juli. Bei der Eröffnung des Kongresses für wissenschaftliche Arbeitsleistung in Prag konnte es sich der Füh rer der rumänischen Delegatton Stratilesko nicht versagen, eine politisch gefärbte Rede mit Angriffen gegen die ehemaligen Zentralmächte zu halten. Die Rede wurde allgemein als unzeit gemäß und dem Sinn der Veranstaltung nicht entsprechend empfunden. Die Deutschen in der Tschechoslowakei. Prag, 22. Juli. Der deutsche Abgeordnete Krepek forderte kn einer Rede die Zulassung der Deutschen der Tschechoslowakei zu der ihnen gebührenden Macht im Staate auf allen Gebieten. Die Deutschen, sagte er, würden sich auf die Dauer nicht mit einer zweitklassigen Stellung begnügen. Wenn durch Verhand lungen und Leistungen nichts zu erreichen sein Werve, würden die Deutschen in der Tschechoslowakei ihre Rechte auch anders vertreten. Macdonalds Niederlagenserie. London, 22. Juli. Die Regierung lhat gestern im Unter« yause wieder eine parlamentarische Niederlage erlitten, indent ein liberaler Abänderungsantrag zum Wohnungsgesetz gegen den Widerspruch des Ministers mit 201 gegen 150 Stim men angenommen wurde. Ein Kompromiß in der Rüumungsfrage. London, 22. Juli. Nach einer Meldung des „Manchester Guardian" soll der zweite Unterausschuß vorgeschlagen haben, den 15. August als ersten Stichtag zur Durchführung des Dawes-Berichts und als zweiten Stichtag, nämlich für die Be endigung der wirtschaftlichen Räumung des Ruhrgebietes, einen um sechs oder acht Wochen späteren Termin sestzusetzen. Schweres Dampferunglüü vor New York. London, 22. Juli. Der Dampfer „Bristol", der Vierhunden Passagiere an Bord hatte, wurde bei Rhode-Island gerammt. Vier Passagiere wurden bei dem Zusammenstoß getötet, ein« größere Anzahl wird vermißt; die Boote sind wegen des dichten Nebels vorläufig nicht auffindbar. Morgan reist nach Europa. Rcwyork, 22. Juli. Morgan wird am Sonnabend ein« Reise nach England antreten, um dann Frankreich zu be suchen. Wenn er auch in einem Interview erklärte, daß er nur die übliche Ferien reise unternehme, so glaubt hier niemand daran. Die Wallstreet erwartet im Gegenteil bestimmrt, daß er sich mit Per Auflegung der Leutsch«« «»pe^h.e beflisse» wird. ,— —— Neues aus sHer Welt - Der Gummiknüppel, die neue Waffe der Polizei. Da die PoliHertnüppel sich nach amtlicher Ansicht bei Len größe ren staatlichen PoküzeEvertval-tungerr bewährt haben, soll ihre allgemeine Einführung erfolgen. Die Knüppel sollen aber, wenn fie dienstlich nicht gebraucht werden, unter Verschluß gehalten und Litz Beamten sollen über den vorschriftsmäßigen Gebrauch Les Polizeftnüppels wiederholt belehrt werden. Die unheimliche PfLegrrin. Ein 75jähriger wohl- h ah end er Juwelier, bei Berlin wohnhaft, hatte die Absicht geäußert, die ihn pflegende Krankenschwester zu seiner Erbin zu machen. Um recht schnell zu dem Gelde zu kommen, ließ die „Schwester" den unbeholfenen Alten allmählich verhungern und im Schmutz um- komtyen. Im letzten Moment wurde dieses Verbrechen jedoch entdeckt und vereitelt. Die Schwester wurde in eine Irrenanstalt überführt, sie war aus Habgier Wahnsinnia geworden. Stillegung der Höchster Farbwerke. Eines der ersten Werke deutscher FNEMr««mma. die Hochster Farb werke, in'Höchst am Main, stähl sich durch die trostlose Lage aus dem Farbenmarkt gez-wuugen, seinen Betrieb zum größten Teil stillzulegen. Von den Arbeitern kann nur ein kleiner Teil in anderen- Betrieben der Werke untergebracht, der größte Teil muß entlassen werden. Deutscher Dampfer mit 13 M-cnn gesunken. Der Ol- denbnryer DanffHer „Schill" ist mit 13 Mann Be satzung im Atlantischen Ozean unlergegangen. — Der ja panische Frachtdampfer „Matjujama Marn" ist am 11. Juli auf der Höhe der Gotoinseln gescheitert. 57 Per sonen find dabei ums Leben gekommen. Heimatstadt für eine Akademie gesucht. Die Ingenieur» akademie der Stadt Wismar in Mecklenburg hat be schlossen, die Stadt Wismar auf immer zu ver lassen. Die Studentenschaft ist zu der Überzeugung ge kommen, 'daß die Stadt Wismar der Akademie keinerlei Interesse enigegenbringt. Die studierende Jugend hat die Absicht, nach der Stadt Schwerin überzusiedeln, und einen entsprechenden Antrag dem Rat der Stadt Schwerin ein- gereicht. „ Familientragödie in Graz. Die 24jährige Kessel- schmiedsgattin Johanna Strempfl hat ihre drei Kinder im Alter von 2 Monaten bis zu 3 Jahren in Lie Mur geworfen und ist dann selbst nachgesprungen. Während die drei Kinder ertranken, konnte die Mutter gerettet werden. Sie gab an, daß ihr Mann ihr zu wenig Geld gegeben habe, io daß sie mit ihren Kindern nicht leben konnte. Warnung für junge Mädchen. Ein lange gesuchter eng lischer Mädchenhändler wurde in Holland verhaftet. Er steht in dringendem Verdacht, eine Anzahl aus West deutschland stammender Mädchen verhandelt zu haben. Der Engländer suchte sich durch Anzeigen, in denen Stellen für deutsche Dienstmädchen in Holland angeboten wurden, die Adressen seiner Opfer zu verschaffen, die er unter Vor spiegelung günstiger Angebote nach den Niederlanden lockte, sie dort dem Elend preisgab und sie später unter Ausnutzung ihrer Notlage in zweift-lhaften Häusern unterbrachte. , Dänische Expeditionsfahrt nach Grönland. Ein dänischer Viermafierschoner ist nach Grönland abgesegelt. Diese Fahrt Wick dadurch wichtig, daß das Schiff die 21 Mann starke Besatzungdes „Teddy " zurückbringen will, der seit 1923 vermißt war. Erst vor wenigen Wochen kam die Nachricht, daß die Mannschaft gerettet sei und sich in Angmagsalik befindet. Chinesische Lberschwemmungspiraten. Die Mer- Mvemmungskatastrophe, die in China bereits über 2000 Todesopfer gefordert hat, bedroht noch immer die Mil lionenstadt Tientsin. Auch die Großstadt Kanton wird von ÜLerfchwemmuugen heimgesucht. Chinesische Pira- ten haben die Gelegenheit zu Räubereien in großem Maß stab benützt. Sie haben ihre Opfer dadurch getäuscht, daß sie auf ihren Booten die Flagge der Rettungsorganisation hißten. * Frank Wedekinds sechzigster Geburtstag. Am 24. Juli würde Frank Wedekind das sechzigste Lebensjahr erreicht haben. Obwohl er schon vor sechs Jahren gestorben ist, wirb über ihn auch heute noch nicht objektiv geurteilt, auch jetzt noch schwankt, von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, sein Charakterbild in der Literaturgeschichte. Auf Ler einen Seite begeisterte, nicht selten kritiklose Bewunderer, auf der anderen Verkleinerer, die dem Dichter der Dramen „Frühlings Erwachen", „Erdgeist", „Hidalla", „Marquis von Keith" usw. zwar nicht jedes Talent, aber doch jede höhere literarische Bedeutung absprechen. Zu gegeben werden muß jedenfalls, daß die Wedekind-Mode" auf dem Theater bereits im Abflauen begriffen ist. So richtig populär hätte Wedekind ohnehin kaum werden können. Das große Publikum staunte über das Sensationelle und Barocke in seinen Stücken, verhielt sich aber im übrigen seiner zwischen Ernst und Hohn schwankenden Darstellung gegenüber ziemlich kühl und ablehnend. Bunte Tageschronik. Berlin. Der Deutsche Offiziersbund beabsichtigt, gemeinsam mit anderen vaterländischen Verbänden am 31. August im ganzen Reiche Gedenkfeiern zur zehnjährigen Wiederkehr der gewaltigen Siege unseres Volkes in Wassen an der West- und Ostfront zu veranstalten. Die Feiern stehen unter dem Zeichen des volkstümlichsten Sieges: Tannen berg. Berlin. Die Reuter-Werke in Oberschöneweide wurden durch ein Großfeuer vernichtet. Der Sachschaden beträgt 300 000 bis 400000 Mark. — Eine 63jährige Witwe in Char« lottenburg wurde als Opfer eines Lustmordes ermordet aufgefunden. Hannover. Der Bundestag DeutscherFriseure fanD hier unter lebhafter Beteiligung aus ganz Deutschland statt. — Unter dem Protektorat Hindenburgs wurde in Hannover der Deutsche Schützenlag abgehalien. Die 25M besten deutschen Schützen nebst Gästen aus Österreich und der Schweiz nahmen daran teil. Lübeck. Von einer riesigen Wa ss e rh o se, die ein Sturm dahintrug, wurde das Dorf Jels in Schleswig schwer heim- gesucht. Stallungen und Scheunen wurden vernichtet und viel Vieh erschlagen. München. Auf der Forstenrieder Straße in München er eignete sich ein schwerer Autounfall. Das Fahrzeug fuhr gegen einen Baum. Aon den Insassen war ein Bank- direktor aus Weiden sofort tot, während ein Banklerter aus München schwere Verletzungen erlitt. Essen (Ruhr). Aus der Zeche „Eiserne Union" wurde einem 45jdhrigen Bergmann durch ein etwa 4 Zentner schweres Gesteinsstück di« Wirbelsäule gebrochen. Der Verunglückte, der Vater von 7 Kindern ist war sofort tot. Moskau. Beim Eingang in das Asowsche Meer hat sich, al« Folge de» letzten Erdbebens, eine neue Insel gebildet. Deutschvatiomale Bedingungen. Berlin, 23. Juli. Die heutschnationale Reichslagsfrak tion hat gestern abend einen Beschluß gefaßt, in dem sie in be zug auf die Londoner Konferenz eine Reihe von Forderungen an die Regierung richtet. Vor allem dürfe die Regierung nur an -er Konferenz teilnehmcn, wenn sie als gleichberechtigter Teil nehmer eingeladen werde. Alle Gefangenen müßten freigegeben werden und alle Ausgewiesenen wieder in ihre Rechte eingesetzt werden. Die Einbruchs- und sonstigen Gebiete seien wirtschaft lich und militärisch freizugeben, für die altbesetzten Gebiete sei die wirtschaftliche und Verwaltungshoheit wiederherzustellen, die Räumungsfristen müßten ab 10. Januar 1920 laufen. Deutsch land müsse gegen künftige Sanktionen gesichert sein, unerfüllbare und unwürdige Forderungen dürften nicht zugestanden werden. Das Schuldbekenntnis -es Versailler Vertrages sei zu wider rufen. Die Deutsch-nationalen wollen sich allen Abmachungen widersetzen, die diesen Mindestbedingungen nicht entsprechen. Serbisch-französisches'Deveusiv-Bün-nis. Eigener Femsprechdienst des ,,Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 23. Juli. Nach einer Meldung des „Matin" aus Belgrad haben die Besprechungen zwischen Serbien und Frankreich zum Abschluß eines Devensivbündnisses in Paris begonnen. 3VVV Tote in Sao Paulo. (Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes".) London, 23. Juli. Eine Reutermeldung aus Washing ton besagt, daß 3000 Zivilpersonen bei dem Kampfe zwischen Aufständischen und Regierungstruppen in San Paole getötet worden sind. Die Kämpfe hatten in der Nacht zum 29. Juli stattgefunden. Die Zahl der Aufständischen wird auf 10 000 geschätzt. E Nus unlerer keimst *«»»»<»«»«»»»»»»»»»»»»»«<»»»»»»»»«»»»««»<»«»«»««»«»««»»»! Wilsdruff, am 23. Juli 1924. Merkblatt für de« »4. Juli. Sonnenaufgang 4» i! MonLuusyang 11» N. Sonnenuntergang 8' i! Monduntergang 1^ N. 1802 Schriftsteller Alexander Dumas der Ältere geb. — 1836 Jurist Karl Ludwig v. Bar geb. — 1864 Dichter Frank Wedekind geb. — ISP Maler Walter Leistikow gest. — 1920 Schriftsteller Ludwig Ganghofer aest Heftige Unwetter. Nach der großen Schwüle, die gestern den ganzen Tag herrschte, zogen bereits in -er sechsten Abendstunde Gewitter über unsere Gegend, ohne indes schärfer aufzutrten oder auch nur den allseits gewünschten Regen mitzubringen. In der achten Stunde aber setzte ein neues Unwetter mit Blitz und Donner, Sturm und wolkenbruchartigem Regen ein, der teilweise mit Hagelkörnern durchsetzt war. Gnädig ging auch dieses und noch ein weiteres Gewitter in der zweiten Morgenstunde an unserer Gegend vorüber. Schaden dürfte verschiedentlich an Feld- und Garienfrüchten entstanden sein. In Wurgwitz schlug der Blitz in ein Anwesen in der Nähe des Bahnhofes, wodurch der Dachstuhl eingeäschert wurde. Heftig hat das Unwetter in Dresden getobt. Dort setzte es in der neunten Stunde mit elementarer Gewalt ein. Schlag auf Schlag donnerte. Die unaufhörlich zuckenden Blitze tauchten die Straßen in ein ge spenstisches Licht. Dazu rauschte ein wolkenbruchartiger Regen herab. Er war zum Teil mit Hagelkörnern von ansehnlicher Größe gemischt, die an die Fensterscheiben prasselten und sie zu zerschlagen drohten. Die Schleusen konnten die ungeheuren Wassermassen natürlich nicht fassen und wurden wohl auch durch den von den Fluten mitgeführten Schlamm verstopft. So sammel-« ten sich an den tiefer gelegenen Stellen der Stadt große Wasser mengen an, die mitunter bis einen halben Meter und höher stie gen, infolgedessen jeden Verkehr lahmlegten. Auch die Straßen bahn mußte in den von dem Unwetter betroffenen Stadtteilen den Betrieb einstellen. Bei der Feuerwehr liefen in ganz kurzer Zeit gegen 300 dringende Hilferufe ein. In der Hauptsache han delte es sich, wie erwähnt, um vollgelaufene Keller, es schweb ten aber auch Menschenleben in Gefahr und es mußten Pferde gerettet' werden, die das Wasser wegzuschwemmen drohte. Von der Reichenbachstraße wurde ein Blitzschlag gemeldet. Auch zwei Transfvrmatorenbrände haben sich ereignet, die wahrschein lich auf Blitzschlag zurückzuführen sind. Im Grundstück Chem nitzer Straße 70 war die Hintsrwand des Hauses weggespült worden und das Gebäude drohte einzustürzen. Ueberall mußte die Feuerwehr helfend eingreifen. Nur allmählich verliefen sich -die Wassermassen auf den Straßen. Auch in den Vorstädten -hat das Unwetter arg gehaust, so z. B. in Löbtau, wo auch einige Straßen völlig unter Wasser gesetzt worden sind. * Bersassungsfeier. Zur würdigen Begehung des Verfassungs- Mges, 11. August, ordnet das sächsische Gesamtministerium fol gendes an: 1. Sämtliche öffentliche Gebäude haben am 11. August in den Reichs- und Landesfarben zu flaggen. Soweit einzelne Gemeinden im Besitze von besonderen Flaggen (z. B. in den Stadtfarben) sind, können diese neben den Reichs- und Landes flaggen -gezeigt werden. 2. Die Staats- und Gemeindebehörden im Lande -werden aufgefordeit, ihrerseits Berfassungsfeiern zu ver anstalten. An allen Orten, die Sitz mehrerer Behörden sind, haben sich die Vorstände dieser Behörden unverzüglich gegenseitig ins Benehmen zu setzen, um möglichst gemeinsame Bestimmungen über eine würdige äußere Gestaltung der Feier' herboizuführen. Au den Wern sind Vertreter aller Bevötkerungsschichten, ins besondere die Organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die Handels- und Gewerbekammern, die Innungen, sowie die Be amten- und Angestelltenverbände, einzuladen. 3. Bei den staat lichen Behörden ist der 14. August vorbehältlich der Teilnahme an der Verfassungsfeier dienstfrei. Der Dienst -wird wie an Sonn tagen geregelt. Ministerialdirektor Dr. Dehne Direktor der Sächsischen Bank. Der Aussichts-rat der Sächsischen Bank hat gestern den Ministerialdirektor im sächsischen Arbeitsministerium Dr. Dehne, M. d. L., zum Vorstandsmitglied der Sächsischen Bank gewählt. Kirchensteuerermäßigung. Das Evangelisch-lutherische Lan- deskonsistorium hat die wegen der Kirchensteuern in Aussicht ge nommene Verordnung erlassen. Hiernach find zunächst die Kir chenvorstände veranlaßt worden, die am 1'5. Mai d, I. fällig gewesene Kirchensteuer (Landes- und Gemeindekirchensteuer) auf Antrag des Steuerpflichtigen im Erlahwege ohne weiteres, das heißt, ohne daß eine nähere Begründung und die Beibringung von Nachweisen erfordert wird, auf das dreifache der am 31. Januar 1924 fällig gewesenen Kirchensteuer (Landes- und Ge° meindekirchensteuer) herabgesetzt. Sollte ein Steuerzahler 'wün schen, daß seine Kirchensteuer vom 15. Mai 1924 noch unter dem dreifachen Betrag der Icinua-rsteuer heruntergesetzt wird, so hat er an den Kirchenvorstand ein förmliches Steuererlahgesuch zu richten, das begründet werden muh und dem die erforderlichen Nachweise über das Unvermögen des Steuerzchlers beizufügen sind. Die Forderungen -er Kleinrentner. In der letzten Versamm lung des Dresdner Klemrentnervereins wies der Vorsitzende dar auf hin, daß das Fiet der Rentnerbewegung -die Erlangung einer angemessenen Altersrente von feiten des Reiches fei. Die Rent ner verlangten eine -Entschädigung ihres durch den Krieg und die Schuld der Regierung verlorengegangenen Vermögens, oder als Ruhegehalt einen Teilbetrag ihres früher bezogenen und versteuer ten Einkommens. Wie der Staat für die Ruheständler der amtenschaft und der Arbeiterschaft gesorgt habe, so sei er auch verpflichtet, für die Ruheständler der freien flnternehmerberufe zu sorgen. Es sei nur Gerechtigkeit, was die Rentner fordern,
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