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Wilsdruffer Tageblatt : 19.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192406195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240619
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-19
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 19.06.1924
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schwerste beschädigt, «davon 1800 Morgen Halmfrucht voll ständig vernichtet. Im Landkreis Grevenbroich sind etwa 30 000 Morgen sehr stark beschädigt und zum großen Teil vernichtet. Insgesamt beläuft sich der Hagelschaden in den genannten drei Kreisen auf etwa 7 bis 8 Millionen Goldmark. Flugzeugunglück in Magdeburg. Aus Magdeburg wird gemeldet: Ein mit zwei Personen besetztes Flugzeug der Magdeburger Lustreederei stürzte zwischen dem Marga- retenhafen und der Pumpstation brennend ab. Der Motor hatte hoch oben in der Luft Feuer gefangen. Der Pilot, Leutnant Kypke, versuchte noch Notlandung, aber zu spät. Als das Flugzeug zur Erde kam, stand es in Hellen Flammen. Kypke war vollständig verkohlt. Ein Passagier, Hauptmann a. D. Rofenstern, versuchte sich durch Abspringen zu retten. Er war gleichfalls auf der Stelle tot. Wolkenbrüche im Lechgebiet. Aus Augsburg meldet man: Infolge starker Wolkenbrüche sind große Ueberschwem- mrmgen in den weiten Tälern des Lechs zu verzeichnen. Das Schmuttertal steht völlig unter Wasser. Auch im Zusamt«! wurde großer Schaden angerichtet, Brücken und Wege auf- gerissen und große Mengen Heu fortgeschwemmt. Zwei Per sonen sind von der Flut überrascht worden und ihr zum Opfer gefallen. Der Dampfer „Saarbrücken" wieder flott. Der deutsche Dampfer „Saarbrücken", der bei Sabang auf Grund geraten war, ist flott und in Sabang-Hasen eingelaufen. Die Passa giere setzten ihre Reise am 16. Juni mit dem Dampfer „Kawi" vom Rotterdamschen Lloyd nach Singapore fort. Deutsche Gelehrte in Holland. Im Gebäude der Jahres börse von Utrecht hielten die deutschen Hochschullehrer PaulFrosch und H. Dahmen vom Hygienischen Insti tut Ler Tierärztlichen Hochschule in Berlin einen Vortrag über den von ihnen entdeckten Erreger der Maul- und Klauenseuche. Die Veranstaltung eröffnete der hollän dische Minister Ruys de Beerenbrouck, der als Minister des Innern und Landwirtschastsminister die beiden deutschen Gelehrten eingeladen hatte und die Gäste in deutscher Sprache begrüßte. Die Reichsbahndirektion über das Berliner Eisen bahnunglück. Die Ermittlungen Ler Reichsbahndirektion über die Katastrophe am Potsdamer Bahnhof inBerlin haben ergeben, daß die H a uptschuld den Fahrdienst leiter des Befehlsstellwerks am Potsdamer Bahnhof trifft. Auf den Abbau und die Überanstrengung des Personals ist nach Ansicht amtlicher Stellen Lie Ursache keineswegs zurückzuführen. Die bei der Katastrophe verletzten Per sonen befinden sich sämtlich außer Lebensgefahr. - Die Weltreise des ersten deutschen Messcschiffes. Das deutsche Messeschiff „Jndustria" wird in der nächsten Zeit den Hamburger Hafen verlassen. Das Schiff hat einen Tounengehalt von 8000 und Platz für 570 Personen. An Bord befinden sich Post, Telegraph, Bank und Wechsel stuben, Funkstation, Schreibmaschinenbüro usw. Es sollen besucht werden: Schweden, Norwegen, Dänemark, Eng land, Spanien, Italien, Türkei, Ägypten, Vorder- und Hinterindien, Japan und China. Die Reise wird ungefähr 10 Monate dauern. Deutscher Schmuggel nach den Vereinigten Staaten. Ein Versuch, deutsche Narkotika, Opium, Kokain und Morphium, im Gesamtwert von ein bis zwei Millionen Dollar nach A merika e i n z usch mugg ein,wurde von Zollbeamten im Newhorker Hafen vereitelt. Zwei Schmugg ler, Lie Len Versuch machten, Narkotika an Land zu bringen, die in Stielen von Schrubberbürsten verborgen waren, wur den verhaftet. Die Zollbehörde behauptet, der Schmug gel sei von einem deutschen Syndikat in Bremen organisiert und würde schon seit geraumer Zeit er folgreich betrieben. Bunte Tageschronik. Berlin. Der Arbeitsausschuß deutscher Verbände fordert zu Kundgebungen gegen das Diktat von Versailles an. 29. Juni, dem Gedenktage des Attentats von Serajewo vor zehn Jahren, auf. mit Entzücken beobachtet, lind wenn dann Candida mitten in einem Liede verstummte, um sich ihren Betrachtungen hin zugeben, konnte sie Len Herrn nicht verstehen, der Liese schöne Frau nicht,jeden Tag mehr lickte. „Wollen Sie etwas, Candida?" fragte Frau Renate, als das Mädchen hier in der Tür stand und kein Auge von der Herrin wandte. „Ach nein, nur die Frau Ingenieur ein wenig ansehen, wenn ich darf, weil die Frau Ingenieur gar so schön sind." „So?" Ein Lächeln kam in 'das Gesicht der Frau, und als hätten die Worte des Mädchens ein Gefühl erweckt, trat sie mit einem raschen und hastigen Schritt in Las Schlafzimmer, zog Len Vorhang vor das Fenster, drehte das Licht an und studierte sorgfältig jede Linie ihres. Gesichtes, jede Bewegung ihres Körpers. Das leuchtend rote Klei'd umschloß eine zarte Gestalt, die sich hoch aufleckte, und auf Ler der Kopf wie eine Krone saß, und das blonde Haar begann unter dem Licht zu leben, glühte auf, wurde rot unL golden. Ja, sie wollte es wagen, war zu jedem Kampf bereit. Md plötzlich lächelte Lie Frau bitter, daß zwei scharfe Falten eingegraben standen in dem er- biassenden Gesicht. War es nicht häßlich, nicht kleinlich und kindisch, sich zu einem Kampfe zu rüsten, wenn man sich in heitere und frohe Gesellschaft begab? Und war es ihrer würdig, den Kampf mit einem fremden, jungen Mädchen aufzunehmen, nur weil ihr Mann von Ler Fremden geschwärmt Sie hatte sich schon daran gewöhnt, auf ihren Mann zu warten, wenn sie einmal zusammen ausgehen wollten, und sie stand auch jetzt im Eßzimmer und schaute auf die Straße hinab. Er hatte wieder bis zu der letzten Minute in seiner Werkstatt ge sellen, um das zweite Modell seiner Erfindung fertigzustellen. Und vor wenigen Augenblicken erst war er in das Schlafzimmer gegangen, um sich umzutleiden. Nun mußte er sich beeilen, denn Frau Weinhold hatte, wie immer, gebeten, recht pünktlich zu sein. Renate nahm aus der Vase eine große, dunkelrote Rose und befestigte sie an ihrem Kleide. Die- leuchtende Farbe der weichen Seide stand nun in einem berückenden Gegensatz zu dem satten Rot der Blume und schuf zugleich einen prachtvollen Rahmen für ihr blasses Ge- 'sicht. Konnte sie wohl noch einige Sekunden an ihrer Arbeit sitzen, einige Zeilen, Lie ihr gerade durch den Sinn gingen, noch nieder schreiben? Gerade näherte sie sich Ler Tür, als Las Rasteln eines Wagens sich hören ließ, dem gleich darauf ein dumpfer Knall folgte. Erschrocken blieb sie stehen, legte die Hand auf das Herz. Was war geschehen? Sie konnte sich keine Vorstellung machen, wie der Knall, der einem Schuß glich, hier hereinzudringen ver mochte in ihr friedliches Heim. Berlin. Der Gesamtetat der Stadt Berlin schließt mit einem Fehlbetrag von neun Millionen Mark ab. Man hofft, diese Summe durch Ersparnisse decken zu können. Wien. In den letzten sechs Wochen sind hier fünfhun dert Selbstmorde verzeichnet worden. Amsterdam. Bei einem Erdrutsch in der Nähe von Ba tavia haben 112 Eingeborene durch Verschüttung den Tod gefunden. k * KechMechMA * - Vie Möller üer belgischen Leuinantr krall. (2. Tag.) tz Stettin, 17. Juni. In der heutigen Sitzung des Grass-Prozesses gab ver Angeklagte Engeler eine Schilderung Ler Tat. Engeler gibt an, daß er drei Schüsse durch die Scheibe der Straßenbahn aus den belgischen Leutnant Graff abgegeben habe. Erst am anderen Morgen will er erfahren haben, daß der Getötete nicht Schmitz, sondern Graff gewesen ist. Engeler ist dann mit Leut nant Sander nach Stettin gefahren. Hier hat Sander ihm 5000 Mark gegeben. Später will er in Stettin Kaws getroffen haben. Engeler ist dann auf einem pommerschen Gut als Wachtschutzbeamter untergebracht worden. Die in Aachen ver urteilten Personen will Engeler nicht kennen, bis auf Leutnant Reinhardt, den er vom Sehen kannte. Bei Ler weiteren Ver nehmung gibt Engeler zu, daß er seine Teilnahme an der Tat bestritten habe, als er nach Aachen zur Vernehmung vor das belgische Kriegsgericht gebracht werden sollte. Er hat sich zu erst auch geweigert, in eine Vernehmung durch belgische Richter einzuwilligen. Erst als ihm die belgische Zusicherung freien Geleites schriftlich vorgelegt wurde, hat er seine Weigerung auf gegeben. Bei der Vernehmung in Aachen, die vor belgischen Richtern in Gegenwart eines deutschen Staatsänwaltschafts- rates stattfand, hat Engeler zuerst ebenfalls bestritten, drei Schüsse aus Grass abgegeben zu haben. Später aber hat er dann auch in Aachen zugegeben, daß er geschossen habe. Bei der Tatschilderung gibt Engeler an, daß er geglaubt habe, der Belgier wollte, nachdem Kaws den Schuß abgegeben hatte, aus ihn, Engeler, schießen. Erst aus diesem Grunde will er die Schüsse abgegeben haben. Die Erklärungen des Engeler stehen, wie ihm vom Vorsitzenden vorgehalten wird, im Widerspruch mit dem Geständnis, das er abgelegt hat, als ihm das Urteil im Aachener Prozeß bekannt wurde. Im Laufe der Vernehmung Engelers wird bekannt, daß die Reichsregierung auf diplomatischem Wege an die belgische Regierung herangetreten sei und es ihr anheimgestellt habe, eigene Vertreter zur Prozeßverhandlung nach Stettin zu entsenden. Die belgische Regierung hat das jedoch abgelehnt. Das Ver halten der Belgier ist deshalb zu bedauern, weil die Möglich keit eines Justizirrtums von feiten der belgischen Gerichte besteht. * Wegen Kahr-Beleidigung verurteilt. Das Weilheimer Amtsgericht verurteilte den früheren bayerischen Land- tagsabgeordneten, Mechaniker Assn er, der kürzlich sein Land tagsmandal niederlegte, wegen Beschimpfungen und Drohun gen, die er sich in einem Gasthofe gegen die Geistlichkeit sowie gegen Kahr, Lossow und Seisser zuschulden kommen ließ, dem Anträge des Staatsanwalts gemäß zu vier Monaten Gefängnis. E * MerVe/ » - Das Ottofest in Pommern. Im Jahre 1124 wurde Herzog Wartislaw I., Ler Stifter der Linie Pommern- Stettin, mit einem Teil feines Volkes vom Bischof Otto von Bamberg zum Christentum bekehrt; zu Jutin auf der Insel Wollin wurde ein Bistum gegründet. Zur Er innerung an diese vor 800 Jahren erfolgte Christianisierung des Landes fanden^in diesen Tagen in vielen Städten Pommerns festliche Veranstaltungen statt. Die Hauptfeier war inPyritz, wo sich der historische Otto-Brunnen be findet, und wo die-Taufe des ersten Christen stattfand. Am 14. Juni fand die Aufführung eines Festspiels „Bischof Otto" statt. In den Schulen wurden Feiern ver- Auch Otto kam aus dem Eßzimmer gestürA, er zog das Jackett im Laufen an und starrte nun zum Fenster hinaus, sind dann began er zu lachen „Ich bin wirklich erschrocken," sagte er, und strich sich über die hohe Stirn. „Daran sind nur die Nerven schuld. Die Pneu matik eines Autos sind geplatzt, nichts weiter." Draußen in dem dämmernden Lichte des Abends bewegten sich zwei Gestalten. Man sah die Umrisse eines großen Kraft wagens, sah einen Herrn im Reisemantel, die Mütze auf dem klugen Cäsarenkopfe. „Wer ist es?" fragte Renate und strengte ihre Augen an. Otto aber näherte sich schon der Tür. „Lohe," sagte er leise, und dann fragte er mit den Blicken zu seiner Frau hin: „Soll ich ihn bitten, zu uns hereinzukommen?" „Eigentlich müßtest du es wohl, es wäre Pflicht der Höflich keit, den Mann nicht so lange auf der Straße stehen zu lasten. Aber es ist anderseits die höchste Zeit, zu Weinholds zu gehen, Frau Weinhold hat auf acht Uhr eingeladen, es ist schon beinahe zu spät." „Aber er würde es mir gewiß übelnehmen," sagte Otto zögernd, „er weiß, daß ich hier wohne." „Tue, was du für' richtig hältst," gab Renate zurück. Da trat Otto auf sie zu und schaute sie an: „Willst du es nicht, Renate, wird es dir zu spät?" Sie aber öffnete schon die Pforte, die in den Garten und von hier auf die Straße führte. „Bitte," sagte sie und folgte ihrem Manne. Der Führer des Wagens kniete vor dem Rade, an dem der Reifen geplatzt war. Neben ihm stand die hochaufgerichtete Ge stalt eines Herrn. „Wird es lange dauern?" fragte er in dem kurzen Tone, den Renate in der Erinnerung hatte. „Nein, Herr Professor, nur zehn Minuten." Der Kopf wandte sich um, und in dem Augenblick, da Lohe die beiden Gestalten auf sich zukommen sah, trat er näher, zog die Mütze und verneigte sich tief vor der jungen Frau, während er Storm mit Handschlag begrüßte. „Herr Professor," sagte Otto ein wenig zaghaft, wie immer in der Nähe dieses Mannes, „wir sind unfreiwillige Zeugen Ihres Unfalls gewesen," ... er öffnete den Eingang zu dem Hause . . . „dürfte ich Sie bitten, Herr Professor, so lange einzutreten, bis der Mann den Schaden wieder gut gemacht hat?" Zögernd blieb der Professor stehen, dann senkten sich seine Blicke einen Augenblick lang in Renates blasses Gesicht. „Ge statten Sie, gnädige Frau?" Sie war unter seinen Augen wieder zusammengezuckt, wie damals auf dem Stiftungsfeste der Turnerschaft, als sie Otto ge wählt. Und auch jetzt errötete sie, reichte dem Manne die Hand, Nr.1 AnnaÄ Jahren dem „g v s- carös c alles m dann r V« Politik neier i nisterp: andere über d rufen, applau Sc Dour reich si atmosp para den „g die Re an seir Al breit n Wohl n im An französ aber ke tik Fr wie sie Namen Paratio Verlan im Vm Völk« Dc Isolier territor Atemzr die R ständig« Pehmen samen Überwl Wc verlege: übernir Europa scheu P zö fische r In «attonc Aenba Äcwe Stand , -W Und an arbeitet Nedigie ««.Sa< »» Desc ir— M, Po «» G, Z« S->ll Jcit» Vie S Maßna Alf an ihre gefan desiniti die Ssi hat, wi Lächerli gemacht „Sabot lands t beamte affend a doch wr auch be Fälle n wehrtet beschere folgung französi Flucht Da Polit starke S aber d« mag ft Vorgän des Rh sagen Borten «essen." Deutsch Laßt uns lachen. Der verkannte Drehorgelspieler. In der Familie kies Herzogs Karl II. von Parma war die Rede von Beet hoven. „Mama, wer ist Beethoven?" fragte der Jüngste, der spätere Herzog Karl lll. — „Das ist ein Komponist", erklärte die Herzogin. — „Aber was ist denn ein Komponist?" -7 „Mun. ein Mann, der Musik mackt." — Einige Tage daraus ließ sich ein Drehorgelspieler im Hofe vernehmen. Plötzlich nef der kleine Prinz: „Mama. Beethoven ist da!" Sie bereut. „Sie haben Ihrem Manne eme Salat- schüstel an den Kopf geworfen! Das wird Ihnen noch leid tun!" — „Oh ja. Herr Kommissar, sie hat sechs Mark ge kostet!" Zu naschhaft. Junger Mann: „Ich bitte um die Hand Ihrer Tochter Erna!" - Vater: „Muß Sie in Ihrem eigenen Interesse abweisen. Das Mädel ist nämlich zu naschhaft, die frißt Sie an einem Tage auf. Sie — Windbeutel Sie!" Häusliche Angelegenheiten. Bedienter: „Herr Pro fessor. das Haus brennt!" — Professor: „Sagen Sie das meiner Frau, ich kümmere mich nicht um häusliche Angelegen heiten." die er sogleich an seine Lippen führte, und sagte weich und liebens würdig: „Ich würde mich außerordentlich freuen." j e? In Lem Herrenzimmer ließ er sich in einem der Sessel ) nieder und nahm dankend eine von Ottos Zigarren. „Stört Sie der Rauch nicht, gnädige Frau?" Aber Renate schüttelte lachend den Kopf, und doch konnte sie« kaum verbergen, daß bei dem warmen Ton seiner Stimme, in dem alle Fürsorge lag, die ein Mann einer Frau schenken kann, ein Gefühl von Glück und Freiheit ihre Seele durchzog. Das be- rauschende Bewußtsein, einem Manne zu gefallen, das sie so lange nicht mehr empfunden, machte sie siegessicher und stark; ge rade jetzt, da sie sich noch zu einem Kampfe gerüstet hatte. Sie lächelte ihn mit bewußter Anmut an, der ganze Zauber ihrer reifen Weiblichkeit brach aus Lem Auge, das größer, glänzender war als zuvor. „Nein, nein, Herr Professor, ich bin es ja ge wohnt," sagte sie. „Die jungen Hausfrauen sind meist ein wenig ängstlich/ meinte Professor von Lohe, während auch über sein ernstes Ant litz der Schein eines Lächeln spielte. „Sie fürchten immer, daß ihrer Wohnung ein Schaden geschehen könnte." „Ach, wie kleinbürgerlich," rief Renate schelmisch. „Nein, nein, so bin ich nicht, ich finde, daß die unbelebten Gegenstände für den Menschen da sind, und nicht umgekehrt, wie viele Frauen denken." „Darum ist es auch hier so behaglich." sind dann sah er plötzlich die Toilette Ler beiden, die daran! hindeutet, daß sie ausgehen wollten. „Aber ich störe!" Er erhob sich sofort. „Ich glaube, die Herrschaften wollen fortgehen, und ich halte Sie auf?" fragte er liebenswürdig. „Oh, es eilt nicht," sagte Otto, „wir sind bei Herrn Wein hold zu einem kleinen Abendessen eingeladen. Aber ich meine- : es tut nichts, wenn wir ein wenig später kommen." „Am schönsten «wäre es, wir blieben hier," rief Rena^ übermütig, „vorausgesetzt, daß Sie, Herr Professor, uns Gesc^ schaff leisten." „Ich täte es nur zu gern," sagte Lohe verbindlich, „aber werde mir doch nicht den Zorn meiner Herren zuziehen, die würden mich ewig hasten, wenn ich ihnen die reizendste Dame für heute abend rauben wollte." „Bin ich das?" fragte Renate, und sah den Mann fragend an. .. Otto empfand zum ersten Male, daß sie kokett war, und wäre es nicht der Direktor, der oberste Vorgesetzte gewesen, er hatte sie scharf zur Rede gestellt. (Fortsetzung folgt.) anstauet. Am Sonntag versammelten sich die Teilnehmer, zunächst zu einem Festgottesdienst. Die Perlenkette der Frau Thiers. Im Louvre in! Paris wurde Montag die „berühmteste Perlenkette der Welt" versteigert. Diese Perlenkette gehörte einst der Frau Thiers, der Gattin des ersten Präsidenten der Französischen Republik, der für das Halsband einst 250 000 Frank be zahlt hatte. Im Jahre 1880 wurde die Kette nebst anderen Schmucksachen dem Louvre als Erbe vermacht. Im Jahre: 1923 erhielt das Staatsmuseum durch ein Gesetz die Er- j laubnis, Lie Schmuckstücke, die zwar großen Material-, aber wenig künstlerischen Wert besitzen, zugunsten des! Museums und einiger Stiftungen zu verkaufen. Man schätzte den heutigen Wert der Perlenkette auf 8 bis 10MillionenFrank. Daß die Schätzung richtig war, beweist der bei der Versteigerung erzielte Erlös: die drei Perlenreihen gingen sür 10 980 500 Frank in den Besitz zweier Juweliere über. Weibliche Generale. Wie die Moskauer Blätter be richten, befinden sich unter den Absolventinnen der staat lichen Kriegsakademie in Moskau auch zwei Damen und zwar die Frauen A. N. U r w a n z o w a Und N. O. B u LL e. Beide Frauen haben die Prüfung mit Auszeichnung be standen. Sie sind Kommunistinnen und haben ihre mili tärische Vorbildung in der „Roten Armee" absolviert und die vorgeschriebene Offiziersprüfung abgelegt. Sie wurde» provisorisch dem russischen Generalsiab mit dem Titel „Ge neral" zugeteilt, und es ist nicht ausgeschlossen, Laß sie scholl in nächster Zeit Las Kommando über in Moskalli stationierte Regimenter übernehmen werden. Frau Budde ist eine ausgezeichnete Reiterin, ein tadelloser Schütze; daher will sie einem Kavallerieregiment zugeteilt werden. Der Generalissimus der Roten Armee Trotzki und der Präsident des revolutionär-militärischen Rates der Sowjetrupublik hielten an die srischgebackenen Generalinnen Ansprachen, worin sie die Tatsache, Laß in Ler bolschewisti schen Armee Frauen als Generale angestellt werden, gaM besonders hervorhoben. Stellvertretung bei der Hinrichtung. Ein originelles Angebot erhielt vor kurzem Ler Gouverneur von Philadel phia. Ein Mörder war zum Tode durch Len elektrischen Stuhl verurteilt worden. Kurz vor der Hinrichtung erhielt der Gouverneur eine Zuschrift, in der der -„Schreiber dieser Zeilen" sich bereit erklärte, fein Leben im Austausch für das des Mörders zu geben. Er sei krank und könne nicht mehr geheilt werden; er könne also Ler menschlichen Gesellschaft nie wieder etwas nützen. Der Mörder dagegen; ein junger, kerngesunder Mann, der nach Absolvierung von 15 Jahrell Strafarbeit noch in der Blüte seiner Kraft stehen werde, könne seinen Mitbürgern immer noch „nützen". Der Gou verneur antwortete, Laß er von dem Angebot keinen Ge brauch machen könne, weil Las Gesetz des Landes eine Stellvertretung bei der Hinrichtung bisher nicht znlasse.
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