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Wilsdruffer Tageblatt : 20.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192406208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240620
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-20
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.06.1924
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Beraubung einer amerikanischen Briefpost für Deutschland. Auf dem Dampfer ,-Be'lgenlcmd" der Red-Star-Lme haben Angehörige der Schiffsmannschaft einen am 8. Mai von Neuyork abgesandten Briefbeutel mit Einschreibsendungen für Lennep-Hannover während der Fahrt von Neuyork nach England geöffnet und beraubt. Bei der Feststellung des Inhalts durch das Postamt in Plymouch waren von den 928 Einschreibbriefen, -die der Beutel enthalten sollte, nur noch 900 vorhanden. 392 Briefe Hatten die Diebe geöffnet. Es handelt sich um Sendungen, die in den Vereinigten Staaten von Amerika von Ende April dis 8. Mai zur Post gegeben worden sind. Friedhof und Grabpslege. Im Sommer lohnt die Statur jede Mühe reuyuch; auch die erhöhte Ausmenjamkeit pur tue Pflege der Graver unserer Verstorbenen ist die emfache Folge der Blumen- und Blütezeit. Schmüaung der Gräber ist e-msacyste Menschen-pflicht der Lebenden; auch wir wollen, soweit nötig, noch emmal darauf Hinweisen, zumal in dieser Jahreszeit, wo die angewandte Mühewaltung durch üppigen Pfianzenwuchs mehr als vergolten-wird. Mr wollen aber bei dieser Gelegenheit auch den Hinweis nicht unterlassen, daß mit der Reinigung von Gräbern möglichst nicht vis spät abends gewartet wird. Erfahrungsgemäss bleiben dann ost Kranzreste und Unkraut aus den Wegen liegen, so daß die Besucher am Sonntagmorgen ver unreinigte Pfabe vorfinden. Man gehe rechtzeitig hin und räume Grab und Umgebung gründlich auf. An einer eigenartigen Krankheit, an dem sogenannten Heusieber, leiden gegenwärtig eine Anzahl Personen. Das Heufieber ist be sonders in England und Nordamerika heimisch, kommt aber eigent lich auch in Deutschland vor; es befällt nur Stadtbewohner und durchschnittlich mehr Männer als Frauen. Die Erkrankung dauert etwa sechs Wochen, mitunter auch mehrere Monate. Medikamentöse Behandlung i stmachtlos, am wirksamsten ist eine Luftveränderung (Aufenthalt im Hochgebirge oder an der See). Das Heusleber, auch Bostonscher Katarrh genannt, befällt regelmäßig besonders dazu dis ponierte Personen, sowie sie sich der Einatmung des Blütenstandes blühender Gräser ausjetzen. Die Krankheit tritt daher meist in der Zeit kurz vor der Heuernte ein. Der eingeatmete Blütenstaub quillt innerhalb der Luftwege auf und veranlaßt eine anhaltende Reizung der Schleimwege; dadurch entsteht ein Katarrh der Augen-, Najen- und Luftröhrenjchleimhaut, welcher mit Atembejchwerden, Kopfschmer zen, Abspannung, Schlaflosigkeit und mäßigem Fieber verknüpft ist. Kein Mangel an Kleingeld. Wie von der Reichsbankhauptstelle mitgeteilt wird, ist sie in der Lage, den Anforderungen nach kleinen Geldscheinen in jedem Umfange zu genügen, jo daß durch die Ein ziehung des Handelskammer-NotgÄdes ein Mangel an kleinen Zah lungsmitteln — mit Ausnahme von Hartgeld — mcht zu befürchten ist. Erdbeeren dürfen im Kleinhandel nur dann in Schachteln an das Publikum abgegeben werden, wenn der Verkäufer das Brutto gewicht deutlich und -augenfällig aus den Schachteln angegeben hat. Zulmderhandmngen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Goldmark ober mit Haft bis zu zehn wagen bestraft werden. Kleinkrafträder haben nach den neuen reichsgesetzlichen Bestim mungen bei der Fahrt eine Bereinigung mit sich zu fuhren, aus der hervorgeht, daß vas Kraftrad als Kremtrastrad gilt. Personen unter 16 Jahren ist das Fuhren von Kleinkrafträdern nur auf besonderen Antrag und mtt desonoerem Ausweis gestartet. Wiedersehcnsfeier der ehemaligen Kriegsgefangenen. In Ver bindung mit dem fünfjährigen Bestehen der starten Dresdner Orts gruppe der Rerchsveremigung ehemaliger Kriegsgefangener wird in den Engen vom 26. bis 28. Juli d. I. in Dresden eine „große Wredersehensfeier" für alle inner- und außerhalb Sachsens wohnen den ehemaligen Kriegsgefangenen starlsinden. Am Sonnabend, den 26. Juli, wird ein lrmprong der auswärtigen Kameraden mit an schließender Begrüßungsfeier im Vereinshaus abgchallen, am Sonn tag, den 27. Juli, folgt eine Besichtigung der tunst- und kulturhisto- lqryen Stätten Dresdens, am gleichen Nachmittag Festkonzert mit anschließendem Festball. Für den Montag ist ein Besuch der Iahres schau Deutscher Arbeit uitd eine Dampferfahrt nach der Sächsischen Schweiz vorgesehen. Die Mitwirkung einer Reichswehrkapelle des Sängerbundes sowie hervorragender Kräfte der Dresdner Theater ist in Aussicht genommen. Nach den bisherigen Anmeldungen bürste sich die Wiedersehcnsfeier zu einer großen kameradschaftlichen Masten- kundgebung der ehemaligen Kriegsgefangenen der deutschen Armee gestalten. Anmeldungen, Unterbringung auswärtiger Kameraden -c. liegen in der Hand der Geschäftsstelle der Dresdner Ortsgruppe, Kleine Brüdergaste 9. Der Arbeitsmarlt in Sachsen. Das Landesamt für Arbeitsver mittlung veröffentlicht über die Lage auf dem Arbeitsmarkt für die Zeit vom 8. bis 14. Juni folgenden Bericht: Die in den Vorwochen bereits wahrgenommene Verschlechterung der Lage hielt an und führte zu weiteren Betriebseinschränkungen und -stillegungen bezw. zur Ankündigung solcher. Sn vielen Betrieben herrschte überhaupt — wie alljährlich in der Woche nach Pfingsten — allgemeine Ar- beitsruhe. In der Industrie der Steine und Erden hat die Auf nahmefähigkeit nachgelasten -und in der Metallindustrie hielt die durch Kapitalknappheit heworgerusene ungünstige Konjunktur an und hatte Kurzarbeit und Entlastungen zur Folge. Zu letzteren kam es eben- falls in der chemischen Industrie. Weiter verschlechtert hat sich auch die Lage in der Textilindustrie. Während hier bis vor kurzem noch Facharbeiter angelernt werden mußten, stehen solche jetzt bereits wie der zur Verfügung. Eine Zunahme der Arbeitsuchendenzahl war auch in der Lederindustrie wahrzunehmen. 6n der Kartonnagemn-dustrie war die Lage uneinheitlich. Im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe bestand nur in -der Konservenindustrie erhöhte Aufnahmefähigkeit, im übrigen aber sind die Beschäftigungsmöglichkeiten weiter zurück-ge- gangen. Merklich nachgelassen hat auch der Bedarf an Arbeitskräf ten im Bekleidungsgewerbe und erheblich zurückgegangen ist auch -die Nachfrage nach Fachkräften im Baugewerbe. Im Gast- und Schank wirtsgewerbe sowie für Musiker boten sich während der Pfingst feiertage reichlich Arbeitsgelegenheiten. Für ungelernte Arbeitskräfte sowie für kaufmännische und Bureauangestellte verschlechterten sich die Aussichten auf Unterkommen wiederum um ein Beträchtliches. In der Landwirtschaft wurden nach wie vor junge Arbeitskräfte beiderlei Geschlechts verlangt und das Gärtnergewerbe benötigte eine größere Anzahl Hilfskräfte, während an sich die Arbeitslosigkeit in diesem Gewerbe ebenfalls zugenommen hat. Verschlechterung der Lage in der Industrie brachte es mit sich, baß sjch wieder mehr Mädchen für häusliche Dienste meldeten, doch blieben noch immer eine große An zahl Stellen unbesetzt. Postpakete mit lcichtverderblichem Inhalt. Zu Beginn der wärmeren Jahreszeit mehren sich vie Fälle, in denen Pakete mit Sachen, hie dem schnellen Verderb und der Fäul nis aufgesetzt sinh, während der Postbeförderung teilweise oder ganz verderben, weil sie eine längere Besörrerungs- vaucr nicht ertragen. Unter diesen Umständen kann nur emp fohlen werden, in der Auflieferung von Paketen mit leicht verderblichem Inhalt Zurückhaltung zu üben. Es sei darauf hingewiesen, daß Ansprüchen auf Ersatz für den Verderb der Waren infolge verzögerter Postbeförderung in der Regel nur dann entsprochen wird, wenn die Beförderung eine län gere Zeit in Anspruch genommen hat, als nach den von der Post getroffenen Einrichtungen und Anordnungen zu er warten war. Reinsberg. (Vogelschießen.) Unser beliebtes Vogel schießen, verbunden mit Jahrmarkt, findet kommenden Sonntag -und Montag statt. Bieberstein. (Hühnerdiebstahl.) On -der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch wurden aus -dem Hühnerstall des Herrn Pfarrers Dinter 14 bis 16 Hühner gestohlen. Sachdienliche Wahr nehmungen erbittet die Siebenlehn-er Gendarmeriestatwn. Frestal. (Racheakt.) Durch einen gemeinen Racheakt wurde hier ein Bergarbeiter geschädigt. Auf seinem Felde wurden nachts etwa 200 junge Kartoffel-Pflanzen aus -dem Boden gezogen und ent wurzelt liegen gelasten, so daß ihm mehrere Zentner Kartoffeln ver loren -gehen. - Dresden. (Pfe rd edi ebst-ah l.) In Oderpsafs-endorf bei Gör litz sind in -der Nacht zum 14. Juni aus einem verschlossen gewesenen Stall zwei Pferde gestohlen worden. -Es handelt sich -um dunkelbraune Wallache mit langen Schweifen und -um etwa zwölf Jahre alte Eiere. Das eine trägt kleinen Stern, das andere ist ohne Abzeichen. Beide sind mittlerer Große. Sachdienliche Mitteilungen über die Täter und den Verbleib der beiden Pferde nimmt auch die Kriminalpolizei Dresden entgegen. Heidenau. (Die Bürgermeister bleiben im Amte.) In -der letzten Stadtverordnetensitzung wurde der kommunistische An trag -auf Abberufung der beiden sozialdemokratischen Bürgermeister auf -Grund der neuen Gemeinde-Verordnung verhandelt. Das Kol- legium setzt sich aus 9 bürgerlichen, 10 sozialdemokratischen und 6 kommunistischen Vertretern zusammen. Die Abberufung hätte der Stadt eine Mehrbelastung von 7000 Mk. gebracht. Die Bürgerlichen stimmten gegen den kommunistischen Antrag, so daß die beiden sozial demokratischen Bürgermeister im Amte -verbleiben werden. Während der Sitzung kam es zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen den Sozialdemokraten und den Kommunisten. Bad Schandau. (A bstur z.) Am Sonntag stürzte ein 19jähriger Dresdner Kletterer beim Kraxeln vom Schrammtorwächter. Wunder barerweise erlitt er nur leichtere Kopfverletzungen. Zittau. (Tödlich überfahren.) In der Nähe von Ebers bach auf tschechoslowakischem Gebiet wurde ein etwa 2Whriger Mann tot aufgesunden, dem der Kops vom Rumpfe getrennt war. Allein Anschein nach ist er von einem Auto überfahren -worden. Boden b. Wolkenstein. (Schadenfeuer.) Von einem Schaden feuer betroffen -wurde die -Firma Iulius Müller. Dem Brand siet ein großer Lrvckenschuppen mit -Warenvorräten zum Opfer. Der Schaden beläuft -sich annähernd auf 40 000 M-k., ist je-doch nur teil weise durch Versicherung -gedeckt. Allem Anschein nach liegt Brand stiftung vor. Stollberg. (Z -ur Unterstützung stre -ikender und aus gesperrter Bergarbeiter.) Der Bergbauliche Verein hat eine Entscheidung der Amtshauptmannschaft Stollberg in der Frage der Unterstützung der streikenden und ausgesperrten Bergarbeiter aus Mitteln -des Bezirksverban-des angefochten. Die Kreishauptmannschaft hat der Auffassung des Bergbaulichen -Vereins recht gegeben und entschieden: „Die Kreishauptmannschaft, kollegial zus-ammgefetzt, legt hiermit -gemäß Z 176 der Gemeindeordnung den Beschluß des Be zirksausschusses der Amtshauptmannschaft Stollberg vom 10. Mai, die Unterstützung der ausgesperrten Bergarbeiter aus Mitteln des Be zirksverbandes betreffend, auf die Beschwerde des Bergbaulichen Ver eins zu Zwickau auf und untersagt -hiermit -die Durchführung des be anstandeten Beschlusses. Der Beschluß bezweckt eine Regelung -der Unterstützung, -die über das Maß der zulässigen -Fürforgepflicht hin ausgeht. Lichtenstein-Lallnberg. (Spiele nicht mit Autos.) Die ost beobachtete Unsitte der Kinder, an stehenden Autos und Motor rädern herumzuspielen, hätte -dieser Tage leicht zu einem Unglück führen können. Bor einem hiesigen Gasthaus machten sich einige Kinder trotz wiederholter Warnung des Besitzers an einem dort stehenden Auto zu -schaffen. Sie kamen dabei dem Anlasser zu nahe und das Auto setzte sich sofort rückwärts in Bewegung, fand aber an einem -in -der Nähe befindlichen Baum ein Hindernis und konnte zum Halten gebracht werden, ehe es irgendwelchen Schaden anrichtete. * Die Bauerutragödie in Lüsie Zwischen Akazien und fruchtbehangenen Bäumen liegt im so genannten Winkel in Lüste an der Station Baitz das reiche Bauern gut des verstorbenen Landwirts Köppe. Vor kaum acht Monaten hat -dort -der 32jährige R. Kühne hineingeheiratet, -die einzige 23jäh- rige Tochter der 53-jähr-rgen Witwe Köppe. Zwei Tage -vor Pfing sten fand man die Tochter erschossen und die Witwe Köppe durch Axthiebe -erschlagen vor. Kühne selbst war gleichfalls durch Schüsse im Oberschenkel verletzt. Pferdediebe -aus Nowawes sollten -die Täter gewesen sein. Die Berliner Kriminalpolizei wurde beauftragt -mit der Auf klärung -der Sache. Ein Kommissar zog als harmloser Sommerfrisch ler nach Lüste, -um dort zu sondieren. Es war nicht leicht, aus den Dauern etwas herauszubekommen. -Bor drei Tagen hatte man die reichen Bäuerinnen zu Grabe getragen und gestern abend hat der Ehemann Kühne dem Berliner Kommissar im Bekziger Krankenhaus das furchtbare Geständnis gemacht, -der Mörd-ere seiner eigenen Frau und feiner Schwiegermutter zu sein. Furchtbar muß das Zusammen leben dieser drei Menschen gewesen sein. Für die zwei Frauen gab es nur eine Parole im Leben: Geldverdi-enen. Eigentümer -der fetten Bauernwirtschaft war die junge Frau. Auf Kühne sollte die Hälfte der Wirtschaft übertragen werden. Wer die Grundbuchauflassung -ließ zu lange -auf sich warten, und da machte Kühne zwei Tage vor Pfingsten kurzen Prozeß und beseitigte Frau und Schwiegermutter. Zuerst ging -der Mörder an die Hujbewicklung der Pferde, dann öffnete er die Türen des Gartens, um so Einbrecherbesuch vorzu täuschen. Dann legte sich der -Ehemann mit seiner jungen Frau zu Bett, und -als diese gegen 1 Ahr nachts im tiefsten Schlafe lag, zog sich der Bauer an, schlich sich an das Lager der Frau und jagte ihr eine Kugel in die Schläfe. Fünf Minuten später, als er -merkte, daß seine Frau tot war, schlich er sich in das Alten-Stüdchen der Frau Köppe und schlug ihr mit -einer Axt -den Schädel ein. Dann begab sich der Mörder vor -die Küchentür in dem Glauben, daß niemand ihn höre, und gab dort einen Schuß auf feinen rechten- Unterschenkel ab. Die Schußwaffe, -eine sogenannte Parabellumpistole, legte er in einen hohen Stiefelsch-a.st. -Sonderbarerweise war aber die Waffe bis heute dort nicht aufzu-finden. Erst gestern gelang -es, sie bei einem Verwandten Kühnes zu ermitteln. Das Bauernhaus bietet ein Bild des Grauens. Die Zimmer starren vor Schmutz. Nichts ließ vor dem Morde auf das nahe Pfingstfest schließen. Blutbespritzt ist das Alten-Stübchen -der reichen Bäuerin und blutbespritzt das -Ehebett. Die Betten der Alten gleichen einem Lumpenhaufen. Des lebenden Inventars haben sich jetzt Verwandte erbarmt und verlasten liegt nun der reiche Bauernhof. Kühne, der als Unterfuchungsgefan-gener im Belziger Krankenhaus liegt, wirb nach seiner Genesung nach Pots dam ins Gefängnis übergeführt werden. Ueb-er das wahre Motiv der Tat -wird gemeldet: Schon -vor seiner Verheiratung -liebte Kühne -die Magd eines N-achbarbauern. Rank und schlank, aber arm war sie, und drüben saß die Reiche. Kaum 23 Jahre alt, wog sie 180 Pfund und wurde daher im Ort „die Fette" genannt. Er nahm die Fette und die junge Magd zog von Lüste fort. Aber vor einigen Wckhen zog die Schlanke wieder in den stillen -Winkel nach Lüste ihm gegenüber, und nun wollte er Herr werden und reich und sich -dann die andere holen. Er hegte keinen anderen Gedanken mehr in der letzten Zeit, als sich der im Hause regierenden Schwiegermutter und seiner Frau zu -entledigen. Bei seinem Geständnis, das er ruhig und wie erlöst machte, sagte -er: „Ich konnte es im Hause nicht mehr ertragen. Ich hatte nichts zu sagen. Die Weiber regierten." l 2 . - Potemkin und die Deutsche«. Welche hohe Meinung man schon vor einem Jahrhundert und mehr in Rußland von den Deutschen hatte, deren Fleiß und Regsamkeit, Kultur und Fortschritt jetzt das Russenreich als eine Gefahr betrachtet, zeigt folgende Episode. Als Potemkin (1739- 1791) im Turkenkriege den Oberbefehl über das russische Heer führte, erschien eines Tages ein junger Deutscher im Hauptquartier und bat den Fürsten ihn irgendwie zu beschäftigen, da er von allen Mitteln entblößt sei. „Was für ein Landsmann seid ^>hr denn?" fragte Potemkin. „Ein Deutscher", lautete die bescheidene Antwort. „Schön, mein Lieber, dann sollt Ihr Militärarzt werden!" Erstaunt und erschreckt zugleich erwiderte der lunge Mann: „Verzeihen Durchlaucht, ich bin kein Arzt, sondern Kaufmann." Lächelnd rief der Fürst: „Das macht nichts, die Deutschen können alles." Und ohne auf die Bitten und Proteste des Deutschen zu achten, befahl Potemkin, den Hemden sofort als Militärarzt einzukleiden. Mit einer Ent schädigung von fünfzig Rubel monatlich begann der neu gebackene Arzt seine eigentümliche Karriere. Königliche Anerkennung. Vor mehr als hundert Jahren wurde der Nikolai-Kirchhof in Berlin zum Wäschetrocknen benutzt. Eines Tages kam ein alter Herr des Weges. Auf seinen Stock gestützt, blieb er bet dem Anblick der schneeweißen, an der Leine lustig flatternden Wäsche stehen und wurde von dem hübschen Anblick angezogen, so daß er es nicht lassen konnte, die Reihen entlang zu gehen und die Stücke sorg fältig zu mustern. Endlich fragte er das die Wäsche beauf sichtigende. fleißige und reinliche Dienstmädchen: „Wem gehört denn die Wäsche?" — „Frau Geheimrat kl. dl." — „So ver» meldet ihr meinen Respekt, die Wäsche ist blendend weiß und schon geflickt, daß es eine Lust ist. Muß eine vorzügliche Hausfrau sein! Ich bin der alte Fritz." Et» See mtt drmerlet Wasser. Eine merkwürdige Natur erscheinung stellt der Mo Fjord bei Mo nördlich von Bergen dar. Er enthält neben Süßwasjer und S .oasser auch schwefelwasserstoffhaltiges Wasser. Der landfi.östlich außer ordentlich reizvolle See bildet das innere Ende eines der vielen Fjorde. Es ist ein langgestreckter Gebirgssee, der nur durch einen schmalen Wasserstreifen mit den übrigen Teilen des Fjords in Verbindung steht. Ein Bach führt dem See Süßwasjer zu, während durch Ebbe und Flut Meerwasser ein dringen. Das schwere Salzwasser sinkt in die Tiefe, und das Süßwasser bildet die obere Schicht. Jede der beiden Schichten hat ihre eigene Lebewelt, in der oberen findet man die Süß- wossertiere, in der unteren Seesterne, Schlangensterne und andere Meeresbewohner. Die Bewohner der beiden ge trennten Schichten fühlen sich so lange wohl, als sie sich in ihnen halten. Geraten sie jedoch in die Grenzschicht, so können sie nicht leben, sterben ab und sinken zu Boden. Im Boden- jchlamm sammeln sich daher zahlreiche verwesende Körper an, und es bildet sich reichlich Schwefelwasserstoff, in dem Bakterien die einzigen Lebewesen sind. Fischt man also im Mo Fjord, so kann man mit der Angel aus geringer Tiefe Süßwasser fische, aus gröberer Tiefe Seefische heraufbringen, während zuunterst die Schwefelwasierstoffzone, die Lone des Todes folgt. Dresdner Schlachivtehmarkt von heute, dem 19. Juni. Auf- trieb 16 27 19 618 75 676 Wertklassen Preise f. 1 Ztr. in Goldmark. fürLcbendgew. I Rinder. Ochsen. 1. Vollfleisch, ausgem. höchst. Schlachtwcrtes bis zu 6 Jahren . 2. Junge fleischige, nicht ausgemästete, ältere ausgemästete 3. Mäßig genährte junge, gut genährte ältere 4. Gering genährte jeden Alters .... 6. Argentinische Ochsen Bullen. 1. Vollflsischige ausgemästete höchsten Schlachtwertes 2. Vollfleischigc, jüngere 3. Mäßig genährte jung. u. gut genährte ält. 4. Gering genährte Kalben und Kühe. 1. Vollfl. ausgemästete Kalben höchst. Schlachtwertes . . . . 2. Dollfleisch, ausgem Kühe höchst. Schlacht- wertes bis zu 7 Jahreu 3. Aeltere ausgemästete Kühe und gut ent wickelte jüngere Kühe und Kalben . . . 4. Gut genährte Kühe u. mäßig gen. Kalben 6. Mäßig und gering genährte Kühe und gering genährte Kalben 6. Ausländische Weidekühe ll. Kälber. 1. Doppelender 2. Beste Mast- und' Saugkälber . . . . 8. Mittlere Mast- und Saugkälber . . . 4. Geringe Kälber Ul. Schase.1. Mastlämmeru.jüng.Masthamm. 2. Aeltere Masthammel 3. Mäßig genährte Hammel und Schafe 4. Holsteiner Weideschnfe Vl. Schweine. 1. Vollfleisch, der feiner. Rassen u. deren Kreuzung im Alter bis zu 1>/z I. 2. Fetffchweine . 3. Fleischige Schweine 4. Gering entwickelte Schweine 5. Ausländische Fettschweine 40—46 (83) 34—38 (76) 43 -47 (75) 38—40 (72) 82- 36 (65) 80-34 (71) 24—28 (65) 66—68 (108) " 8-64 (102) 42-54 76.98 40—46 (95) 24-36 (63-94) 46—48 (60) 48-49 (61) 42—44 (57) 36—40 (54) -34 40 (50) ^Die heutige Ausgabe der ^Sachsen-Zeitung" umfaßt 6 Seiten.. Verantwortlich für die Schristleitung Hermann Lässig, für An zeigen und Reklamen A. Römer. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke, sämtlich m Wilsdruff.
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