Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 08.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192403082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240308
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-08
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.03.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
andere, trockene Strümpfe anziehen. — Der Märzenwind, der die Pfützen im Nu trocknet, ist meist mit starken Staubauf wirbelungen verbunden, die zum größten Teil aus ganz feinem Staube bestehen, der sich während des Winters überall an- gesammelt hat, und nun in Ohren, Nasen und Augen gefegt wird. Auch dieser Staub kann nicht gerade als gesundheits fördernd bezeichnet werden. Freundlich lacht schon die Frühlingssonne! Besonders um die Mittagszeit schickt sie ihre wärmenden Strahlen zur Erde hernieder. Das veranlaßt viele Menschen, ihre wärmere und schwerere Wtntergarderobe abzulegen, leichte 'Kleidungsstücke anzuziehen oder gar die wollene Unterkleidung auszulassen. Wie leichtsinnig sie waren, bemerken sie leider erst, wenn es zu spät ist. Sie erkälten sich und ziehen sich nicht selten Grippe und Lungenentzündung zu. Nein, die Zeit, um sich abzuhärten, ist jetzt schlecht gewählt, denn die warme 'Temperatur ist nur von kurzer Dauer und die Abkühlung erfolgt unmittelbar hin terher. Man behalte daher auch in der etwas wärmeren März- Mittagszeit seine dickere Wintergard-rrobe an. Sehr ungesund ist der März mit seinen rauhen, staubigen Winden für Lungenkranke, wie überhaupt für alle Kranken, die über Winter die Stuben nicht verlaßen dursten und sich nun nach der wärmeren Jahreszeit sehnen. Ihnen muß ganz be sonders ans Herz gelegt werden, sich nicht zu früh ins Freie hinauszuwagen. Für sie ist erst dann die Zeit gekommen, wenn der Tag eine dauernde Wärme zu entwickeln verspricht. Wer ebenfalls dem Frühling entgegenlechzt, um wieder von früh bis spät im Freien tummeln und tollen zu können, das sind die Kinder. Aber auch hier ist größte Vorsicht ge boten. Man laste sie nur um die wärmere Mittagszeit ein Stündchen ins Freie hinaus und sorge dafür, daß sie dann wieder ins warme Zimmer zurückkehren. Die neuen Erden bürger, die während des Winters das Licht der Welt erblickt haben, dürfen an wärmeren Tagen während der Mittags stunden, aber auch nur während dieser hinaus, vorausgesetzt daß schönes, sonniges Wetter ist und die Kleinen in ihrem Wagen vor rauhen Winden geschützt sind. Nicht nur in der Natur, sondern auch an Händen und Füßen stellen sich jetzt Frühlingsboten in Gestalt von Frost beulen ein. In ihrem Anfangsstadium ist es am besten, sie mit elastischen Kollodium zu bestreichen, do es das Aufbrechen der entzündenden Stellen verhindert. Sind sie aber weiter fort geschritten, so empfiehlt sich eine Bepinselung mit Jodtinktur und ein Betupfen mit Höllenstein. Gewarnt sei aber vor dem Aufkratzen der juckenden erforerenen Stellen, da hierdurch die Entzündung nur fortschreitet. Ist der Juckreiz gar nicht auszu halten, so können kalte Umschläge, die oft zu erneuern sind, ge macht werden. Der Frühling beginnt zwar kalendermäßig im März, wird von diesem jedoch sehr oft nur vorgetäuscht. Darum ist größte Vorsicht geboten! Nicht mit Unrecht sagt man vom Tode, daß er gerade im März große Beute macht! l « VsAeMw/M/ke/r » - Auf der Leipziger Messe setzten sich auch am Mittwoch Meßgtschäst und Mcßvcrkehr lebhaft fort. Dit Besucherzahl war schon am Dienstag auf mindestens 150 600 zu veran- schlEN- Entgegen anders lautenden Meldungen kann fest- gestellt werden, daß unter den Besuchern Die Ausländer, außergewöhnlich stark vertreten sind. Zwei Personen durch einen Blindgänger getötet Auf der Gemarkung Polchow in Pommern fand man einen Blindgänger eines Miuengcschosscs, das anscheinend von un berufenes Personen verschleppt worden war. Ter Fund wurde gemeldet, und der Feuerwerker Lauterbeck vom 1. Bataillon des 2. Feldartillericregiments mit der Unschäd lichmachung beauftragt. Dabei krepierte das Geschoß vor zeitig. Der Feuerwerker und der Vauernhofdescher Olwi g, auf dessen Feld der Blindgänger lag. wurden durch die Spreng stücke getötet. Zeppelins Nachfolger gestorben. In Friedrichshafen starb Freiherr Dr. Max von Gemmingen-Gutenberg, ein Neffe des Grafen Zeppelin und nach dessen Tode sein von ihm selbst gewählter Nachfolger in der Fortführung seines Werkes und Unternehmens. Während des Krieges führte Freiherr von Gemmingen wiederholt Zeppelinkreuzer gegen den Feind. Ein englischer Major als Mörder. Im September vorigen Jahres wurde die Wjührige Frau des englischen Majors Bailey tot in ihrer Wohnung aufgefunden. An der Täterschaft des Majors, der flüchtig war, bestand kein Zweifel. Die Polizei nahm die Verfolgung des Täters auf; die Nachforschungen erstreckten sich auch auf den Kontinent. Einmal traf ein rätselhafter Brief aus Magdeburg ein, der die Unterschrift des Majors trug. Fetzt wird gemeldet, daß der Major in Luxemburg in Haftgenommen wurde, und zwar in einem Zustande völliger geistiger Verwirrung, so daß seine Überführung in eine Anstalt an geordnet werden mußte. Die Wirkungen des Erdbebens von Coftarica. Das Erdbeben an der Küste von Coftarica hat großen Schaden angerichtet. Es waren im ganzen fünf schwere Erdstöße, die einander im Zeitraum von fünfzehn bis zwan zig Minuten folgten. Durch jeden dieser Erdstöße wurden mehrere Orte in Trümmerhaufen verwan delt. Die Zahl der Toten ist zwar glücklicherweise gering, doch sind Hunderte von Menschen verletzt und Tausende ob dachlos geworden. Dynamftattentat auf einen Eisenbahnzug. Nach einer Meldung aus Mexiko haben Banditen in der Nähe von Veracruz auf einen Eifenbahnzug ein Dynamitattentat ver übt. Mehrere Soldaten wurden getötet. Ein chinesische Stadt abgebrannt. In der chinesischen Stadt Tschau-Zun in der Provinz Schantung ist ein Brand entstanden, der sich auf die ganze Stadt erstreckte. Die Stadt ist zerstört, 300 Menschen sind umgekommen, 400 andere sind lebensge fährlich verletzt, zehntausend Bewohner sind obdachlos. Die Trümmer der Stadt sind jetzt der Schauplatz von Räubereien und Plünderungen, die von Banditenhorden cm den Toten und Verwundeten verübt wurden. Eine verschwundene Insel. Aus Indien wird gemeldet, daß eine vulkanische Insel, die im vergangenen November in der bengalischen Bucht aus der Meerestiefe auftauchte lich wieder versunken ikt. IrdsilAißbta«» ist LebemvrrMMg. Ein Berliner Kliniker über das Rauchen. Man sollte annehmen, daß über die Frage, ob das Rauchen nützlich oder schädlich ist, irgendetwas Neues überhaupt nicht mehr zu sagen wäre. Aber in Wahrheit bemüht sich die ärztliche Forschung, auch auf diesem Ge biet unsere Erkenntnis fortwährend zu erweitern, und ge rade im letzten Jahrzehnt ist mau infolge der durch den Krieg hervorgerufenen Veränderungen in den Lebensge- wohnheiten vielfach zu ganz neuen Schlüssen gekommen, die der Berliner Kliniker Professor Fürbringer kritisch zusammenfaßt. Fürbringer betont zunächst, Laß es in erster Linie das Nikotin ist, dem die gesundheitlichen Schädigungen, die man auf das Rauchen zurückführt, zuzuschreiben sind. Eine Zigarre, eine Zigarette, ein Rauchtabak sind um so „schwerer", je größer ihr Gehalt an Nikotin ist. Auf die hellere oder dunlelere Farbe des Tabaks kommt es dabei nicht an. Das Nikotin wirkt um so stärker, je frischer der Tabak ist. Grüne Importen sind „Gift nudeln"; dagegen kann eine abgelagerte Havanna ver hältnismäßig leicht sein. Ihrer Schädlichkeit nach steht aber die Zigarette an erster Stelle, namentlich deshalb, weil der Zlgarettenraucher den Rauch gewöhn lich verschluckt, so daß sich in den Bronchien und Lungen winzige Nikoünbestandteile niederschlagen können. Die Menge mag im einzelnen verschwindend gering sein, aber sie summiert sich mit der Zeit. Jedenfalls nimmt der Raucher, der durch die Lunge raucht, um das Vielfache mehr Nikotin in sich auf als derjenige, welcher den Rauch im Munde behält. An zweiter Stelle der Schädlichkeit steht die Zigarre; Pfeifentabak ist im allgemeinen am nikotinärmsten. Diese Erfahrungen sind durch die neuesten Forschungen bestätigt worden. Besonders giftig — man kann Hunde damit töten — ist der ölige, gelbbraune Tabaksaft, in dem sich sehr viel Nikotin ansammelt. In der Zigarre sammelt sich dieser Saft vorwiegend im letzten Endchen an; ein vernünftiger Raucher wirft diesen Stum mel daher weg. Der Pfeifcnraucher muß seine Pfeife fortwährend sauber hatten, sonst kann das PseisenrauP schädlicher werden als das Zigarettenrauchen. Der gesundheitsch'ädigende Einfluß des Nikotins ft den Organismus ist sehr vielseitig; man muß dabei scheu der akuten Nikotinvergiftung und der chronW Schädigung durch den Tabak unterscheiden. Was ei« akute Nikotinvergiftung ist, hat wohl jeder Raucher b' seiner ersten Zigarre am eigenen Leibe erfahren. Sie td spontan, ja stürmisch auf, da das Nikotin ungemein rcft vom Körper ausgenommen wird. Übelkeit, Schwäch kalter Schweiß, Zittern und Kopfschmerz sind die häuft sten und charakteristischsten Symptome. Wer die erft Anzeichen der akuten Nikotinvergiftung verspürt und dB sofort das Rauchen einstellt, wird gewöhnlich schon einigen Stunden sich wieder völlig wohl befinden; tB in schweren Fällen erholt man sich meist innerhalb B Wölf Stunden vollständig. Allmählich gewöhnt sich ft Körper ves lrasttgen Rauchers au das Gist und vertrft es sozusagen ungestraft Jahrzehnte hindurch. Bei we> ser Beschränkung im Tabakgenuß kann der Rauch! uralt werden. Aber gerade beim Raucher wird der A nutz ost zur Leidenschaft, die ihn Matz und Ziel vergesst läßt, so daß sich schliesslich chronische Nikotin v er giftungen einstellen, die vorwiegend in Herz- B Gefäßstörungen zum Ausdruck kommen. Der sog. Rauche' katarrh entsteht vermutlich durch die ständige Reizung di Schleimhäute und ist mehr lästig als bedenklich. Ob dt Kehlkopfkrebs durch das Rauchen in seiner Entstehung b' günstigt wird, ist nicht sicher, aber sehr wohl möglich. Viel' Raucher leiden an Magen- und Darmkrankheiten; ander wieder erklären, den Hunger durch das Rauchen betäube' zu können. Das ist nicht zu bezweifeln, aber gesundhch lich zuträglich ist das Rauchen darum nicht, da Nahrung^ aufnahme niemals durch ein Reizgist ersetzt werden kaB Die Reihe der gesundheitlichen Schädigungen, die do- Rauchen verursachen kann, ist hiermit noch keineswegs e> schöpft, und es geht auch aus den neuesten Forschungen unzweifelhaft hervor,' daß ein Mißbrauch des Ta! bakgcnusses das Leben verkürzt. Jeds Raucher, der nicht lcbensüberdrüssig ist, sollte hieraus d Lehre ziehen, daß er gut daran tut, sein geliebtes Kra> nur mit Maß zu genießen. Daß man für den GenK einer guten Zigarre auch Verstand braucht, versteht ft von selbst. X. Ein Mißverständnis. Durchlaucht (zum Wortsühck einer ländlichen Abordnung): „Wie ich zu meinem Bedauek höre, haben Sie in der Silvesternacht einen großen Wran gehabt?!" — „O nein, Durchlaucht, es war nur ein Arine Kaier." Die Venus von Milo. Hausfrau (zum neuenHagiene Dienstmädchen; auf diearmlose Statue der Venus von Mft zeigend): „Haben Sie diese Figur abgestaubt, Anno?" - „Rein; gnLÄge Frau, die war schwn zerbrochen, als ich HierP kam." Kump und Pumpe. Student: „Herr Wirt, Ihr Wei' schmeckt «wie Wasser!" — „Kein Wunder, Sk« trinken ja gepumpten!" - » MeMMs * Frau Ella: Soll der Rest der «Glut im Küchcnofen nach d< Bereiten des Mittagsmahles bis zum Wend erhalten werden, > neues «Feueranzünden zu ersparen, so wickle man ein Brikett mehrere Zeitungsbogen, lege es darauf und bedecke es vorsichtig z Hälfte mit Asche, es glimmt unter dieser Weiter und braucht < Abend nur aufgeschürt zu Werden, um mit Heller Flamme d Feuerungsmaterial zu umzingeln. Erika Mia d. I.: Das Gerstenkorn stellt eine Entzündung l Haarbalgdrüsen der Augenlider dar. Zerteilt sich die entstände kleine Citermenge nicht von selbst oder bricht dieselbe nicht bald m außen durch, so raten wir, in die Augenklinik zu gehen oder ei» Augenarzt zu Rate zu ziehen. Waschen der Augen mit Rvmei hansenschem Augenwasser verhütet die sonst häufige Wiederkehr ! kleinen Entzündung. Chronos 1924: Sonnenuhren sind schon aus der Zeit v 200—300 v. Christi bekannt. Wahrscheinlich sind sie noch weite älter! X. A. 3. Das ehemals Gleiwitzer lllanen-Regiment v. Katz wurde im Jahre 1745 geschaffen, das Infanterie-Regiment v. Ke« (Nr. 22) im Jahre 1813. » Die kör einanoer W. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) „Ist die Bitte wohl unbescheiden, uns etwas aus diesem gewiß herrlichen Werk vorzulesen? oder muß alles bis zur „Premiere" Geheimnis bleiben?" „Eigentlich ist es ja gegen meine Gewohnheit, aus mei nen Manuskripten vor der Drucklegung etwas zu verraten! Doch da wir hier sozusagen im kleinsten auserwählten Kreis — dies mit einer Verbeugung gegen die Frau Rat — so „entre nous" sind" — er belachte geräuschvoll seinen Witz — „wird es mir wohl nicht so arg angerechnet werden, wenn ich von dieser meiner Gewohnheit abweiche — und offen: nicht wahr, hochverehrte Frau Rat, Ihnen zu Liebe habe ich schon öfter gegen meine Grundsätze gehandelt —" „— Ach Grundsätze sind nur da, daß sie nicht gehalten werden!" rief Fritz von Bieseneck übermütig, „also los, Herr Doktor, ein geduldiges — ich meine ein dankbares Publikum harrt Ihrer —" „Das Ganze, verehrter Herr Baron, es ist zu viel — vielleicht ein paar Szenen aus dem dritten Akt, in dem der reiche Valentin Vronsinus mit seiner Seelenfreundin Candida von Hohenhorst die große Aussprache hat es ist spät am Abend — in Valentins Zimmer, das sehr elegant aus- gestattet ist, brennt nur eine rote Ampel, so daß alle Gegen stände verschwimmen und die Aufmerksamkeit des Zuschauers lediglich auf die beiden Hauptpersonen gerichtet bleibt —" „Das ist sehr fein gedacht, Herr Doktor!" warf Fritz ein. „Also es ist Abend. Valentin steht am Fenster und blickt hinaus. Da sieht er die Erwartete kommen, die über das rotblonde Haar einen weißen Spitzenschal geworfen hat — ich nehme es mit den Regie-Anweisungen sehr genau! Z. B. hat doch auch Ibsen an das geringste gedacht —" Iulia beobachtete den Leutnant. Sie sah das versteckte Lachen auf seinem hübschen Bubengesicht. Ein heißer Zorn erfüllte sie. Er lachte sie und ihre Familie nur aus — dazu war sie doch zu gut! Es genügte, daß sie, Iulia, die ganze Lächerlichkeit ihrer Familie drückend genug empfand andere Leute aber brauchten sich nicht auch noch darüber lustig zu machen! Sie Hütte am liebsten hinausflüchten mögen, um nicht des Vaters ölige, von Selbstgefälligkeit triefende Stimme zu hören — mit erschütterndem Pathos las er den schwulstigen Dialog vor, der sich zwischen seinem Helden und dessen Freundin entspannen, und der in großen, tönenden Worten von Liebe, Freundschaft, Herrenrecht und der Harmonie im Unendlichen handelte . Als er notgedrungen einmal eine kleine Atempause machen mußte, sagte Virgilia — „es ist so schön und drama tisch — es wirkt aber ganz anders noch, wenn mit verteilten Nollen gelesen wird — ich habe sonst die Candida gelesen —" Herr Doktor Schultze las weiter, er berauschte sich an seinen Worten, und unaufhaltsam floß der Strom seines Vortrages. Endlich, endlich war die große Szene beendet, und Beisall heischend blickte er die Frau Rat an. „Ihr Urteil, vw-ehrte, teure Frau, ist mir ja so maß gebend! Sagen Siez mir, bitte, offen, welche Ausstellungen Sie haben — ich bin Ihnen dankbar dafür! Ich ändere und feile — es soll doch etwas Ganzes, Vollendetes werden, womit ich vor die Öffentlichkeit treten will —" „Ich meine, Herr Doktor, es ist tadellos, erhaben, so, wie es ist!" rief Fritz übermütig, „ich würde nichts ändern! Beim Ändern kommt nichts heraus! Und für die Premiere bekomme ich doch eine Karte —" Er hätte sich totlachen können — dieser Abend gehörte für ihn wirklich nicht zu den verlorenen! „Es ist gleich zwölf! Wir müssen gehen!" mahnte Iulia, die wie auf heißen Kohlen saß. Es wäre ja alles halb so schlimm gewesen, wenn nicht die Anwesenheit des Leutnants wirklich niederdrückend und peinlich für sie gewesen wäre. Und da sagte dieser schreckliche Mensch: „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde, gnädiges Fräulein Iulia — so jung kommen wir nicht wieder zusammen! Sie werden doch etwa nicht schon zum Aufbruch drängen? Fräu lein Porzia ist uns noch ein Lied auf der Laute schuldig —" Porzia schwamm in eitel Wonne. Sie ließ sich nicht lange nötigen, spielte und sang die schmachtendsten Lieder, und halb laut summte Fritz sie mit. Herr Doktor Schultze hielt eine donnernde Rede gegen der Verleger Ungerechtigkeiten, die von reinem Idealismus erfüllte Dichter gegen geschäftskundigere zurücksetzen. Er habe niemals die Konjunktur ausgenutzt — aber dafür habe er sich seine geistige Freiheit bewahrt. Unter Larven sei er die einzig fühlende Brust. — „Nachbarin, Euer Fläschchen!" flüsterte der Leutnai übermütig der Frau Rat zu, während er ihr eine klein Dienstleistung tat. Iulia hatte diese kecke, spottende Vemel kung gehört. Sie sah ihn nur groß an, und ihr vorwurft voller, schmerzlicher Blick erweckte eine sehr ungemütlich Empfindung in ihm — wie Scham! Und dann drängte sie energisch mit Rücksicht auf Frau Rc und die Mutter darauf, daß man ginge. Sie konnte dc kecke, spöttische Gesicht des Leutnants nicht mehr sehen! Herr Doktor Schultze sprach die Hoffnung aus, daß dc Herr Baron es nicht verschmähen würde, auch einmal untc sein bescheidenes Dach zu treten. Als Hausgenossen möchl man doch gute Freundschaft und getreue Nachbarschaft ha ten! — Begeistert gab Fritz eine Zusage. Die Töchter beglückte er der Reihe nach mit einem Haru kuß und einer feinen Schmeichelei. Doch Julchen ließ ih nicht dazu kommen; sie riß ihre Hand beinahe ungezogen an der seinen, und feindselig funkelten ihn ihre Augen an, wo er mit einem überlegenen Lächeln erwiderte. Die Schwestern plauderten im Bett noch lange sie warc viel zu aufgeregt, um einschlafen zu können. Julchen zog ft Decke über die Ohren, um nichts mehr über diesen „cntftickck den Menschen, den Varon von Biesencck", zu hören, desft Loblied die drei anderen in allen Tonarten sangen. Sie hatte ihn besser gekannt. 5. Kapitel. Eilig rasselte die Nähmaschine unter Julias flinke Füßen. Sie hielt den Kopf tief Uber ihre Arbeit gesen und sah nicht auf. Virgilia lag, eine Zigarette im Mund nachlässig angezogen, auf ihrem Bett, an einer Rolle lernen Porzia zupfte an ihrer Laute. „Mache mir das Kleid recht schick, Julia, gib dir Mäst Du bekommst auch dafür meine blauseidene Bluse —" sag Virgilia. „Ich danke für deine abgelegten Sachen." „Oho, so hochfahrend —, sei froh, wenn ich dir eit hübsche Bluse gebe — Porzia wollte sie gern haben! Du kauft sie noch lange traacn! Bei der Bühne gebraucht man f aber immer neue Toiletten, " warf Virgilia selbstbewußt hsi (Fortsetzung folgt - 5« »e Di< Ni Hm geft Völ »He Wei Fro Res mch tust) gew Dui Tör« die weil neck« wiei Fen« Rin und noch Er I und auch grür uns tun Wa der öffn lösw geft das Mw der es i spre« Gen teien nun Rest Und eine: Und Rest von Gesi zusch Rest Völk terie sage: schre imnn Hand strah Es i wird amw «inm Auff daß zu t ihrer Ausl stank haup straf! äuße Gesa Bun baue reich« Begr den: Anw zurze Auf als c zu ta im § verrc sagt erschl klagte des ihren Und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite