Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 08.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192404089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240408
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-04
- Tag 1924-04-08
-
Monat
1924-04
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.04.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«deutschen Staatsanleihen erfassen und sie damit in bedenklicher Weise zum «Spekula-tionsobjekt des Auslandes machen. Die angebliche Ersparnis beim Zinsen- rind Amortisationsdienst düste bei alledem gewiß mehr als ausgewogen werden durch die erschwerten Darlehnsbedingungen bei der Aufnahme neuer Anleihen, durch die Verminderung «der Steuereingänge und durch das Anwachsen des Sozialrenten-Bedarses. Don be° sonderem Interesse sind auch die in dem Artikel für die Zeit bis zur Aushebung der Do. empfohlenen Maßregeln. So die Beseitigung «der Zwangsbestimmung für Vormund- und Vor- Mndschaftsrichter bei der Anlegung von Mündelgeldern in öffentlichen Anleihewcrten. Die Anrufung des Prozehrichters Mr Entscheidung, ob der in die Form eines Pseudo-Mora«- toriums sich kleidenden Vermögenskassation überhaupt rechtlicher Bestand zugesprochen werden kann. Gewinnung der führenden Emissionsbanken für die Forderung, dah ihre Mitwirkung bei der Herausbringung neuer Anleihen nur erwartet werden dürfe, wenn ein bestimmter Prozentsatz der älteren Anleihen bei der Zeichnung an Aahlungsstatt angenommen wird. Ablehnung der Zeichnung auf jede neue Anleihe seitens der Volksgesamtheit, so lange nicht eine Aufwertung der älteren ausgesprochen wor den ist. — Es «darf angenommen werden, dah schon der Hin weis auf derartige Mahregeln zur Besinnlichkeit und zur not- wendigen Korrektur führen wird, wenn das Ergebnis der Reichs tagswahlen ihre Durchführbarkeit verbürgt. * Tagesordnung sür die Sitzung der Stadverordneten am Donnerstag, den 10. April 1924 abends 7 Ahr. 1. Eingänge und Mitteilungen. 2. 'Wiedereröffnung des Stadtbades. 3. Aon- derung «des Tarifes B der Wasserleitungsordnung und Fest setzung des Wasserpreises. 4. Streichen «der Fenster in Schule und Verwaltungsgebäude. 5. Landankaufsgesuch der Firma Bert hold ür Kümmel. 6. Ausschuhwahlen betr. 7. Verschiedenes. Einen Tanz-Kunst-Abend, der leider nur wenig Besucher nach dem Lindenschlößchen zu führen vermochte, veranstaltete am Sonnabend Frl. Loo Schumann vom Carmen-Ballett „Royal- Orseum", Budapest. Sie bot die Rokoko-Serenade v. Meyer- Helmund, Anitras Tanz v. Grieg und die beiden Ungarischen Tänze Nr. 5 und 6 von Brahms in vorzüglicher Weife. Be sonderen Beifalls erfreuten sich die verschiedenen Ballett-Tänze, die ste mit drei 6- bis 8jährigen Mädchen vorführte und der Must ihrer «Lehrmeisterin alle Ehre machten. Der Sommersahrplan der Reichseifenbahn soll auch in diesem Jahre erst am 1. Juni in Kraft treten. Nach dem jetzt vorliegenden ersten Entwurf wird der neue Fahrplan bei den Reisenden wenig Freude auslösen. Statt der von vielen im Ver- kehrsleben Stehenden angeregten und gewünschten Verbesse rungen bringt der neue Fahrplan, soweit sich durch einen Aeber- blick beurteilen läßt, Verschlechterungen^ gegenüber dem am 1. Oktober herausgegebenen Fahrplan. Gegenüber dem jetzt in Geltung befindlichen Fahrplan ändert sich ganz wenig. Der 1. Entwurf des Sommersahrplanes kann niemand befriedigen, und es muh der dringende Wunsch ausgesprochen werden, dah der endgültige Entwurf dem Berkchrsbedürsnis mehr angepaht wird und den Leistungen nahe zu kommen sucht, welche die ehe mals K. S. Staatsbahn geboten hat. ... „Frauenschajfen" in Dresden. Am Sonnabend mittag 12 Uhr wurden die im Städtischen Ausstellungspalast unterge brachte Ausstellung „Frauenschaffen", «die dis zum 13. April ge-- vssnet bleibt, eröffnet. In ihrer Begrüßungsansprache gab Frau General Pechmann einen kurzen Ueberblick über «die Ausstellung und über die Bestrebungen der an ihr beteiligten Fraucnvereine. Nach einer weiteren Rede des Oberbürgermeisters Blüher er klärte Frau General Pechmann die Ausstellung für eröffnet. An die Eröffnungsfeierlichkeiten schloß sich ein Rundgang durch die reich beschickte Ausstellung, die einen Ueberblick über alle Gebiete der Frauendetätigung in hauswirtschaWcher und charl- tativer Beziehung gewährt. Postanweisungen nach Schweden und England. Von jetzt ab werden zu den früheren Bedingungen Postanweisun gen (Meistbetrag, 800 Kronen) nach Schweden sowie Ge bührenzettel zu Wertkästchen und Paketen nach) «Schweden Wieder zugelassen. Auch sind die Nachnahmen auf Post paketen und Postfrachtstücken nach Schweden wieder in Mark anzugeben. Der Meistbetrag ist 800 Billionen Papiermark. Ebenso sind jetzt gewöhnliche oder telegraphische Postanwei sungen nach Großbritannien und Freistaat Irland sowie ge wöhnliche Postanweisungen nach den britischen Kolonien und den britischen Postanstalten in fremden Ländern unter oen früheren Bedingungen wieder zugelasscn. Die Gebüh ren für gewöhnliche Postanweisungen nach den bezeichneten Ländern betragen für Einzahlungen bis 30 Billionen Mark: 30 Rentenpfennig; für Einzahlungen über 30 bis 60 Billio nen Mark: 60 Rentenpfennig; für jede weiteren 60 Billio nen Mark: 60 Rentenpfennig. Sonntagsrückfahrkarten. Die Pressestelle der Reichsbahn birektion Dresden meidet: Im Bereiche «der Reichsbahndirek- tion Dresden werden bereits vom 5. April an auf annährend 500 Stationen Sonntagsrückfahrkarten ausgegeben werden. Die neuen Karten sind, wie bereits erwähnt, von der Verwaltung nach ber Lage des tatsächlich vorhandenen Bedürfnisses im Be- "chmen mit «dem «Sächsischen Berkehrsverband erstellt worden, ber seinerzeit mit den örtlichen Interessenvertretungen Fühlung genommen hat. Hierbei konnte, soweit nicht betriebliche Schwie rigkeiten entgegenstanden, bei weitmöglichstem Entgegenkommen den vielseitigen Wünschen der Antragsteller zu einem erheblichen Teile Rechnung getragen werden. Von einer besonderen Be scheidung der außerordentlich zahlreichen bei «der Eisenbahndirek tion in letzter Zeit eingegangenen Gesuche mutz abgesehen wer den. Insgesamt werden für etwa 1300 Stationsverbindungen neue Sonntagsrückfahrkarten aufgelegt, die «durch Anschlag an den örtlich^ Fahrkartenausgaben bekannt gegeben werden. Bei «dieser Gelegenheit fei nochmals auf die für Sonntagsrückfahr- karten geltenden besonderen Bestimmungen hingewiesen. «Sonn- tagsrücksahikrten werden an Sonn- und Festtagen und am Tage vor «dielen Tagen von 12 Ahr mittags an ausgegeben werden. Die Karten gelten für Hin- und Rückfahrt nur am Tage der Ausgabe- am Tage vor Sonn- und Festtagenc ausaegebenen, Karten gelten an diesem Tage öder am Sonn- und Festtag zur Hinfahrt, zur Rückfahrt jedoch nur am Sonntag- oder Festtag. Liegen mehrere Sonn- oder Festtuge unmittelbar hintereinander, so gelten «die Karten bis zum letzten Sonn- oder Festtage zur Rückfahrt. Die Rückfahrt muh auf der «Zielstation «der Fahrkarte spätestens um 12 Ahr Mitternacht, von Anterwegsstationen Kätchens mit «dem Zug angetreten werden, der die Zielstation der Fahrkarte um 12 Ahr Mitternacht versäht. Fahrtunterbrechung ist auf her Hin- und Rückfahrt je «einmal gestattet. Auch kann die Rückreise von einer Zwischenstation angetreten werden. Wer über die Zielstation seiner «Sonntagsrückfahrkarte hinaussährt und sich unaufgefordert beim Zugschaffner meldet, hat einen Zuschlag 0,50 Goldmark zu «dem tarifmäßigen Preise, jedoch nicht mehr als das Doppelte «dieses Preises zu zahlen. Der Ueber- gang in eine höhere Klasse ist ausgeschlossen. Die Karten gel- ! len nur füe Personenzüge. Eil- und Schnellzüge find auch gegen : Zuschlag ausgeschlossen. Das Bundesfest des Sächsischen Rabfahrerbundes wird in der Zeit vom 19. bis 22. Juli in Freiberg abgehalten. Es werden über 2000 auswärtige Teilnehmer «erwartet. SOjähriges Jubiläum der Kindergottesdienste. Nächsten «Sonntag «werden es 50 Jahre, dah in Dresden vom damaligen Pastor der «Kreuzkirche und nachmaligem Oberhofprediger D. Dibelius «die Kindergottesdienste eingerichtet wurden. Aus diesem Anlah findet am Sonntag nachmittag ein Kindergottes dienst! in der Kreuzkirche statt. Im Zeichen des Preisabbaues. Das Aeitungspapier wird mit Wirkung vom 1. April ab im Preise um 6 v. H. erhöht. Der Ring der Papierfabriken begründete den Ausschlag damit, daß die Eisenbahn den Ausnahmetarif 10b, nach «dem bisher die Be frachtung erfolgte, aufheben wird und «die Gestehungskosten in der Zwischenzeit eine Verteuerung erfahren habeg, namentlich im Hinblick auf «die gestiegenen «Holzpreise. g. Kesselsdorf. Am 29. v. M. hielt «der hiesige Militär- Verein fein «Stiftungsfest «ab, das wie immer gut besucht war. Bei dieser Gelegenheit wurde der Gastwirt Herr« «Johann Böhme für 40jährige treue Mitgliedschaft ausgezeichnet (wenige Wochen vor her wurde er aus gleichem Grund auch vom Militärverein Wils druff gefeiert.) Es war sehr «spät, oder vielmehr früh, als die letzten Festteilnehmer ihrem Heime zustrebten. Neukirchen. Auf ergangene Einladung hatte sich am Sonn abend eine große Anzahl deutscher Männer laus Neukirchen und Dittmannsdorf eingefunden um einen Vortrag des Bruders, Wesche vom Iungdeutschen Orden aus Dresden zu hören. Ge dicht und Rezitationen «des Bruders Dönert ebenfalls aus Dres den, umrahmten den interessanten «und klarverständlichen Vortrag. Auf eine Auftrage bei «den Zuhörern, wer einer evtl, zu gründenden «Gefolgschaft Neukirchen beitreten «würde, meldeten sich zirka 50 Mann und werden in allernächster «Zeit die Bundes- drüber aus Dresden wieder zu uns kommen um hier eine Ge folgschaft zu gründen. Wir werden der Bruderschaft Wilsdruff den Dag anzeigen und hoffen, «daß uns auch einige Brüder aus Wilsdruff besuchen. 5 MS Sürch-sMsL » Dresden. Die gerichtsärztliche Antersuchung der Leiche des am 16. März ermordeten «Schulmädchens Exner in der Marschall- straße hat verschiedene Tatbestandsmerkmale ergeben, aus denen zu schließen ist, daß «derselbe Verbrecher auch für den Mord an der kleinen Lohrmann im Juni 1917 auf Eutschützer Flur in Frage kommt. Dresden. Ein zweites Iunkers-Ganzmetall-Derkehrsflugzeug ist am Freitag nachmittag in Dresden eingetroffen und in der Flugzeughalle auf «dem «Kaditzer «Flugplatz untergedracht worden. Die sächsische Luftverkehrsaktiengesellschaft hat sür Montag nach mittag Vertreter der Regierung, der Stadt und «andrer Behörden, sowie «der Presse nach «dem Kaditzer Flugplatz zu einem Probe- fliogen eingeladen, «durck das «der Dresdner Flugverkehr offiziell eröffnet «werden wird. Am Dienstag wird «dann der «allgemeine Flugverkehr für das Publikum «beginnen. Würschnitz. Kinder haben «Schutzengel. Großer Schrecken «durchfuhr die Dorfleute, als «die Pferde eines hiesigen Besitzers, «der mit Frau verreist war, mit «dem leeren Wirtschästswagen führerlos «die Straße dahinsausten. Die beiden kleinsten Kinder der abwesenden «Eltern faßen «daraus «und klammerten sich angst voll an «die losen Bretter. I der Anprall konnte ihnen den Tod br nsen. Scbon brach «der Hinterwagen «eine Granitsäule am Wege glatt ab. Das eine Hinterrad spießte sich mit «der Are in den Weg, bas «andre flog krachend zur «Seite. Die Kinder schienen rettungslos verloren. Da lösten sich auch die Bretter «und ein aus a"«er Munde — «die «Kinder «wurden auf den harten «Wegrand geschleudert. Dort lagen sie ohnmächtig still. Zitternd und atemlos eilten die Nächststehenden herbei, um die Verunglückten aufzuheben. Aber, o welch Wunder! Der 10jährige Knabe war «wohl hart aufgeflogen, konnte sich nicht «aufrichten, ncht «gehn und stehn, aber sonst ohne jeglichen Schaden, uNd «sein öjahrigw Schwesterlein patschte im« nassen «Graben un verletzt. Die Pferde wurden erst im Nachbardorf mit Wagenteil und «einem Rad unbeschädigt «aufgehalten. Für «die heimwärts- kehrenden Eltern« war «der Schreck freilich groß, aber ihre Herzen waren voll Lob «und Dank, daß während ihrer Abwesenheit zwei «Schutzengel ihre Lieblinge behütet und aus großer Gefahr ge rettet hatten. Pirna. Nach «dem erfolgten «Anschluß! von 7 bisherigen Land gemeinden ist «die Einwohnerzahl Pirnas «auf über 30 000 ge stiegen. Nach der neuen Gemeindeordnung können Gemeinden mit mindestens 20 000 Einwohnern ohne weiteres aus «dem Be- zirksverbande ihrer Amtshauptmannschaft ausfcheiden, wenn sie sich verpflichten, gewisse Aufgaben der «Bezirksverbände selbst zu übernehmen. Dies hat Pirna getan und ist feit «dem 1. April bezirksfrei geworden. Der Bürgermeister führt seitdem auch den Titel Oberbürgermeister. Das durch Einverleibung in seiner Ein wohnerzahl beträchtlich gewachsene Heidenau hat seit «dem 1. April auf «Grund der neuen Gemeindeordnung Stadtrechte ange nommen. g. Sebnitz. In den letzten Tagen wurden in hiesigen Bkumenfabriken «die ohnehin schon sehr niedrigen Löhne um weitere 10 Prozent gebrochen. «g. Neustadt. Das 75jährige Jubiläum der hiesigen Fr. Feuerwehr« wurde «durch zweitägigen Ball gefeiert. (Da sag mal ein Mensch, wir hätten schwere Zeiten!) g. Neustadt. Nachdem der Winter ohne Massenerkran kungen verging, «dank «der trockenen Witterung, hört man jetzt vielfach von plötzlichen, grippenartigen Erkrankungen, meist mit Kopfschmerzen verbunden. Glücklicherweise treten «die Erkran kungen nur leicht aus. Löbau. Ein hiesiger Gutsbesitzer wurde in den Morgen stunden des Donnerstag, als er zwei auf ihren Fahrrädern flüchtende Diebe stellen wollte schwer bedroht. Die beiden Diebe «hatten «auf «dem hiesigen Bahnhofe eine Tnone Molkereibutter und 3 Kisten Schnaps und Likör gestohlen, von «denen sie «eine «Kiste bei dem Zusammentreffen mit «dem «Gutsbesitzer in «Stich ließen. Ihren Verfolger «bedrohten «die Einbrecher mit einer vo«r- gehaltencn Pistole. «Sie vermochten unerkannt zu entkommen. «Mahlis. Am Donnerstag früh fuhr «auf «der «Straße zwischen Wermsdorf und Mahlis das Auto «des Getreidehändlers Käbisch aus Nerchau an einen dünnen Baum, stürzte in den Graben «und überschlug sich. Wagenführer und Insassen kamen unter das Auto zu liegen. Der Chauffeur wurde tödlich verletzt, während «die Insassen mit heiler Haut «davonkamen. -r- Wahnsdorf. «Selt acht «Tagen sieht man in« den land wirtschaftlichen Orten hiesiger «Gegend die sogenannten Sommer bäumchen wieder prangen. Einer alten Stte folgend, bringt man am «Sonntag Lätare Kieferngipsel mit bunten Papierwim peln geschmückt, die lustig im Winde wehen und rascheln, über «den «Stalltüren im Bauern- und Wirtschafts-Hose an. Die Bäumchen - sollen das sichtbare Zeichen der gebrochenen Macht des Winters r und der endgültig angetretenen Frühlingsherrschaft sein. Die Zeit ' liegt gar nicht weit zurück, denn «die älteren Bewohner wissen aus persönlicher Anschauung davon zu erzählen, «daß man am ge nannten Sonntage das „Todaustreiben" in «Szene setzte. Man kleidete «eine aus Stroh hergestellte Puppe an und trug sie unter Sang und Klang («das «ganze Dorf folgte) «hinaus auf den so genannten Todeshügel, «einem Felsen über dem Lößnitzgrunde. Anter Iubelschrei warf man «die den Tod als Symbol des Winters darstellende «Strohpuppe in den Abgrund zum «Zeichen, «daß «der Tod und die Macht «des Winters gebrochen sein solle und daß neues Leben nun die Natur zum Erwachen bringe. Wurzen. Das „Wurzener Tageblatt" berichtet: Auf ihrem Heimwege von der «Wurzener Bismarckfoier nach Luplitz wurden nachts gegen 12 Ahr «vier Männer überfallen. Die Wegelagerer schlugen die Wehrlosen nieder, mißhandelten sie und zertrümmer ten «auch «ein Rad. Mit den Mißhandlungen hörten sie erst auf, als sie zwei der Aeberfallenen für tot hielten. Durch die Gen darmerie festgestellt, daß der Aeberfall von etwa 30 Mann ausgeführt «worden ist, die sich schon längere Zeit «in drei Rotten in der Nähe «des Aeberfallortes «gelagert hatten«. Der Haupt führer soll «der« Führer ber Lüptitzer Kommunisten Gotsch gewesen sein, der verhaftet wurde. Aue. Die Folge bürgerlicher Aneinigkeit. Wer den Schaden hat, darf für «Spott nicht sorgen. Bei der Stadtrats-wahl stellten die drei Mitglieder «der Hausbesitzerpartei gesondert von den «andern Bürgerlichen «einen eignen Wahlvorfchlag auf und er hielt einen «Sitz. Sie brachten hierdurch Mißstimmung in die Reihe der Bürgerlichen; nunmehr stellte «sich heraus, «daß der Wahlvorfchlag der Hausbesitzer hätte unberücksichtigt bleiben müssen, «da er «die Wahlzahl nicht erreichte; «der «Sitz geht an die Sozialisten über«, so daß «die Linke nunmehr 4, die Rechte 2 unbe- foldete Stadträte erhält. Ob der bei der Kreishauptmannschaft gegen die Wahl «eingelegte Widerspruch und die Forderung einer Neuwahl Erfolg hat, -ist sehr fraglich. Aue. Die bekannte Dr. Pillingfche Heilanstaft am Floß- «graben, die im Vorjahre wegen der« schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse ihren Betrieb einstellen mußte, -ist mit allen Liegen schaften in den Besitz der Landeskirchlichen Gemeinschaft im Frei staate Sachsen übergegangen. «Sie soll als Erholungsheim dienen und auch das jetzt «in Rathen befindliche Diakonissenhaus aus «der Gemeinschaft aufnehmen. Plauen. Der Rat hatte «die Hundesteuer auf 90 Mark festgesetzt, wogegen sich «ein großer «Entrüstungsstürm in« der Ein wohnerschaft -erhob. Die Stadverordneten beschlossen nun in «ihrer letzten Sitzung «eine Herabsetzung der Hundesteuer von 90 auf 48 Mark. Leipzig. Der« «aus dem Aeigner-Prozeß bekannte Gutsbesitzer Brandt in Probstheida, der am Erscheinen vor« Gericht wegen Erkrankung «entbunden -war, ist plötzlich an Herzschlag ver storben. Waldenburg. Die Stadt stellte sür die Errichtung einer Landwirtschaftlichen «Schule die erforderlichen Räume im städti schen Fackschulgebäude zur Verfügung. Die Landwirtschaftliche «Schule, die «einen langjährigen Munsch ber «Glauchauer Land wirtschaft «erfüllt, soll am- 15. Oktober d. I. -eröffnet werden. - MHwef/iMM/rmsM ) „Anter dem Banner des Hakenkreuzes." Aeber die am Sonnabend im Löwen «stattgefundene Wahlversammlung wird uns geschrieben: Deutsche Brüder und Schwestern, erscheint in Massen! So stand «aus den gelben Plakaten, die am Freitag abend und «Sonnabend früh in Wilsdruff und den Umliegenden Orten «angeklebt wurden. Hatten die völkischen« Verbände einge- laden? -Oder «der Iungdeutsche Orden? Anterzeichnet war der Aufruf nicht. Erst bei Beginn der Versammlung stellte es sich heraus, «daß «Genosse Schumann-Wilsdruff der Leiter und dem nach wohl auch Einberufer war. «Seine Genossen waren seinem Rufe «recht zahlreich gefolgt, fo daß «die zehn „Deutschen Brüder" im Löwensaal kaum noch Platz sanden. Parteisekretär Rahmig- Freital hielt sodann auch «hier seine im thüringischen Wahl kampf jedenfalls schon sehr oft wenn auch ergebnislos gegen «den völkischen Gedanken erprobte" Rede. Man muß es ihm lassen-, daß er «es verstand «Leute wie Ludendorff, Helfferich, Hergt, Theodor Fritsch, ja auch den ehemaligen Kaiser Wilhelm in wenig anständiger Weise zu verdächtigen. Ja, sogar an die Ehre «der Vorfahren «der -im Saale «anwesenden „Nichtgenossen" glaubte -er rufen dürfen. Als er sich auf wirtschaftspolitifches Gebiet wagte, wurden seine von keinerlei «Sachkenntnis getrübten Aus führungen sofort von seinen «eigenen Parteigenossen «durch Zu rufe richtig gestellt. «Ein besondrer Dorn im Auge schien ihm der mächtig ausblühende und wachsende Jung-deutsche Orden zu fein., Wenn «er da -die Wilsdruffer Gefolgschaft ein schwaches Mai kätzchen nannte, so wurde ihm dann in der Debatte vom «Gefolgs- meister Bruder Kuhr, der «gemäß «den Vorschriften des Ordens nur kurz erwidern «durfte, sehr treffend «gesagt, daß der Iungdo in Wilsdruff schon ein recht stattlicher Kater geworden fei, der« sich furchtlos und treu zu wehren wissen werde. Rittergutspächter Böhme-Klipphausen, «an dem sich -Herr Rahmig wiederholt zu reiben versucht hatte, «widerlegte «die Hauptpunkte des Rese- rent-en «in zirka ftfttündigen Aussührung-en, beleuchtete kurz die Grundideen des völkischen «Gedankens, «die «Schäden des jetzigen Parlamentarismus, ging schlagfertig auf alle «Zwischenrufe ein und brachte die Lacher aus -feine «Seite. Als er «dann befonders« scharf geißelte, daß fo viele vollkommen- unfähige Köpfe, nur weil «sie gesinnungstüchtig «waren, in verantwortungsreiche Stellen berufen worden seien, «und Zurufe gemacht wu-lden, ging Herr Böhme sofort darauf ein und zeigte de hier besonders auf merksam lauschenden «Zuhörerschaft, wie die Preisprüfungsstelle mit Herrn «Schumann, infolge vollkommener Ankenntnis der einfachsten die Preise bildenden wirtschaftlichen Zusammenhänge in der Milchpreisfrage in «geradezu verbrecherischer Weise sich am Volkswohl versündigt habe. «Er schloß mit den Worten: Schon« glüht am Himmel «das Morgenrot einer neuen Zeit. Mit «ele mentarer «Gewalt braust der Frühlingssturm einer -echt-deutschen, völkischen Beweaung durchs Land und wird uns einer sonnigeren Zukunst entgegen führen. «Genosse «Schumann suchte sodann die Ausführungen Böhmes zu widerlegen. Im Schluß» wort jonglierte «der berufsmäßige Parteirödner wieder mit allere Hand Begriffen, verdrehte «die Ausführungen seiner Gegner, hüpfte heftig «gestikulierend auf der Bühne «herum und prop-he- zeihte «der «Sozialdemokratie den Sieg! Die Wahlen worden es zeigen. » Mer/eUvMe// . z Das Dreizchmnonatjahr. In jedem Jahre fast taucht irgendwo der Plan einer Kalenderreform auf. Daß der Gregorianische Kalender, nach dem wir leben, verbesserungS* bedürftig ist, ist längst kein Geheimnis mehr, aber alle Vers besserungsvorschläge, die bisher gemacht worden sind, sind ins Wasser gefallen, und wir fürchten, daß es dem „neuesten*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)