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innerhalb dieses Umlaufsgebietes liegt. Zu der von den Steuer- , pflichtigen vielfach vertretenen Auffassung, daß die Kassen auch Anleihestücke usw. des Reichs zur Begleichung von Steuern in Zahlung nehmen, sei daraus hingewiesen, daß dies nicht der Fall ist, da andernfalls der eigentliche Zweck der Anleihen, dem . Reiche flüssige Geldmittel für längere Zeit zur Verfügung zu s stellen, nicht erreicht werden würde. Insbesondere also wer- i den nicht in Zahlung genommen die mit Zinsscheinen ausge- l statteten Stücke der Goldanleihe, d. h. solche im Einzelwert von 42 Goldmark sind gleich 10 Dollar und mehr, die Dollarschatz anweisungen, die auslösbaren 'Schatzanweisungen des Deutschen Reichs von 1923 (K.-Schätze) sowie die 6 prozentigen auf Gold lautenden Schatzanweisungen, rückzahlbar am 1. Dezember 1932. Eine Ausnahme ist, wie erwähnt, lediglich für die nicht mit Zinsscheinen versehenen Stücke der am 2. September s 1932 fälligen Goldanleihe — d. h. solche bis zu 5 Dollar — s zugelassen worden. < Cm schweres Automobilunglück ereignete sich in Frei burg i. Br.. Ein Auto durchfuhr in schnellem Tempo die ' geschlossene Schranke des Eisenbahnübergangs, als im glei- - chen Augenblick ein Zug aus dem Höllental herankam. Das z Auto wurve von dem Zug erfaßt und 30 Meter weit ge- i schleift. Der Führer, ein Ingenieur Julius Gerspacher, wurde sofort getötet, die beiden anderen Fahrgäste, ein l Varietökünstler und ein Student, erlitten schwere Verletzun- ! gen. Das Auto wurde vollständig zertrümmert. "-Großer Gemäldediebstahl. Im fürstlich bückeburgischen Schloß Ahrensburg an der Weser erbeuteten Diebe 30 wert- > volle Gemälde alter Meister, die sie aus den Rahmen ; bsrausgeschnitten haben. -General Dawes bei den notleidenden Berliner Kin- z dern. Der amerikanische General Dawes, der Vorsitzende - der Ersten Sachverständigenkommission, stattete, wie aus - Berlin gemeldet wird, in Begleitung einiger Freunde dem l Leiter des Hauptbureaus der amerikanischen Kinderspeisung f und dem mit der Durchführung der amerikanischen Kinder- i speisung betrauten Deutschen Zentralausschuß für die - Auslandshilfe einen Besuch ab. Nachdem er sich über das j von den amerikanischen Quäkern organisierte amerikanische ; Kinderhilfswerk hatte Vortrag halten lassen, besichtigte er f das Berliner Tagesheim für tuberkulöse Kinder, in dem i 250 an Knochen- und Gelenktuberkulose erkrankte Kinder einer Freiluftbehandlung unterzogen werden. Im An- ) schluß daran besichtigten die Herren eine Volksschule im j höchsten Norden Berlins, um sich ein auf eigener An- j schauung begründetes Bild von der Lage der Berliner j Schuljugend macken zu können.-' Brand im Bahnpostwagen. In der Nacht zum 1. Fe bruar ist auf der Strecke Reichenbach—Plauen ein von Dres- , oen kommenden Bahnpostwagen, in dem sich gegen 1000 Pa kete befanden, aus bisher unaufgeklärten Gründen in Brand geraten. Der Postwagen ist niedergebrannt, so daß die Ladung vollständig verloren ist. Bei dem schnellen Umsich greifen des Brandes war der Begleiter des Wagens in schwere Gefahr geraten und konnte sich erst in letzter Minute durch einen Sprung aus dem Wagensenster retten. Tragischer Tod eines Schachmeisters. Der Schach meister Kurtv. Bardeleben, dessen Tod aus Berlin gemeldet wurde, ist, wie jetzt bekannt wird, auf tragische Weise aus dem Leben geschieden: man fand ihn mit einer schweren Schädelverletzung tot auf dem Hofe des Hauses, in dem er feit mehreren Jahren gewohnt hat; es soll Selbstmord infolge geistiger Umnachtung vorliegen. Nahrungssorgen sollen — entgegen anderen Meldungen — nickt in Betracht kommen. Herr v. Bardeleben war ein bervorragender Schachlheoretiker und hat neben einem Schacklehrbuch (zusammen mit Rieses) zahlreiche wissen schaftliche Abhandlungen über das Schachspiel heraus gegeben. Er hat an 18 internationalen Turnieren teil- benommen. Der alte Blaubart. Mit einem Radikalmittel ver suchte der 68 Jahre alte Jakob Zeller in Kemnath bei Stuttgart feine fünfte Ehefrau zu beseitigen: er mischte Salzsäure in den Most und bot ihn der Frau zum Früh stück an Sie schmeckte aber das Gist und stellte den Trunk der Polizei zur Verfügung. Diese nahm Zeller sofort m Hast. Die Untersuchung erstreckt sich nun auch auf die Ursachen des Todes der vier früheren Ehefrauen, die alle ganz plötzlich gestorben sind. Zeller, der ein bewegtes Leben hinter sich hat, versuchte seit dem Tode seiner vierten Frau, immer wieder neue Opfer ins Garn zu locken. Meist aber liefen ihm die heiratslustigen Frauen schon nach kurzer Zeit davon, bis es ihm vor anderthalb Jahren glückte, eine ältere Witwe aus Stuttgart heimzusühren. Nun scheint er auch dieser Lebensgefährtin überdrüssig ge worden zu sein. Morphiumschwindcl deutscher Seeleute. In Rouen ist hei einer Zolluntersuchung an Bord des deutschen Dampfers „Wellgunde" entdeckt worden, daß einige der Mannschaften des Schiffes große Mengen Morphium, Kokain und Geheim- mittel nach Frankreich einzuschmuggeln versuchten. Drei Offiziere ves Schisses, nämlich Fritz Hepping, Karl Hollevede und Rolf Miepner, sowie der Koch des Schiffes, der ver suchte, im Augenblick der Untersuchung Flaschen mit Kokain über Bord zu werfen, sind verhaftet worden. Bevölkerungszuwachs in der Tschechoslowakei. Wie aus Prag mitgeteilt wird, ist die Bevölkerung in der Tschechoslowakei seit der letzten Volkszählung um 532 000 Köpfe angewachsen. Die Tschechoslowakei hat gegenwärtig 14 064 000 Einwohner. Ein überaeroplan. Aus Rio de Janeiro kommt die Nachricht, daß dort der italienische Ingenieur Santo ein Flugzeug, das mit seinen Ausmaßen alles bisher Dage wesene in den Schatten stellt, gebaut hat. Es soll 130 Meter lang, 43 Meter breit und 15 Meter hoch sein, und nicht weniger als zweihundert Passagiere besördern können. Die Baukosten für dieses größte Flugzeug der Welt betrugen fünf Millionen Frank. Der Luftriese soll die Strecke von Rio de Janeiro nach Rom in 21L Tagen zurücklegen können. Poincars der Lyriker. Wem wäre wohl je der Ge danke gekommen, daß sich hinter dem kaltherzigen Politiker Poincarä, dem hartschädeligen Vertreter einer brutalen Ver gewaltigungspolilik, ein weichherziger, schmachtender Dichter verbirgt, der seinen Weltschmerz in melancholischen Versen ausströmen läßt! Und doch hat Poincarö in seiner Jugend den Musen geopfert und unter dem Titel „Herbstnächte- ein Bändchen schmachtlappiger Elegien veröffentlicht. Allzu viel Exemplare dieser Gedichtsammlung dürften wohl heute kaum noch vorhanden sein, und nach den Proben, die das „Jour nal des Döbats" daraus veröffentlicht, hat die Welt nicht viel daran verloren; es sind Reimereien, wie sie einem elegi schen Jüngling im Banne der Herbstimmung in die Feder zu geraten pflegen. Eingeweihte wollen wissen, daß der Ministerpräsident in seinen Mußestunden auch jetzt noch sich mit der Poesie und schönwissenschaftlichen Dingen beschäftige. Hoffentlich wird ihm bald Gelegenheit gegeben, völlig zu seiner poetischen Jugendliebe zurückzukehren; seine Verse können jedenfalls in der Welt weniger Unheil anrichten als seine Drohnoten. Die weinenden Indianer. Folgende Schnurre erzählt ein amerikanisches Blatt: Am Unabhängisskeftstage der Vereinigten Staaten gibt der Präsident alljährlich eine Gesellschaft, zu der die Senatoren, die Kongreßmitglieder und auch drei Indianer geladen werden. Die Indianer passen genau auf, wie sich die Weißen beim Essen beneh men; denn sie glauben, daß ein Weitzer sich immer tadel los benehme. Bei der diesjährigen Feier des Unabhängig keitstages geschah nun folgendes: Dem Diener, der daS Roastbeef servierte, folgte auf dem Fuße ein anderer, der auf einer silbernen Platte ein ganz kleines Büchschen trug, von dem jeder Gast nur eine winzige Portion nahm. „Das muh wohl das Allerfeinste sein," dachten die drei Indianer. Der erste nimmt, da niemand hinsieht, seinen Teelöffel voll und steckt ihn in den Mund. Sofort stürzen ihm die Tränen aus den Augen, denn es ist englischer Senf, was er oa genommen hat. Der zweite Indianer fragt besorgt: „Mein Bruder, warum weinest du?" Die Indianer aber sind Lügner von Haus aus, darum antwortet der erste: „Weil es heute gerade ein Jahr her ist, daß mein Vater und mein Bruder im Niagara ertranken." Inzwischen hat der zweite Indianer auch seinen Teelöffel in den Senftopf gesteckt und ihn abgeleckt. Auch ihm laufen die Tränen herunter. Und ihn fragt nun der erste Indianer: „Mein Bruder, warum weinest du?" — „Weil heute vor einem Jahre dein Vater und dein Bruder im Niagara ertranken und du Lumpenhund nicht mit ihnen." „Das geht auf keine Kuhhaut." Diese eigentümliche ; Redensart geht auf einen weitverbreiteten Aberglauben zurück, i daß die Teufel einem Sterbenden sein Sündenresister auf emer f Kuhhaut Vorhalten. Auch die bildende Kunst des Mtelalters ! hat dieses Motiv wiederholt behandelt. So berichtet Dr. F. t Beyerle in dem „Schweizerischen Archiv für Volkskunde" von ! einem Bilde in der St. Georgs-Kirche zu Reichenau-Ober- zell, das zwei Frauen im Gespräch darstellt, darunter eine Kuh- t haut, von vier Teufeln gehalten, während ein fünfter auf die < Haut schreibt. Die Inschrift lautet in hochdeutscher Ueber- Lragung: „Ich will hier schreiben von den dummen Weibern: . was hier hird plapla (dummes Zeug) gesprochen in der ganzen Wochen, des wird alles wohl gedacht, daß es werde vor den Richter gebracht." Die letzte Zeitung der Welt. Eine eigenartige Zeitung, v : der nur 24 Exemplare vorhanden sind, wurde kürzlich der Bi bliothek des Londoner Presseklubs einverleibt. Ein Missionar in Schanghai hatte vorausgesagt, daß am 23. September des vergangenen Jahres um 12 mittags die Welt untergchen werde. Daraufhin brachte ein Schanghaier Blatt eine besondere Welt untergangs-Ausgabe heraus, die den kühnen Titel „der fünfte Reiter" führt, auf die vier apkalyptischen Reiter anfpielen'd, und sich als die „letzte Zeitung der Welt" bezeichnet. Die Aus gabe enthölt nur Nachrichten, Bilder und Karten, die sich mit dem Ende der Welt beschäftigen und verkündet in einer redak tionellen Mitteilung, daß die nächste Nummer „im Himmel auf Asbest gedruckt werden wird". Der Wetterbericht sagt „starke Erwärmung" voraus, und eine bekannte Firma, die kondensierte Milch vertreibt, zeigt an, daß sie demnächst Läden an der Milchstraße errichten werde. Nachdem 24 Stück von dieser Sonderausgabe gedruckt waren, hielten die Maschinen plötzlich an. Es bleibt dahin gestellt, ob die chinesischen Drucker aus Furcht, daß der Weltuntergang beginne, aufhörten oder ein anderer Grund vorlag. Jedenfalls hat der „fünfte Reiter" da durch einen großen Seltenheitswert erhalten, und das Exem plar, des Londoner Pressekiubs dürste das einzige sein, das bis her nach Europa gekommen ist. * Beim Wort genommen. „Sie sehen heute wieder einmal zum Anbeißen aus." — ,Aa, dann beißen Sie doch endlich an." Betrachtung. Du magst an eine Frau dein Herz verlieren und selbst dein Vermögen, nur verliere an sie nicht — deinen Kopf. Wir mich. Die kleine Frieda an ihrem sechsten Geburts tag zu ihrer Mama: „Nicht wahr, Mama, heute vor sechs Jahren haben wir mich bekommen." Kann schon sein. Karlchen sieht einen Storch auf dem Nest und fragt: „Was ist das für ein Vogel, Mama?" Mutter: „Das ist der Storch, der in der Nacht die Kinderchen ins Haus bringt." Karlchen: „Wie kommt er denn aber durchs Fenster?" Mutter: „Das muß man eben offen lassen, wenn man sick ein Kindchen wünscht." Karlchen: „Aha, dann weiß ich auch, warum Fräulein Müller jede Nacht ihr Fenster offen läßt." - » Äw/kaMz « ; Frau E. M. L.: Lesen Sie das Buch „Leber die Che", von Theod. Gottl. Higgel. Dort heißt es u. a.: „Die Ehe ist recht da zu geschaffen, die Flügel der Einbildungskraft zu beschneiden und uns auf die Erde zu bringen." (Das sollten sich übrigens viele ge sagt sein lasten! Aber: nichts für ungut!) Junge Hausfrau B. B.: Um Fliegen von Fleisch und Fleisch waren abzuhalten, legt man je nach der Menge einige Zwiebcl- schciben darauf. Die Fliegen mögen den Zwiebelgeruch nicht. Friedrich Franz Ferdinand: Nein nein! Die Menschheit wurde nicht mit dem Taschentuch geboren! Erst vom Mittelalter ab führte es sich ein. Die heute gebräuchliche Form und Größe ward erst 1784 bekannt und von Marie Antoinette eingebürgert. Fürchtegott 999: Gelbgewordene Wäsche bleicht man wieder, wenn man dem Blauwaster auf den Eimer etwa zwei Eßlössel voll von folgender Mischung beifügt: drei Teile 90 prozentiger Spiri tus werden mit einem Teil gereinigten Terpentinöls vermengt. Die durch das so vermischte Blauwaster gezogene Wäsche muß sofort im Freien oder in einem Hellen, luftigen Raume getrocknet werden Dann hoffte er, in ihr eine ausgeichlafene, rüstige Gehilfin zu finden. Damit verabschiede er sich. In der Küche gabs große Heiterkeit. Martha hatte die aus alllm Zusammenhänge gerissene Bemerkung, mit eigener Phantasie interessant ausgeichmückt, zum Besten gegeben, und die dicke Dörte quitschte vor Lachen. „Nee", prustete sie, „wir können uns ja nu doch bald rw 'nem andern Dienst umsehen, was gehen uns die Leute noch an, aber das is zum Langhinschlagen! Ich muß mir doch mal 's Pflaster genau ansehen, ob unter den Steinen 'n Diamant ist!" „Ob sie fein is, und koft't nischt. Da gehen afle Apo theken Pleite " Und sie lachten wieder ein fröhliches Duett. Sie lachten noch, sich immer erneut ansteckend, als es pochte und der Fleischergeselle, zu seiner täglichen Lieferung, in der Tür erschien. „Nanu", sagte er, „hier hat wohl eine von die Damen 's große Los gewonnen —?" „Nee, aber 'nen Diamanten gefunden — " „Pst! Geflaut vielleicht —I Liegen die hier so rum und kann man mal 'n bißchen mitsuchen?" Und nun dichtete Dörte noch etwas zu Marthas Dich tung, und der ebenfalls sehr vergnügte Fleischergeselle ging mit einer wesentlich bereicherten Mamantfundgeschickte seinen Rundgang weiter. — Damit war die Sache prächtig im Gange. Gifte Stunde später erschien Schwester Renats und mel dete sich bei Klara zum Antritt der Krankenpflegschaft. Re nate war ein ernstes, älteres Mädcken. Freundlich, leise,, behutsam in jede ihrer Bewegungen. Rasch und emr- ' b griff sie trotzdem zu. Für den Küchenklatsch ganz unzugäng lich, machte sie sich bei den beiden Dienstboten sogleich un beliebt. „Eine ungebildete Prise", sagte Dörte. „Eine stolze Gans —", Martha. Dem Kranken tat sie wohl, und Klara atmete erleichtert auf. Sie hatte in ihrer schweren Verantwortung Rat und Hilfe. (Fortsetzung folgt.) ° Ei« Schritt ins Anrecht. ^morilran. 6op^rlgftt 1920 dz? lüt. Kur. U. lüalla, Drssckon-Sl. Kriminal-Roman von Arthur W i n ck l e r-Tannenberg. Drittes Kapitel. Sanitätsrat Strecker sah sehr ernst aus, als er den Kranken untersucht hatte. Sein erstes Gebot war Ruhe, Fernhaltung jeder Aufregung. Wie konnte das erreicht werden, da sich der alte Herr diese Aufregung immer selbst schuf! Jeder Augenblick gei stiger Klarheit brachte sie ihm, dann dachte er an nichts, als an den Zusammenbruch seines Hauses. Klara verbrachte die qualvollsten Stunden ihres bisheri- gen Lebens. Mit Preisgabe dessen, was sie als ihr Glück, als den Sonnenschein ihrer Zukunft empfand, konnte sie ihn retten. Ein Wort — und sie war an den Geldmächtigen verkauft, der geliebte Pater aber erhob sich genesen von ''einem Lager, lebte und war glücklich. Das alles zog ihr durch den Sinn, als der Arzt, ein alter Freund des Hauses, auf sie einsprach. Da fragte sie geradezu: „Wenn eine plötzliche Wendung in der geschäftlichen Krise einträte, wenn sich ein Freund fände, der den Konkurs verhinderte, dann " „Dann wäre die Krankheit ohne weiteres gebrochen; aber liebes Fräulein, Sie stellen Hypothesen auf, die wohl keine Aussicht auf Verwirklichung haben. Wäre eine solche Hilfe zu erwarten, so würde es zu diesem Höhepunkt des Unglücks wirklich nicht gekommen sein." Klara stand mit herben, harten Zügen in dem gequälten Gesicht da. „Ich danke Ihnen, Herr Sanitätsrat. E^r Ertrinkende klammert sich eben an einen Strohhalm —" „Mein armes, liebes Kind, die Retter laufen nicht herden- u>eise umher, und man findet ein Vermögen nicht auf der Straße " „Wenn man es aber findet, wie man Gold und Diaman- ten findet — —" Der weißhaarige Mann lächelte trübe. „Das sind Wunder, und mit denen rechnet die Wissen schaft nicht. Die theologische vielleicht in einer besonderen Abart, die medizinische, soweit ihr Wissen reicht, niemals." Selbst Martha, die kurz vorher mit Milch und einem wei chen El auf dem Tablett eingetreten war, lächelte mokant. Das gnädige Fräulein war wohl viel dümmer als sie geduckt hatte. Die famose Idee, daß man zur Genesung des Herrn auf die Diamantensuche ausgehen könne —, einfach verrückt. Das wollte sie doch gleich der Dörte erzählen, die draußen der Küche vorstand und es sowieso als Beleidigung empfand, wenn die Haustochter sich regierend in ihre Obliegenheit mischte. Sanitätsrat Doktor Strecker aber verließ das Thema der Hypothesen, um zur medizinischen Praxis zurückzukehren. „Er schläft, mein kranker Freund, das ist mehr wert, als stärkende Speise, von der er wahrscheinlich jetzt doch nichts nimmt. Lassen Sie Ei und Milch warm halten oder, dauert es zu lange, neu zurechtmachen. Ich wecke ihn nicht —" Klara winkte dem Mädcken, und Martha verschwand eilends wieder. Die Diamantendummheit brannte ihr auf der Zunge. „Ist augenblicklich Lebensgefahr?" fragte Klara in einem Tone, als kehrten ihre Gedanken aus weiter Ferne zur Wirk, lichkeit zurück. „Müßte das — das Wunder, wie Sie es nen nen, sofort geschehen?" „Nein, liebes Fräulein. Aber lassen Sie endlich ab von allen abenteuerlichen Illusionen. Wir wollen fest und energisch zugreifen, mit wirklichen Machtmitteln, die wir haben. — Ruhe ist nötig, Behütung vor jeder neuen Erre- gung, sie könnte zu unmittelbarer Gefahr führen, und streng sachgemäße Pflege. Diese Pflege können Sie nickt allein leisten. Sie haben die ganze Nacht nicht geschlafen?" „Nein." „Und werden noch manche Nacht nur zu dürftigem Schlafe kommen. So geht es also nicht. Ich werde Ihnen jetzt eine erfahrene, zuverlässige Krankenschwester senden. Der übergeben Sie dis Wache und legen sich sofort zur Ruhe. Bedenken Sie, Sie müssen selbst kräftig und gesund sein, um seinetwillen, was ich hier verordne, und nur, wenn alle meine Anordnungen gewissenhaft erfüllt werden, kann ich Erfolg versprechen." Da raffte sich Klara entschlossen zusammen. „Sie sollen gewissenhaft befolgt werden, verlassen Sie sich darauf, Herr Sanitätsrat." Damit endete das Gespräch. Es folgten noch ein paar Verhaltungsmaßregeln sür alle Fälle und die Zusage, daß er, der Arzt, am späten Nachmittage wieder vorsprechen werde.