Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 01.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192401010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240101
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-01
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 01.01.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
einer erneuten Nahrungsmittelknappheit und Teuerung führen würde. Alle praktischen Landwirte, die selbst intensiv wirtschaften, find sich darüber einig, das; es der deutschen Landwirtschaft schon jetzt möglich ist, die Ernährung des deutschen Volkes auf eigener Scholle zu sichern, w e n n s i e u n g e st ö r t und un behindert arbeiten kann, und wenn die bereits ge nannten Bedingungen eisüllt werden. Vom Staat verlangt sie nur, daß er zu seiner Gesundung seine Ausgaben aufs Allernotwendigste ein schränkt, nicht aber, daß er seine Einnahmen ins unermeßliche zu vermehren sucht, indem er aus der Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie Steuern herauspreßt, die letzten Endes nur zur Verminderung der Er zeugung und zur erneuten Teuerung führen. Das Vertrauen zu dem, was in Deutschland jetzt als „Staatsapparat" bezeichnet wird, ist arg im Schwinden begriffen. Wenn er nicht bald fein Ansehen zu heben weiß, dann werden ebenso wie in der Wäyrung-frage die führenden Wirtschafts treife sagen: bis hierher und nichtweiter. Dann werden die führenden Köpfe des Wirtschaftslebens die Zügel in die Hand nehmen müssen und die deutsche Landwirtschaft wird nicht die letzte sein, die ihre ganze Kraft, ihr ganzes Können, ja ihren Besitz in die Wagschale wirft zwecks Rettung unseres deutschen Vaterlandes. <> LMWs KMWsZi « ZtreseMMN in Ser Zämeir. Lugano, 31. Dez. Reichsminister des Aeußern Dr. Stresemann ist hier eingetroffen. Degoutte gegen Sie liemsKe« DsiMäge. Paris, 31. Dez. Der „Matin" glaubt berichten zu -können, daß nunmehr auch General Degoutte seine Ansiwt über das deutsche Memorandum betreffend die Wiederherstellung eines Modus vivendi in den besetzten Gebieten dem Quai d'Orsay mitgeteilt hat. Er sei ebenso wie Oberkommissar Tirard gegen die von der deutschen Regierung gewünschte Abänderung des Regime. venerielor auf Ser Heimreise- Marseilles, 31. Dez. Denezielos ist gestern abend hier eingetroffen. Er wird heute vormittag an Bord des Dampfers „Andres" die Reise nach Griechenland antreten. Der Leipziger Lwischensaii erledigt! London, 31. Dez. Nachdem die deutsche Regierung bei der interalliierten Militärkontrollkommission eine Entschuldigung für die Festnahme und Belästigung dreier Mitglieder der Kom mission in Leipzig abgegeben hat, hält man diesen Zwischenfall jetzt für erledigt. Durchführung der unsichtbaren Desetzung Brüssel, 31. Dez. „Etoile Belge" schreibt im Hinblick auf die Reduzierung der alliierten Streitkräfte im Ruhrgebiet, daß sie sich nur allmählich vollziehen wird. Nachrichten aus deutscher Quelle, die besagen, daß am 11. Januar ein großer Teil der französisch-belgischen Besetzungstruppen zurückgezogen sein werden, seien infolgedessen unbegründet. Die belgischen Truppenbestände sind immerhin seit Mitte Dezember um 1400 Mann herabgesetzt worden. Diese Ziffer soll zunächst auf 2000 gebracht werden. Auf französischer Seite -sind laut „Etoile Belge" gleichfalls 2060 Mann aus dem Ruhrgebiet zurück gezogen. Die Rückkehr zur unsichtbaren Besetzung dürfte im Laufe -des Monats Januar zum größten Teile durchgeführt sein. ftuogM nimmt seinen Abschied. Paris, 31. Dez. Wie aus Coblenz gemeldet wird, hat der Oberkommandant der belgischen Truppen, General Ruoquoy, gestern seinen Abschied genommen und seinen Nachfolger, Gene ral Burguet, der Rheinlandlommission vvrgestellt. Die kinnabmen Her Mnderkommission Paris, 31. Dez. Dem „Petit Parisien" wird aus Coblenz gemeldet, daß das Pfänderkomitee vom 1.—20. Dez. 52 Millionen Franks an Steuern- und Lizenzeinnahmen' zu ver zeichnen hatte. Eine Zritungsanklage. Durch die Presse ging die Nachricht, daß gegen den Redakteur der Frankfurter VoKsstimme Quint auf Grund eines Artikels Anklag? erfolgt seh der sich gegen die Vor bereitungen der bayerischen Rechtsputschisten im Aschaffen burger Bezirk wandte. Dazu läßt das Reichsjustizmini sterium erklären, daß ihm die Angelegenheit des Redakteurs Quint von der Frankfurter Volksstimme lediglich durch einen Bericht des Oberreichsanwalts vom September d. I. bekannt geworden ist. Seitdem hat die Führung der Unter suchung ausschließlich in der Hand des Oberreichsanwalts gelegen/ Dieser hat inzwischen wegen der drohenden Ver jährung eine gerichrliche Vernehmung des Redakteurs Quint veranlaßt. Eine Entschließung über Erhebung der An- klage liegt überhaupt noch nicht vor. Deutsche Ruhrgefangene nach der Teuselsmsel. Wie aus Paris mitgeteilt wird, sind 13 Strssnnge nach St. Martin de Re gebracht worden. In den nächsten Tagen werden sie von dort nach der französischen Straf kolonie Guyana (Teufelsinsel) abtransportiert werden. Unter ihnen befinden sich drei Deutsche, der Ingenieur Andler, ein Geschäftsmann und der Prokurist einer großen Firma aus dem Ruhrgebiet. Alle drei sind von einem Kriegsgericht wegen angeblicher Sabotageakte an der Ruhr verurteilt worden. A/Ee MNWe MM/rwSM. Die schwebende Schuld bei der Neichsbank getilgt Berlin, 30. Dezember. Nach den seht bckanntgewordrnen Abrechnungen der Reichsbank bis zum M. Dezember kann durch die Inanspruchnahme der Rentenbank die schwebende Schuld des Reiches bei der Reichsbank im wesentlichen als getilgt an gesehen werden. Dr. Schacht bei ausländischen Banken. Berlin, 30. Dezember. Der Reichsbankpräsident Dr. Schacht beabsichtigt, nach Antritt seines Amtes den deutschen Noten- banken sowie den ausländischen Notenbanken seinen Besuch abzustatten. Einziehung des Notgeldes. Berlin, 30. Dezember. Der Reichsminister der Finanzen hat das auf Papicrmark lautende Notgeld für das unbesetzte Gebiet der Länder Preußen, Baden, Mecklenburg-Schwerin, Braunschweig, Oldenburg, Anhalt, Lippe, Bremen, Lübeck, Waldeck, Schaumburg-Lippe zum 2. Januar 1924 mit Ein- lösungsfristbis 31. Januar 1924 aufgerufcn. Die Sperre der hinterlegten Deckung ist aufgehoben. Zum 15. Januar 1924 hat der Reichssinanzminister das wertbeständige Notgeld für die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Posen, Hannover und die Stadt Berlin aufgerufen. Die Einlösungsfrist beträgt 1 Mönat. Die Besatzungskvsten werden getragen. Berlin, 30. Dezember. Das Rcichskabinett hat gestern beschlossen, trotz der schwierigen Finanzlage angesichts der ge rade jetzt schwebenden außenpolitischen Verhandlungen die Be- fatnmgskosten im engsten Umfange unter der Voraussetzung, daß Zahlungsmittel überhaupt zur Verfügung stehen, auf beschränkte Zeit weiter zu zahlen. SSevMcher Lsnatsg. Dresden, 29. Dezember 1923. Entgegen allem parlamentarischen Brauche wurden diesmal die.Weihnachtsserien des Landtages durch ^ine Sitzung unter brochen. Die Wähl des Ministerpräsidenten sollte heute er folgen. Die zahlreichen Tribünenbesucher -und die Presse mußten wieder einmal lange warten, ehe die Sirenen die Landtags abgeordneten in den Saal riefen. Man erfuhr über den Grund des verspäteten Beginns, daß eine Sitzung des Aeltestenaus- fchusses stattfand, die 'bis 1 Ähr nicht beendet werden konnte. Um 2 Uhr endlich wird die Sitzung durch den Präsidenten er öffnet. Zunächst erhält Abg. Dr. Kastner (Dem.) bas Wort zu einer Erklärung, in der er Widerspruch gegen bie von ber Re gierung erlassenen Notverordnungen über den Personalabbau, die Gewerbesteuer und Grundsteuer erhebt. Abgesehen von schweren sachlichen Bedenken gegen den Inhalt jener Verord nungen seien sie auch verfassungswidrig, weil sie erst dem ver sammelten Landtag vorgelegt werben mußten. Seine Partei er warte von der Regierung, daß sie diese Notverordnungen sofort zurückziehe. Geschäftsführender Ministerpräsident Fellisch erklärt namens der Regierung: „.... Die Gesetzentwürfe über -die Ge werbesteuer und -die Grundsteuer seien dem Landtage mit dem Hinweise zugegangen,^-daß ihre Erledigung einen Aufschub nicht Der erste Roman. Der erste Roman der europäischen Lite ratur, also eine erfundene Erzählung, ist in einem Kloster ge schrieben worden. Der Autor ist nicht bekannt geworden. Der Roman selbst heißt „Ruodlieb". Der Tegernseer Mönch, der diesen Roman geschrieben haben soll, war jedenfalls bereits ein gewandter Schilderer und vor allem ein Kenner der Verhältnisse. Er wußte die pikantesten und intimsten Situationen in seiner immer noch unbeholfenen Sprache zu zeichnen. Seine Ansprüche geben einen ungewöhnlichen Einblick in den weiblichen Charakter und sein Roman wird vielfach als ein Dokument der damaligen Sitten angesehen. Von ihm stammt der Nat: Kehre nie als Gast dort ein, wo ein alter Mann ein junges Weid gefreit, der eine Alte zur Gattin hat. Ferner: Der Eigenmagd, wie schön sie immer sei, Verstatte nie die Stellung einer Gattin, Auf daß sie dir nicht schnöde Antwort gebe Im llebermut und Hausherrschast begehre. Wenn sie den Tisch, das Lager mit dir teilt, Denn sie, die mit dir speist und und mit dir schläft, Will- über alles höchste Herrin sein. Und das gereicht dir weithin nur zur Schande. Die ersten Romane beschäftigen sich übrigens weitaus mehr mit den Frauen als mit den Männern. Und auffälligerweise suchten sie die Fronen herabzusetzen und als leichtsinnig und wenig charakterfest hinzustellen. Menschen rätselhafter Abstammung. Mitten in Frankreich lebt noch jetzt eine Menschengattung, deren Abstammung trotz jahrhundertlanger Forschung vollständig im dunkeln liegt. Es handelt sich um die in der Gacogne, in Guyenne und in Bearn, sowie in einigem Provinzen Südfrankreichs ansässigen Cagots, ein Volk, das heute noch wie vor tausend Jahren der Schleier des Geheimnisvollen umgibt. Lange Jahrhunderte hindurch waren die Cagots die verachtetsten Bewohner Frankreichs, die durch strenge Gesetze an dem Zusammenleben mit ihren Mitmenschen gehindert wurden. Wohnten sie auf dem Lande, so mußten ihre Wohnstätten durch einen Wasserlauf oder ein Gehölz -vom Dorf getrennt sein. Dem Gottesdienst durften sie nur in einem abge grenzten Raum in der Kirche beiwohnen. Es war ihnen ferner verboten, Nutzvieh zu haben und Feldarbeit zu verrichten; nur -der Beruf des Totengräbers oder des Zimmermannes, der den Galgen aufstelken mußte, war ihnen erlaubt. Aeußerlich haben sich die Cagots von jeher nur dadurch von ihren Mitmenschen unterschieden, daß sie fast stets runde Ohren, das heißt Ohren, denen die Ohrläppchen fehlen, besitzen. Woher sie stammen, hat man noch immer nicht mit Sicherheit feststellen'"können. Lange Zeit hindurch meinte man, die Cagots seien Nachkommen der Goten oder der Sarazenen, oder die Neste spanischer Flüchtlinge, die zur Zeit Karls des Großen nach Frankreich- kamen. Nach einer neueren Auffassung waren die Cagots ursprünglich die Ein wohner von an verschiedenen Orten ansässigen Kolonien von Aussätzigen, die, wie es im Mittelalter allgemein üblich war, durch strenge Absperrungsmaßnahmen von den Gesunden ge trennt waren. Mit dieser Theorie wären nun allenfalls die strengen Absperrungsgesetze der Cagots erklärt. Das eigenartige Phänomen des Fehlens der Ohrläppchen würde diese Theorie indessen nicht erklären. So ist es ein noch immer fesselndes Problem, die Herkunft eines so seltsamen und mitten in der europäischen Kultur lebenden Volkes zu entschleiern. Die letzte Dichtung von Wolfram von Eschenbach in er zählender Form zum ersten Male veröffentlicht! Von den drei Hauptwerken unseres größten höfischen Sängers des Mittel alters Wolfram von Eschenbach: Parzival, Titurel, Willehalm, ist das erste das weitaus bekannteste. Es gilt als das vollendetste, in dem sich die Seelentiefe des Dichters am reinsten spiegelt. Weniger bekannt ist Titurel, am wenigsten Willehalm. Es ist auffallend, wie selten man, auch unter den Gebildeten, die Be kanntschaft mit dieser letzten Dichtung Wolframs und mit der Heldengestalt des edlen deutschen Ritters Willehalm findet. Und doch verdienen beide, Dichtung und Held, allgemeine Bewunde rung. Mag die mystische Tiefe des Parzivals, mag die leiden schaftliche Sprache der Titurellieder ergreifender wirken, im Willehalm sehen wir Wolfram von Eschenbach in der vollen Größe seines ritterlichen, treuen deutschen Sinnes, seiner Fröm- ; dulde. Gleichwohl habe sich der Landtag, ohne die Gesetzentwürfe f in Beratung zu nehmen, am 21. Dezember auf unbestimmte Zeit s -vertagt. Die Negierung hat sich demzufolge genötigt -gesehen, die t Notverordnungen zu erlassen, nm nicht das Staatswohl zu ge- k fährden. Eine Verfassungswidrigkeit liege nicht vor, deshalb i lehne die Regierung eine Zurückziehung der Notverordnung ab. Auch zum Erlaß der Notverordnungen über den Personalabbau sei dir Regierung berechtigt und verpflichtet gewesen. (Oho- Rüse.) Das Reich habe den Personalabbau verlangt und der j Landtag habe -den ihm vorgelegten- Entwurf nicht rechtzeitig s verabschiedet. Uebrigens habe er schon im Aelt-estenausschuß aus z die Notwendigkeit des Erlasses dieser Notverordnung hingewiesen. ; Eine weitere Erklärung gibt Abg. Arzt (Soz.) ab. Es i handle sich um die Ernennung der Frau Krieger zum Regie- s rungsrat. (Aha-Nuse.) Es seien giftige Angriffe auf ihn in der s Presse erfolgt, auf die zu -antworten er aber verzichtet habe; nur f seiner vorgesetzten Behörde gegenüber habe er sich gerechtfertigt. ' Er -habe auch annehmen müssen, daß seine Angelegenheit im ! Unterfuchunsausschusse aufgeklärt würde. Da nun aber die Mög lichkeit einer Landtagsauflösung vorliege, wolle er auf die An griffe antworten. Frau Krieger sei nicht von ihm, sondern vom Gewerkschafts-Vorsitzenden Hempel ihrer sachlichen Eignung wegen dem Ministerium empfohlen worden. Wegen seiner persönlichen Beziehungen zu Frau Krieger brauche er sich vor den- Augen- einer sogenannten bürgerlichen Moral nicht zu rechtfertigen. Er bekenne sich zur Freundschaft zur Frau Krieger. Frau K. wohne aber nicht allein, sondern mit ihrem Kinde bei ihrer Schwieger mutter. Seine Besuche habe er nie über den Sonntag hinaus ausgedehnt. Unwahr sei es auch, daß er die Schriftleiter sozia listischer Blätter gebeten habe, von der Angelegenheit nichts zu bringen. Präsident Winkler schlägt sodann vor, die Wahl des Ministerpräsidenten von der heutigen Tagesordnung abzusetzen und sie am 4. Januar vorzunehmen. Hierüber sindet eine längere Geschästsordnun-gsdebatte statt. Schließlich erklärt sich aber das Haus mit dem Vorschläge einverstanden. Dann kommt der kommunistische Antrag auf Auflösung des Landtages zur Beratung. Er wird begründet vom Abg. Böttcher (Kom.): Die Agonie des Landtages spiegele die Krise in der sozialdemo kratischen Partei wider, auf die Dittmann in seinem Vorwärts artikel hingewiesen habe. Es finde ein neuer Kuhhandel zwischen Sozialdemokraten und bürgerlichen Parteien statt. Bei der Sozialdemokratie wisse die eine Hand nicht, was die -andere tue. Es sei eine ganz ordinäre politische Komödie, die hier aufgeführt werde. (Unruhe bei den -Soz.) Auch nach den Neuwahlen würden die Kommunisten es ablehnen-, eine sozialdemokratische Regierung zu unterstützen (Sehr gut! bei den Soz.), da in ihr -die prole tarische Mehrheit des Landes nicht zur Geltung komme. Leute wie Ebert und Dittmann -stünden im Lager der Konterrevolutio näre. (Große Unruhe bei den Soz.) Die Kommunisten ver langten Neuwahlen, -damit die sozialdemokratische Partei ge zwungen werde, dem Proletariat über ihre Politik Rechenschaft zu geben. Redner beantragt Schlußberatung über den Auf lösungsantrag -und fordert die Sozialdemokraten auf, der Auf lösung zuzustimm-en-, dann brauchten- sie keinen Parteitag und ersparten sich den -Kuhhandel. -Schließlich verliest Redner bei großer Unruhe des Hauses eine Erklärung, die sich gegen die ! Negierung Fellisch richtet. Abg. Beutler (Dem.) erklärt, feine Partei werde für Auflösung des Landtags stimmen. Gehe der kommunistische An trag an den Ausschuß, dann möchten dort gleichzeitig die träge, -die sich mit der Herabsetzung der Zahl der Abgeo' befassen, behandelt werden. — Der letztere Antrag wi gelehnt, -ebenso -ein Antrag Menke, die Anträge am 4. im Plenum zu behandeln. Abg. Müller -Leipzig (Soz.) wendet sich gegen die Aus führungen Böttchers. Man sei ihm dankbar dafür, doch- seien sie angesichts der Krise in der kommunistischen Partei sehr un vorsichtig gewesen. Die Sozialdemokraten, die in den letzten Tagen mit den bürgerlichen Parteien verhandelt hätten, hätten dies im Auftrage der Fraktionen getan. Seine Partei könne den Wählern nachweifen, daß die proletarische Arbeit der Sozial demokratie von der kommunistischen- Partei stets absichtlich gestört wordey sei. Wenn die Kommunisten- eine vernünftige Politik gemacht hätten, dann wäre es nie zum Ausnahmezustand in Sachsen- gekommen. (Großer Lärm bei den Kom.) Auf prole tarische Treue und Dankbarkeit dürfe man bei den Kommunisten nicht rechnen. Die Sozialdemokraten würden- sich nicht von einer kleinen Gruppe Querulanten ihr Tun -vorschreiben lassen. — Nach einem längeren Schlußworte des Abg. Böttcher geht der kommunistische Antrag auf Auflösung des Landtages an den Rechtsausfchuß. Nächste Sitzung voraussichtlich 4. Januar 1924. migkeit und religiösen Duldung, seines reinen Menschentums. Daß diese letzte Dichtung Wolframs den Stoff nicht wie beim Parzival und Titurel dem geheimnisvollen Dunkel der Grak- sage, nach dem Irrgarten der Artuslegende entlehnt, sondern ihn aus einem der packendsten Abschnitte der Weltgeschichte, dem Kampfe des Christentums gegen Islam zur Zeit der Karolinger schöpft, das bringt sie uns auch menschlich näher. Darum aber gebührt auch dem- Willehalm ein besserer Platz als bisher in der Wertschätzung unseres Volkes, ein Heimatrecht vor allem in den Herzen der deutschen Jugend. Geheimrat Dr. Ludwig Radlkoser m München, der Nestor der deutschen Gelehrtenwelt, trat am 19. Dezember in sein 95. Lebens jahr. Der greise Gelehrte widmet sich noch heute seinen Aufgaben als Vorstand des Pflanzenphysiologischen Instituts der Universität. Täglich besucht er den weit außerhalb der Stadt gelegenen Botanischen Garten und kann sich noch das feinste Arbeiten am Mikroskop ge statten. Auch versäumt er keine Sitzung der Akademie der Wissen schaften. Im staatlichen Schauspielhaus zu Dresden ist als nächste Neuheit die Erstaufführung des Schauspiels „Hinkemann" von Ernst Toller geplant. Mitte Februar soll die Uraufführung des Dramas „Der arme Konrad" von Friedrich Wolf, hiernach voraussichtlich eine Neu einstudierung von Shakespeares „Kaufmann von Venedig" statt finden. Universität Leipzig. Dem Privatdozenten Dr. phil. Theodor Hetzer ist bie Venia Legendi für mittlere und neuere Kunstgeschichte an der philosophischen Fakultät der Universität erteilt worden. Neue Mitglieder der preußischen Akademie der Wissenschaften. Die preußische Akademie der Wissenschaften hat den ordentlichen Professor der deutschen Philologie an der Universität Greifswald Geh. Regierungsrat Dr. Gustav Chrismann und den ordentlichen Professor für Kirchengeschichte an der Universität Basel D. Paul Wernle zu korrespondierenden Mitgliedern ihrer philosophisch- historischen Klasse gewählt. Gerhart Hauptmanns dramatische Phantasie „Der weiße Heiland" wurde bei der Wiener Erstaufführung im' Wiener Deutschen Vvlks- theater mit starkem Beifall ausgenommen. Alexander Moissi wurde als Träger der Titelrolle oftmals hervorgerufen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)