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es auch nicht möglich sei, die Bauzeit für dieses Projekt unter vier Jahre herabzudrücken. Bezüglich des geplanten Staudammes bei Sersno erklärte der Minister, er beabsichtige, die notwendigen Mittel in den Etat aufnehmen zu lassen. Man dürfe bei all diesen Projekten auch nicht außer acht lassen, daß Deutschland in diesem Jahre zum erstenmal die volle Reparationszahlung zu leisten habe, über die Frage eines elektrischen Kraftwerks werde bereits mit der Reichsbahn verhandelt. Zum Schluß versicherte der Minister, daß das Möglichste getan werden würde, um di« wirtschaftliche Lage Oberschlesiens zu bessern. Gewinn aus Aoi und Tranen. Die Vernehmungen im Bergmann-Prozeß. Im Lombardbetrugsprozeß Bergmann wurde anr zweiten Berhandlungstag die Vernehmung des Hauptangeklagten fort gesetzt. Es wurden dabei u. a. Schreiben verlesen, die zur Erlangung der notwendigen Kapitalien an die Geldgeber ver schickt wurden und in denen hervorgehoben wird, daß es sich um ein staatlich konzessioniertes und behördlich kontrolliertes Lombardgeschäst handele. Zu den Geldgebern gehörten auch promineute Persönlichkeiten aus Industrie undHandel. Der Angeklagte Staatsanwalt- schaftsrat Iacobv wies darauf hin, daß er mit diesen Werbe schreiben kaum etwas zu tun gehabt hätte. Es sei ihm aber aufgefallen, daß darin von einem staatlich konzessionierten Betrieb die Rede war. Er habe als Jurist Bergmann dringend ab- geraten, diese Angabe weiterbestchen -zu lassen. Bei der Be sprechung des Passus „Prominente Persönlichkeiten aus Handel und Industrie" nahm der Oberstaats anwalt Gelegenheit zu betonen, daß die Staatsanwaltschaft gar kein Interesse daran habe, durch Verheimlichung von Namen Leute zu schützen, die ihren ungewöhnlichen Gewinn aus Not und Tränen zögen. Auf die Frage des Vorsitzenden nannte Bergmann einige Industrielle, die zu seinen Geldgebern gehörten, u. a. den Generaldirektor der Horch-Werke und den Direktor einer großen Zigarettenfabrik. Ans die Frage des Vorsitzenden, ob der Angeklagte Bergmann Jacobp gegenüber darauf hinge wiesen hätte, daß bei ihm das Kapital von prominenten Wirt- schastspersönlichkeiten mitarbeite, erwiderte Bergmanm es sei darüber zwar nicht gesprochen worden, zum Teil aber hätte es Jacoby sehr viel früher gewußt als er selbst. Zn -er Höhle -es Löwen. Entlarvung eines f a l s ch e n R e ch t s a n w a l t s Die Verhandlung eines Erpresserprozesses in Wien nahm eine ungewöhnliche Wendung, da der Richter mit teilen mußte, daß der von den beiden Angeklagten bestellte Verteidiger, der angebliche Anwalt Dr. Joseph Löwen stein, als Betrüger entlarvt und verhaftet worden sei. Löwenstein hat nicht nur in diesem Prozeß, sondern in einer ganzen Reihe anderer, die teilweise über ein Jahr zurückliegen, die Rolle eines Verteidigers gespielt, ohne irgendwie dazu befugt zu sein. Die Folgen der Schwinde leien Löwensteins sind noch gar nicht abzusehen, da unter Umständen Dutzende von Urteilen hinfällig werden wür den. Besonders pikant ist der Umstand, daß Löwen stein schon seit Jahresfrist von dem gleichen Ge- richtWegenBetrugessteübrieflichverfolgt wird. Löwenstein hat sich in dem Augenblick, wo der Steck brief gegen ihn erlassen wurde, sozusagen in die Höhle des Löwen, d. h. in das Landgericht selbst, begeben und wahrscheinlich gerade deshalb sich seiner Verhaftung entziehen können. Die Entlarvung Löwensteins erfolgte durch einen Ge- rtchtsdiener, dem der angebliche Rechtsanwalt verdächtig vorgekommen war. Große Gcha-enfeuer. Leder- und Getreidevorräte verbrannt. In Bad Oeynhausen ist die große Möbelfabrik von Lindemann und Grotwilm vollständig niedergebrannt. Die Feuerwehren konnten wegen Wassermangels nichts ausrichten. 140 Arbeiter werden durch diesen Brand arbeitslos. In dem umfangreichen Fabrikanwesen der Leder fabriken Fritz Häuser A.-G. in Backnang brach Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß drei Stockwerke des Fabrikanwesens ausbrannten. Große Vorräte an Leder aller Art sind verbrannt. Der Sachschaden einschließlich kmpiskIkN8«6kik filmen in W^rukf unä vmgegsnä Zschunke, Arthur, Aellaer Str. 29, 6. kellKeriEreikL Schubert, Bernhard, Am mNeren Dach Si8. Neubert, Martin, Marktgafs« 106, «-H- 478. krisiersulou kür Osmsir Weise, Rudolf, Zellaer Straße 17. kH8eurKe8<HLkk kür Herre» Poileklesrkilcel, Pabslc- u. XiK«rre»^s»ülunß Weise, Magnus, Zellaer Straße 17. Oürknereien Türke, Ernst, Tharandter Straße 134 O, >»4- 50*. 6«8k>vir1e Rieger, Gustav, „Forsthaur" Rvsenstraß« 88. OI»8erei (kilZereiiusümuirS) u. 6Is8ÜsnüIunß Hombsch, Wilhelm, Marttgasie 89. Schwenke, Paul, Bahnhofstraße 124 (Host. 6r»Ü8teiiiKe8cüskt (öteinbrucüüetrieü) Wolf, Karl, Meißner Straße 263 6runÜ8lü«jL8veruüEruiA Raschke, Richard, Meißner Straße 266. Hau88cjüüc1üerei nnü I,eI>6N8mittel8e8^«st Horn, Oswin, Friebhosstraße 152, SM* 568. HeillcunüiAer kür Homöopsküie und IXstur- üeikverksüreL Otto, Paul, Markt 100, 3. Ltg. (Sprechstunden: Wecktags außer Montags 11—1 und 3—5 llhr, Sonntags 9—11 Uhr). HerrenSnräerobeA^i^ükle Plattner, Lurt, Dresdner Straße 69 Hofxk)i!clüuu6r Birnick, Kurt, Zedtlerstraß« 79. In86rnten-^nnnüine Wilsdruffer Tageblatt, Aellaer Straß« 2S, »->» 6 (auch für auswärtige Zeitungen). In8lnHiÜ6ure Zotter, Ferd. (Inh. Ludw. Hellwig), Markt 10, »—«- 542 koloninf^vnreir- n. I^k»nüe8proüulc1en-, Pnftslc- nnü NAsrrenüsnüIunAe» Rentsch, Kurt, Parkstraße 1342 k(ür8lüner Lange, Otto, Dresdner Str. 58, Ecke Meißner Str. Inuüsirütsr, Nilcü, Oüsk 8»n8li§e ^snÜ68proüuIcke uuü k^ebe»8iuik1el Hildebrand, Walter, Freiberger Straße 155, 84. I anÜ68procknlcten- unü 8iei ftsnälunK, k'ulrr- ^verlc8868eksk1 Höfer, Georg, Markt 105. des Gebäudeschadens beläuft sich arrf eine halbe »Mion Mark. In der Warschauer Vorstadt Prag« brannte skr großes Mühlenwerk vollständig nieder. Alle War schauer Feuerwehren waren an der Brandstelle tätig, um ein übergreifen der Flammen auf das benachbarte Arbeiterwohnviertel zu verhindern, was nach mehr stündiger Tätigkeit auch gelang. Es verbrannten u. a. auch 15 Waggons Getreide. Auf dem eine Stunde von Hohenfels (Oberpfalz^ entfernten Gut Hirschenhof brach infolge Brandstiftung Feuer aus, das das Wohnhaus, die Scheune und die Stallungen in- kurzer Zeit völlig zerstörte. Das Fenn griff auch auf das benachbarte Anwesen eines Landwirts über, wo ebenfalls Wohnhaus, und Stallungen in Asche gelegt wurden. - Oer neue mrxikamsche Bfäsiöent. Der zum provisorischen Präsidenten von Mexiko gewählte frühere Staatssekretär des Innern Portes Gil erklärte öffentlich, er werde die Politik des Präsidenten Calles sort- setzen und ferner versuchen, das soziale Programm des er mordeten Präsidentschaftskandidaten Obregon zu verwirk lichen. Deutsches Reich Vollsitzung des Neichsratcs. Donnerstag tritt der Reichsrat zu einer Vollsitzung zusammen. Auf der sehr umfangreiche» Tagesordnung stehen u. a. der Entwurf des deutsch-tschechoslowakischen Vertrages über die Grenzoder, eine Verordnung zur Ausführung der Abrede zwischen dem Reich und der Re gierungskommission des Saargebietes über Angelegen heiten der Sozialversicherung des Saargebietes, eine Ver ordnung über die Beaufsichtigung der Bezirksknappschaften ind besonderen Krankenkasse», eine Verordnung über die Zahlung des Reichszuschusses zu den Renten der Inva lidenversicherung nach ausländischen Grenzgebieten, ein Gesetzentwurf über das Genfer Protokoll wegen Ein schränkung des Gaskrieges, ein Entwurf über die Vereini gung von Waldeck mit Preußen sowie ein Gesetzentwurf über den Vergleichs- und Schiedsgerichtsvertrag zwischen dem Reich und den Vereinigten Staaten. Die thüringischen Fürstenabfindungen. Dem Thüringer Landtag in Weimar sind die Gesetzes vorlagen zu den Abfindungsverträgen nnd -gesetzen über die Vermögensauseinandersetzung mit dem früheren Herzog von Sachsen-Altenburg und den beiden Schwarz burger Fürsten zugegangen. Durch neue Ergänzungs verträge sollen auf dem Vergleichswege die von den Fürstenfamilien gegen das Land Thüringen angestrengten Anfechtnngs- und Fürstcnvcrmögensprozesse beigelegt werden. Das thüringische Staatsministerium hat den Verträgen bereits seine Zustimmung gegeben. Die beiden Fürstenhäuser wollen sich im wesentlichen begnügen mit Abfindungsrenten bzw. im Schwarzburger Falle mit Auf wertungen früher zuerkannter Abfindungsrenten, über deren Höbe in beiden Fällen eine Schiedskommission ent- 46. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Als er die Treppe wieder hinabsteigt und um nicht zu stolpern, den Lichtschein über die Stufen gleiten läßt, stutzt er plötzlich. Auf einer der untersten Stufen blinken ihm dunkle nasse Tropfen entgegen. Er bückt sich, das Licht tief haltend, und fährt betroffen zurück. Blut! Die Tropfen sind frisches Blut! Der Hund muß den Menschen gebissen, nicht bloß gestellt haben. Also war es nicht, wie der Bauer bisher dachte, bloß ein Schreckens- und Angstschrei, sondern ein von körperlichem Schmerz erpreßter gewesen — Am liebsten wäre er umgekehrt und hätte sein Unter- juchungsamt noch einmal begonnen. Durch die Bißwunde hätte sich der Schuldige ja nun feststellen lassen müssen. Aber dann widerte ihn das Prosoßenspielen plötzlich an. Nein, das war nichts für ihn und auch gar nicht seine Pflicht. Sein Haus hat er rein zu halten von Lüge und Unrecht, aber Jägern und Gendarmen Schergendienste zu leisten, war nicht sein Amt. Das mochten sie selber besor gen — Außerdem erriet er ja den Schuldigen ohnehin leider nur zu wohl. — Am andern Morgen erscheint der Gendarm Krapp! am Hof und verlangt den Bauer zu sprechen. Brigitte, neugierig wie immer, obgleich sie sich ja bei läufig denkt, daß es mit der Wilderergeschichte zusammen- hängt, von der unter den Leuten viel die Rede ist, horcht an der Stubentür Aber es wird nicht gesprochen drin. „Daß ich einer unrechten Sach' nit Vorschub leisten werd', ist klar," sagt der Großreicher kurz „Aber zum Untersuchungsrichter hab' ich kein Geschick. Ruft Euch die Leute zusammen und befragt sie selber" Woraus Krappl, eingejchüchtert durch den hochmütig ab weisenden Ton des Hausherrn, noch zu bemerken wagt: „Ich hab' nur gemeint, es tät sich besser machen, wenn Ihr dabei wärt, Großreicher, und sie täten vielleicht williger antworten, wenn Ihr selbst die Fragen stellt." „Nein, nein, ich mag nix zu schaffen haben damit. So was ist Sache der Obrigkeit, die Ihr zu vertreten habt Daß ich leider nix weih von der ganzen Geschichte, als was Ihr selbst mir dazumal oben an der Almhütte erzählt habt, hab' ich ja beim Amt schon ausgejagt. War auch nit da heim, wie die Schlüssel ist geholt worden, kann also nit sagen, ob er wirklich am richtigen Platz gehängt ist. Müßt halt die Leut' selber fragen, ob wer Auskunft geben kann." Er tritt zur Tür, von der sich Brigitte eiligst entfernt hat, öffnet sie und ruft in den Flur: „Geh, Brigitte, ruf' die Knechte zusammen. Sollen alle in die Stube kommen, weil sie der Gendarm was fragen will. Nachher sollen auch die Weiberleut drankommen." Die Knechte sind teils beim Kartoffelgraben, teils mit dem Ausbrechen der Maiskolben auf den Aeckern beschäf tigt, ebenso die Mägde. Brigittes gellende Stimme ruft sie bald zusammen Inzwischen ist der Großreicher über den Hos nach der Tenne gegangen, wo morgen mit dem Drusch begonnen werden soll. Eine Magd fegt dort eben den Boden, und Peter steht aus einer Leiter, die an das über der Tenne im Getreide speicher angebrachte Loch gelehnt ist. Oben am Speicher steht der Stalljunge, reicht ihm die Garben zu, und Peter befördert diese in eine Ecke der Tenne, wo sie nachher auf geschichtet werden sollen, um bei der Hand zu sein. Er ächzt und stöhnt alle Augenblicke dabei, als wären die Garben von Blei. Die Arbeitenden haben den Bauer noch nicht bemerkt, der unter der halfoffenen Tennentür stehen geblieben ist und spöttisch Peters Gebaren zusieht. Plötzlich aber besinnt er sich auf das. was drüben im Haus vorgeht und sagt laut: „Laßt die Arbeit jetzt ein bissel sein, Leut', und geht in die Wohnstube, wo der Gendarm aus Euch wartet." Seine Worte haben eine ungeahnte Wirkung. „Jesus — der Gendarm!" schreit die Magd erschrocken aus. „Wird doch nit fein'? Wir haben ja nix «»gestellt." Und oben vom Futterboden kreischt der Stallbub Naz herunter: „Einsperren laß ich mich nit! Ich hab' nix tan!" Peter sagt gar nichts, aber er muß offenbar vor Schreck die Leiter losgelassen haben, denn er stürzt plötzlich mit einem-Ausschrei von dieser herab aus den Tennenboden. Dort bleibt er zunächst vor Schmerz laut heulend liegen. „Was tut dir weh und wo?" fragt der Bauer. „Der linke Fuß — au weh — au weh — nit anrühren!" Aber der Bauer hat das linke Bein des Buben schon in der Hand und biegt es trotz dessen Schmerzgebrüll. „Nimm dich zusammen ein bissel, du," sagt er dabei, „tät mich schämen, so wehleidig zu sein! Ist ja nichts ge brochen. Steh auf jetzt!" „Ich — kann nit —" „Ach, wird schon gehen! Probier's nur. Der Knochen ist ja ganz, wirst dich halt ein bissel prellt haben. Komm, ich hils dir auf —" Aber es muß wohl sehr schmerzen, denn Peters ohnehin immer bleiches Gesicht wird grünlich-fahl, und Tränen stehen in seinen Augen. Doch beißt er die Zähne zusammen and jammert nicht mehr. „Wo tut's denn weh?" fragt der Vater „Da — und da — der ganze Fuß tut weh — " Peter macht eine unbestimmte Bewegung an seiner linken Seite abwärts „Na, siehst, nachher ist's gewiß nur eine Prellung, und das vergeht schon bald. Geh jetzt hinüber in die Stuben zum Gendarm —" „Ich kann nit gehen —" „Wirst schon können, wenn du willst. Halt dich halt an die Dirn und an den Naz an. Hinüber mußt der Ordnung wegen. Es ist wegen der Wilderergeschichte an unserer Hütte —" „Darüber weiß ich doch gar nichts — war ja krank dazumal —" - „Macht nix. Ist der Ordnung wegen, daß der Krappl alle Hausleut' befragt. Brauchst ja auch nur die Wahrheit zu jagen, daß damals krank gelegen bist. So, und jetzt macht's weiter alle drei!" (Fortsetzung folgt.)