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Wilsdruffer Tageblatt : 05.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192403051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240305
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-05
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.03.1924
- Autor
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- » §Äf SM MMMM -- - **»»»»»«»»»»»»»»»»»»«»«»«»»«»«»»«»»»,»»«»»»««»»»»»»»»»»»»* 6csßba«>icnlM»ecii«g. (Ein Freund der „Sachsen-Zeitung" sendet uns den nachfolgenden Aussatz zu/ der in der Zeitschrift „Der Ladenbesitzer" erschienen ist. Was hier in bezug auf die Großbanken gesagt wurde und deren Direk toren, trifft wohl, wenn auch in entsprechend kleinerem Umfange, auch auf die Mittelbanken wie die kleinen und allerkleinsten zu. Besonders hinsichtlich der dila torischen Behandlung der Bankgeschäfte zum eigenen Vorteil der Banken. Sollen die Bankangestellten aber wirklich allein und immer leer ausgegangen sein? Man hat auch hinsichtlich dieser gewisse Beobachtun gen machen können . . . Wie heißt es in Don Karlos?: „Wo alles liebt, darf Karl allein nicht Haffen!" Die Schristleitung.> Nicht als ob die großkapitalistischen Banken jetzo am Hungertuche nagen müßten! Ih, bewahre! Sie werden auch in Zukunft ihr Geschäftchen machen, zumal wenn der mittel- ständische Fimmel weitergeht, wonach vor dem Kriege jeder , kleine Geschäftsmann aus seinem Briefbogen mit der Firma s einer Großbank prunken mußte. — Aber die schöne Zeit der Inslationsgewinne, die Zeit der dilatorischen Behandlung von Gutschriften, die Zeit der unkontrollierbaren Papiermark-Dis- kont-Manöver, die man mit der deutschen Reichsbank machen ? konnte, sie ist vorüber! — O schöne Zeit, o selige Zeit! Nicht als ob die zahllosen Gasthaus- und sonstigen Ge- ! schäftslokale, in denen sich die Großbank-Filialen eingenistet s haben, jetzo plötzlich sämtlich ihrer früheren Bestimmung wieder- gegeben würden! O nein, man kann schon einen Schub ver- : tragen! Aber, wie gesagt, es ist doch so manches anders ge- l worden. Ein neuer Tag dämmert heran, man muß sich um- stellen! - Die Herren in den Direktionen der Großbanken sind Diplo- s malen. Die lasten sich nie so recht was merken. Sie organisieren i auch die Betriebsumstellung hinter dichtverschlossenen und dick- ! gepolsterten Türen, sitzend in schönen weichen Klubsesseln, rau chend dicke und gute Zigarren, Marke „Bankdirektor". Sehr interessant ist deshalb für uns eine „Einladung", deren Text jetzt scheinbar in den Arbeitsräumen der Großbanken i von den Bankangestellten „unter der Hand" von Pult zu Pult weitergegeben wird. Wir erwischten einen dieser mit her Schreibmaschine vervielfältigten Zettel und servieren besten Inhalt hiermit unsern Lesern zum Frühstück: Einladung zu dem am 15. Februar stattfindenden Konzert des Bläser-Chors in allen Sälen der Großbanken. Programm: 1. Kündigungsmarsch (von 60 Proz. der Beamten müzu- singen). 2. Hungerpolonaise (für Unterernährte sind Krankenstühle bereitgestellt). 3. Hymne „An die Arbeit". 4. Phantasie über Gehaltszulagen („Was fragen rpjr nach Geld und Gut?"). 5. Variationen über das Thema: „Ich hab die Nase voll!" 6. Klagelied der Betriebsräte: „Ich hab mich ergeben!" 7. Chor der Betriebskontrolle: „In diesen heil'gen Hallen kennt man die Arbeit nicht!" 8. Mariettas Abschied aus „Bankenzauber". 9. Lied: Frage an die Zukunft „Was tue ich noch auf der Welt?" 10. Schubert-Potpourri: „Wo warst du nur so lange, mein Lieb? — Nanu, ich war im Bankbelrieb!!!" 11. Rundgelang ab 1. 4. 24: Eins, zwei, drei, — an der Bank vorbei! 12. Gemeinsamer Schlußgesang: „Wer hat dich, du mein Ge halt, abgebaut so hoch von oben!" Es wird dringend gebeten, die Vorträge nicht durch Magen knurren zu stören. — Der Reinertrag wird für die not leidende Direktion verwandt! Anfang: Nach Büroschluß, Oll- Uhr abends. — Ende: Kurz vor Dienstanfang. Die einzelnen Punkte dieses schönen „Programms" werfen so recht nette kleine Schlaglichter in die jüngste Vergangenheit . der Großbanken. Der Festausschuß, der diese Vortragsfolge > - Die kür einander Und. Roman von Fr. Lehns. (Nachdruck verboten). Siedendheiß überlief es ihn. Kein Zweifel, die Iulia, die er heute als Dienstmädchen angesehen, war Fräulein Schultze! Und die Spitzbübin hatte ihn in seinem Glauben gelassen, ja, ihn noch darin durch ihre ganze Art bestärkt! »Klopft -Iulia Schultze auch zuweilen Teppiche?" fragte er da plötzlich. Verwundert ob dieser Frage sah ihn die Dame an. „Ja, Fritz auch das tut sie. Sie scheut sich keiner Arbeit: sie wird so ein bißchen als Aschenbrödel von ihren drei Schwestern Lukrezia, Portia, Virgilia behandelt! Uebrigens, sie war es, die mir Ihre Bestellung ausrichtete —" Sichtlich verlegen nickte er und kraule sich den Kovs. „Ich hab' gemeint, sie ist ein dienstbarer Geist, weil sie auf dem Hofe einen Teppich klopfte. Ich fragte nach Ihnen — schließlich gab ich ihr ein Trinkgeld — sie sagte, sie sei im ersten Stock —" Frau Rat Schlossermann lachte herzlich. „Ja, das war ja Julchen! Dieses Mißverständnis Ihrer» seits wird den Schelm arg belustigt haben! Sie trägt es Ihnen nicht nach; seien Sie darum außer Sorge —" „Mir ist es aber doch peinlich —" und er dachte dabei an die Begegnung mit ih'' kurz vor seinem Kommen vorhin zur Frau Rat, wenn er auch sich selbst zum Tröste sagte, daß Iulia Schultze ein gut Teil Schuld an diesem Irrtum trug. Er ärgerte sich nachträglich über sich — wie hatte er so blind sein können! Ich wollte beute morgen zuerst eine in lila Sammet ge kleidete Dame nach Ihnen fragen, doch —" „Ach, das war gewiß Lukrezia, die Malerin — sie liebt solchen phantastischen Aufputz —" — „Und Sie erwähnten vorhin eine Porzia —" „— Die Lautenspielerin, und Virgilia, ein hübsches Ding, ist Schauspielern — außerdem ist noch ein Sohn da, — Cäsar Napoleon —" „Cäsar Napoleon —?" Fritz lachte hellauf — „nun, nach meiner kurzen Bekanntschaft mit Herrn Doktor Schultze mit tz traue ich ihm schon zu, daß er seinen Kindern solch« ver i zufammengestellt hat, bestand entschieden nicht aus Dummköpfen. : Den Bankangestellten, die heute diesen Galgenhumor verzapfen, : kann man es ja auch nicht verdenken, wenn sie unter dem Deck- s mantel der Satyre um die entschwundenen oder demnächst cn!- : schwindenden Fleischtöpfe der Großbanken klagen. In manche: s Hinsicht sind sie zu bedauern, denn jeder hat zugesehcn, wo cs während der mageren Zeiten noch einen fetten Happen gad. Mit diesem Programm aber haben sie uns einen Dienst cr- wiesen, denn, wie gesagt, es enthält treffende Schlaglichter. — Deshalb soll es auch nicht bei der bloßen Vervielfältigung durch die Schreibmaschine bleiben. Wir lassen es hiermit drucken, s damit es besonders dem gewerblichen Mittelstand in möglichst großem Umfange bekannt wird. Die Mitglieder des Reichp-Schutzverbandes für Handel und Gewerbe aber werden auch in diesem Dokument wiederum einen Ansporn erblicken, sich allerorts kraftvoll einzusetzen für den Ausbau unserer mächtig aufstrebenden Kredit-Genoffen- schastsbewegung. Wenn die kaufende unserer Mitglieder zu- fammengeschlossen sind durch das Band unserer überall ins Leben tretenden Garantie-Genossenschaften, dann wird bald der ge werbliche Mittelstand Deutschlands abseits stehen vom Treiben des Großbank-Kapitals. Er wird den -Kreislauf seiner finan ziellen Kräfte selbst regulieren und diese Kräfte werden nicht mehr abgeleitet in die gierigen Kanäle des Bank-Kapitals, wo sie die Mühlen der Konzerne und Warenhäuser speisen. Diese Kräfte werden einzig und allein dem Wirtschaftskörper der mittelständischen Betriebsform zugute kommen. Der gewerbliche Mittelstand hat in der Nachkriegszeit dem internationalen Großbank-Kapital so bitteres Lehrgeld zahlen müssen, daß er sich jetzt mit aller Kraft selbständig machen wird in der Verwaltung und Ausnutzung seiner finanziellen Kräfte. Schafft an allen Orten, in allen Ortsgruppen Buchtreu hand- und Dank-Genoffenschaften! Vie LsipLigri' Frühjahrsmesse Leipzig, 3. März. Die Leipziger Frühjahrsmesse wurde gestern vor mittag wie stets ohne besondere Feierlichkeiten eröffnet. Die Zuversicht, die man dieser Messe in weiten Kreisen des In- und Auslandes bereits in den letzten Tagen ent gegengebracht hat, scheint sich nach dem ersten Tag der Messe vollauf zu rechtfertigen. Die Nachfrage nach Waren übersteigt alle Erwartungen. Das Inland zeigt direkt Warenhunger und zwar, was beson ders sestzustellen ist, in erster Linie nach hochwertiger Qualitätsware. Bevorzugt sind die Erzeugnisse der Edelmetallindustrie, und hier ist wieder Messing die große Mode. Ebenso stark ist der Kaufdrang aus der Schuh- und Ledermefse sowie der Textil- mesfe, die durch die Eröffnung des Textilmeßhauses eine besondere Erweitung erfahren hat. Zu den Meß häusern der fremden Staaten ist ein deutsch-rumänisches hinzugekomme«. s - Se? SecmMmE » j ! k/vi Z-SFS cksr /(>S/LS ssbs/sn j jllt aas veutsMiananea uns aas DsggenNea Mr üir poliLribramlLN hrraurkoraerna? Dresden, 1. März. Dem Telunivn-Sachfendienst wird geschrieben: Die Geschäftsleitung Dresden des Verbandes Säch sischer Polizeibeamter scheint über Liebe zum Vaterlande eigen artige Ansichten zu haben, wie folgender Vorfall zeigt: Am 4. 2. 24 abends musizierten im Beamtenheim der Elbkaserne acht Musiker der Hilfspolizei-Kapelle bei einer Feier der ersten Bereitschaft Hilfspolizei. Es wurden verschiedene Parademärsche von Regimentern gespielt, denen anwesende Beamte früher an gehört hatten. Anter den anwesenden Beamten befanden sich auch frühere Angehörige der Marine, die ihren Marinemarsch, das Flaggenlied, hören wollten. Der Bitte wurde entsprochen. Ein anwesender Wachtmeister regte sich über das Spielen des Flaggenliedes auf und drang in seinen Vorgesetzten, das Spielen des Liedes zu verbieten. Da natürlich gar lein Grund vorlag, ließ der Borgesetzte auf weiteren Wunsch einiger Beamten das Flaggeniied noch einmal spielen, indem er die Ansicht vertrat, -atz das Flaggenlied dasjenige sei, mit dem unser Kanonenboot „Iltis" in den chinesischen Gewässern untergegangen sei. Eine politische Provokation in dem Liede zu erblicken, ist natürlich i Unsinn. Als späterhin auch das Deutschlandlied gesungen wurde, standen alle Anwesenden auf, darunter auch die anwesenden Damen, nur etwa 8 bis 10 Beamte der Landespolizei blieben sitzen und räkelten sich flegelhaft mit den Händen in der Tasche, durch Lächeln und Husten bewußt stören-, auf ihren Stühlen herum. Diese Verächtlichmachung unserer Nationalhymne er regte natürlich den größten Teil der Anwesenden, und zwar nicht nur die Beamten der ersten Bereitschaft, sondern auch die anwesenden Beamten der Landespolizei. Die Geschäftsleitung Dresden -es Verbandes Sächsischer Polizeibeamter fühlte sich sowohl durch das Flaggenlied wie auch anscheinend durch Singen des Deutschlandliedes in ihren republikanischen Gefühlen ver letzt, denn sie richtete folgende Beschwerde an ihre vorgesetzte Be hörde: „Am 4. 2. 24 abends musizierten im Beqmtenheim -er s Elbkaserne die Kapelle der Hilfspolizei, bestehen- aus 6 Mu sikern. Neben andern Musikstücken wurde auch das Flaggenlied zum Besten gegeben. Bei dieser Gelegenheit hat sich ein Landes- polizeibeamter einem Angehörigen der Hilsspolizei darüber sinn gemäß geäußert, daß seines Erachtens -as Spielen des Flaggen liedes aus Gründen des politischen Ansehens der Polizei ver boten sei. Es ist dann darüber zu einer Aussprache gekommen, an der sich auch Vorgesetzte beteiligt haben. Der Vorgesetzte soll dabei geäußert haben, daß das Flaggenlied zu Ehren jenes Be amten, der sich darüber aufgehalten hat, nochmals gespielt werden soll. Das geschah und dabei ist insbesondere der letzte Vers von einer großen Anzahl Angehöriger der Hilsspolizei mitgesungen worden, der bekanntlich mit einem Treueid auf die ! Flagge schwarz-weiß-rot endet. Die Zuhörer hatten das Ge fühl, als wenn dies mit besonderer Betonung gefchähe. Ein An gehöriger der Hilfspolizei soll geäußert haben, wenn er gehört hätte, daß sich ein anderer über das Flaggenlied aufgeregt hat, hätte es Fäuste in die Zähne gegeben. Der Vorgesetzte soll ge sagt haben: „Wem es nicht paßt, daß das Lied gespielt wird, soll hinausgehen." Im Beamlenheim waren während dieses Vorfalls, wie überhaupt an diesem Abend, Damen und Zi vilisten anwesend. Auf die Gefahr hin, -aß die Staatspolizei verwaltung unsere Bedenken nicht teilt, möchten wir nicht unter lassen, darauf hinzuweisen, daß dieser Vorfall unseres Erachtens in striktem Gegensatz zu der Verfügung Nr. 297 Ilc vom 24. 2. 21 steht, in der von Seiten des Ministeriums, anknüpfend an Vorgänge in Kiel, verfügt wird, daß sich die Beamtenschaft jeder einseitigen politischen Stellungnahme zu enthalten habe, wenn diese geeignet ist, das Ansehen ihrer Behörde ungünstig zu beeinflussen. Gerade auf diese Verfügung hat der Herr Präsident der Staatspolizeiverwaltung den Endunterzeichneten wiederholt aufmerksam gemacht und wir hoffen, daß um des willen die Staatsverwaltung nun auch Sorge trägt, daß sie nach jeder Richtung angewendet wird. Gezeichnet: Verband Säch sischer Polizeibeamter E. V-, der Geschäftsführer." Der Polizeibeamte insbesondere soll sich selbstverständlich von einseitiger Politik gerade heute sernhalten, aber was Flaggen- und Deutschlandlied mit Politik zu tun haben, ist schleierhaft. Das aber, was der Verband Sächsischer Polizei beamter mit seinem Schreiben bezweckt, ist einseitige Politik, und zwar Politik und Haß gegen das Vaterland und gegen die Gefühle eines jeden deutschstämmigen Deutschen. Selbst unkulti vierte schwarze Völker ehren ihre Kampfgesänge. Jeder Aus länder, sei er Norweger, Schwede, Engländer, ehrt und achtet seine Nationalhymne. Nur die vielen, sich deutsch nennenden Deutschen und auch anscheinend die Geschäftsführung des Ver bandes Sächsischer Polizeibeamter kennt keine Nationalhymne, also auch kein Vaterland, im Gegenteil, er nennt das Singen des Flaggenliedes, welches den Marinemarsch darstellt, eine be wußte Provokation. Er unterstützt demnach auch das slegel- hafte Verhalten einiger Beamten beim Singen des Deutschland liedes. Andrerseits wagt er es aber, von einseitiger Politik zu sprechen, die dem Beamtenkörper ferngehalten werden soll, und er vergißt, daß er durch seine Beschwerde über den Vor gang sich polizeilich sehr einseitig entblößt hat. E. R. 1887: Das Gefrieren der Fenster kann man verhindern, wenn man sie mittels Leinenläppchen mit einer Flüssigkeit abreidt, die man wie folgt herstellt: 0- Liter 20 proz. Spiritus, 30 Gr. Glyzerin und 1 Teelöffel Bernsteinöl schüttelt man tüchtig zu sammen, bis sich alles innig vermischt hat, nach Gebrauch verkorkt man die Flasche gut und bewahrt sie an kühlem Ort auf. Pegasus 1907: Plagiat heißt Menschenraub, Raub oder Dieb stahl an sonstigem Eigentum. rückten Namen gegeben hat — er selbst heißt dann wohl Ho ratio oder Romulus —" „Nein, Fritz, er heißt bloß August — das ist der Schmerz seines Lebens! Ihn zu versüßen, nennt er sich Augustus, und das bedeutet doch der Erhabene" — sagte Frau Rat humor voll, „übrigens sind die Schultzes sonst ganz harmlose Leute! Cäsar Napoleon, ein herzensguter gescheiter Mensch, leidet direkt unter seinem Namen; er hat als Junge manchmal heiße Tränen bei mir darum geweint. Das praktische Julchen hat ihn darum kurzerhand umgetauft und nennt ihn Kurt! Die älteste ist Lukrezia; sie ist Zeichen- und Mallehrerin an der höheren Töchterschule, die Porzia studiert Musik, dann kommt Virgilia, die kleine Rollen am hiesigen Stadtheater spielt, und die vierte, das Julchen, ist Mädchen für alles — sie hat keine besonderen Talente —" „Gott sei Dank!" fuhr es ihm heraus. Frau Rat lächelte. „Ja, mir sind talentvolle Mädels ein Greuel, weil sie meistens einen Sparren im Dachstübel haben — dann ist es da oben wohl ziemlich geräuschvoll?" „O nein! darum brauchen Sie keine Angst zu haben. Im Grunde ist es eins bescheidene Familie. Sie werden kaum jemand zu sehen bekommen." Nun, er, Fritz, würde ja weiter nicht böse sein, wenn er das Julchen öfter sähe! dachte er. „Die Frau Schultze ist eine sehr sympathische Dame", fuhr Frau Rat Schlossermann in ihrem Bericht über die Hausgenossen fort. „Ihr Leben ist wahrhaftig nicht leicht an der Seite dieses tyrannischen Mannes. Er quält und drangsaliert sie sehr, obwohl er vor anderen stets betont, daß sie eine geborene von Falkenhausen ist und aus einer alten Offiziersfamilie stammt! Er hatte da wohl bei der verwit weten Frau von Falkenhausen als Student gewohnt, dabei die Bekanntschaft der Tochter, die nicht mehr ganz jung war, gemacht und sich mit ihr verlobt, die Damen hatten nichts, und man war vielleicht noch froh, so unterzukommen — ein Geschick, wie es sich ja so oft im Leben zuträgt —" Er nickte und seufzte. „Ja, besonders mit dem „Nichtshaben —" „Nun, Sie können doch zufrieden sein, Fritz! Sie haben Ihren Beruf! Ansprüche machen den Menschen nicht reich — nur Zufriedenheit! Ihre liebe Mutter hat sich in dem letzten Jahrzehnt arg einrichten müssen, das weiß ich. Lei den noblen Passionen Ihres Vaters, des Majors, war das große Kapital bald hin! Er hatte eine leichte Ader —" „— die ich geerbt habe, wie Mutter klagt! Darum war sie froh, daß ich meine ersten Leutnantsjahre in Z. verbringen mußte, in der Nähe von Gersfelde, so daß sie und Onkel Exzellenz mich jederzeit kontrollieren konnten! Was man denn auch redlich besorgt hat! Onkel gibt mir eine sehr knappe Zulage — zum Sattessen zu wenig, zum Hungern zu viel! Das will ich ja anerkennen, daß er sich damals, trotz Papas Leichtsinn, riesig anständig betragen hat, wie er die ganze Sache geordnet hatte. Doch ich bin der Leidtragende — Papa ist tot — und ich muß beinahe darben. Und er könnte wohl mehr rausrücken — so viel wäre noch da für mich, den letzten Bieseneck! Auf mir ruht seine ganze Hoff nung." Er will mich zu spartanischer Bedürfnislosigkeit erziehen und nachher bin ist auf einmal sein lachender Erbe! Gut und gern könnte er mir schon vorher etwas geben — seine Klitsche wirft wahrhaftig mehr ab, als er mir schickt! Die Zulage von Mutter ist auch nur ein Taschengeld —" „Nun, nun, Fritz, tun Sie nicht gar so ärmlich —" „Es ist beinahe so, Frau Rat! Uebrigens, daß ich gerade hierher nach B. versetzt wurde, hat ihn gefreut! Befriedigte es ihn doch, daß ich unter eine neue Bevormundung komme! Die Frau Rat Schlossermann ist eine sehr resolute Dame, der man gehorchen muß —" „— die es aber gut meint, Fritz! Und da Sie selbst die ses Thema angeschnitten haben und das Erbteil Ihres seligen Vaters eingestehen, so wird cs ein leichtes für Sie sein, dagegen aNzukämpfen! Mit Ihren achtundzwanzig Iabren. vor dem Oberleutnant stehend, können Sie wohl allmählich anfangen, vernünftig zu werden!" „Ich werde mein möglichstes tun! Glücklicherweise bietet B. ja nicht so viel Gelegenheit, Geld auszugeben! Und sollte ich doch in meine alten Fehler verfallen, so gebe ich Ihnen hiermit feierlich die Erlaubnis, mir gründlich den Kopf zu waschen —" Sie sprachen noch allerlei, bis Fritz sich erhob, um zu gehen. Morgen wollte er dann einzkhcn. (Fortsetzung folg!.!
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