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- « M§ M/E 6eMir/ « - *»«»«»»««»»««>»««»—* Wilsdruff-Dresden, 4. März 1924. Merklan kirr üen s März. Sonnenaufgang 6^° U Mondaufgang 8" B. Connenuntergan« 6" » Mondiinwrgang N. 1527 Italienischer Physiker Graf Volta gest. 18S3 Fran zösischer Geschichtsforscher Hippolyte Laine gest. 19LZ Die Deutschen besehen die Alandsinseln. Var Wn ZsidaLtÄ. Im schönen Saubachtal Gibt's Freuden allzumal, Geht man am Bacheslauf Das fchöne Tal hinauf. Der Jüngling steht am Bach, Stellt den Forellen nach — Des Wandrers Sangesluft Hört man aus voller Brust. Dort aus dem Unterholz Tritt nun der Rehbock stolz, Er lauscht und sichert schon Ob ihm Gefahren dröhn. Die Vöglein musizieren, Niemals den Text verlieren, — Zur Neudeckmühle bald Kommt man durch Blätterwald. Wem perlend dann der Schweiz Rinnt von der Stirne heiß, Der trinkt ein Gläschen Bier Und folget weiter mir Zur steilen Felsenwand Wo längst der Fürstenstand Die Schönheit achtet schon Der Betstein zeugt davon. Wenn ich früh von der Höh Die goldne Sonne seh, Bewundre ich die Pracht Die Gott uns hier geschafft. Bewegt ist dann mein Herz Vergessen Leid und Schmerz, Der Glaube uns nicht wankt, Dem Schöpfer sei gedankt. * Ziehn schwere Wetter auf So wächst der Wasserlauf, Dann braust die wilde Sau Strömt über Feld und Au. Im schönen Saubachtal Freu ich mich tausendmal, Die Schönheit der Natur Kann ich bewundern nur. I. Richter, Sachsborf. * Fastnacht. Was wäre das früher für eine Faschingszeit ge wesen, wenn wir immer einen solchen Februar erlebt hätten, wie den hinter uns liegenden! Diesmal lieh die schwere Not, die auf allen Volkskreisen lastet, keine richtige Sl.mmung aufkommeu. Man besuchte einige Vergnügen, machte auch sonst einmal einen Späh mit, die richtige Fröhlichkeit wollte nirgends aujkommcn. Dabei wurde einem der Februar unendlich lang und man sehnt den „Abschlußtag" herbei. Nun steht Fastnacht vor der Tür! Noch einmal wird es hier und da ein bißchen „bunt" zugehen und dann kommt Aschermittwoch mit seinem Auslehrbesen. Die Sitte, Fastnacht besonders „bunt" zu feiern, ist uralt. Man kennt sie, solange es Fastenzeiten überhaupt gibt. Solche Zeiten, die in der Hauptsache in religiösen Sitten ihren Ursprung hatten, kannten schon die alten Aegypter. Der Brauch, sich durch Toll heit und reichliche Schmauserei für die kommende ernste Fasten zeit schadlos zu halten, tauchte erst später auf. Ausgangs des 15. Jahrhunderts werden Augsburg, Bamberg und Nürnberg berühmt durch ihre Fastnachtsspiele, in denen man die Ansänge des deutschen Lustspiels findet. Namentlich Hans Sachs lieferte noch heute viel belachte Spiele dieser Art. Große Karnevals feste feierte man später in Köln, Mainz, München und Nizza, die sich noch bis vor dem Kriege als Hochburgen des tollsten Karnevalstrubels behaupteten. Es werden gewiß noch viele Jahre vergehen, ehe man in Deutschland wieder an derartige Feste im alten Umfange denken- kann. Jetzt gibt es andere Dinge zu tun! > Baumdiebstähle. In den letzten Wochen sind am Laufe des Saubaches oberhalb des Oberen Parkes wiederholt starke Eschen gestohlen worden. Nicht allein, daß damit dem Besitzer beträchtlicher Schaden erwächst, auch das Naturbild verliert da mit an Romantik. Wer auf die Spur der Diebe führen kann, wird gebeten, seine Wahrnehmungen der Polizei mitzuteilen. Belohnung wird zugefichert. Die Bejchälstation Zella nach Nossen verlegt. Die frühere Beschälstation Zella ist dieses Jahr nach Nossen, ,Kchützenhaus", verlegt worden. Es werden in nächster Zeit 3 Beschäler, 1 Kalt- und 2 Vollblüter, erstklassige Hengste, hier eintreffen. Geburtenrückgang nur in den Städten. Nach einem Bericht des Reichsstatistischen Amtes ist der Geburtenrückgang der letzten Jahre in Deutschland bisher nur in Städten beobachtet worden und muß daher anders beurteilt werden als die gleiche Erschei nung vor dem Kriege. Der Geburtenrückgang ist bisher nur eine Folge der wirtschaftlichen Not, die sich am meisten in den Städten bemerkbar macht. Freilich besteht auch die Gefahr einer Aus dehnung auf das Land, die bereits durch die letzten Jahre kennt lich gemacht wird. Die Schneider-Innung Sachsens an ihre Kundschaft. In der letzten Zeit haben örtliche Preisprüfungsstellen Kampf gegen die Preisgestaltung im Schneidergeweibe geführt, wo durch vielfach Aufreizung der Kundschaft und Verächtlich machung des Schneiderberufes bewirkt worden ist und wodurch der Schneider als wucherisch und Verteurer der Kleidung er scheinen mußte. Doch der ist schuldlos. Er ist preisgegeben der Macht der Kartelle und Syndikate, die sur ihre Erzeugnisse und Waren den Preis bestimmen, den sie wollen. Würde Recht und Gerechtigkeit an die Spitze aller Preisnachfor schungen gestellt, dann würde es sehr bald klar sein, daß^ nicht der verarbeitende Schneider, sondern -die kartellierten Fabri kanten und Lieferanten in Preisstellung und Zahlunas- und Lieferungsbedingungen ausüben. Es steht in keinem Verhält ¬ nis zu Gehalt- und Lohnabbau und Frachtermäßigung, wenn heute z. B. Nähgarn viermal teurer ist als im Frieden und wenn Futterstoffe ebenfalls 100—200 Prozent mehr kosten! Selbst wenn der Arbeitslohn etwas niedriger wird, so kann diese kleine Summe nicht viel am Endpreis verringern. Nun steht leider die Tatsache fest, daß die Fabrikanten gar nicht daran denken, ihre Preise zu senken, denn sie sind auf Monate hinaus voll beschäftigt und bekommen vom Ausland jeden Preis. Es wäre ein hohes Verdienst der Preisprüf- stellen, das Publikum dadurch zu schützen, daß sie bei jenen Kreisen einmal ernstlich ansehten und dort im Interesse der Allgemeinheit sür einen Preisabbau sorgten. Vor aller Oeffent- tichkeit muß dargelegt werden, daß der Schneider nur dann seine Preise senken kann, wenn alle Matenalpreise gesenkt worden sind. Wir bitten die verehrliche Kundschaft, von diesem s Tatsachenstande Kenntnis zu nehmen und ihre Enrüstung über hohe Kleiderpreise nicht dem Schneider gegenüber zum Aus- ' druck bringen zu wollen! Der Schneider ist sich seiner Pflicht gegenüber dem Volksganzen voll bewußt — er wird ebenso mit dem bescheidensten Nutzen zufrieden sein, wie es heute alle Kreise sein müssen! — Man gebe ihm aber was gerecht ist! Jedermann weiß, daß gute Ware und gute Arbeit stets wert voll war und letzten Endes doch billiger ist als zunächst billig scheinende, ohne inneren Wert! Wir fordern nichts anderes als Gerechtigkeit In der Beurteilung und bitten darum, diese allen unseren Mitgliedern zuteil werden zu lassen! Tanneberg, 2. März. Mittwoch, den 5. März, findet im Tanneberaer Forst Holzauktion statt. Zur Versteigerung ge langen 2200 Fichtenstangen, mehrere Durchforsthaufen und 8 Raummeter Fichtenholz. — An Stelle eines Stiftungsfestes wird der hiesige Männergesangverein demnächst ein Kränzchen- abh alten. Hainsberg. Unter den Schulkindern zu Hainsberg sind in letzter Zeit wiederholt Typhuserkrankungen vorgekommen. Da sich die Fälle häuften (17 Fälle), mußte die Schule geschlossen werden. l. Hohnstein, Sächs. Schw. Lebhafter Verkehr wie im Sommer herrschte am Sonntag in unserem Gebirgsstädtchen. Hunderte von Menschen zogen hinaus nach der Gautschgrotte und dem Polenztale usw., um die wunderbaren Eisbildungen zu schauen, die in langen Eiszapfen oder Gletschern von den Felsen herunterhängen und dabei in den wunderbarsten Farben schillern. So findet sich in der Gautschgrotte ein mächtiger Eiszapfen von 20 Metern Länge und mehreren Metern Umfang. Nicht alle Jahre sind die Eisbildungen von solcher Schönheit und Mächtig keit, das letzte Mal vor zehn Jahren. -r. Strand b. Königstein. Am 1. März beging der Männer gesangverein „Einigkeit" !m Gasthof zu Weißig sein 1. Stiftungs fest. Der gut gefüllte Saal zeigte, mit welchem Interesse man dem ersten Auftreten des neuen Vereins entgegensah. Die aus gezeichnete Musikkapelle verstand es, durch einige recht nette Kon zertstücke die nötige Feststimmung zu erzeugen. In schwerer Zeit gegründet, hat der junge Verein ein Jahr harter Arbeit und schweren Schaffens hinter sich nach den Worten des Vorsitzen den. Doch „Einigkeit macht stark", das zeigt sich auch in dem s Verein. Wenn auch die gesanglichen- Leistungen noch nicht auf der Höhe sind, so ließen sie doch erkennen, daß sich Dirigent und Sänger redlich bemüht haben, durch stramme Säng-erdifziplin und Fleiß das deutsche Volkslied zu siegen. Um so bester ge langen die theatralischen Vorführungen, so daß den eifrigen Sielern ungeteilter Beifall gezollt wurde. In feuchtfröhlicher Stimmung drehte man sich nach den schmelzenden Weisen der rührigen Kapelle im Kreise, tnd nur zu schnell nahten die Morgenstunden. Die erste Veranstaltung macht dem Verein und j seiner Leitung alle Ehre. :/: Cunnersdorf b. H. Am vergangenen- Freitag hielt der hiesige Bezirksobstbauverein im „Erbgericht" zu Ehrenberg eine Wanderversammlung ab. Der Leiter der Landwirtschaftlichen Beratungsstelle in Dresden von der BASF, bot einen äußerst interessanten und lehrreichen Vortrag mit Lichtbildern über die Herstellung, Anwendung und Wirkung der neuen deutschen Stick stoffdüngemittel. Das Dargebotene wurde sehr beisällig ausge nommen. Dem Vortrag folgte eine rege Aussprache, die noch manches Wissenswerte auf dem Gebiete der Obstbaumdüngung brachte. l D. Stollberg. Vergangenen Sonnabend wurden die Ein wohner unserer Stadt gegen 7 Uhr morgens durch die Feuerglocke geweckt. Das Feuer, in der Hasteinuschen Strumpffabrik durch unvorsichtige Beheizung eines Ofens hervorgerusen, konnte jedoch im Keime erstickt werden. — Hier plant man die Errichtung eines Naturtheaters in den- Steinbruchanlagen. Sollte der Plan Unterstützung seitens der städtischen Behörden- finden-, so dürfte mit einem Beginn der Spielzeit im Mai zu rechnen fein. Obernaundorf. Am 1. März wurde von hiesiger Schul leitung ein Konzert zum Besten armer Konfirmanden veran staltet das von hiesigen Ortsbewohnern, zum Teil auch vom benachbarten Rabenau, gut besucht war. Die Kurrende der Auf erstehungskirche zu DresdewPlauen hatte unter Leitung des Kantors Trache ihre Mitwirkung zugesagt. Es gelangten Ge sänge von Palestrina, Orlando di Lasso, Alb. Becker, Rob. Schu mann, Mendelssohn u. a. zum Vortrag. Sämtliche Gesänge waren Glanzleistungem Den instrumentalen- Teil hatten Lehrer Moritz (Violine), Fräulein Klaus (Klavier) und Lehrer Klaus (Harmonium) übernommen. Auch diese Darbietungen ernteten reichen Beifall. Bautzen, 3. März. Am Freitag vormittag fuhr an der Essenbahnbrücke an der Neusalzaer Straße ein Lastauto der Firma August Nowack, Karosseriewerk A.Ä., beim Ausweichen vor einem Fußgänger die Böschung hinab, überschlug sich und begrub die 4 Insassen unter sich. Der Wagen wurde stark be schädigt, die Insassen erlitten teilweise erhebliche Verletzungen. Chemnitz, 3. März. In Gersdorf ist die Wohnungsluxus steuer eingejührt worden. Wohnungsinhaber, die mehr als eine normale Wohnung innehaben, müssen pro Jahr bei einem Zimmer 25 Goldmark, bei 2 Zimmern 50 Goldmark, bei drei Zimmern 75 Goldmark und bei 4 Zimmern und mehr je 100 Goldmark zahlen. Die Steuer soll zu Wvhnungszwecken Ver wendung finden. 8 Rochlitz. Während sich die Stadt zur Einweisung ihres neuen Bürgermeisters rüstete, erscholl Feueralarm. In der Sulenfabrik war eine Anzahl Spulen in Brand geratem Das Feuer konnte bald gelöscht und weiteres Umsichgreifen glücklich vermieden werden. — Am staatlichen Lehrerseminar legten j 24 Kandidaten ihre Prüfung ab. Wann werden sie einmal ins ; Amt treten? Die Väter sind wahrhaftig nicht zu beneiden, die ! unter den schwierigsten Verhältnissen des Krieges die teure Aus- s bildug auf sich nahmen und die voraussichtlich noch drei weitere i Jahre für die nun endlich erwerbsfähigen Söhne sorgen müssen. ? Sitzung ser vemrsurMfser Ser MtrdsiiplsmsMskl MG» Herabsetzung der Zugtierfteuer im Bezirk auf ein Drittel des bisherigen Satzes. Der Bezirksausschuß hatte sich in seiner Sitzung mit folgen dem Punkte der Tagesordnung zu befassen: Erhebung von Zugtierfteuer für das erste Kalenderviertel jahr 1924: a) Entscheidung üder die vorliegenden Ansprüche, Er laß-, Herabsetzungs- und Stundungsgesuche; b) Ermächtigung der Amtshauptmannschast, die Steuer sätze für Pony- und Russenpferde auf die Hälfte der im Bezirk geltenden Steuersätze für Pferde herabzu setzen. Amtshauptmann Schmidt gab zunächst Kenntnis davon, daß gegen die jetzige Höhe der Steuer eine große Zahl von Pro testen und Stundungsgesuchen eingegangen' fei. Ein Teil dieser Schreiben sei sachlich gehalten, während aus andern zwischen den Zeilen zu lesen sei, daß man den neuen Amtshauptmann für die Höhe der Steuer verantwortlich mache. Er verwahrte sich gegen diesen Vorwurf und führte dagegen an, daß die Zugtierfteuer vom Landeskulturrat selbst vorgeschlagen sei, im übrigen im Reichsgesetz über Krastfahrzeugsteuer beruhe, nach dem für die Benutzung der Wege durch Besteuerung Mittel aufzubringen sind für die Unterhaltung derselben. In Sachsen sei die Zugtier steuer auf Vorschlag des Landeskulturrats eingesührt worden; andere Länder haben diese Steuer nicht. Durch Landesgesetz feien die Mindestsätze der Steuer bestimmt; den einzelnen Be zirken sei es überlassen gewesen, Zuschläge zu diesen Sätzen zu erheben. Im Juni- vorigen Jahres habe der Bezirksausschuß ein stimmig die Erhebung der Zugtiersteuer in der ausgeschriebenen Weise beschlossen, und zwar in der dreifachen Höhe des Mindest satzes. Es seien damals durchschnittlich 25 Pfg. bezahlt worden. Mit den damals eingehenden Geldern habe man wenig Wege bessern können, da die Inflation die eingehenden hohen Papier marksummen immer wieder entwertete. Als die Forderungen auf Beihilfen zu Wegbesserungen seitens der Gemeinden immer dringlicher wurden, habe man sich zur Erhebung eines fünften Teiles der Steuer entschlossen für die Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1924. Vom Verbände -der Bezirksverbände fei ge raten worden, auch dieses fünfte Viertel der Steuer in dreifacher Höhe der einfachen Sätze zu erheben, um den Vorwurf zu ver hindern, die Steuerquellen nicht richtig ausgeschöpft zu haben. Die Folge dieser Maßnahme seien die Proteste und Deputatio nen, die gegen die Höhe der Steuer Stellung nahmen. Die Mißstimmung sei zu begreifen, da gegenwärtig für die Landwirtschaft die Steuertermine sehr stark aufeinander folgten. Nach einer Mitteilung, in welcher Höhe die Zugtiersteuer in an dern Bezirken erhoben wird, wies der Amtshauptmann darauf hin, daß der Charakter der Zugtiersteuer, die als Nebensteuer gedacht ist, sich völlig geändert hat. Durch die Umstellung auf Goldmark sei sie zu einer Hauptsteuer geworden?" Lr schlage des halb vor, die Steuer für das 5. Viertel mit 50 Prozent zu er heben, im übrigen aber abzuwarten, was der Landtag für die Zukunft beschließen werde. Bürgermeister Benndorf-Lommatzsch zeigte in seinen Ausführungen, wie schwer die Höhe der Steuer auch die klei neren Betriebe trifft und trat für einen Antrag Schreiber ein, der folgendes besagte: Der Bezirksausschuß wolle hinsichtlich der Zugtiersteuer be schließen: 1. von den in voriger Bezirksausschußsitzung beschlossenen Sätzen (Pferd 36 Goldmark, Ochsen 27 Goldmark) sür das erste Kalendervierteljahr 1924 zwei Drittel zu er lassen und 2. die Zugtiersteuerordnung dahingehend abzuändern, daß Bezirkszuschläge zu den staatlichen Sätzen nicht erhoben werden. Abg. Schreiber wies ebenfalls auf die durch die ver änderte Währung geschaffenen Verhältnisse hin und kennzeichnete die Steuer in ihrer jetzigen Höhe als untragbar. Der sozialistische Amtshauptmann von Großenhain habe selbst zugegeben, daß die Steuer unhaltbar sei und die Regierung selbst habe eingesehen, daß die Zugtierfteuer in dieser Höhe nicht aufrecht zu halten sei und für die nahe Zukunft eine Novelle zu dem Gesetz versprochen. Zu einer Vertagung des 2. Absatzes seines Antrages sehe er keinen Grund, der Bezirksausschuß könne wohl beschließen, daß zu den staatlichen Sätzen keine Zuschläge mehr erhoben werden sollen. Anzuerkennen sei, daß die Amtshauptmannschaft von sich aus auf eine generelle Stundung der Steuer zugekommen sei, bis der Bezirksausschuß gesprochen habe. Der Amtshauptmann trat erneut dafür ein, daß man die zukünftige Höhe erst sestsetzen möchte, wenn der Landtag ge sprochen habe. Die Mittel seien nötig, denn, die Gemeinden drängten auf Beihilfen. Auf eine Anfrage Schreiber, inwieweit die Steuern schon bezahlt seien-, bemerkte der Amtshauptmann, daß ein gut Teil schon bezahlt worden sei. Weiter wies er darauf hin, daß den Bezirken ab 1. April höhere Pflichten erwachsen würden durch Uebernahme der Kriegersürsorge, Wohlfahrts pflege usw. Dem letzteren hielt Abg. Schreiber entgegen, daß die Länder auch einen Teil ihrer Steuerhoheit zurückgewinnen. Die Land wirtschaft sei stets bereit, auch in der Zukunft die notwendigen- Mittel aufzubringen, sie sehe sich jetzt aber außerstande, -die Zug tiersteuer in der geforderten Höhe zu entrichten, weshalb man bitte, seinem Antrag zuzustimmen. Nachdem der Amtshauptmann nochmals für Herabsetzung um 50 Prozent eingetreten war, zogen sich die Antragsteller zu einer kurzen Beratung zurück. Nach Wiederaufnahme der Sitzung erklärte Gemeindevor stand Glöckner-Weinböhla als Mitunterzeichner des Antrages Schreiber, daß man diesen in voller Höhe aufrecht erhalte, also bitte um einen Erlaß der Zugtiersteuer für das 5. Viertel in Höhe von 66si» Prozent und daß Zuschläge zu den staatlichen Sätzen künftig nicht mehr erhoben werden sollen. Abg. Keil trat für den Antrag des Amtshauptmanns ein und erhob allerlei Vorwürfe gegen die Landwirtschaft mit Bezug auf die Inflationszeit. Abg. Schreiber wies diese zurück und erklärte, für die Höhe der Steuer sei nicht der Bezirk maßgebend, überall werde anerkannt, daß die Steuer untragbar sei. Für die Landwirtschaft erkläre er nochmals, daß man bereit sei, die notwendigen Mittel aufzubringen, aber nicht auf diesem Wege, und daß man ähnliche Sätze zu fordern berechtigt sei, wie sie in den Nachbarbezirken erhoben werden. Die Abstimmung ergibt fünf Stimmen für den Antrag Schreiber, vier dagegen, so daß das fünfte Viertel für 1. Januar bis 31. März 1924 nur zu einem Dritte! des aus geschriebenen Betrages zu entrichten ist und Zuschläge zu den staatlichen Sätzen nicht mehr erhoben werden. Zur Sitzung hatte sich eine starke Zuhörerzahl aus land wirtschaftlichen Kreisen eingefundem