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sichert tst. Die Ansprüche aus ven EinzelovltgaNonen werden auf dem Grundbesitz der betroffenen Unternehmer durch eine öffentliche Last dinglich gesichert. Die öffentliche Last ent steht kraft Gesetzes und bedarf nicht der Eintragung. Gemäß dem Sachverständigengutachten wird die Reparationskom mission einen Treuhänder ernennen, dem die Jndustriebonds und die veräußerlichen Einzelobligationen übergeben werden. Die Lasten, die der entsprechende Teil des Sachverständigen gutachtens der deutschen Wirtschaft auferlegt, können vor zeitig abgelöst werden. Durch die Ablösung befreien sich die Unternehmer in Höhe der abgelösten Summe für immer. Alle dpi dieser Regelung vorgesehenen Schuldtitel sind von der Wettpapiersteuer und der Kapitalertragssteuer, soweit sic sich nicht in Händen deutscher Neichsangehöriger befinden, bis zum Rückkauf befreit. Deuifche Reichsbahn-Grsellschafi. Neuregelung des Reichseisenbahnbetriebes. Das zweite der infolge des Londoner Abkommens notwendigen Gesetze betrifft die Reicheneisenbahn undwurde el .* falls vom Reichskabinett im Entwurf genehmigt. Der Entwurf umfaßt 47 Paragraphen und bringt im wesentlichen folgende Bestimmungen: Das Deutsche Reich errichtet durch dieses Gesetz zum Be triebe der Reichseisenbahnen eine Gesellschaft mit der Firma „Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft". Die Rechts- und Dicnst- verhüttniye der Bediensteten der Gesellschaft werden durch eine Personalordnung geregelt. Die aus dem Gebiete des Ärbeits-, Fürsorge- und Versicherungsrechts allgemein gelten den Gesetze und Verordnungen gelten, soweit sie nicht der Ge- sellschastsjatzung widersprechen, auch für die Beamten, Ange- stellten und Arbeiter der Gesellschaft. Durch ein besonderes Reichsgesetz (Reichsbahn-Personalgesetz) sind die bisherigen gesetzlichen Vorschriften über die Rechts- und Dieustverhalt- mssc der Bediensteten mit den Bestimmungen dieses Gesetzes in Übereinstimmung zu bringen. Der Reichsregierung bleibt gegenüber der Gesellschaft Vor behalten: die Aussicht darüber, daß die Reichseisenbahnen samt allen Anlagen und Betriebsmitteln in betriebssicherem Zu stand erhalten werden und daß der Betrieb zufriedenstellend geführt wird: die Genehmigung zur dauernden Einstellung des Betriebes einer Reichsbahnstrecke oder eines wichtigen Bahnhofes; zu allgemein grundlegenden Neuerungen oder Änderungen technischer Anlagen, insbesondere die Genehmi gung zur Ausdehnung oder Einschränkung der elektrischen Zugförderung und zu Systemänderungen im Sicherungs wesen. Die konstruktive Durchbildung ist ausschließlich Sache der Gesellschaft; die Genehmigung zum Erwerb anderer Unter nehmungen oder zur Beteiligung an anderen Unternehmungen, die nicht dem Betriebszweck der Reichsbahn dienen; die Mit wirkung bei Aufstellung der Tarife; die Mitwirkung bei Auf stellung der regelmäßigen Fahrpläne des Personenverkehrs; die Genehmigung zur Abschaffung einer bestehenden Personen wagenklasse; Überwachung der Vorkehrungen zur Sicherung eines Notbetriebes. Mit dem Ablauf des Betriebsrechts hat die Gesellschafr der Reichsregierung unentgeltlich die Reichseisenbahnen samt allem Zubehör und den zur ordnungsmäßigen Betriebssüh- rung nötigen Betriebsvorräten sowie mit allen Nebenbetrieben lastenfrei in ordnungsmäßigem Zustande zu übergeben und alle Beteiligungen an anderen Unternehmungen aus das Reich zu übertragen. Zollerleichterungen auf der Regirbahn Dortmund, 20. August. Das Neichsbahnvcrkchrsamt Dortmund teilt mit: Mit sofortiger Wirksamkeit werden Zoll- ncbengebühren der Eisenbahn (Vorführung, Abfertigung, Schreib- und Formulargcbühren) im Verkehr von und nach der Regie auf Reichsbahnübergängen von der Reichsbahn nicht mehr erhoben. Macdonalds Schiedsgerichtsvorfchläge. Für den Völkerbund. Der Plan einer Schiedsgerichtsordnung, den Mac donald für die Völkerbundstagung in Genf ausarbeiiet, umfaßt folgende Punkte: 1. Der Internationale Schieds gerichtshof im Haag wird einen Schiedsspruch in dem Augenblick fällen, in dem ein bewaffneter Konflikt droht. 2. Die Kontrolle der deutschen Rüstungen und Bewaff nungen wird durch den Völkerbund vollzogen. 3. Es soll der Versuch gemacht werden, alle Staaten zu einem internationalen Abkommen über die Entwaffnung zu bewegen. Ramsay Macdonald will sein Projett nicht ver- wirklichen, bevor auch Deutschland als Mitglied in den Völkerbund ausgenommen sei. Macdonald hat beschlossen, seinen Urlaub um mehrere Tage zu kürzen und bereits am 26. August nach Genf abzureiscn, um sich mit den lausenden Geschäften des Völkerbundes und mit dem Verfahren der Völkerbundsversammlung vor ihrem Zusammentretcn ver traut zu machen. - Kleine Nachrichten RctchSwirtschastsrat und Londoner Konferenz. Berlin, 20. August. Morgen treten der wirtschaftspolitische und der finanzpolitische Ausschuß des Rcichswirtschaftsrats zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, um zu dem Er gebnis der Londoner Konferenz Stellung zu nehmen. Diese beiden Ausschüsse waren an der Vorbereitung der drei Gut achtengesetzentwürfe in hervorragender Weise beteiligt. Es handelt sich bei der vorgesehenen Stellungnahme nur mehr um eine letzte Begutachtung der Entwürfe, die bekanntlich keinen Änderungen mehr unterworfen werden dürfen. Bayern und das Londoner Abkommen. München, 20. August. Im Einvernehmen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Held empfing Staatsrat Tr. Schmelzle, der die deutsche Delegation als Vertreter Bayerns nach London begleitet hatte, die Vertreter der Presse. Dr. Schmelzle erklärte, die Entscheidung, die jetzt Heimat und Parlament zu treffen hätten, könne nur die sein, das Londoner Abkommen zu ratifizieren. Morgen wird Staatsrat Schmelz!- im bayerischen Ministerrat Bericht über die Londoner Ver handlungen erstatten. Der Ministerrat wird u. a. Stellung nehmen zu den mit dem Dawes-Gutachten zusammenbängeu- den Gesetzentwürfen. Vom Ernährungsminister zum katholischen Geistliche«. Stuttgart, 20. August. Der frühere württembergische Larrs- tagsabgeordncte Baumann, der einige Jahre das Amt eines Ernährungsministers für Württemberg bekleidete, ist vor kurzem zum katholischen Priester geweiht worden und wird jetzt das Amt eines Vikars in einer kleinen katholischen Gemeinde in Oberschwaben antreten. Als Landtagsabgeocd- neter gehörte Baumann früher der Nationalliberalen Partei, von 1920 ab der Demokratischen Partei Württembergs an. Erklärungen des Generals v. Deimling. Mannheim, 20. August. In Beantwortung der Äußerungen der Offizierbünde über seine politische Stellungnahme erklärt General v. Deimling u. a.: „Gerade, weil ich General war, empfinde ich es als sittliche Pflicht, meinem Vaterlande, dem SO Jahre meine Arbeit und mein Streben gegolten hat, auch weiterhin tatkräftig zu dienen, getreu meiner Überzeugung und solange ich noch die Kraft dazu habe. Und jene, die glauben, mich verurteilen zu sollen, werden mir die innere Freudigkeit hierzu niemals rauben können. Ich weiß auch, daß es genug Kameraden gibt, die innerlich ebenso denken wie ich, und daß alle einsichtsvollen Deutschen mir recht geben." Aufnahine der Förderung auf der Laurahütte. Kattowitz, 20. August. Die Verwaltung der Gräfin Laura hütte hat ihre Verfügung, daß ab 18. August nur Rotstands arbeiten in den Feierschichten verrichtet werden sollen, auf gehoben und beschlossen, die Förderung wieder aufzunehmen, sich aber Vorbehalten, entsprechend den Verhältnissen Feier schichten einzulegen. Die Suche nach den Erzberger-Mördern. Budapest, 20. August. Trotzdem verlautbart wurde, daß Heinrich Förster nicht der Mörder Erzbergers ist, bleibt er weiter in Polizeihaft. Ein Budapester Blatt behauptet, daß man in Berlin nicht viel Wert darauf lege, die Mörder Erz bergers zu entlarven, weil das zu innerpolitischen Verwick lungen führen könne. Die deutsche Gesandtschast in Budapest weist diese Behauptung zurück als jeder Grundlage entbehrend. - Letzte Meldungen j Englisch-französische Spannung. Paris, 2j. August. Die Spannung Mischen Paris und London dauert an. Das „Journal des Devals" kündigt cm, daß die französisch-englischen Beziehungen in den kommenden Monaten ein kritisches Stadium erleben werden. Herriots Mehrheit gesichert Paris, 21. August. Selbst in den Kreisen der Opposition gibt man zu, daß Herriot in beiden Häusern auf eins mehr als ausreichende Mehrheit rechnen kann. In der Kammer gilt eine Mehrheit von mindestens 320 Stimmen als gesichert. Im Senat dürfte sich die Opposition auf die dem nationalen Mock nahe stehende Mgelgruppe beschränken. Der Temps gegen Snowden. Paris, 21. August. Der „Temps" fMt über die gestern im „Manchester Guachian" abgedruckte Erklärung Snowdens folgendes Urteil; Snowden möchte die Deutschen daran hindern, Frankreich KMe» zu liefern. Er möchte ferner de» Verbünde ten untersagen, sich für die deutsche Industrie zu interessiere». Er will sogar, d^ß die Franzosen und Deutschen sich wegen der Ruhr beständig streiten und sich zum Vorteil der britischen Han- delsinteresfeu knebeln lasten. Das ist eine sehr häßliche und außer dem dumme Politik. Die britischen Handrlsiukeressen werden sich nur tickwickeln, wenn die Völker des Kontinents in Eintracht leben, so daß viele England unentbehrliche Gegenstände hergrstellt wer den und zahlreiche in England produzierte Waren Abnahme finden. ! 11 US unserer Heimat ) Wilsdruff, am 21. August 1924. Merkblatt für den 22. Nnaust. Sonnenaufgang 4" !!Monbanfgcmg 10" N Sonnenuntergang 7" Monduntergang 1'° N. 1818 Jurist Rudolf v. Jhering geb. — 1850 Dichter Ni kolaus Lenau gest. — 1859 Maler Walter Firle geb. — 1914 Deutscher Sieg bei Longwy. — 1921 Maler Andreas Zorn gest. * Falsche Älentenbankscheine. Seit der Einziehung der meisten NvtgeWscheme hat sich ein deutlicher Rückgang der Fälschungen von Papiergeld gezeigt. Die neuen von der Reichsbank aus- gegebenen Nolem»oen machen ebenso wie die Rentenbanknoten wegen ihrer sorgfältigen Druckausführung den Fälschern offenbar erhebliche Schwierigkeiten. Bei den Rentenbanknoten wird sich den Falschmünzern eine Nachahmung rm großen auch 'deshalb nicht verlohnen, weil sie darauf rechnen müssen, daß die Renten bankscheine eürgezogrn werden, sobald die Goldnvtenbank kommt. Immerhin sind auch von den Rentenbanknotcn in verschiedenen Gegenden des Reiches Fälschungen 'der Scheine zu I, 5, 10 und vereinzelt auch zu 50 ML aufgedaucht. Dieke Fälschungen echter Scheine sind jedoch, äbgesehen von der meist mangelhaften Wie dergabe des ünterdruckmufters der echten Scheine, bei einiger Aufmerksamkeit schon daran zu erkennen, daß entweder Has Kreuz- Ring-Wasserzeichen der echten Scheine gar nicht oder nur durch Deckfarbe oder Fettdruck unvollkommen nachgeahmt ausweisen, oder sie ein anderes Wasterzeichenmuster tragen als die echten Scheine. Hält man die echten Scheine gegen das Licht, so ist das Wasserzeichen (Kreuz-Ring) klar und gleichmäßig gut auf dem ganzen Schein sichtbar. Porücnzert. Freitag abends von Ahr ab findet bei günstigem Wetter im Oberen Park Freikonzert der Stadtkapelle unter Leitug des Herrn Musikdirektors Philipp statt. Verbandsberufsschule. Wegen der sich ergebenden Schwie rigkeiten einer gemeinsamen Derfassungsfeier der 22 Berufsschule klassen wird in diesem' Jahre in jeder Klasse an ihrem Unterrichts tage der ersten Schulwoche eine Stunde auf die Würdigung 'des Weimarer Verfassungswerkes und auf das ehrende Gedächtnis der Kriegsopfer verwendet werden. In -den Schützrnhaus-LichHpielen kommt Freitag und Sonn abend abends 8 Uhr ein äußerst spannendes Filmwerk aus dem. amerikanischen Gefängnislebe» „Der schwarze Stern" nach dem gleichnamigen Roman von Sven Elve stad und dazu „Luftschlös ser" oder „Die Erlebnisse eines amerikanischen Ladenmädchens" zur Vorführung. (Bel. Inserat.) Beginnende Besserung auf dem sächsischen Arbeitsmartte? Das Landesamt für Arbeitsvermittlung veröffentlicht über die Lage auf dem sächUchen Ardeilsmarkle für die Zeit vom jO. bis 16. August 1924 folgenden Bericht: Die Gefamtlage muß wei terhin als ungünstig bezeichnet werden, obwohl in einzeien Be zirken ein gewisser Stillstand in der Abwärtsbewegung festzu- stelken und teilweise sogar eine geringe Steigerung der Nachfrage nach Arbeitskräften einZetreten ist. Letzteres war insbesondere in der Textil-, in der chemischen und in der Süßwarenindustrie der Fall. Aber auch die Landwirtschaft hatte weiterhin Bedarf an gelernten Arbeitskräften, hevorzuete jedoch nach wie vor solche in jüngeren Lebensjahren. Uneinheitlich war die Lage im allge meinen im Bergbau, in der Industrie der Steine und Erben, in der Kartonnagen-, der Zigarren- und Zigaretten- und in der Konservenindustrre, sowie in ben Leben-smittelgcwerben. Ei» weiteres Nachlassen der Nachfrage nach Arbeitskräften war im Bau-, Bekleidungs- und Gä-rtnercewerde feftzustellen. Beson ders ungünstig blieben die Verhältnisse in der Metallindustrie, im Leder- und Tapezierer-, im Verkehrs-, Gastwirts- und Hvlz- gewerbe, obgleich in letzterem die Arbeitstämpfe im allgemeinen als abgeschlossen gelten können. Eine weitere Belastung erfuhr der Arbeitsmarkt durch Angehörige der AncestMenberufe und durch Ungelernte. Für erstere bestanden fast überhaupt keine, für Da; Probejahr der Dolorer Kenoldi. 6S Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Acker mann, Stuttgart. Und heute saß sie auf einem bescheidenen Platz, in ein- facher Kleidung, inmitten schlechter Leute, den ewig frischen, unvergänglichen Klängen Webers lauschend, in denen die ganze Poesie des deutschen Waldes wiederklang, von nie mand gekannt und beachtet. Von niemand? Das stimmte doch wohl nicht ganz; denn sie fühlte sich während der Vor stellung von dem Hauptmann unbeobachtet, so daß sie, wie emem inneren Zwange gehorchend, einmal doch nach seiner Loge blickte — und da trafen sich im dämmerigen Dunkel des Iuschauerraumes ihre Augenpaare. Das Herz schlug ihr; sie wurde rot — gut, daß man es nicht sehen konnteI Mit dem feinen Gefühl des Weibes spürte sie, daß er sich mit ihr beschäftigte. Also war auch bei ihm ihre Per sönlichkeit ohne den goldenen Hintergrund bemerkenswert. Mit einer gewissen Befriedigung stellte sie das heute zum zweiten Male fest. Und sie mußte sich gestehen: der Hauptmann Bruckhoff war eine interessante Erscheinung; mit jedem ihrer bis herigen Bekannten konnte er einem Vergleich standhalten — sogar mit Noger Emdingen, obwohl er das gerade Gegenteil von ihm war. Sie wußte nicht, warum sie ge- rode diese beiden miteinander in Verbindung brachte. Der Hauptmann war sehr groß; er hatte ein ernstes, streng geschnittenes, bartloses Gesicht, aus dem die gerade Nase kühn über dem energischen Mund heraussprang, das Haar war dunkelblond und kurz geschnitten, und der Blick der klugen Augen scharf, durchdringend, doch gütig. Er war der Typus eines echten Offiziers, straff, aufrecht, ener- aisä. ein wenig nüchtern. Hübsch war er gar nicht zu nennen; und doch fesselte seine bedeutend wirkende Erschei nung auf den ersten Blick. Ihm fehlte ganz die lächelnde Liebenswürdigkeit, die verbindliche Grazie, das Frohe, Uebermütige, das so recht das Wesen Roger Emdingens kennzeichnete! — Ein größerer Gegensatz zwischen zwei Menschen ließ sich kaum denken, als ihn die beiden Herren zeigten. In der großen Pause stand sie wie die meisten der Zu schauer auf, um sich im Foyer ein wenig zu ergehen. Wir sie so langsam dahinschritt, fühlte sie, wie ihr neugierige Bl'cke folgten. Ihre hohe, vornehme, so stolz getragene Gestalt fiel daher direkt auf, und man flüsterte hinter ihr her, wer sie wohl war. An einem Marmortischchen in der Nähe des Büfetts saß die Frau Oberstleutnant von Höflinger und löffelte ein Schüsselchen Aprikoseneis, das ihr diensteifrig ein jun ger Offizier gebracht. Sie war von einem Kreis von Her ren umringt, und ihr lebhaftes Geplauoer klang deutlich aus dem Stimmengewirr. Die hübsche, pikante Frau brauchte immer einen kleinen Hofstaat um sich. Wie eine Fürstin, die Cercle halt, saß sie da in ihrer lachsfarbenen, raffiniert eleganten Toilette, die Füße in den gleichfarbigen Seidenstrümpfen und Kreuzbänderschuhen kokett über einandergeschlagen. Dolores kam jetzt an der kleinen Gruppe vorüber. Der Hauptmann stand neben der schönen Frau.. Die Frau Oberstleutnant nahm ihr Lorgnon zur Hilfe und musterte sie ganz ungeniert von oben bis unten. Dolores fühlte, daß man von ihr sprach. „Gott, wer ist das? Ich habe dieses Gesicht doch schon gesehen! Wo nur gleich? Wo?* Mit einer allerliebsten Gebärde legte die Frau Oberstleutnant den Zeigefinger nachdenklich an die Stirn — „helfen Sie mir doch, Bruck- Hoff!" Der Hauptmann zuckte bei Nennung seines Namens fast erschreckt zusammen. Er hatte der schönen, schlanken Mädchengestalt, die in so ruhiger, vornehmer Haltung ein- herschritt, so vertieft nachgesehen, daß er die Anrede Frau von Höflingers beinahe überhört hatte. „Wer ist die Dame, Bruckhoff?" Bedauernd hob er die Achseln; nein, er wußte es nicht! Er half ihr nicht, und es war ein unwilliger Blick zu nen nen, den er dem jungen Leutnant Löwenheim zuwarf, als der jetzt sagte: „Wenn ich mich nicht täusche, ist es dis Blumenfee aus dem Westermannschen Blumengeschäft." „Ja, freilich, jetzt entsinne ich mich! Unglaublich, was für einen damenhaften Eindruck diese Person auf den ersten Augenblick macht!" bemerkte die Frau Oberstleut nant. „Herausfordernd aber wirkt sie, wenn man sie län ger beobachtet. Eine raffinierte Kokette scheint sie zu sein." Die Herren pflichteten ihr bei; nur der Hauptmann sagte nichts. Da er merkte, daß ihn Frau von Höflinger ein wenig mißtrauisch beobachtete, sah er sehr interessiert einer anderen jungen Dame nach, die er soeben sehr höf lich gegrüßt. „Na. Bruckhofs, was haben Sie eigentlich an der Birk- Hamer zu sehen?^ sagte Frau von Höflinger burschikos. „Sie bewundern Wohl, wie sie strafbar geschmacklos ange zogen ist, trotz ihres vielen Geldes! Ober haben Sie gar Absichten?" Neckisch sah sie ihn an, und bat ihn dann um seinen Arm, da ein Glockenzeichen das Aushören der Pause ankündigte. Die Vorstellung war vorüber. Dolores schritt dem Ausgang zu. Schon von weitem entdeckte sie Fedor Wester mann in seinem auffallenden, modernen Ulster; er war ge- kommen, sie abzuhalen. Sie mußte lächeln, als er ihr jetzt mit eckig gebogenem Arm die Hans gab und sich dabei wich, tig umsah, ob man ihn auch gebührend beachtete, denn seiner Eitelkeit schmeichelte es, daß er der Begleiter einer so schönen jungen Dame, die Sie Blick? der Herren ans sist zog, sein 8"--^ --