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Wilsdruffer Tageblatt : 04.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192403048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240304
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-04
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 04.03.1924
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amten für März 'Lein Gehalt auLzuz-Men, wett Der Konerrrv- Vertrag verletzt -wurde. Erst nach Wiederherstellung d-es ver traglichen Anstandes sollen die Gehälter ausgezahlt werden. Inzwischen hat eine Konferenz der Vorstände der Gewerk schaften Österreichs beschlossen, den Kampf der Bankangestellten mit allen zweckdienlichen Mitteln zu unterstützen und unter Umständen den Generalstreik auszurufen. - « « s . Ilus clem SeriMtssss^. äandfriedrnsbrecher vor Gericht. Vor der Strafkammer Hildesheim halten sich 48 Personen aus Lehrte bei Hannover wegen Landfriedensbruches zu verantworten Die Verhandlungen dauerten zwei Tage. Es handelte sich in der Hauptsache um Gewalttätigkeiten, die im Herbst vorigen Jahres bei Beschaffung von Waffen seitens sogenannter Roter Hun dertschaften begangen worden waren. Fünf Haupträdels- führer wurden zu je drei Jahren Gefängnis verur teilt, eine Reihe von Angeklagten erhielt Gefängnisstrafen von 1 Monat bis zu 114 Jahren, sechs wurden sretgesprochen. WVOO Pfund Schadenersatz für falsche Diagnosen. Nach einer monatölangen Untersuchung hat ein Londoner Gericht den Fall eines gewissen Harnett-Newington dahin entschieden, daß dieser zu Unrecht nicht weniger als acht Jahre in einer Irrenanstalt eingesperrt gewesen war. Das Gericht sprach bhm eine Schadenersatzsmnme von 25 MO Pfund zu, die die Ärzte ihm zahlen müssen, die damals die falsche Diagnose gestellt haben. Das Gericht betont in der Urteils begründung, daß es leider so wenig Mittel gebe, um das Publikum gegen derartige ärztliche WiMür zu schützen. Der Urheber der Wunstorfer Eisenbnhnkatastrophe. Vor der Strafkammer I Hannover sand die Verhandlung gegen den Aushilfsweichewsteller Friedrich Eikmann wegen Transportgefährdung und fahrlässiger Tötung statt. Es han delt sich um das furchtbare Eisenbahnunglück bei Wunstorf in der Provinz Hannover, bei dem 20 Menschen, darunter mehrere Holländer, den Tod gesunden Haben. Die Verhand lung zeigte, daß der Angeklagte bei Ausübung seines Dienstes eine unentschuldbare Fahrlässigkeit bewiesen hat. Er sagte selbst, daß er so verwirrt gewesen sei. Die Ursache des Un glücks ist lediglich in einem fehlerhaften Blocken durch den Hilfsweichensteller zu suchen. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten. Freisprüche in der Wiener Skandalasfäre. In dem Wiener Prozeß gegen die sogenannte Baronin Cadewä wegen sadistischer Züchtigung kleiner Kinder und anderer Ver- gahen gegen die Sittlichkeit wurde für kurze Zeit die Öffenb- lichwit wiederhergestellt und ein Teilurteil verkündet. Nach Zurücknahme der Anklage von feiten des Staatsanwalts wur den Baron Leopold Chlumeckh, früherer kaiserlicher i Kämmerer und Herausgeber der „Österreichischen Rundschau", , sowie Hermann Romberg, früherer Burgschauspieler, freigesprochen und sofort aus der Untersuchungshaft ent- ; lassen.' Baron Chlumeckv verzichtete auf seine zuerst geltend - gemachten Schadenersatzansprüche. s -- SA? Arn MS SHM/e -- z z Vie Maim, Sie Mnigi» öer fiMtr.! Von C. Kjärböll. (Nachdruck verboten.) ( Heimat und Kolonialländer der Ananas — Ddutfchs Ananas- i kulturen — Die bescheidene Edslfrucht — Hanf und BrannL- i wein aus Ananas — Was dis Hausfrau von didfer Südfrucht wissen muß. Der Krieg und die bösen Folgejahre mit ihrer Geldent- » Wertung brachten es mit sich, daß uns der Fruchtkorb sehr hoch s gehängt wurde und vor allem kaum noch etwas von dem darin i war, woran wir- uns früher so gern erquickten, nämlich von -den Südfrüchten. Nachdem die Mark wieder festen Fuß gefaßt hat, -ist auch auf däm Gebiet -des Südfruchthandels sine entschiedene Wendung zum Besseren eingetreten. Die Fruchtläden weisen jetzt wieder eine Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit auf, die auch die Friedenszeit nicht Heffer zu bieten vermochte. Aber während die meisten Südfrüchte zu einem sehr niedrigen, dem Friedensstande ungefähr entsprechenden Preise zu haben ist, muß man für die Ananas leider noch etwa 5 mal so viel zahlen wie früher: sie kostet etwa 5 Mark das Pfund gegen 1 Mark bis 1.A9 Mork vor dem Kriege. ° Die siir einander sind. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Lächelnd horte Frau Sanitätsrat Schlossermann seine Lobsprüche, während sie wieder beim Tee in ihrem gemüt lichen Wohnzimmer saßen. Plötzlich lauschte er auf; ihm war, als höre er Lauten- klänge und eine hübsche Mädchenstimme. Auf seinen fragen den Blick bemerkte Frau Rat — „Das ist Porzia Schultze — sie übt —" „Porzia Schultze —? wiederholte er, und dabei erin nerte er sich des bildhübschen Dienstmädchens bei Schultzes. „Im ersten Stock wohnt ein pensionierter Oberlehrer Dr. Schultze — es ist eine ganz eigene Familie! Der Herr Doktor Schultze fühlt sich als großer Schriftsteller und Dich ter, weil einmal vor x-Iahren ein Stück von ihm am hiesigen Stadttheater aufgeführt und sanft durchgefallen ist. Seit dieser Zeit ruht er auf seinen Lorbeeren aus! Wegen irgend eines Vorfalles ist er pensioniert, und seine Hauptbeschäfti gung ist nun, seine Familie zu drangsalieren. Manchmal wollte ich schon kündigen, weil mir der Mann unausstehlich ist; doch mit Rücksicht auf seine Angehörigen, die keinem etwas zuleide tun, habe ich es unterlassen —" Da klingelte es. Man hörte das Mädchen öffnen, ver nahm eine Männerstimme, und gleich darauf wurde ange- klopft. Das Mädchen war es. „Herr Doktor Schultze möchte Frau Rat in einer wich tigen Angelegenheit sprechen —" „Haben Sie nicht gesagt, daß Besuch da ist, Fanny?" „O ja, Frau Rat. Doch Herr Doktor meinte, es handle sich nur um eine Minute —" Frau Schlossermann seufzte leise. „Dann lassen Sie ihn eintreten." Mit vielen Entschuldigungen und Verbeugungen betrat Herr Doktor Schultze das Zimmer. Frau Rat Schlossermann machte ihn mit ihrem Gast, Hernr Leutnant Baron von Bie seneck, bekannt. „Doktor Schultze — Schultze mit tz —" stellte sich der Angekommene vor. Verwundert blickte ihn der junge Offizier an. Die Anastas wird nicht mit Unrecht die Köni-gin der Früchte genannt, man behauptet von ihr, sie vereine die Süße -des Honigs mit dem Geschmack der Erdbeere, dem Duste des Weins, dem Aroma des Pfirsichs und der Saftigkeit der Me lone. Die köstliche Beerenfrucht stammt -aus Südamerika, wo sie in einigen Gegenden Brasiliens in Mengen wild wächst, und gelangte zu Anfang des 16. Jahrhunderts nach Spanien, wo indessen die Anbauver-suche fehlschlugen.^ Um so schneller und vollständiger bürgerte sich die Pflanze in Bengalen^und auf -den vstindischen Inseln ein, wohin sie 1694 von den Spaniern ge bracht -wurde. In Batavia und Soerabaya sieht man sie heute auf den Marktplätzen haufenweise. Auch in Westindien wird die Aananas in großen Mengest -erzeugt. Millionen dieser Früchte werden beispielsweise nur auf einigen der Florida Kays, einer Kette von Kvralleninseln, die sich um die Südküste von Florida herumzieht, kultiviert und nach dem Norden der Ver einigten Staaten von Amerika gesandt. Von den Bah-ama- Inseln wurden 1897 nicht weniger- als 5 Millionen Stück nach den Vereinigten Staaten ausgeführt. Sie wurden hauptsächlich auf den Inseln Etauthera, San -Salvador und Long Island gewonnen. In Europa wurden die ersten Früchte gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Leyden gezogen, von wo die Ananaszucht nach -England verpflanzt wurde. Der erste deutsche Ananas- züchter war der Arzt Dr. Kaltschmidt in Breslau, der seine Ernte 1702 als eine Seltenheit an den Kaiserhof nach Wien schickte. In schneller Aufeinanderfolge kamen dann auch im Bosefchen Garten zu Leipzig, im Eber-nartfchen Garten zu Frankfurt a. M. und auf dem Rittergut Schvöbber bei Hameln -einzelne Ananas zur Reife, und nun breitete sich die Kultur der Pflanze immer weiter aus. -Gegenwärtig wetteifern Nürnberg, Bamberg, Planitz bei Zwickau, Görlitz, Leipzig und Potsdam nicht ohne Erfolg mit -den berühmten Treibereien der britischen Inseln. Bevorzugt werden bei uns die gerippte Ananas, der großfrüchtige Zuckerhut mit gelbem Fleische und die Reinetten-Ananas mit kleinerer, überaus würziger Frucht. In England ist die Oeen-Ananas besonders beliebt. In Frank reich ist- die sehr große Providence, die platte Cayenne und die Martinique-Ananas sehr verbreitet. Die beste aller Ananas soll die Portoriko-Ananas sein, welche ein Gewicht von 6 bis 8 Pfund erreicht. -Sie kann roh überhaupt nicht verfand-t wer den, weil sie zu saftig ist. Es ist ein Irrtum zu glauben, man könne die Ananas nur -in besonderen Ananashäufern züchten. Im -Gegenteil, die Kul tur der Ananas ist verblüffend einfach. Die Ananaspslanze stellt keine Anforderungen an die Beschaffenheit des Bodens. Er kann mager, sandig, tonig oder humos sein. Notwendig zum Gedeihen -der Pflanze ist aber, daß- ihr in der ersten Zeit des Wachstums viel Feuchtigkeit, in späteren, sobald die Blüte an- setzt, viel Sonnenhitze zuteil wird. Die Fortpflanzung der Ananas geschieht am zweckmäßig sten durch Sprößlinge, welche am Grunde des Stengels zahl reich erscheinen, oder auch aus den über der Frucht sitzenden Blattkronen, die sich -jedoch weniger gut dazu eignen. Nach dem Einsetzen der Pflänzlinge ist nur der Boden vom Unkraut reinzuhalt-en, bis ihre Blätter ihn genügend beschatten und kein Unkraut mehr auskommen kann. Förderlich ist es außerdem, das An-anasfeld von Zeit zu Zeit zu lockern. Das ist die ganze Ar beit, die die Ananaskültur erfordert, die so sehr leicht von Frauen und Kindern geleistet werden kann. Bei Auspflanzung der Seitenscköszlinge gewinnt man die Frucht in eineinhalb bis zwei Jahren, bei Benützung der Fruchtbüschel frühestens nach 2 Jahren. Auch in der Textilindustrie findet die Ananaspslanze Ver wendung, indem man aus den Fasern der Blätter einen Web- stoff herstellt. In diesem Fall- mutz man von vornherein auf eßbare Frucht verzichten und die Ananas -entgegen der sonstigen Methode in niedrigen Buschpflanzen oder von Unkraut be schatten lassen. Auf diese Weise wird erreicht, daß sich beim Streben nach Licht und Luft längere Blätter entwickeln. Mit der Erzeugung und Zubereitung des sogenannten Ananas- h-anses befassen sich besonders die Bewohner der Inseln For mosa und Hainaa, die sich daraus ihre Kleidung verfertigen. Schließlich sei noch erwähnt, daß die Ananas in- Brasilien, wo sie in Mengen wild wächst und ohne jede Kultur häufig zur Einfriedung anderer Beete verwendet wird, zur Bereitung von Branntwein dient. Die Rolle die die Ananas bei der Bowlenbereitung spielt, ist so bekannt, daß wir auf -ein Rezept für eine Ananas-Bowle „Ja, Herr Baron, es gibt jetzt so viele Schulzens — und zur Permeidung von Irrtümern: Ich schreibe meinen Namen mit tz —" „Das ist sehr praktisch und vorsorglich! Ich heiße Bie seneck mit ck —" sagte der junge Offizier mit ernster Miene, obwohl ihm das Lachen näher war. Was war das denn für ein sonderbarer Knabe im dem verschnürten Sammetrock und der flatternden Krawatte! „Ach, gnädigste Frau Rat, verzeihen Sie dieses Eindrin gen in Ihres Heimes friedlichen Wall! Doch Sie boten mir in so freundlicher Weise die Bibliothek des Herrn Rat an — darf ich mir den bewußten Band römischer Geschichte noch mals für einige Tage ausbitten? Der dritte Akt in meinem Drama „Kaiser Neros Tod" soll den Höhepunkt bringen — ich möchte mich streng an die Historie halten — das Quellen material meines Besitzes genügt mir noch nicht — man muß sichten und zusammentragen Sie begreifen, nicht wahr, teure gnädige Frau Rat —" f „Gewiß, Herr Doktor —" Die Frau Rat erbob sich, ihm aus dem Bücherschrank, der im Nebenzimmer stand, das gewünschte Werk zu holen. Herr Doktor Schultze sah den jungen Offizier non der Seite an, um festzustellen,welchen Eindruck seine Worte gemacht — ob sie imponiert hatten! Es schien so, wie er mit Befriedigung feststcllte; denn in voller Bewunderung heftete der Baron seine Augen auf ihn. „In Frau Nat Schlossermann habe ich eine verständnis volle Freundin für meine künstlerischen Bestrebungen ge funden, und dieses Verständnis ist mir wie eine Oase in der Wüste meines Daseins —" „— in der du dos Kamel bist!" dachte Fritz von Bieseneck weniger höflich als zutreffend, und er empfand ein heimliches Vergnügen über diesen seltsamen Hausgenossen. „— Die Lasten dieses unvollkommenen Daseins werden mir nur erträglich, wenn ich mich in meine Gedankenwelt vertiefe, die mich zu den ewigen Schönheiten der Antike zu- rückführt —" „— was faselt der Kerl da?" meinte der junge Offizier bei sich, und laut sagte er — „Sie sind sehr ideal gesinnt, Herr Doktor Schultze mit tz —" er konnte sich nicht versagen, ihn so anzureden, fügte dann aber gleich versöhnend hinzu, als er die Verblüffung des anderen sah — „oder, Herr Dvk- verz-ichten können. Dagegen ist -die Zusammenstellung der Ananasfrucht mit Kokosnuß der deutschen Küche fremd. Aus beiden Bestandteilen setzt sich die in Amerika sehr beliebte Am brosiaspeise zusammen. Eine halbe Ananas wird geschält und in seine Scheiben -geschnitten. Davon legt man eine -Schicht in eine Schale, bestreut sie mit Zucker und feuchtet sie mit Sherry an, dann kommt eine Schicht geriebene KokoSmuß darüber, die ebenfalls mit Zucker bestreut wird, wieder Ananasscheiben, Zucker, etwas Sherry, -darüber geriebene Kokosnuß, so zwei bis drei Mal, bis Kokosnuß! und Zucker die oberste Schicht bilden. Nach eineinhalber Stunde wird die Speise gereicht, nebenher gibt man kleine Biskuits oder Makronen. Um eine Ananasfrucht auszulöfen, ohne wie es üblich ist, den Boden abzuschneiden, empfiehlt sich folgendes Verfahren, -das vielleicht dem einen oder andern Leser willkommen fein dürfte. Man zieht -durch! eine ziemlich starke -Stricknadel einen dünnen, aber festen Bindfaden und näht damit die Frucht kreisrund unter der Schale ab. Dieses- geschieht, indem- man -die Nadel etwa 4 Zentimeter über den Boden dicht unter die Schale sticht und an der gleichen Stelle, an der die Nadel seitwärts hervortritt, wieder hineinzuführen. Auf diese Weise umspannt man die Frucht unter der Schale mit dem Faden. Sobald -der End- mit dem Anfangsfaden zufammentrifft, knotet man die zwei Enden -einmal zusammen und zieht -daraus kräftig an, wo rauf die Frucht glatt abgetrennt wird, ohne daß dabei die Schale eine Verletzung erhält. Alsdann schneidet man den Kopf der Frucht wie üblich aus, löst -die Frucht mit einem feinen Messer von den -S-eitenwänden -der Schale und schüttet die Ananas nunmehr aus der auf -die beschriebene Art -entstandenen S-chalen- hülse. Schweres Auiomobilunglück. Ein mit fünf Personen besetzter Kraftwagen kam auf der stark vereisten Straße zwischen Ludwigsburg und Zuffenhausen (Württemberg) ins SckMidern und wurde in Len Graben geworfen. Zwei d e r I n s a s!se n, ein Händler Schenk und seine Frau, wur den sofort getötet; der aus Stuttgart stammende Kaufmann Krapf erlitt einen komplizierten Schädelbruch, und der vierte Insasse einen Schlüsselbeinbruch, während der Auioführer unverletzt blieb. Erinnerung an einen Sensationsprozeß. Der frühere Rechtsanwalt Karl Hau, der seinerzeit unter der An klage, seine Schwiegermutter, Frau Molitor, in Baden- Baden erschossen zu haben, vom Schwurgericht Karlsruhe zum Tode und darauf vom Großherzog von Baden zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden war, wird in diesen Tagen aus der Strafanstalt entlassen werden. Der Prozeß Hau hat seinerzeit in ganz Deutschland großes Aufsehen erregt. Zwei Lasker Leim Newyorker Schachturnier. An dem internationalen Schachmeisterturnier, das am 16. März in Newyork beginnt, wird außer dem früheren Weltmeister Dr. Emanuel Lasker noch ein Lasker, und zwar oer Schachmeister Eduard Lasker, teilnehmen. Es han delt sich aber nicht um Emanuel Laskers Bruder, -der in Ber lin als Arzt lebt und gleichfalls ein hervorragender Schach spieler ist. Eduard Lasker wird in einigen Meldungen als Deutscher, in anderen als Amerikaner bezeichnet. Mord im Gcrichtssaal. In einer Gerichtsverhand lung, die dieser Tage in den Vereinigten Staaten statt- sand, spielte sich ein blutiges Ereignis ab. Vor dem Ge richt in Lincoln im Staate Nebraska hatte sich ein gewisser Wallace Wallick zu verantworten, weil er seine Ehegattin verlassen und der bittersten Not preisgegeben hatte. Die Verhandlung leitete Richter Morning. Als -Wallick, der ohne Rechtsbeistand erschienen war, vorgerufen wurde, um seine Sache zu vertreten, trat er zum Gerichtsttsch vor und zog, ohke ein Wort zu sagen, seinen Revolver. Ehe sich's jemand versah, gab er rasch hintereinander mehrere! Schüsse ab. Das erste Opfer war Richter Morning, der mit einem Kopfschuß tot zu Boden sank. Das nächste Ziel Wallicks scheint der Anwalt seiner Frau gewesen zu sein. Er richtete wiederholt seine Waffe gegen den Platz, auf dem der Advokat sich befand, verfehlte ihn aber; dafür verletzte er den Schreiber und einen Gerichtsdiener schwer. Bevor die übrigen Gerichtsdiener ihn daran hindern kann-- ten, jagte er sich schließlich selbst eine Kugel durch den Kopf. Er war auf der Stelle tot. tor, redet man Sie nicht so an — zum Unterschied von dcu gewöhnlichen Sterblichen—?" . Herr Doktor Schultze merkte die Ironie nicht. „O, wie habe ich schon gelitten unter der Prosa dieses Namens! Müller und Schultze — Jean et Pierre —! Welch' eine Last ist doch ein ungeschickter Name für einen Menschen von Kultur — er hindert ihn sogar an seinem Fluge zum Höheren —" „Ich verstehe Sie, Herr Doktor Schultze! Wie muß es hart für Sie sein, wenn sich solche Erdenfchwere an die Flügel Ihres Geistes hängt —" stimmte ihm Friß zu. Frau Rat Schlossermann drohte ihm scherzhaft mit dem Finger, als sie, auf der Schwelle stehend, feine Worte gehört hatte. „Hier, Herr Doktor, ist das Werk —" Herr Doktor Schultze war aufgesprungen und preßte das umfangreiche Buch gegen seine Brust. „Heißen Dank, verehrte Frau — ich werde es Ihnen in den nächsten Tagen wieder zustellen —" Mit einer tiefen Verbeugung erst gegen die Dame, dann gegen den Offizier verabschiedete sich Herr Doktor Schultze, nicht ohne einen sehnsüchtigen Blick nach der Rumflasche und den leckeren Schi" 4n geworfen zu haben. „Ach, bitte, Herr Doktor, sagen Sie doch zu Fräulein Julchen, sie möchte nach dem Abendbrot noch ein Stündchen herunterkommen, und mir helfen —" bat ihn die Frau Nat noch. „Wer ist denn Fräulein Julchen?" fragte Friß. Und er dachte dabei wieder an das hübsche Dienstmädchen. „Es ist die jüngste Tochter des Herrn Doktor Schultze — von seinen vier Töchtern so ziemlich die einzig Vernünftige! Ein liebes Ding, gescheit, frisch, tüchtig und dabei unerlaubt hübsch — „— O, was mich betrifft: ich erlaube es schon einem jeden Mädel, hübsch zu sein —" Sie lachte. „Das glaube ich! — Julchen Schultze ist so, wie ich mir eine Tochter gewünscht hätte! Vielleicht wird sie es noch — ich habe da so meine Pläne —" (Fortsetzung folgt.)
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