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Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192406171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240617
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-17
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1924
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erkiärungen Zollsttase nach sich. In den nach Italien verschick ten Postpaketen ist es ferner untersagt, Geld- oder Wertsendun gen und Kunstgegenstände mit solchen Gegenständen zusammen zupacken und als eine Sendung aufzugeben, die in die Gebühren gattung der Warensendungen fallen. Jeder Versender -von Post paketen nach dem Auslande tut daher gut, sich vor der Her stellung der Pakete bei einem Postamt über die einzuhaltenden Bedingungen genau zu erkundigen. Lieber alle einschlägigen Einzelfragen gibt auch die neueste Nummer >(14) der im Post- Srilungsbezuge erhältlichen ,-Verkehrsnachrichten für Post und Telegraphie" erschöpfend Auskunft. Schlosser-Innungstag. Am 28. und 29. Juni findet in Meißen die Tagung des Landesverbandes Sächsischer Schlosser- Innungen statt. * Wetterbericht. Ziemlich heiter, etwas Erwärmung, schwache Luftbewegung. Flugwetter über Sachsen: In der Höhe abflauende westliche, nach Süden drehende Winde, ziemlich heiter, Sicht gut. l * 6ach/e/r Mö EachSaMast » ! Weißenberg. Gin Großfeuer äscherte in der Nacht zum Sonntag den dem Gasthofsbesitzer Schlade gehörigen Gast hof „Zum Stadtkeller", eine der bekanntesten Wirtschaften am Orte, Vollständig ein. Da in dem Gasthof zugleich die amtliche Post- und Fernsprechvermittlungsstelle untergebracht ist, war der gesamte Post- und Fernsprechverkehr sowohl innerhalb der Stadt wie auch nach außerhalb völlig unterbunden. Durch den herr schenden Sturm war zeitweise auch die Umgebung stark gefährdet. Mit Hilfe der zahlreich auch aus der Umgegend herbeigeeilten Feuerwehren gelang es gegen 5 Uhr morgens, den Brand zu löschen. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Der Scha den ist beträchtlich. * Skaup. (Einbruch.) Ein Einbrecher suchte das Gut des Gutsbesitzers Hönicke heim und drang nach Herauswuchten der Eisenstäbe durchs Fenster in den Vorratsraum ein. 18 Stück Butter hieß er mitgehen. Nach vollbrachter Tat suchte er auf dem mitgeführten Rade das Weite. Der auf die Spur gesetzte Polizeihund verfolgte eine Strecke mit die Spur, verlor sie dann aber. Olbernhau. ((B a h n f reve l.) Unweit der Station Schweinitztal wurde durch Bahnfrevel die Lokomotive des nach Neuhausen fahrenden Personenzuges zum Entgleisen gebracht. Glücklicherweise sind keine Menschen verletzt worden. Auf Er mittelung der ruchlosen Täter, von denen noch jede Spur fehlt, hat die Reichseisenbahndirektion Dresden eine Belohnung von 100 Goldmark ausgesetzt. Borna. (Verschüttet.) Auf der Grube II in Deutzen wurde der 18jährige Arbeiter Tijchkewitz bei Hvchbaggerungs- arbeiten durch herabfallende Erdmassen verschüttet und nach ein stündigem Suchen fand man die Leiche. Hohenstein-Ernstthal. (Mordverdacht.) Wegen ver- suchten Mordes wurde ein 22jähriger hiesiger Fabrikweber ver haftet, der am Sonntag früh seine noch schlafende Ehefrau durch Leuchtgas zu vergiften versuchte. Die Frau war aber rechzeitig erwacht und so dem sicheren Tode entgangen. Oelsnitz i. V. (sieb-erfahren.) Durch eigene Schuld verunglückte auf der nach Plauen führenden Straße der 23 Jahre alte Geschäftsreisende Fritz Schmidt aus Plauen. Er hatte sich auf das seitliche Trittbrett eines Lastkraftwagens gestellt, wurde von einem entgegenkommenden Auto herabgerissen, überfahren rind lebensgefährlich verletzt. Rodewisch i. V. (G e f ä h r l i ch e s S p i e l. — Wurst vergiftung.) Beim Diskuswerfen im hiesigen Stadion flog durch einen ungeschickten Wurf ein drei Kilogramm schwerer Diskus einem dem Spiele zuschauenden jungen Kaufmann an den Kopf. Der Getroffene, welcher eine schwere Schädelver- lehung erlitten hat, brach sofort bewußtlos zusammen. — In Stangengrün starb die 26 Jahre alte Ehefrau des Stickers Schmiedel nach dem Genuß von Wurst, in der sich durch länge res Liegenlassen- jedenfalls Gift gebildet hatte. * Die Obere Schleuse in der Sächsischen Schweiz. Wer in die Sächsische Schweiz wandert, um sich unge störtem Naturgenuß hinzugeben, der -lenke seine Schritte nach der Oberen Schleuse bei Hinterhermsdorf. Zur „vorgeschne- benen" Tour durch die Sächsische Schweiz gehörte bisher immer der Besuch der Edmundsklamm; doch die liegt jenseits der Grenz- pfähle und ist gegenwärtig nur schwierig zu erreichen. Nicht vielen dürste bekannt sein, daß wir auf sächsischem Boden und ohne jede Grenzschwierigkeit erreichbar ein Gegenstück zu den international bekannten Kamnitzklammen bei Herrnskretfchen in der Oberen Schleuse der Kirnitzsch bei Hinter hermsdorf haben. Die Naturfreunde sind sich darüber einig, daß die Obere Schleuse zu den schönsten Fleckchen im sächsischen- Felsengebirge gehört. In der engen Felsen klamm ist die Kirnitzsch aufgestaut. Leise treibt der Kahn auf der spiegel glatten grünen- Wasserfläche; der Kahnführer, dessen Wesen ver- körperter Ausdruck der großen weihevollen Stille der Natur geworden ist, zeigt dir hier und da Besonderheiten der Vege tation. Eine Kolonie von ganz prächtigen Straußfarn (Onoelea l-.), an der der Kahn vorübergleitet, ist -kostbarster seltener Be sitz der Oberen Schleuse Verläßt der Wanderer den Kahn und wandert an der Kirnitzsch abwärts zur Kirnitzschänke, so wird ihm das Herz weit ob der vielen Schönheiten dieses Felsen tales. Ursprünglichkeit und Einsamkeit umgeben- ihn und er wird Tannen sehen, die wie sirwaldriesen aus längstvergangenen Tagen gen Himmel ragen. Die Obere Schleuse liegt abseits von der großen Straße des Fremdenverkehrs und darin liegt ein anderes: sie ist nie überlaufen und bietet darum dem Wan derer wirklich tiefes Naturerlebnis. Die Felsenwände dieses Tales widerhallen (noch?) nicht vom Herdengeschrei der Gattung Mensch. Die Zugänge find bequem. Man benutzt von Schandau aus die Straßenbahn bis zum Lichtenhainer Wasserfall und wandert im Tal bis Hinterhermsdvrf (20- Stunden) und dann in 20 Minuten zur Bootsstation oder fährt von Schandau mit der Bahn bis Sebnitz und von dort mit Autobus über Saups- dorf nahe Hintechermsdorf. - H/MM, HM MS 6M f Bannerweihe. Mit der Feier des 20jährigen Bestehens verband d'^ Ortsgruppe Wilsdruff des Arbeiter-Radfahrerbun des „Solidarität" ihre Bannerweihe. Die Einleitung bildete am Sonnabend ein Kommers im Schützenhaus, der trotz des Regenwetters gut besucht war und ein so reichhaltiges Pro gramm aufwies, daß er erst nach 12 -sihr sein Ende fand. Der Männerchor des „Brudergruh", Allgemeiner Turnverein, Zither runde und dramatischer Verein trugen zur Ausgestaltung des Abends bei. Der sestgebende Verein fuhr verschiedene wohl- gelungene Reigen und trug zwei Radballspiele mit dem Be zirksmeister Deuben II aus. Das erste verlor Wilsdruff II mit 2:5, das zweite gewann Wezirksmeister Wilsdruff I mit 3:1. Besondere Erwähnung verdienen- die rhythmischen Freiübungen und das Singspiel „War ein Waldvögelein" der Turnerinnen. In einer Ansprache gab Herr Schumann einen kurzen ge schichtlichen Rückblick. 1904 wurde die Ortsgruppe von sechs Männern gegründet und heute hat sie die stattliche Zahl von 160 erreicht. Sechs kehrten aus dem großen Kriege nicht wie der heim und zwei starben kurz darauf an den im Kriege sich zugezogenen Krankheiten. Mit besonderen- Dankeswvrten ge ehrt -wurde noch der tatkräftige Vorsitzende, Herr Henke (Sora), der dem Verein nunmehr seit 13 Jahren vorsteht. Sonntag nachmittags */-2 sihr fand bei Anwesenheit vieler auswärtiger Ortsgruppen am Schützenhaus die Bannerweihe statt. Die Stadt kapelle spielte, der „Brudergruß" sang und nach einer Rede des Herrn Zschoke wurden von feiten der Vereine zur Schmückung des schön ausgeführten Banners Schleifen und Fa'hnennägel überreicht. Dann gruppierte sich der Festzug und nach dem Um- zug durch die Straßen der Stadt fanden auf dem Schützenplatz Reigen und ein 6er Radballspiel statt, bei dem Wilsdruff mit 2 :3 unterlag. Ein Festball! beschloß die Veranstaltung. l -- SV? Aarrs MS ArM/e -° - Das Eierfreffcn der Hühner. ES ist für die Hausfrau, die sich unter schwierigen Verhältnissen Hühner hält, eine sehr unangenehme Überraschung, wenn sie eines Tages entdeckt, daß sich eines oder einige der Hühner das Eierfrefsen ange- wöhnt haben. Sie muß dann sofort dagegen einschreiten, denn diese Angewohnheit steckt sehr leicht auch die andern Hühner an, so daß bald kein Ei mehr in die Küche kommt. Meistens wird das Eierfressen durch Mangel an Kalk in dem Futter und durch zu wenig Bewegung der Hühner veranlaßt, man muß also in erster Linie dafür sorgen, daß die Tiere einen genügend großen Auslauf und Scharraum haben. Die Eierfresser sperrt man in einen Stall, wo man ihnen reichlich Kalkbestandteile, also Mauer« pud, Knochenmehl, neben dem Futter zur Verfügung stellt, dann legt man noch ein oder zwei Porzellaneier in den Stall, sie werden so lange daran berumpicken, bis sie das Vergebliche ihrer Bemühung erkannt haben und nunmehr alle Eier un berührt lasten. Ein gutes Mittel ist es auch, wenn man aus geblasene Eier mit Essig und Pfeffer füllt und sorgfältig wieder verschließt. Die Henne, die einmal den schleckten Geschmack verspürt hat, unterläßt dann das Picken. Das allerbeste, sicherste und einfachste Mittel, das diese leidige Gewohnheit gar nicht erst entstehen läßt, ist es aber, in dem Hühnerstall nur sogenannte Fallennester unterzubringen, in denen das Ei sofort nach dem Legen verschwindet, so daß es für die Henne unerreichbar ist. Meist genügt aber auch schon ein dunkel gemachtes Legenest, da dieses gleich nach dem Legen von der Lenne verlasten wird. Das Altbackenwerden des Brotes. Außer in Aussehen und Geschmack unterscheidet sich das Roggenbrot von dem Weizenbrot dadurch, daß es länger frisch bleibt, während das Weizenbrot schon nach kurzer Zeit trocken wird, geht das Roggenbrot erst viel später in diesen Zustand über, den man „altbacken" nennt. Im allgemeinen glaubt man, daß diese Veränderung des Brotes darauf beruhe, daß das Brot von seinem Wassergehalt verliert, das ist aber ein Irrtum, denn der Wassergehalt ist von dem frischen oder altbackenen Zu stand des Brotes völlig unabhängig. Ein Brot von acht Pfund Gewicht bat nach sechs Tagen, wenn es also schon ganz altbacken geworden ist, nur ein Hundertstel Prozent seines Gewichtes an Wasser verloren. Wenn dieses altbackene Brot aber wieder in den heißen Backofen gebracht wurde, dann verlor es 3,25 Prozent seines Gewichtes an Wasser, wurde dabei aber wieder ganz frisch. Das „Altbacken werden" hat also mit dem Wassergehalt nickts zu tun, sondern es ist in Veränderungen des Molekular- sustandes, also der kleinsten Teilchen des Brotes begründet, die durch den Wechsel der Temperatur hervorgerufen werden. Daher kommt es auch, daß frische Brotschnitten selbst in ganz feuchten Räumen, z. B. im Keller, altbacken werden, während altbackenes Brot in demselben Raum wieder biegsam und zäbe wird. Die allgemeine Ansicht, daß altbackenes Brot nahrhafter sei als frisches, ist ebenso falsch, denn eine Ver mehrung des Nahrungsstoffes findet durch das Altbackenwerden nicht statt. Die Furcht vor dem Tode. König Ludwig XI, von Frankreich fürchtete sich so vor dem Tode, daß er nicht einmal davon konnte sprechen hören. Alle seine Diener hatten den strengsten Befehl, niemals das Wort „Tod" zu nennen, und würden sie einst merken, daß sein Tod nahe sei, so sollten sie mit ihm wohl von Bube, nicht aber vom Tode sprechen. Bei der geringsten Unpäßlichkeit ließ er Fenster und Türen seiner Zimmer schließen und stark bewachen. Die Todesangst ließ ihn auch den berühmten Jacques Cocter zum Leibarzt an- nehmen, und der König besoldete denselben mit 10 000 Gulden jährlich. Als Ludwig endlich ernstlich krank wurde, lieb er noch einen damals weit berühmten Einsiedler, den Bruder Robert, herbeiholen, damit dieser ihn durch seine Fürbitte vom Tode rette. Zu gleicher Zeit mußten die Klosterjungfrauen von Tours, die wegen ihrer Frömmigkeit in ganz Frankreich berühmt waren, für ihn bitten. Ja, endlich ließ er sogar das heilige Ol aus Reims herbeiholen — aber alles half nichts, er mußte doch sterben! Das kleinere übel. Der im vorigen Jahrhundert lebende bayrische Obersthofmeister und Kämmerer Ferdinand Karl v. Lerchenfeld-Äham war ein abgesagter Feind langer Emp fangsreden, und trotzdem wurde er, so oft er auf eines seiner großen Güter kam, mit endlosen Reden seiner treu unter gebenen Dorfschulzen empfangen. Einmal aber stand ein solcher Dorfschulze mit einem ziemlich klein geschriebenen dick leibigen Manuskripte vor ihm und bat, dem Dorfe eine neue Kirche bauen zu lasten. „Sollten Eure Exzellenz", fuhr er fort, „die Summe nicht bewilligen, so bin ich beauftragt. Eurer Exzellenz dieses Schriftstück, welches unsere Bitte moti viert, vorzulesen." Der Obersthofmeister riß ihm das Manu skript aus den Händen und schrie: „Laßt Euch meinetwegen zwei Kirchen auf meine Kosten bauen, aber laßt mich in Ruhe!" — Dann sagte er zu seiner Frau: „Man muß von zwei Übeln immer das kleinere wählen." Ein Duell in Versen. In bettest der geistigen Bildung stehen die grönländischen Eskimos beträchtlich höher als ihre Stammverwandten im übrigen Nordamerika und die Polar völker von Nordasien. Ihre natürliche Munterkeit spricht sich oft in Tänzen und Gesängen aus: vorzugsweise begrüßen sie damit die Rückkehr der Sonne nach der langen Winternacht. Kann somit dieser Tag als ein religiöses Fest angesehen werden, so wählen ihn die Eskimos auch gern, um poetische Zwei kämpfe auszukeckten, durch welche nach einer nur ihnen eigen tümlichen Sitte Beleidigungen unter ihnen ausgeglichen werden. Der Verletzte fordert nämlich in einer eigens dafür angesetzten öffentlichen Versammlung seinen Widersacher durch einen Gesang heraus, in dem er denselben möglichst herabzusetzen und lächerlich zu machen sucht. Der Angegriffene bleibt die Antwort nicht schuldig und beide singen so lange hin und her, bis einer von ihnen nach dem Urteil der Anwesenden über wunden ist. Der Sieger erhält dadurch das Recht, sich von dem Eigentum des Widersachers das Beste anzueignen und der Besiegte wird von allen verlacht und verspottet. Seine liebste Gesellschaft! Beethoven phantasierte schon als Kind gern und viel auf dem Pianoforte, noch mehr jedoch auf der Violine. Darüber vergaß er alles andere und fast täglich mußte er halb mit Gewalt zu den Mahlzeiten der Familie geholt werden. Als einst seine Mutter in das Zimmer trat, während er auf der Violine spielte, sah sie, wie, von der Decke herabhüngend, eine Spinne über dem Instrument chwebte. Die Mutter, die, wie die Mehrzahl der Frauen, Spinnen nicht leiden mochte, warf das Tier herab und zertrat «L. Beethoven, der von Natur sehr heftig und aufbrausend war, schleuderte im Zom die Violine zur Erde und trat das Instrument in Stück. Er batte die Spinne, die jedesmal kam, wenn er spielte, lieb gewonnen: sie war feine einzige Freundin und Zuhörerin in einiamen Stunden gewesen. Ein verwirklichter Traum. Ein Prager Bürger batte kürzlich folgenden merkwürdigen Traum. Er träumte, er sei Wit seinem verstorbenen Freunde, der ibn noch vor seinem Tode rum Vormund seiner Hinterbliebenen Kinder gemacht batte, an einem öffentlichen Orte zusammengekommen. Beim Weggehen bot ihm der Freund seine Begleitung an und führte ihn auf den Kirchhof von St. Stephan. Hier trug der Ver storbene seinem Freunde auf, daß er zu seiner Witwe geben und sich von derselben ein ihm genau bezeichnete» Zimmer öffnen lasten solle. In diesem Zimmer würde er eine Kiste und in dieser einen Kalender finden, in welchem die Forderung einer armen Witwe von 2000 Kronen angemerkt sei, mit dem Bedeuten, dafür zu sorgen, daß ihr das Geld ausbezablt werde. Nun wies er auf ein offenes Grab und verschwand mit den Worten: „Jetzt steige ich wieder in mein Grah." Als unser Schläfer erwachte, war ihm dieser Traum noch so leb haft und so ganz gegenwärtig, als wenn er nicht geträumt, sondern alles sich so zugetragen hätte. Dies veranlaßte ihn, zu der Witwe seines verstorbenen Freundes zu gehest und sich das ihm bezeichnete Zimmer öffnen zu lasten. Wie groß war sein Erstaunen, als er in demselben die angezeigte Kiste und darin einen Kalender mit der ausgezeichneten Forderung der Witwe fand. Man traf diese Frau in der größten Dürftig keit, verlassen, ohne Rat und Hilfe, und unendlich war ihre Freude, als ihr jene Schuld, von der sie nichts gewußt batte, ausbezablt wurde. Die Insel der Seligen. Wenn irgendwo auf dem Erd ball eine Kolonie glücklicher Menschen lebt, so ist es an der Küste des amerikanischen Bundesstaates Maine, wo auf der kleinen Insel Erie Haven 41 Menschen ein idyllisches Natur leben führen. Die Bevölkerung der 18 Seemeilen von der Küste entfernten Insel umfaßt 14 Männer. 13 Frauen und 14 Kinder, und alle fühlen sich auf ihrer Insel glücklich und zufrieden. Jede Familie besitzt ihr eigenes Häuschen. Dazu kommen zwei offene Sommerhäuser, ein paar Fischhütten in der Nähe des Strandes und ein kleines Schulgebäude, das von einer Miniaturkuppel überragt wird und sogar eine Glocke besitzt. Auf der Insel liegen nur wenige Gräber, und für die Inselbewohner ist der Besuch eines Arztes ein außerordentlich seltenes Ereignis. Leiden und Hunger sind ihnen fremd. Moskitos, Natten und Wanzen sind auf Ette Haven vollständig unbekannt. Die Türen der Häuser werden nie geschloffen und die glücklichen Insulaner zahlen nur Steuern für Schulzwecke, Die „schöne Figur" der Blondinen. Aber die Brünetten sind gesünder. Haben blauäugige Mädchen eine schönere Figur als ihre brünetten Schwestern? Diese knifflige Frage hat zuerst eine englische Wochenschrift mehreren Londoner Merz ten gestellt, und sie erhielt darauf einige recht bemerkens werte Antworten die bejahend ausgefallen sind. „Die Natur," so sagt einer der befragten Ärzte in seiner Antwort, „hat den Brünetten eine schlaffere Haltung und einen nachlässigeren Gang gegeben. Wenn sie die Energie der blauäugigen Mädchen besäßen, würden sie sich zweifellos ebenso schöne Figuren erwerben können. Beleibte Blondinen sind sehr selten." Gin anderer Arzt ist der Ansicht, daß die Zahl schön gewachsener Blondinen zwar viel größer sei als die der gutgewachsenen Brünetten, daß man aber Frauen von vollkommener Schön heit des Wuchses nur unter den Dunklen finde. „Warum soll sich aber nicht jede Frau Schönheit erwerben?" fügt dieser Spezialist hinzu. „Es ist in der Hauptsache nur eine Frage der Übung und, in geringerem Maße, der Diät. Es klingt unglaublich, aber es ist Tatsache, daß ein junges Mädchen, das kürzlich einen Schönheitspreis gewonnen t ai. noch vor nicht allzu langer Zeit bei mir wegen Fett- iübigkeit in Behandlung war. Sie ist brünett und hatte von Kind auf Anlage zum Dickwerden. Als ich sie in meine Behandlung nahm, glaubte ich, daß sie, wie so viele Frauen, meine Ratschläge zwar für kurze Zeit befolgen, dann aber ihre frühere Lebensart wieder ausnehmen würde. Sie ist jedoch standhaft geblieben, hielt ihre Diät streng ein und führte die ihr aufgegebenen Übungen sorg fältig durch mit dem Erfolg, Laß sie drei Jahre später die beste Figur von 400 schön gewachsenen Mädchen hatte. Es ist natürlich schwierig, ein absolutes Kriterium der Schön heit aufzustellen. In verschiedenen Ländern gilt eine Frau erst dann als hübsch, wenn sie den Taillenumfang eines kleinen Elefanten hat. Ich glaube, es würde sich, wollte man alle gut gewachsenen Schauspielerinnen und Künst lerinnen daraufhin prüfen, herausstellen, daß sie alle blaue Augen und Helles Haar haben. Als Beweis dafür führt der Londoner Arzt den Fall von Miß Stella Pierres an, die kürzlich den ersten Preis bei einer Schönheitskonkurrenz in London davontrug. Bei diesem Wettbewerb wurde die Frau preisgekrönt, deren Maße am meisten denen der Venus von Medici entsprachen. Miß Pierres unterschied sich von ihrem Vorbild in der Tat nur sehr wenig: ihr Nacken mißt 35 Zentimeter, der der Venus 38, ihr Vorder arm 26 Zentimeter, der der Venus 26^ Zentimeter, ihr Brustumfang beträgt 92 Zentimeter gleich dem der Venus, der Umfang der Taille mit 62-^ Zentimetern ist ebenfalls wie der der Venus; auch der Hüftenumfang von 95 Zenti metern zeigt keinen Unterschied, und die Größe ist ebenfalls die gleiche. Und Miß Pierres ist blauäugig! Trotzdem liegt für die Brünetten kein Grund zum Trauern vor; wenn sie auch nicht so hübsch gewachsen sind wie die Blon dinen, so haben sie doch den Trost, daß sie meist kräftiger und gesunder sind. „Und wer würde sich, wenn er di« Wahl hat zwischen Schönheit und Gesundheit, nicht für letztere entscheiden?" schloß der Londoner Arzt. Diese rhetorische Frage, die die Antwort in sich trägt, läßt darauf schließen, daß der Herr Doktor zwar den Körper, nicht aber die Seele der Frauen zu kennen scheint — mit anderen Worten: er ist kein Psycholog. Wer jemals die Frauen gründlich erforscht hat, wird mit uns der Ansicht sein, daß die meisten Frauen, vor allem aber die jungen — und welche Frau wäre nicht jung — sich
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