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MOmfferTageblatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, r«««»»««' «sch«i»« tS«I>ch »SM. i «hr f»r »« f»«««»« r»». »ri «»d»I«q, i» »« «tchchSft»»«»« °m» »« «-»«<-^tz»Lr» r Wu t« »»»«, d«i »»MI«»« »«q >»« P^e» r,»«»., »«i KT ÄÄLW, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend aM»«a»»P«sa»ilft»ft«««» «Ip»«n pi )«»«« YUt »«, stckck»««» «»»««««i. A» Fai« h»M«r »«»alt, M«, »»«, I^YU,n Bitkteb^wr»»,«« d«M,I Kei» «mf»nich aus Siefen»», MA««»», ok««irpw, k«, B«pi,»pr«ife». — «L-Lfn»kirn, ^»,efaadtre SchiiftftkM« erfrlgt»«.»«»» Porto keilir«t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «l>r,ci^»»rri«: »ie «a»l»,»il- SV»oldpfnnri,, di« r,efpalten» Zeile der amtliche» Bekan»e»achlragen«0 »oid- pfe-at«, die ,,efpal^»e««»lm»«M^ t« »ektlich« Teile IO»»oldpsenni,. «-chwetfll»,,,edvhr 2V »oldpfninige. vor- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 -nr»«hMe di« »orm.lv Uhr - » — > " Für die Richttzkeil der d»rchFernruf üdenni«rltr»«»pi,e»übernehmen >»ir »eiaeDarantie. Jeder «ad-tt-nfprnch erlischt, «erm der Betra, durch »I-,« ein,«,»,«» werden Muf, oder der Auftrag,eber in «oudur« ,erSt. Anzeigen nehmen olle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt eathLlt die amtliche« Bekauntmachange« der Amts h anp tm anns ch ast Meißen, de« Amtsgerichts und Stad trat» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Raffe«. Nr 224 — 83. Jahrgang Telegr.«Adr.: »Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2810 Mittwoch 24. September 1924 Vas große „Uber". Von besonderer politischer Seite wird uns zu der Frage des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund geschrieben: Bei den zahlreichen Bemühungen, Deutschland zum Eintritt irr den Völkerbund zu veranlassen, Bemühun- geu, die nicht nur von deutschen Parteien und Einzel- persönlichkerten unternommen werden, sondern die auch namentlich von feiten gewisser Neutraler ausgehen, ist die auffallendste die Reise Nansens, des norwegischen Vertreters im Völkerbund, gewesen, die er in den letzten Tagen von Genf aus nach Heiligenberg am Bodensee unternommen hat. Dort weilte nämlich der Reichs kanzler und mit ihm sowie anderen deutschen Politikern hat er eine Besprechung über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund gehabt. Angeblich soll er für diesen Ein tritt nicht nur eine beschleunigte Ruhrräumung ver sprochen haben, sondern auch einen deutschen Sitz im Völkerbundsrat. Allerdings könne dieser Eintritt aus äußeren Gründen nicht mehr durch die gegenwärtig tagende Versammlung vollzogen werden, sondern erst auf einer besonderen Tagung Ende dieses Jahres. Bis dahin werde wohl auch ein Aufnahmegesuch der türkischen Regierung vorliegen und in Amerika auf Grund der Präsidenten neuwahl eine Klärung in der Haltung auch dieses bis jetzt in Genf ja nicht vertretenen Staates erfolgt sein. Der Reichskanzler hat dann am Sonntag auf einer Zentrumsversammlung in Radolfzell eine Rede gehalten, in der die Völkerbundidee gefeiert wurde und die Mitteilung erfolgte, daß sich die Regierung in ihrem Kabinettsrat am Dienstag über die Frage des Ein tritts in den Völkerbund schlüssig werden würde. Die Beratung wird nicht unter günstigen Eindrücken aus Genf stehen. Denn gerade jetzt wieder sind die deut schen Interessen in einer Weise behandelt worden, die in der Praxis der Völkerbundidee geradezu Hohn spricht. Das eine ist die Verschleppung der saarländischen Beschwerden gegen das Verhalten der Saarregierung in der Frage der Besatzung und die zollpolitische Behandlung deutscher Waren; das andere der Militärkontrollvorschlag, der die schlimmsten Erwartungen übertraf. Daß dieses Kontrollsystem über haupt nur gegen die ehemaligen Mittelmächte sich richtet, der Grundsatz also, zwischen den Siegern und Besiegten eine verschieden' Behandlung zu verewigen, dabei die Neutralen fern^.uhalten, dafür aber auch Staaten wie Polen und die Tfchechoslowakei bei der Durchschnüffelung Deutschlands heranzuziehen, zeugt nicht gerade von dem Bestreben, „die Gerechtigkeit herrschen zu lassen", wie es in der Einleitung zum Völkerbundstatut so überaus schon heißt. Demgegenüber verschwindet ganz und gar das An gebot einer beschleunigten Ruhrräumung, weil hierdurch die Ruhrbesctzung zum Handelsobjekt gemacht wird, also eine Maßnahme, deren Rechtswidrigkeit doch sogar von England konstatiert worden ist. Und wer hat Nansen zu seiner Erklärung ermächtigt? Der Platz im Völkerbundsrat wird durch den Artikel 4 des Völkerbundstaturs geregelt, wonach mit Zustimmung der Mehrheit der Bundesversammlung der (bisherige) Rat andere Bundesmitglieder bestimmen kann, die von da ab ständig im Rat vertreten sind. Allerdings folgt dann im nächsten Artikel die gefährliche Bestimmung, daß für alle Beschlüsse des Rates Einstimmigkeit notwendig sein muß. Übrigens auch der Bundesversammlung, soweit nicht aus drücklich anderes bestimmt ist. Das letztere gilt nur für den Beitritt neuer Staaten. Hierbei ist nur die Zustim mung von zwei Drittel der Versammlung vorgeschrieben, aber — und nun kommt das große „Aber": die den Ein tritt erbetende Macht muß „für ihre aufrichtige Absicht, ihre internationalen Verpflichtungen zu beobachten, wirksame Gewähr leisten (nach dem französischen Text: „effektive Garantien gebSn"). Zu diesen internationalen Verpflichtungen gehört vor allem der Versailler Vertrag und alles, was drum und dran hängt, also auch z. B. die Völkerbundentscheidungen über Oberschlesien, das Memelland. Und damit auch der Artikel 231, wonach Deutschland „anerkennt", daß wir und unsere Verbündeten Urheber des Krieges sind, den wir den alliierten und assoziierten Mächten aufgezwungen hätten, eine Ansicht, die ja bei der beabsichtigten Militärkontrolle des Völkerbundes bei den Mittelmächten wieder in deut lichster Form zum Ausdruck kommt. Denn in der Ein leitung des Völkerbundstatuts heißt es ja zum Überfluß auch ausdrücklich, daß „die Vorschriften des internationalen Rechts, die fürderhin als Richtschnur für das tatsäch liche Verhalten der Regierungen anerkannt sind, genau beobachtet werden müssen". Das ist aber u. a. auch der Versailler Vertrag. Das ist aber auch natürlich vor allem das Völkerbundstatut selbst. Und dort schon finden wir im Artikel 22 die berüchtigte Verteilung der deut schen Kolonien an die „Mandatar"mächte festgelegt, deren Ausführung aber in der Praxis bekanntlich einfach dazu geführt hat, daß diese Kolonien vollständig als Eigentum der „Mandatar"macht betrachtet werden, teil weise, wie Südwestafrika und unsere Südseeinseln, gerade zu als „integrierender Bestandteil" des Gebietes der Man datarmacht erklärt wurden. Das ganze Völkerbundstatut ist eben auf den Geist des Versailler Vertrages gegründet und schafft damit selbst As SWsal der heutM MeWW in AM (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrusfer Tageblattes".) Neu york, 23. September. Nach einer Meldung der „Times" suchen außer Berlin auch Dresden und Hamburg hier eine Anleihe. Die amerikanischen Bankiers wollen aber die Ge suche erst in Angriff nehmen, wenn die internationale Anleihe abgeschlossen worden ist. Die Unterzeichnung der Kredite für das Ruhrkohlensyndikat wird in kürzester Zeit erwartet, da die not wendigen Besprechungen so gut wie abgeschlossen sind. Zu-endeutsch-englischenHandelsvertrags- verhandlungen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 233. September. „Daily Mail" meldet zu den deutsch-englischen Handelsvertragsverhandlungen aus Berlin, daß von England das Angebot gemacht worden ist, gegen die 26- . prvzentige Reparationsabgabe die Meistbegünstigungsklausel ein- - zutauschen. Die Verhandlungen über den deutsch- französischen Handelsvertrag. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 23. September. Der Pariser deutsche Geschäfts träger Botschaftsrat Riet hat gestern im Auftrage der Reichs- regierung dem Ministerpräsidenten Herriot davon in Kenntnis gesetzt, daß am 1. Oktober die deutsche Kommission unter Füh rung des Staatssekretärs v. Trendelenburg zu Verhandlungen wegen des deutsch-französischen Handelsvertrages in Paris ein- tresien wird. Steuererleichterung für die Landwirtschaft (Eigener Fernsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes".) Berlin, 23. September. Der Reichsfinanzminister hat mit Rücksicht auf die Lage der Landwirtschaft für bestimmte ab gegrenzte Notgebiete, in denen mehr als 5V v. H. vernichtet sind, außerordentliche Erleichterungen in der Steuereinbeziehung ge währt. Einschränkung bei der Reparations kommission. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 23. September. Ueber eine Umgestaltung und Einschränkung der Reparationskommission auf Grund des Lon doner Protokolls verlautet hier, daß die Reparationskommission im Hotel Astoria ihren bisherigen Sitz ausgeben würde. Es heißt, daß die Reparationskommission ein bedeutend kleineres Hotel mieten würde. Es ist auch möglich, daß jede der alliierten Delegationen in dem betreffenden Gesandtschaftsgebäude unter- gebracht wird. Die geplante Einschränkung der Neparations kommission bedeute eine jährliche Ersparnis von über einer Mil lion Goldmark. Das Ende der bolschewistischen Einfälle in Bessarabien. Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 23. September. „Matin" erfährt aus Bukarest- daß die bolschewistischen Banden, die kürzlich drei Dörfer in Süd- Bessarabien durch ihren Einfall in Aufregung versetzten, gefangen genommen worden sind. Die Banditen, die mit Maschinenge wehren und Handgranaten bewaffnet waren, töteten mehrere Gendarmen und plünderten ein Postamt aus und versuchten die Dorfbevölkerung aufzuWegeLm Besonders erwähnt wird in dem Bericht die Haltung des deutschen Dorfes Sarata, dessen Bevölkerung allein man die Gefangennahme der Banditen ver dankte. Es ist beabsichtigt, dem Vertreter dieser Gemeinde für das tapfere Verhalten Ehrenzeichen zu übergeben. Die Schlacht an der mandschurischen Grenze im Gange. Eigener Fernfprechdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 233. September. Aus Tokio wird gemeldet, daß zwei Divisionen der mandschurischen Armee nach einer elf- stündigen Schlacht mehrere chinesische Regimenter in die Flucht geschlagen haben. für Bundesmttglieder zweierlei Recht. Wie sehr, bas be wies neulich die Rede des ungarischen Grafen Apponyi. Eine „Idee" ist zwar etwas ganz Schönes, bloß haben wir Deutsche unsere Interessen so oft „Ideen" geopfert, daß kühl abwägende Beurteilung über das praktische Für und Wider endlich am Platze sein dürfte. Nach den Er fahrungen, die wir als Außenstehende gemacht baden, und — man denke an die „Neutralisierung" der Rhein lande — wohl noch machen werden, ist ebenso, wie nach den Erfahrungen, die das Bundesmitglied Ungarn ge macht hat, die von Dr. Stresemann empfohlene Zu- ückhaltung und die alleinige Prüfung nach der Seite der Zweckmäßigkeit, aber nach der nationalen Zweckmäßigkeit, dock wohl das einzig Gegebene. * Oer Kabinetisrai. " n. Berlin, 22. September. Reichsaußenminister Dr. Strefemann ist Heuke nach Berlin zurückgekehrt, Reichskanzler Marx wird jeden Augenblick erwartet. Dem morgigen Kabinettsrat wird mit größter Spannung entgegengesehen. Dr. Strese mann soll heute abend noch eine Unterredung mit dem englischen Botschafter Lord d'Abernon haben über den Inhalt eines aus London heute hier ein- getroffenen amtlichen Schriftstückes, das Antwort auf An fragen der deutschen Regierung über Einzelheiten in bezug auf den Völkerbund enthält. Ob und in welchem Sinne die Entscheidung des Kabinettsrats wegen des Ein? tritts Deutschlands schon jetzt fallen wird, läßt sich heute noch nicht sagen. Man spricht auch von einer Befragung des Reickstaaes. z Ir. Held über Bayerns WM. Dawes-Gesetze / Hitlerputsch / Völkerbund Kriegsschuldfrage / Bürgerblock / Ludendorff Staatspräsident für Bayern. München, 22. September. In Tuntenhausen tagte der Bayerische Patriotische Bauernverein. Mit den Ministern Stützel und Oswald war auch Ministerpräsident Dr. Held erschienen. Er nahm das Wort zu einer längeren Rede, in der er ausführte, trotz schwerster Bedenken sei die bayerische Staatsregierung fürdie Dawes-Gesetzeeingetreten. Die Anahme der Gesetze sei notwendig aewesen, wenn nicht das deutsche Volk in kürze rer Frist einer furchtbaren Wirtschafts- und ebenso großen politischen Katastrophe entgegengehen wollte. Einen Wende punkt in der Geschichte Deutschlands bedeutet die Annahme des Dawes-Gutachtens. Zur Vermeidung der Wirtschaftskata- strophe, und weil wir die Leiden unserer Volksgenoffen in der Pfalz und am Rhein nicht länger mit ansehen konnten, weil das ganze deutsche Volkan den Reparationen teilnehmen muß und nicht nur die besetzten Gebiete, hat sich auch die bayerische Staatsregierung auf den Standpunkt der Annahme der Gesetze stellen müssen, um des Vaterlandes willen. Wenn man im vorigen Jahr dem Hitlerputsch freie Hand ge lassen hätte, dann hätte es kein Dawes-Gutachten gegeben, weil keins mehr notwendig gewesen wäre, denn dann wäre das deutsche Vaterland der Vernichtung preisgegcben gewesen. Die Politik der Putsche, wie wir sie in Bayern erlebt haben, habe die guten Ansätze und die gute Entwicklung vom Jahre 192Ü entzweigeschlagen und die Bayern im Reiche zum Gegenstand der Verachtung gemacht. Zur Frage des Völkerbundes erklärte der Ministerpräsident, der Idee nach sei der Völkerbund immer von uns anerkannt worden, aber Idee und Wirklichkeit seien immer zweierlei Dinge. Im gegen wärtigen Augenblick lehnt der Redner den Eintritt in den Völkerbund ab. Es geht nicht an, daß etwa der Reichs präsident oder das Reichskabinett über diese das ganze deutsche Volk in allen seinen Interessen so tief berührende Frage allein zu entscheiden hätten, sondern hier reklamiere ich ausdrücklich das Recht, daß auch der einzelne Staat und die einzelnen Re gierungen bei der Entscheidung mitreden. Dr. Held sagte, er stehe auf dem Standpunkt, daß unter allen Umständen jetzt auch dem Ausland die Stellung Deutschlands zur Kriegsschuldfrage notifiziert wird. Zur Frage des Bürgerblocks erklärt« der Ministerpräsident Held: Wir sind in der bayerischen Re gierung der Überzeugung, daß die deutsche Politik nur ein« rechtsgerichtete bürgerliche Politik sein kann, Der Bürgerblock im Reichstag darf nicht verhindert werden. Dann wandte Dr. Held sich in längerer Polemik gegen General Ludendorff und gegen die verbotenen Verbände. Wir müssen wieder zu einer Art zweiter Kammer und zu einem Repräsentanten des bayerischen Staates kommen; wenn es nicht anders geht, zunächst in der Form des Staatspräsidenten, der auch Berlin gegenüber eine andere Machtfülle in der Hand hat als heute das Gesamtministerium. Der Ministerpräsident schloß: Sorgt dafür, daß das treue christliche bayerische Voll wie ein Mann zusammensteht und alles abweist, was nichi bayerisch, nicht deutsch und nicht christlich ist W ffMMgrmbi m MiMefien GeringeBeteiligung. Am Sonntag fanden in Oberschlesien die Reichstags nachwahlen statt. Sie mußten vorgenommen werden aus Grund eines Protestes der Wirtschaftspartei, deren Liste von den Wahlen am 4. Mai d. I. ausgeschlossen wor den war.