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INen 1 e v e 1 cyl o l s c n w u r d e, und daß ebenso in der Frage der Beziehungen zu Rußland und den russischen Schulden das Haus um seine Zustimmung ersucht würde. Macdonald gab bei diesen Ausführungen des Redners Zeichen der Zustimmung. Le Lrocqim; Mission — liersiänüignng Er vrodung. Paris, 2. April. Die plötzliche Abreise des Ministers für die öffentlichen Arbeiten le Trouqueur nachdem Ruhrge biet hängt offenbar mit gewissen Vorkehrungen zusammen, die von der französischen Regierung im Hinblick auf den bevorstehen den Abruf der Micumverträge getroffen werben. Le Trouqueur hatte im Verlause des gestrigen Nachmittags ein lange Unter redung mit Pomcarö, der man in hiesigen Kreisen große Be deutung beimißt. Nach bem diplomatischen Mitarbeiter des Echo be Paris soll Poincars den Ministern bestimmte Anweisungen an die Vertreter der Micum im Ruhrgebiet mit auf den Weg ge geben haben. Sie dürften dahin instruiert werden, es mit den deutschen Industriellen im Guten oder mit Drohungen zu ver suchen. Den Industriellen sollen eindringlich die aus einer güt lichen Verständigung für sie entspringenden Vorteile vor Augen geführt werden. Wenn sie aber, so schreibt bas Blatt, in der Form einer schroffen Absage den passiven Widerstand wieder aufnehmen, so ist die französische Regierung nach entsprechendem Meinungsaustausch mit dem belgischen Kabinett fest entschlossen, alle nötigen Aw anasmaßnahmen zu ergreifen, um die Indu striellen zu einer Aenderung ihres Standpunktes zu bewegen. Die französische Regierung will also um jeden Preis eine Ver längerung der Abkommen mit den Industriellen herbeiführen und steht auf dem Standpunkt, wenn eine Ablehnung 'von deutscher Seite erfolgt, ein neuer Fäll des passiven Widerstandes ge geben sei. ! * Le Trocquer in Düsseldorf. Düsseldorf, 2. April. Der französische Minister für öffentliche Arbeiten Le Trouqueur ist heute morgen in Düffel dorf eingetroffen, wo er mit dem 'kommandierenden General der Rheinarmee General Degoutte und dem Präsidenten der Micum Franzen lange konferierte. Der Minister rechnete zunächst mehrere Ingenieure der Micum mit dem Kreuz der Ehrenlegion aus. In einer Rede gab er kurz die Geschichte der Kontroll kommission wieder, deren Anstrengungen die größten Schwierig keiten überwunden hätten, die gewissen Leuten unüberwindbar schienen. Ferner wies der Minister aus die ausgezeichneten Re sultate hin, die die Micum gezeitigt hat. Nach einem Diner im hiesigen Offizierskasino begab sich der Minimer im Auto in die Industriezentren des Ruhrgebietes, um mit der Besatzungsbe hörde die technischen Maßnahmen zu prüfen, die am 16. April ergriffen weiden sollen, um die Reparationslieferungen in dem Fall zu sichern, daß vor diesem Datum die Lieferungen nicht durch eine freundschaftliche Regelung festgesetzt worden sind. Am Arend um 5, 30 Uhr fuhr Le Trouqueur von dem mit einem erhöhten Aufgebote deutscher und französischer Polizeikräfte ge sicherten Bahnhof in einem Sonderzua nach Dortmund, von wo er seine Reise im Pariser Schnellzug fvrtsetzte. » LMWs KunWav » Berliner Pressesttmmen zur deutschen Antwort auf die kontrollnote. Berlin, 2. April. Die Morgenblättcr äußern sich über idi-e deutsche Note auf die Kontrollnote der Botschasterkonserenz ziemlich zurückhaltend. So erklärt der Berliner Lokalanzeiger: Die Frage der alliierten Militärkontrolle in Deutschland ist einer derjenigen Gegenstände, bei denen im besondern Mane die Not wendigkeit besteht, daß Deutschland die wenigen Rechte, die ihm der Versailler Vertrag zuspricht, mit allem Nachdruck wahr nimmt. Sympathisch berührt in dieser neuen Note vor allem, daß sie sich mit Nachdruck auf das lebendige Gefühl für nationale Würde im deutschen Volke beruft, welche eine Awangsdiktatur und Dauerkontrolle nicht ertraoen kann. Der Tag betont: Frag lich ist, ob die Remerung mit ihrem Vorschlaa dem Völkerbund ar-n-diätzlich anerkennen will oder nicht. Jedenfalls wird die Antwort der Botschafterkonferenz, falls sie ablehnend sein sollte, endgültig beweisen, daß man zumindestens in Paris auch die Frage der Militärkontrollen zur Verschärfung der Gegensätze gern benutzen möchte. Ziemlich scharf schreibt die „Deutschs All gemeine Zeitung: Die 'Einzelheiten der deutschen Gegenvor schläge, vor allem die zeitliche Begrenzung der Tätigkeit des verkleinerten Kontrollkomitees und die Vornahme der allge meinen Prüfung durch den Völkerbund könnte man vielleicht noch akzeptieren. Das prinzipielle Einienken ist ein bedauerlicher und schwerer Mißgriff. Die Kreuzzeitung erklärt: So kann die Note der deutschen Regierung keinesfalls befriedigen. Sie fordert vielmehr wegen ihrer erneuten schwächlichen, dem deutschen An sehen und der' deutschen Ehre abträglichen Nachgiebigkeit, schärfste Kritik heraus. Zentrum und bayrische Volkspartei Berlin, 2. April. Wie wir erfahren, sind die Be mühungen des Zentrums, mit der bayrischen Vol'kspartei zu einem Einvernehmen über die Reichstagswahlen in Bayern zu kommen, gescheitert. Die Zentrumspartei hat sich daher ent schlossen, in den bayrischen Wahlkreisen eigene Kandltaten aufzu- stellen. Hitler, Weber und Kriebel auf Festung. München, 2. April. Gestein nachmittag wurden Hitler, Dr. Weber und Kriebel im Kraftwagen nach Landsberg am Loch- zur Strafverbüßung gebracht. Die Absperungen in der Muten- burgstraße find wieder aufgehoben, die Stacheldrähte vor dem Regierungsgebaude sind wegegmommen. Kahr, Lossow und Seitzer in Meran. A Meran, 2. April. Kahr, Lossow und Seißer, die vor der Urteilsverkündung im Hitlerprozeß aus München abgereist sind, halten sich zur Zeit hier auf. Die Pfälzer Abstimmung über die bayrische Verfassung. München, 3. April. Die Neuwahlen zum bayrischen Landtag finden im Wahlkreis Pfalz gleichzeitig mit den Reichs tagswahlen am 4. Mai statt. An dem gleichen Tage wird auch die Volksentscheidung über das durch Volksbegehren verlangte Verfassüngsgesetz über die Umgestaltung der bayrischen Ver fassung angesetzt. Dabei ist über folgende Frage zu entscheiden: Soll folgendes Berfaffungsgesetz erlassen werden? Der im ersten Halbjahr 24 nengewählte Landtag ist ermächtigt, ein Gesetz zur Umgestaltung der bayrischen Verfassung mit einfacher Stimmen mehrheit seiner Mitglieder zu beschließen. Verschärfung des Eisenbahnerstreiks im Westen Elberfelds. April. Heute sind die Arbeiter der Eisen bahndirektion Elberfeld in verschiedenen Städten in den Aus stand getreten. Betroffen sind bis zur Stunde folgende Bahn höfe: Elberfeld-Hauptbahnhof, Elbeiseld-Mirke, Elberfeld-Var resbeck, Elberfeld-Steinbock, Vohwinkel, Kronenbeck, Barmen- Rittershausen, Gevelsberg, Gestecke, sämtliche Bahnmeistereien auf der Strecke Meschede, Langenscheid, seiner in Fröndenberg, Arnsberg und Dennholzhausen. Der Streik hat bereits ziemlich scharfe Formen angenommen. Die verschiedenen Stellen sind b.s auf weiteres von Polizeibeamten umstellt und werden bewacht. Wie die Gewerkschaften mitteilen, beabsichtigen die Streikenden mit Rücksicht auf das Wirtschaftsleben eine Behinderung des Zugverkehrs nicht durchzusehen. . Drohungen der Micum. Essen, 2. April. Die Morgenblätter' schreiben: Bei den gestrigen Derhandluneen der Micum mit Vertretern der Berg arbeiter und Angestellten wurde aus bem Kreise der Micum erklärt, würden die Lieferungen nach dem 15. April 'eingestellt, so würde das von den Besatzungsbehörden als Wiederbeginn passiven Widerstandes betrachtet werden und wie im Vorjahre Sanktionen mit allen Konsequenzen nach sich ziehen. London über das Hitlerurteil. London ,2. April. Die heutige Londoner Morgenpreffe beschäftigte sich mit dem Münchner Urteil. Allgemein wird da raus hingewiesrn, daß der Gerichtshof offenbar nicht gewagt habe, irgend ein Urteil gegen Ludendorff .auszusprechen. Die franDsenfreuNdliche Daily Mail hebt in ihrem Kommentar her vor, der Prozeß habe enthüllt, daß man es in Deutschland ver dienstvoll findet, Angriffspläne gegen Frankreich zu legen und baß zu Tage getreten sei, daß die militaristischen Eigenschaften Deutschlands unverändert geblieben seien. Die konservative Morgenpreffe schreibt, der Prozeß war ebenso lächerlich, wie der Putsch. « Äse Wr einander smd. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten. „Und daß nun nichts geworden, ist auch ihre Liebe futsch — —!" er lachte kurz und spöttisch auf. „Eine selbstlose Frauenliebe, die nicht nach dem ihren fragt, die entsagt und verzichtet um des Geliebten willen, die mit ihm trägt und ihm verzeiht — eine solche Liebe gibt es gar nicht — von der erzählen nur die Dichteri — Und Freundschaft — Ich hab's erfahren!" wegwerfend zuckte er mit den Achseln. »Fritz!" Mahnend und vorwurfsvoll waren die guten Augen der Rätin auf ihn gerichtet. Er verstand sie. Abbittend küßte er ihr die Hand. „Verzeihen Sie mir! Sie habe ich wahrhaftig nicht ge meint! Ich weiß, daß Sie mir Freundschaft halten, wahre, ehrliche Freundschaft — sonst wäre ich in dieser dunkelsten Stunde meines Lebens wahrhaftig nicht zu Ihnen gekom men! — Aber Sie können mir auch nicht helfen —" Lange sah Frau Schlossermann den hübschen, schlanken Menschen in der Litewka an, der so verzweifelt und hilflos vor ihr stand. „Nein, Fritz, wenn Sie selbst sich nicht helfen können, ich kann es auch nicht — nur raten aus ehrlichem Herzen vermag ich und Ihnen einen Weg zeigen! Was haben Sie denn getan? Doch nichts Ehrloses, nur eine Unbesonnenheit, eine Ünkiugheit begangen, die eine so bittere Strafe wahr lich nicht verdiente! Sie sind jetzt auf sich selbst angewiesen." „Was soll ich nur tun —! Herausgerissen aus allem, was mir lieb ist " Vor allem sehen, daß Sie sich mit Ihrem Oheim verständigen —" „Nein, nein, das ist unmöglich! Endlose Vorwürfe und Moralpredigten anhören müssen und doch keine Hilfe bekom men, wie ich genau weiß — dieser Demütigung setze ich mich nicht aus! Dann lieber eine — Kugel — —! Das wäre überhaupt die beste Lösung —" Für alle feigen Leute, ja, da haben Sie recht, Fritz," ^bemerkte die Rätin hart, „doch ich will onnehmen, daß Sie nicht im Ernst gesprochen haben! Ich will mich nicht in Ihnen täuschen, Fritz! Sie wissen, wie lieb ich Sie habe — wir werden schon Nat finden! — Sprechen Sie mit meinem Sohne — der wird Ihnen gern mit seinen Erfahrungen dienen —" „Nein, ich will niemanden belästigen — und werde es auch nicht mehr! Mein Weg steht klar vor mir, und dann —" Ein anhaltendes Klingeln an der Borsaalglocke unter brach ihn. „Das ist mein Sohn und Julchen! — So künden sie sich an," lächelte die Rätin freudig. Eine Blutwelle jagte über sein Gesicht. Er erhob sich. „So warten Sie doch, Fritz!" „Nein, ein andermal!" entgegnete er kurz. Sie rechnete nicht mit seiner Schroffheit, da sie seine Gemütsverfassung sah und ließ ihn gehen. Im Hausgang traf er mit dem Brautpaar zusammen, das von einem Spaziergang kam. Walter war sehr vergnügt er hatte Iulia, die in ihrem weißen, kostbaren Datistkleide bildschön aussah, zärtlich unter gefaßt. „Mütterchen wird schon gewartet haben, meine Bibi!" hörte Fritz ihn gerade sagen. Da bemerkte Walter den Leutnant. „Ah, Herr von Dieseneck!" grüßte er und wollte auf ihn zugehen. Doch Fritz dankte nur mit einem stummen Gruß und verschwand in seinem Zimmer. Befremdet sah ihm Walter nach. „Der Leutnant von Bieseneck war sehr eigentümlich, Mutter, er kam doch eben von dir —" sagte Walter, nachdem er die Mutter begrüßt. „Trage ihm sein Benehmen nicht nach, mein Sohn! Du weißt doch —! Er ist ganz auseinander! Fritz von Bieseneck ist einer von den Charakteren, die heute himmelhoch jauchzen, morgen zu Tode betrübt sind —" Frau Schlossermann erzählte ausführlich von des Leut nants Besuch — „ich begreife vollkommen, wie es in ihm aussieht! Es ist keine Kleinigkeit für einen Menschen, so ganz aus seiner Bahn geschleudert zu werden! Er tut mir in der Seele leid —" ihr ging das Geschick des jungen Offi ziers wirklich nahe. Sie schilderte dem Sohn seine Verhält nisse, seinen Charakter und hatte neben tadelnden Worten auch liebe Worte für ihn. Die Fehler, die an anderen viel- Maffennaussperrungen im englischen Schiffsbau. London, 2. April. Im Schiffbau haben 'die Arbeitgeber -gestern beschlossen, kommenden -Sonnabend in den Werften Groß britanniens 'die Arbeiter sämtlicher Gewerkschaften auszufperren, zu denen 'die 'Str-eikenben in Southampton gehören. Falls die Aussperrung zustande kommt, werden von ihr 143000 Arbeiter betroffen. Beschneidnung der Befugnisse des tür kischen Staatspräsidenten. London, 2. April. Wie der Daily Mail aus Konstanti nopel gemeldet wird, hat die türkische Nationalversammlung be schlossen, baß der Präsident der Republik bei der Auflösung bes Parlamentes automatisch sein Amt n-ieberzul-eg-en habe. Das Recht zur Auflösung- der Nationakv'ersamml-ung steht ihr nur selbst z-u. Der Präsident ist wieder wählbar. Er kann G-es-etz- entwürfe nicht untersagen, hat aber -das Recht, sie an bas Par lament zur neuerlichen Aussprache Mückgelan-gen zu lassen-. Diese Bedingungen zielen namentlich darauf -ab, -allen diktatorischen Anwandiungn zu begegnen. Abbruch der russisch-rumänischen Ver handlungen. Wien, 2. April. Die Verhandlungen zwischen -den russi schen und rumänischen Delegierten wurden heute abgebrochen, nachdem die russischen Del-egieiten darauf bestanden, über die staatsrechtliche Zugehörigkeit Bessarabiens eine Volksabstimmung vornehmen zu kaffen. Die rumänischen Delegierten widersetzten sich auf das lebhafteste dieser Forderung -und so ist der Abbruch der Verhandlungen zu erklären. — —" Gefahr eines Eisenbahnerstreiks? Berlin, 2. April. Während die Zentralverwaltung der Reichsbahnen der Meinung ist, daß die Teilstreikbewcgungen im Bezirk Berlin und in den übrigen Direktionsbezirken des Reiches, so namentlich in Mittel- und Süddeutschland, bereits gänzlich erloschen oder doch wenigstens im Abflauen begriffen sind, stehen die Verbände der Eisenbahner auf dem Stand punkt, daß die Streikgefahr heute durchaus akut sei und mit einer weiteren Ausdehnung der Streikbewegung gerechnet wer de» müsse. Priesterjubilkmn Pacellis. G Berlin, 2. April. Der apostolische Nuntius in Berlin, Mon signore Pacelli, beging heute sein Äjähriges Priesterjubiläum. Seit April 1917 ist er als Nuntius für Bayern und seit Mai 1920 gleichzeitig als Vertreter des Heiligen Stuhls in Berlin tätig. Einsatz der Technischen Nothilfe in Elberfeld. Berlin, 2. April. Auch auf den Direktionsbezirk Elberfeld hat nunmehr die Ausstandsbewegung der E'senbahnarbeiter übergegrisien. Infolgedessen wurde am Abend des 1. April die Technische Nothilfe auf Anforderung der Reichsbahndirektion Elberfeld auf der Betriebswerkstätte Elberfeld-Steinbeck zum Bekohlen, Anheizen und Ausschlacken der Lokomotiven einge setzt. Zcntrumskandidaten in Bayern. Berlin, 2. April. Nachdem -der auf ein Einvernehmen mit der Bayerischen Volkspartei für die Rcichstagswahlcn hin zielende Vorschlag abgelehnt worden ist, hat die Reichspartei leitung der Deutschen Zentrumsparlei heute beschlossen, in allen vier bayerischen Reichstagswahlkreisen eigene Zentrumskandi daturen auszustellen. Frankfurt gegen die Rcsormpläne für höhere Schulen. Frankfurt a. M., 2. April. Der Magistrat ist in einer Ein gabe an das preußische Staats-ministerium um vorläufige Nicht- genchmigung der Denkschrift des preußischen Unterrichts ministers über die Neuordnung des höheren Schulwesens vor stellig geworden, um bei der großen Bedeutung der Sache zu nächst die Möglichkeit einer ausreichenden Klärung aller wich tigen Vorfragen zu schaffen. Arbeitszeit in der sächsisch-thüringischen Textilindustrie. Greiz, 2. April. In den Färbereien der sächsisch-thüringi schen Färbereilonvention wurde im Einvernehmen mit den Arbeitern die 53stündige Arbeitswoche eingesührt. In den Be trieben des Verbandes der sächsisch-thüringischen Webereien stößt diese Maßnahme vorläufig noch auf Schwierigkeiten. Doch ist vom Reichsarbeitsministerium schon ein entspre-b-?^ Schiedsspruch gefällt. leicht zu rügen waren, erschienen bei ihm nur als liebens würdige Schwächen. Julia war blaß und still geworden in Mitleid und Schmerz krampfte geh ihr Herz zufammcn. Sie tonnte öen Blick nicht vergeßen, Mit dem er jie vorhin angesehen — ,o traurig und vorwurfsvoll. Sie mußte ein paar Minuten für sich allein haben die Aufregung in ihr war zu groß; sie fürch tete, ihre atemloje Angst um Fritz zu verraten. Unter dem Vorwande, ihrer Mutter „guten Tag" zu sagen, stahl sie sich einige Augenblicke, und ww erlöst hastete he die Treppe hinau. Mein Gott, was wurde aus ihm, diesem verwöhnten, unselbständigen Menschen, der nur in Sonne und Glück zu leben vermochte. Mit schlichtem Abschied entlassen! Die Verlobung ge löst! Frau von Raudnitz und Agathe sollten heute schon m aller Frühe abgeretst fem, wie Porzia bereits erzählt hatte ms Satztammergut! Agathe habe nicht gewollt; man habe sie förmUch m den Wagen gezwungen, und ganz ver weint sei sie gewesen; man habe es deuttich gesehen, obwohl sie einen dichten Schleier getragen. Sie habe ein elegantes graues Neisetleid angehabt, gewiß schon für die Hochzeitsreise bestimmt — und nun sei es so gekommen! Jede Gelegenheit, sich der Braut nochmals zu nähern, habe man dem Baron nehmen wollen — daher diese überstürzte Abreise! — Mit Behagen hatte Porzia ihre Neuigkeiten ausgekramt; die Lust an Nomantik und Sensation sprach aus jedem ihrer Worte. Sie schwelgte förmlich in diesen ausregenden Ereignissen, die ihr eine so willkommene Abwechselung in ihr tägliches Einer lei brachten, und immer wieder kam sie darauf zurück. Walter Schloffermann hatte dem Hauptmann von Falk ner ver "rochen, gegen Abend einen sogenannten „Dümmer- schoppen" mit ihm zu trinken. Nach dem Kaffee hatte er einen kleinen Spaziergang iu' nDntete sie dann wieder heim, plauderte noch ein Viertelstündchen mit ihr und seiner Mutter, und nahm dann zärtlichen Ab'chied von ihr, ehe er ging, um sein Versprechen zu erfüllen. Jede Minute, dze er nicht bei der Braut sein konnte, tat ihm ja sehr leid.