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Mscasoslü unä Sie ftepsrslionen- Wirtschaftliche Freiheit der Ruhr. Ein Meinungsaustausch zwischen London und Washington soll ergeben haben, daß die amerikanischen finanziellen Kreise ganz entschieden gegen die vorzeitige Aufstellung von „Sanktionen" gegen Deutschland sind, und daß die 40-Millionen-Pfund-Anleihe gefährdet werden könnte, wenn die Alliierten sich nicht genau an die Mah nung des Sachverständigenberichts halten. Eine ähnliche Stimmung herrscht in den politischen Kreisen Englands. Es bestätigt sich, daß England die völlige ökonomi sche Freiheit der Ruhr, wie sie im Sachverständi- genbericht vorgeschlagen ist, für eine der Bedingungen der Anleihe hält. General Degoutte soll in Brüssel die Gefahr betont haben, die in einer völligen Aufgabe der Leitung der Ruhreisenbahnen läge, so lange noch Truppen im Ruhrgebiet verbl-eben. Seiner Ansicht nach sollte eine An zahl französischer Eisenbahnangestellter zuriickbehalten wer den, um den Dienst der notwendigen Linien sicherzusteelln Degoutte habe einen Plan unterbreitet, der den Zweck ver folge, die Rückerstattung der Eisenbahn an das Deutsch« Reich mit der Sicherheit der Truppen in Einklang zu bringen. OerdanSIungen im siussMonMt. Schiedsgericht oder Untersuchungskommission. Die verbreiteten Meldungen über die Einsetzung eines Schiedsgerichts in dem deutsch-russischen Streitfall wegen der Durchsuchung der russischen Handelsdelegation in Berlin sollen den Tatsachen vorauseilen. Dagegen ist der Gedanke aufgetaucht, eine Kommission einzusetzen, mit der Aufgabe, die Meinungsverschiedenheiten über die Vor gänge in der russischen Handelsvertretung durch eine Fest stellung des Sachverhaltes aufzuklären. Man erhofft Bei legung des Konflikts in kurzer Zeit. Der russische Bot schafter Krestinski in Berlin ist nach Moskau abgcrcist. Diese Reise soll seit längerer Zeit geplant gewesen sein und der Teilnahme an einem kommunistischen Kongreß in Moskau gelten. s » LMWs KvnWav » 1 Gestaltung der Postgebühren. Der Verwallungsrat der deutschen Ncichspost stimmte dem Antrag, zu, daß auch für sperrige dringende Pakete der Sperrzuschlag zu entrichten ist, daß die Bestimmungen für Drucksachen wesentlich vereinfacht und die Gebühren ent sprechend geregelt werden. Das Paketporto wird, nament lich für Pakete über 7 Kilogramm erhöht, die Versiche rungsgebühr für Wertsendungen von 500 Mark und imhr ermäßigt und die Einschreibegebühr auf 30 Pfennig fest gesetzt. Geplant ist, -die Fernsprecheinrichtungs-- und andere Nebengebühren vom 1. Juli ab den veränderten Verhält nissen anzupassen, wobei es sich um Ermäßigungen handelt. Kein Abbau der Kohlenpreise. Im Reichswirtschaftsministeriüm wurde eine Be sprechung über die von allen Seiten erhobene Forderung auf Abbau der Kohlenpreise abgehalten. Die Besprechung hatte das Resultat, daß eine weitere Senkung der Preise für Steinkohle bei dem augenblicklichen Stand der Mate rialpreise, Löhne und Leistung von den beteiligten Kreisen für unmöglich erklärt wird. 25 Prozent der Beamten der Reichs- Verwaltung abgebaut Im Reichstagsausschuß für Überwachung der Durch führung der Personalabbauverordnung wurde von der Negierung mitgeteilt, daß in der allgemeinen Reichsver waltung und in den Betriebsverwaltungen des Reiches am 1. Oktober 1923 insgesamt 1562 700 Personen beschäftigt waren. Davon wurden bis 31. Mai 1924 insgesamt 336118 Personen abgebaut, das sind 25 Zentrum und Deutschnationale. Das Hauptorgan der Zentrumspartei, die Germania, schreibt: Wir haben in unseren Betrachtungen zur Frage der Regierungsbildung zum Ausdruck gebracht, daß der Sinn der Wahlen nur der sein könne, daß der b i s h e r i g e außenpolitische Kurs weitergeführt werde. Wenn die Deutschnationale Volkspartei dieser Grundforderung der Zentrumspartei entsprechen will, wenn sie sich damit also zu der früher von ihr bekämpften Politik bekennt, dann bestehen Wohl für die Zentrumspartei keine im Augenblick dringende Bedenken grundsätzlicher Art, dem Stimmenzu wachs der Deutschnationalen Rechnung zu tragen. Oberst von Seißer entlassen. Aus München wird amtlich bestätigt, daß an Stelle des endgültig in Urlaub gehenden Obersten v. Seißer, der bekanntlich beim Hitlerprozeß viel genant wurde, dem bis herigen Kommandanten der Landespolizei in Nürnberg, Oberst Reiß, die Funktionen eines Chefs der bayerischen Landespolizei übertragen werden. Haltamtlich wird be stätigt, daß die Zeitungsnachricht, wonach die bayerische StaatsregKrung an Oberst Seißer die Aufforderung zum Rücktritt gerichtet habe, den Tatsachen entspricht. Politische Komödie in Mecklenburg Schwerin, 8. Mai. Bei Eintritt des Landtages in die heu tigen Verhandlungen erklärten sich die drei Minister bereit, die aus sie entfallenden Wahlen anzunehmen. Der kommunistische Abgeordnete Wendel verlangte darauf eine erneute Erklärung von Brandenstein übo- seine Haltung an der Frage der Sach verständigengutachten, die aber von Brandenstein mit der Be? gründunz aivel.dni wurde, bah er seiner vorgestrigen Erklärung nichts hinzu-ufüpm habe. Darauf bring! ber Kommunist Wen zel einen MsttraumsancraZ mit demselben Inhalt gegen 'Bran denstein e>n. wie das von den DeuMpölkischen am Dienstag eingebrachte ÄWrrE Auch der deutschvöMsche Ab ¬ geordnete Maerüns bring! erneut -einen Mibtravensa-rtrag argen b»r! Mn-'stem -Mdenten ein. da -besten heutige Erklärung seine,' Partei nicht genügt. Von- Brandenstein gibt bann noch eine Er- klärun-i ab, Äe der bereits von ihm gegebenen Erklärung ent spricht.' Rach, einer Pache von whn Minuten gibt der Ab-gc- ordr^e Maertens namens sekw Partei eins Erklärung ab, nach der die Fraktion in Anbetracht der Lage 'des Vaterlandes und angchichez o^r heutiger Erklärung Brandensteins ihren- Miß- ttauensanlrag zri.Echt- Ter Mißtrauensantvag der Kommu nisten wurde daraus gegen -die Stimmen der Kommunisten ab- gsl-ohnt. Die Sozialisten -enthielten sich bei der Abstimmung ber Stimme. Auch die Deu-i'schdölkscheu stimmten gegen den kom munistischen Antrag, trotzdem dieser Antrag dem Mißtrauens antraa der Völkischen vom Di-enstag entspricht. Die Sozialdemv- kratm batten ä ersalls ein MistraueneV-otum gegen das G-esamt- ministerium eingebracht. Für dieses traten nur die Sozialdemo kraten -ein, mährend die Kommunisten sich ber Abstimmung -ent hielten. Jur Zahlungsunfähigkeit - s Dort munder Bankhauses Stern. Düsseldorf, 8. Mai. Die Tatsache, daß die dortige Bankfirma Eebr. Stern unter Geschäftsaufsicht gestellt worden ist, wird sicher Zwangsverkäufe zur Folge haben. Z. B. hat eine Provinzgroßbank 700 000 Mark eingelegt. Als Deckung dienen Geschäftsunterlagen, die aber nur einen Wert von 200 000 Mk. haben. Die Stillegungen weyen Kohlenmangel beginnen Dortmund, 8. Mai. Wegen Kohlenmangel wurde der Hochofen 5 der Dortmunder Union stillgelegt. Auch die Martin werke der Union müssen wegen Kohlenmangel die Arbeit ein- stellen. Macdonald stellt die Vertrauensfrage. London, 8. Mai. Im Unterhause erklärte heute besten Leiter Clines, daß die Regierung im Hinblick auf den Dienstag zur Verhandlung kommenden Antrag Baldwins gegen die Auf hebung der Mac-Kenna-Zölle die Vertrauensfrage stellen würde. Die liberale Daily News sehen darin keine Gefahr für die Regierung. Ein britiscker Konsul für das Saargebiet Loudon, 8. Mai. 8m Unterhaus teilte Ponsemoy mit, daß die Ernennung eines britischen Konsuls im Saargebi-et augen blicklich zur Verwirklichung stch-e. Amerika erlägt Chinas Schulden aus dem Boxeraufstand. Washington, 8. Mai. (Funkdienst der TU.) Das Abgeordnetenhaus hat mit 208 gegen 144 Stimmen eine Reso lution angenommen, wonach die chinesische Regierung von allen weiteren Sachleistungen bis auf die auferlegten Zahlungen ent bunden werde. Große Edbebenschäden auf den Phikippinen Paris, 8. Mai. Einer Havasmelbun-g zufolge hat aus ben Philippinen ein Erdbeben auf bei Länge von 400 Kilometern großen Schaden angericht-et. Rumänien. Russisch rumänische Spannung. Die Bevölkerung ist park erregt wegen angeblicher Zusammenziehung von russischen Truppen an der Grenze von Beßarabien, das Rußland noch immer als russisches Land betrachtet, wäh rend es nach dem K.iege Rumänien zugesprochen wurde. Auch rumänische Truppen sollen in Marsch gesetzt sein. In rumänischen Zeitungen wird offen ausgesprochen, daß man die Gefahr eines russisch-rumänischen Krieges für ernsthaft l-ält. Ande erseits werden die Nachrichten als /..-.uriehen und als B ö r s e n m a n ö v e r erklärt. Aus In« und Ausland. Berkin. Der zupänmge Reichstagsausschuß stimmte vem Entwurf zu, der zum Schutze der heimlichen Starte rn d u st r t e für die Einfuhr von Stärke auer Art einen dreißig- prozentigen Zollausschlag vorsieht, so daß der Zoll jetzt 21 Gold mark für einen Doppelzentner beträgt. München. Die sozialdemokratische Fraktion des Baye rischen Landtags wird durch den Zusatz von drei Psälzer Malaten die zweitstärkstc Franion werden. Die Sozialdemokraten gewannen dadurch Anspruch auf den ersten Vizepräsidenten. London. Die englische Regierung hat ihr Einverständnis dazu gegeben, daß die Regierung des irischen Freistaates einen eigenen Gesandten in Wachiuglon ernennt. Der Litauische Gesandte in Berlin. Berlin, 8. Mai. Der Reichspräsident hat heute den zum litauischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister ernannten bisherigen Geschäftsträger Venceslas Sidzikauskas zur Entgegennahme seines Beglaubigungs schreibens empfangen. Bei dem Empsang war der Staats sekretär im Auswärtigen Amt, Freiherr v. Maltzahn, zugegen. Die Deulschnationalcn und die Hannoversche Frage. Berlin, 8. Mai. Die Vereinigten Landesverbände Hanno- ver-LÜd, Hannover-Ost und Osnabrück der Deutschnationa'-en Volkspartei erlassen eine Erklärung zur hannoverschen Frage. Es heißt in dieser Erklärung: Von unseren Parteisreunden er- warten wir aus das bestimmteste, daß sie am 18. Mai den Ab trennungsbestrebungen mit einem klaren: Nein! oder Stimm enthaltung, die denselben Erjolg hat, entgcgentreten. Reichsbahn und sächsischer Landtag. Dresden, 8. Mai. Der Landtag trat heute mittag zu seiner ersten Sitzung nach den Osterserien zusammen. Aus der Tagesordnung stand ein demokratischer Antrag, die Regierung zu ersuchen, den Bestrebungen, die Reichsbahn ganz oder teil weise in eine Aktiengesellschaft umzuwandcln, entgcgenzutreten. Der Präsident schlug vor, diesen demokratischen Antrag von der Tagesordnung abzusetzen, da die Regierung heute hierzu nicht Stellung nehmen könne, weil wichtige Verhandlungen in dieser Angelegenheit schwebten. Das Haus beschloß demgemäß. Der Arbeitskonflikt im sächsiscknm Bergbau. Dresden, 8. Mai. Das sächsische Arbeitsministerium hatte dem Bergbaulichen Verein in Zwickau seine Vermittlung im Konflikt im sächsischen Steinkohlenbergbau angeboten. Der Bergbauliche Verein hat es jedoch abgelehnt, an Verhandlungen unter dem Vorsitz des sächsischen Arbeitsministeriums teilzu- nehmcn, da im vorliegenden Falle lediglich das Reich zu ständig sei. — Die Aussperrung der Bergwerksarbeiter im ganzen sächsischen Steinkohlenbergbau einschließlich der staat lichen Kohlenwerke wurde heute «Z-gemein durchgeführt. Die Zahl der im Zwickauer Revier zur Entlassung gekommenen Ar beiter beträgt etwa 35 600. Ein dritter mittelschlesischer Zentrumsabgeordneter. Breslau, 8. Mai.. Der Schlesischen Volkszeitung zufolge war das vorläufige amtliche Wahlergebnis Mr das mittel schlesische Zentrum mit 167 503 Stimmen infolge eines über- mittcluugssehlcrs unrichtig angegeben. Für das Zentrum wurden im Wahlkreis Breslau 7 insgesamt 175 503 Stimmen abgegeben. Dr. Brüning. Bundesgeschäftsführer in Berlin, ist dadurch mit Hilse der Reststimmen als dritter mmetschtest- scher Zentrumslandidat in Breslau 7 gewählt. Die Malaria ini Odessa. London, 8. Mai. Nach einer bolschewistischen Meldung aus Odessa nimmt die Malaria in Odessa selbst und in den benach barten Bezirken rapide zu. Im ersten Vierteljahr 1924 sind an der Malaria zehnmal mehr Personen erkrankt als während der drei ersten Monate des vorigen Jahres. Die Palästinafrage im Oberhaus. London, 8. Mai. Im Oberhaus beantwortete gestern Lord Arnold eine Anfrage hinsichtlich der Verwaltung Palästinas und Transjordanicns. Die jetzige Regierung habe sich die Politik der früheren Negierungen vorbehaltlos zu eigen gemacht. Mit Bezug ans den jetzigen Zustand in Transjordanien müsse mau eMgestehen, daß man ihn nicht gerade mit ungeteilter Freude betrachten könnte. Die Überfälle aus Palästina aus dem transjordauischen Gebiet hätten jedoch in Wirklichkeit aufgehört. ZSLMer LaMsg. Dresden, 8. Mai. Nach längerer Vertagung trat her Landtag am Donnerstag -wieder zu ein-er Sitz-ung zusammen-. Doc zweite Pmrkt der T-agesvodn-ung, her -Has größte Interesse erweckte, hel-reffend den Mn-trog -Günther -unh Genossen auf Umwcmhiu-n-Z ä-er R-ei-chseißerLahnen in -eine Mtiengefellschaft, wurde -abges-etzt, weil hie -Regielung nicht in her Lage war, jetzt schon zu hies-cm Anträge Stellung zu nehmen, -da heute und morgen Verhandlungen über hi-e Ancei-egenheit siattfinden. D-airn traten die Kommunisten wie üblich wiedoc mit einer -Reihe -von Vorschlägen -an den Landtag heran, wünschten eine politische Aussprache üb-er -den Ausfall her Mahlen, svrheiten eine Recht fertigung hrr RMSMg -über die von ihr während -so Vertagung erl-asisr.en NotvervNnungrn und teilten mit, haß sie angesichts des Ausfall-rs -der Reichstagswchlen erneut -einen Antrag auf Auslösung des Landtags -eingebr-a-cht hätten. Der P.-Lsldent de- M'g-e hen Eingang -dieses Antrags und teilte mit, baß- er in Derhindung mit hem kommunistischen Mißtrau-ensanlrag gegen den Innenminisier Müller am nächsten Dienstag -beraten wer den solle. Die -drei Punkte her T-aoesordnung wunden schjm-rrz- los erledigt, -nur einmal gab -es einen Nachklang zu den- vsr- flosienrn Roichstagswahl-en, als der deutsch-nationale Abgeordnete Ramelsherg den Demokraten vokwaif, sie hätten während des Wahlkampfes si-edlungÄ-usiig-en Leuten SiMungskanh versp.ochen- un-d dafür auch Gelder -vereinnahmt, über hie noch keine Rechen schaft adgÄ-egt worden sei. Der -heißblütige demokratische Ab geordnete Dr. Dehne erhöh sich sofort'und erwiderte dem Vor redner. sein Vorwurf zeige, aus w-ekch-en Tiefstand der verstossene Wahlkampf manche Mg-eordnete gebracht habe. In der nächsten Sitzung, Dienstag, den 13. Mai, wird sich der Landtag mit m-ch- reien deutschna-tionalen und kommunistifchen Anträgen br-jchästi- g.-u, unter anderem mit dem Mißtr-au-ensantrag -gegen den Innen minister Müller und dem Mtrag aus Auflösung des Landtags. Es steht also -fn.- Dienstag -eine lebhafte politische Debatte zu erwarten. Kommunistischer Mißtrauensantrag gegen den Innenminister Müller. Die PommmMibische La-n'dtags-fraktion -hat einen Miß- trauen-santr-ag gegen -den sozialdemokratischen Innenminister MM>, -inaeblacht. west unter seiner Amtsführung angMich ber Faschismus in Sachsen ungehindert seinen Vormarsch sort- s ° un/E Mrmk Wilsdruff-Dresden, am 9. Mai 1924. Merkblatt für den io Mai iyr» ^nnnkiming-mg 4" N Mondaufgang 9'° B. Soimemnnsrgung 7"° s Monduntergang 12" V. 175/) Dichter Jo- ann Peter Hebel geb. — 1816 Schrift- sw'.er Friedrich Gerstäcker geb. — 1871, Friede von Frankfurt a - Pain: Elsaß-Lothringen fällt an Deutschland. — 1885 K- m-.pouift' Ferdinand v. Hiller gest. — 1904 Afrikareisender Hcu.u Morton Stanley gest. * Glück «nd Armut. Nach dem Gelds gieren viele Menschen, nach Glück sehnen sie sich und den Erfolg erstreben sie an. Aber wie verschieden schon wird der Mensch gestimmt, wenn er hört, daß ein anderer sich glücklich fühle, daß einem anderen etwas geglückt sei oder ein anderer Glück habe. Wie ver lassen kommt sich der vor, der nur vom Glück anderer hört, selber aber nie Glück in sich verspürt oder Glück erlebt hat. Arm und verächtlich dünkt sich der, der sich vom Glück verlassen glaubt. Glück ist etwas äußerst Persönliches, Erfolg ist etwas Sachliches. Ein erfolgreicher Menscb kann ttefunglückliH sein, und ein glücklicher Mensch kann wenig Erfolg haben. Ter mit Reichtum Gesättigte kann innerlich hohl, kalt und nüchtern sein, und sein Gegenstück, der Arme, kann innerlich reich, warm und voll Leben sein. Trotzdem möchte ich aber der Armut kein hohles Lied singen. Einzelne Menschen können sich auch unter dem größten Mangel und unter vielen Entbehrungen über Erdenleid und Erdenschicksal geistig erheben, die größere Zahl aber wird davon niedergedrückt. Verstimmt und dumpf gehen sie einher und um sich herum verbreiten sie Niedergeschlagenheit. Das Leben und die Wirtschaft aber brauchen Licht und Sonne, wenn sie gedeihen sollen. Des- balb darf man die Armut nicht als Wünschenswertes hin- siellcn. Sie ist und bleibt etwas, was wir im allgemeinen von uns fernzuhaltcn suchen müssen. Wo sie aber trotzdem einmal eingekehrt ist, da gilt es, sich von ihren Fesseln frei zumachen. Wenn es aber trotz aller Mühe nicht möglich fein sollte, die wirtschaftliche Armut zu beseitigen, so ist es doch meist möglich, dke geistige Enge zu besiegen. In diesem Sinne gilt: arm ist nur, wer sich für arm hält. Bauen wir uns ruhig Luftschlösser im Falle wirtschaftlicher Armut und verharren wir darin, das wird unserem Geiste wohltun. Wer in den Höhen der Luft wohnt, hat Platz, Licht und Ausblick. Da mag er gesunden, seinen Körper stählen, und das wird auch einen günstigen Einfluß auf die wirtschaftliche Tätigkeit ausüben. Wenn es schon Arme gibt, dann ziehe ich die glücklichen den unglücklichen vor. Wer sich mit dem Unvermeidlichen abfinden kann und es mit Humor und Heiterkeit trägt, der gehört zu den Lebens künstlern. Diese Lebenskünstler sind für das Zusammen leben der Menschen durchaus nötig, und sie müßten ge schaffen werden, wenn sie nicht immer wieder von neuem emportauchten. Lug-tns-L-md. Oeffentliche Schulausfchuß - Sitzung Donnerstag, den 8. Mai, nachmittags 5 Uhr im Stadtverordneten-Sitzungssaale. Herr Bürgermeister Dr. Kronfeld als Vorsitzender begrüßte