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SM -4. ALM 7924 > MW t Frühlingstraunr. Mir war, als lehnte ich mein Haupt An deine Schulter hin, And deine Hand Strich über meine Wange sanft. And ich? Ich lächelte versonnen — Das träumt ich heute von dir. Lisa Nickel. vir Wüsst Ser LaMMte , Wenn die 'Kreditschwierigkciten von Industrie-, ^nk- und Handelsunternehmunaen in den deutschen Zei- ^gen die Rubrik des Handelsteils füllen, dürfen wir nicht Hessen, daß der deutsche Landwirt reichlich ebenso schlimm '-an ist und zudem von einer zunehmenden Bereitschaft des Alandes zur Kreditgewährung an Deutschland zunächst l^en direkten Vorteil erhoffen darf. Das Thema der Kre- Mot spielte auch auf dem Deutschen Bauerntag, der um Wende Mai/Zuni in Hamburg abgehalten wurde, eine fte Rolle. Der Reichsminister für Ernährung und Land- Mschaft, Graf Kanitz, äußerte sich recht pessimistisch. Er l°rspracb den landwirtschaftlichen Produzenten, beim Reichs- mkpräsidenten auf eine Verlängerung der den Landwirten sMhrten Rentenmark-Kredite hinzuwirken. Wenn auch -ü Warnung des Ministers, allzu viel von den kommenden Isländischen Krediten zu erwarten, allgemein gedacht war, " gilt sie doch in erster Linie für die Landwirtschaft. Aus- ^dischen Finanzleuten muß die Hingabe von Geld nach ^utschland, — solange die Reparationsverpflichtung besteht Zimmer als ein Risiko erscheinen, das durch besonders Hohe ^nssätze und durch weitgehende Sicherungen wettgemacht Erdest muß. Beides kann die deutsche Landwirtschaft unter heutigen Verhältnissen nicht bieten. Es ist dem land- ^rtschaftlichen Produzenten unmöglich, Zinssätze von vier- und achtzig Prozent im Jahre zu geben. Einem im Island lebenden Gläubiger würden auch deutscher Grund- Wtz und deutsche Immobilien nicht als genügende Sicher et erscheinen, weil sie nicht kurzfristig realisiert werden '"Unten. Erst wenn sich eine grundlegende Aenderung der Verhältnisse auf dem Geldmärkte vollzogen hat, besteht Aus- daß ein großes, genossenschaftlichen Charakter tragen- deutsches Geldinstitut den Bauern ausländisches Geld zu täglichen Sätzen vermittelt. Auf der Hamburger Tagung der Landwirte hat der Mister Graf Kanitz seine Ueberzeugung dahin ausge- Mochen, daß die Landwirtschaft erst dann wieder in Ord ing kommen werde, wenn sie ihre Kreditgenossenschaften Mt finanzieren könne. Bis dahin wird es noch eine ganze Meile dauern. Bei dem gedrückten Preisniveau für land wirtschaftliche Erzeugnisse haben die meisten Produzenten M dem Verkauf zurückgehalten, um nicht jede Aussicht zu Klieren, in die nächste Betriebsperiode unter günstigeren Bedingungen einzutreten. Da aus dem Auslande reichliche Muhren besonders an Mehl, erfolgten, hat diese Zurück- Mung der Landwirte keine Verknappung der sichtbaren im Handel verfügbaren Vorräte gebracht. Dauert die gesunde Preisbaisse für deutsche Aqrarvrodukte noch kam „Das erste Ehejahr". 12 Roman von Ruth Goetz. ^pyright 1314 by Greiner 8 Co., Berlin W 30. Nachdruck verboten. „Bemühe dich persönlich, gnädige Frau, flüstere ihm dein Meil m das Ohr ... es könnte Erfolg haben. Lohe zeigte s^chiedenes Interesse für -dich, vielleicht -überträgt er es auch mich." Renate, in dem Wunsche, ihm zu helfen, sagte: „Ich gehe, wen» es 'dir nützen kann. Ich spreche mit ihm, ich fürchte mich ^l, ich habe in meinem Leden manchen Gang machen ^ssen, der mir nicht angenehm war, der mir schwerer geworden. sollst einmal sehen, daß ich bei der ersten Gelegenheit, wenn ch den Gewaltigen am- Rockzipfel packen kann, mit ihm von seiner Arbeit spreche, und daß sie Erfolg haben wird." Er blickte Dr entzückt nach, wie sie eine keine weiße Schürze umband und si' die Küche eilte. Sein Herz drängte hin zu ihr, her Wunsch in ihm-, ihr den Tag zu widmen. Zuletzt blieb der Gedanke "4 das Wenk aber Sieger über Sehnsucht und Frauenreiz, j Beim Esten! hatte die Arbeit ihn gefangen genommen. Er 'chlcing die Speisen hinunter, ohne zu wissen, was er aß. Candida dir lächelnd die schön geschmückten Schüsseln hereintrug, machte ßch Gedanken 'darüber, weshalb die junge Frau so lange mit Putzen der Schüsseln -sich beschäftigen mochte, da der Herr sch -kein Auge dafür hatte. Rasch war die Mahlzeit beendet. der letzte Gang abgetragen war, blieb Otto eine Wei!« sitzen starrte vor sich hin. „Woran denkst du?" fragte Renate und legte ihre Hand auf seine. Die war hart, zeigte an einigen Stellen Schwielen. "'-Ih sah cs der kräftigen Rechten an, daß sie sich nicht scheute, einer Arbeit zuzugreifen. Er fuhr empor: „Woran ich denke? Ast dich!" Renate schüttelte ungläubig den Kopf. Ihre Wangen waren Mötet von 'der kalten Luft des Wintertages. Otto meinte, die estau nie so 'liebreizend gesehen zv haben. Laut rief er: „Du zweifelst daran? Es ist so! Ich habe mir die Mög lichkeit meines Erfolges überlegt. Ich werde nicht leer ausgehend kvenn meiner Hände Arbeit es fertigbringt, die Lieferungstermine ^>cht zu überschreiten. Du sollst dann, mein Liebstes, sehen, daß »ein Mann nicht nur ein Arbeiter ist. Ich will dir deine Wünsche Mlen, dir Geld und Gut in deine kleinen Hände schütten, alle Herrlichkeiten der Welt -sollst du dir kaufen." ger an, fs wird kern Landwirt Bargeld uoer den eigenen Bedarf verfügbar haben, welches er auf dem Wege über die Kreditgennossenschaften seinen kreditbedürftigen Berufs kollegen zuleiten könnte. Darum ist eine völlige Neuord nung der Preisverhältnisse in Deutschland unentbehrlich, damit die Ernährung unseres Volkes aus inländischen Pro duktion in möglichst vollem Umfange gewährleistet ist. Zahl reiche Kategorien gewerblicher Erzeugnisse vertragen eine erhebliche Preisherabsetzung, während die zur Zeit vielfach unter den Gestehungskosten liegenden Preise für landwirt schaftliche Produkte eine Erhöhung erfahren müssen. Wenn dies auch zunächst dem Interesse der Verbraucher zu wider sprechen scheint, so wird sich doch herausstellen, daß nur eine gesunde, mit Nutzen arbeitende deutsche Landwirtschaft im stande ist, unser Volk vor einer Ernährungskrise zu be wahren. ver Ms im LMmm. Der zukünftige Krieg — und ein solcher muß und wird kommen angesichts der seit Versailles mehr denn je er schütterten Balance der Weltmachtkräfte — wird sich aller Voraussicht nach zum erheblichen Teil im Luftmeer ab- Pielen. Die etwas sagenhafte Erfindung des Engländers Grindell-Methiew höchstens könnte eine derartige Entwick lung des Kriegswesens verhindern. Bekanntlich hat dieser Erfinder Apparate zur Ausstrahlung gewisser Energien ge baut, die im Stande fein fallen, Motore beliebig in dm Weiten des Luftmeeres auszuschalten und triebunfähig - machen. So ist in durchaus verständlicher Besorgnis die Herrschaft im Luftmeer ein wahres Wettrennen a um den Besitz dieser geheimnisvollen Erfindung zu be obachten gewesen. Zur Zeit scheint Frankreich, das sich sa, wie bekannt, als das eigentliche Geburtsland des Flug wesens betrachtet, Sieger zu sein. Wenigstens hat der Engländer sein Vaterland, das ihm anscheinend nicht genug Pfunde versprochen hat, schändlich in Stich gelassen und das freigebigere Frankreich mit seiner Erfindung be glückt. In Wahrheit scheint man aber sowohl in Frankreich wie in England und auch jenseits des großen Heringsteiches der Erfindung des fmarten Air. Grindell-Methiew noch nicht die zrundlegende Umgestaltung der ganzen Fliegerei zuzutrauen. Wenigstens ist man in allen vorgenannten Ländern eifrig be müht, das militärische Flugwesen ko schnell und so grnndiin, wie nur möglich auszubauen. Frankreich hat damit den An'ang gemacht. Es gehör! zweifellos zu den wichtigsten militärischen .Sicherungen" dieses dauernd auf dem Sprunge befindlichen Landes, eine Luftflotte zu besitzen, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat. England ist ihm allerdings auf den Versen und wird ihm in nächster Zeit nach Durchführung seines großzügi gen Luftprogramms erfolgreich Paroli zu bieten imstande sein. Amerika arbeitet ebenfalls unverdrossen weiter. Von drüben soll dann die große Ueberraschung kommen, die technischen Neu heiten, die wieder die bisherigen Errungenschaften der andern Weltflugländer völli" in den Schatten zu stellen bestimmt sind. Die Ausgestaltung der französischen Militürfliegerei kostet das Land Unsummen. Nicht zuletzt haben auch wir daran geld lich zu tragen, denn die Flughallen und Flugplätze, die teil weise im besetzten Gebiete sich befinden, sind mit deutschem Gelds gebaut, deutschem Besitz enteignet und werden wiederum von deutschen Zuschüssen unterhalten. Aber man glaubt in Frank reich, Deutschland gegenüber eine gewaltige Luftmacht zur Gel- rung oringen zu mupen, um es „m «schach zu halten". Hiermit wurden bisher im französischen Parlament alle zum Flugzeugbau angeforderten Summen begründet und glatt durchgedrückt. Je doch auch damit noch nicht genug. Auch die bekannten Vasallen staaten der glorreichen Nation bauen zum Großteil mit französi scher Hilfe ihre Luftflotten aus, um auf Frankreichs Befehl „im Augenblick der Gefahr" sich auf das unbotmäßige .Deutschland zu stürzen. So kommen „im Ernstfälle" zu den etwa 4008 Mili tärflugzeugen, über die Frankreich selbst verfügt, noch Belgien mit 320, Polen mit 600, die Tschechei mit 600, ja selbst Jugo slawien mit 160 Flugzeugen, während Deutschland überhaupt kein Militärflugzeug besitzt und solche mit Rücksicht auf die nach -Versailles erfolgte Umstellung der gesamten Flugzeugindustrie auch gar nicht in absehbarer Zeit zu bauen in der Lage ist. Es liegt also nicht zu fern, sich über die dauernd gesteigerte Luftrüstung Frankreichs seine eigenen Gedanken zu machen. In England wie auch in Amerika ist dies zweifellos schon geschehen. Die Luftprogramme beider Staaten zeigen dies deutlich. Aber am Ende verzichtet Frankreich, im Besitz der flugzeugvernichten den „Todesstrahlen" auf die weitere Ausgestaltung seiner Flug politik. Vorläufig allerdings darf man in dieser Hinsicht noch etwas skeptisch in die Zukunft blicke,! Vs; rMMgr kiMmmesstenergrsetz. Beibehaltung der Vorschußzahlungen. Wie mitgeteilt wird, soll die den kämmenden neuen Verpflichtungen des Reiches angepaßte Einkommensteuer- resormvorlage dem Reichstag möglichst bald zu gehen und noch vor den Ferien, aus jeden Fall aber bis zum Herbst, durchberaten werden, über den Inhalt der Vorlage verlautet: Mit einer wesentlichen Reform der bestehenden Tarifsätze ist bestimmt zu rechnen. Die zehnprozentige Lohnsteuer wird in ihrer jetzi gen Form beibehalten. Dasselbe gilt auch für das vielum strittene Prinzip der augenblicklich gehandhabten Gegen war t s b e st e u e r ung. Gegenüber den Wünschen nach Wiedereinführung der Vergangenheitsbesteuerung glauben die zuständigen Stellen nicht auf die Vorschußzahlungen verzichten zu können. SoWamokkstiMr?stteiisg. Berlin, 12. Juni. Nach den Begrüßungsreden wählte der Parteitag gestern zu Vorsitzenden Wels und Wilhelm Dittmann. Von den Aus ländern sprach zunächst der Belgier de Broucköre, zugleich als Vertreter der Internationale. Unbedingte Solidarität bis zur Erreichung einer gerechten Lösung des Reparationsproblems sichert der Sprecher der Internationale der Deutschen Republik und den deutschen Sozialisten zu. Für England sprach Frau Bell, für Holland Voogd, für Dänemark Andersen, für die Tschccho- llowakei Pohl, für Rußland Dan und Lcwien. Den Bericht des Vorstandes erstattete heute Wels. Er sagte, daß man einig sei in dem « Festhalten an dem sozialistischen Endziel, einig auch in der Er- j kenntnis, daß kein Wunder den Endsieg bringen könne, sondern nur die methodische Schulung der Kräfte des arbeitenden Volkes. Der Kapitalmacht die organische Kraft des Proletariats entgegen zustellen, sei die Ausgabe. Es gelte festzuhalten an Demokratie, Republik und Reichscinheit. Das Volk will heraus aus dem nationalen Jammer, das Volk hat es satt, übersatt, Gegenstand von Bedrohungen zu sein, es kann die täglichen Ohrfeigen und Beschimpfungen durch außerdeutsche Chauvinisten nicht mehr er tragen. Dann besprach der Redner die inneipolitischen Kämpf« des letzten Jahres, wandte sich gegen den Kommunismus, der durchaus reaktionär sei, und trat für die Internationale ein. Dem deutschen Volke zuliebe müsse die Partei ihren einheitlichen Nach ^cls sprach Ludwig über Organisation, Agitation and Kasse. über die Politik der Reichstagsfraktion sprach Hermann Müller. Nach der Zusammensetzung des jetzigen Reichstags könne man, infolge des Zusammenwirkens der äußersten Rechten und der äußersten Linken einen Sturz der Regierung eigentlich in jeder Woche erwarten. Daher müsse die Sozialdemokratie auch in der Opposition sich so verhalten, als ob sie jederzeit die Verantwortung übernehmen müsse. Der Redner gibt einen Rückblick auf die Haltung der Partei seit der Nationalversammlung und betont, daß die Partei niemals die - Mehrheit im Reichsparlament gehabt habe. Der Regierung Renate setzte sich nahe zu ihm hin. „Wie wenig mache ich mir aus den Herrlichkeiten der West, die man -sich kaufen kann. Wenn du mich lieb hast, bin ich zufrieden. Eine -Stunde in deiner Gesellschaft ist für mich mehr als alles, was man in den Läden bekommt. Arbeite lieber nicht unmenschlich, damit du nicht krank wirst, das bereitet mir'Kummer." Obgleich sie von Sorgen sprach, sah sie aus wie das Glück selbst, als sie ihm das Streichholz zu der Zigarre reichte, ihm einen 'Kutz auf die Wange drückte und sich in dem Herrenzimmer an seiner Seite niederlieb. In ihm stieg eine leise -Enttäuschung auf. Er hätte es lieber gesehen, wenn sie sich auf die kommende Zeit des Reichtums, der unabhängigen Lage, gefreut hätte. Ge wiß-, es war herrlich, sich tief -und groß genug zu wissen. Nur zu weilen schien ihm, als sei diese Groß« eines Menschen schwerer zu tragen als etwas Kleinheit und Schwäche. Er selbst kam sich nicht selten neben Renate armselig und klein vor. Sie beschämte ihn durch Worte, die zu hoch waren, als daß er sie aus dem Munde einer Frau hätte erwarten können. Er drauchte dann immer eine geraume Zeit, um wieder auf die Erde hinunterzukehren und seine Frau gleich einem Menschen mir Fehlern und Schwächen an seine.Brust zu ziehen-. Die Sonne war- auf ihrer -kürzen Laufbahn zu Ende. Sie wandte sich zur Rüste. Das grünbeschirmte Licht der Lampe goß über Renates Gesicht einen zauberhaften Schein. Ihre Augen waren groß, und in Ungeduld auf den Mann geheftet-. Da er -nicht sprach, mahnte sie: „Geh, jetzt, da es ja einmal sein muß. Sitze, bitte, nicht zu lange bis in die tiefe Nacht hinein." Sie blieb allein. Eigentlich wußte sie nicht recht, was sie beginnen- sollte. Aus der großen Bücherei nahm- sie ein 'Wert, blätterte darin und s-and nicht die Muße, sich hinein zu ver- riefen. In ihren! Zimmer lag auf der Platte des Schreibtisches aufgesch-lagen ein kleines Büch, in das sid die Ausgaben des Haushalts hineinschrieb: Otto wünschte es; zuweilen trug -sie die Zahlen- ein, öfters hatte sie es vergessen. Letzt mußte sie lachen, als sie gleich einer -richtigen Hausfrau zü rechnen begann. Bald ließ sie den Bleistift sinken, sie nahm die Wirtschastskasse vor und summierte die Geldstücke. Es nahm lange Zeit in An spruch . . . Renate war immer eine schlechte Rechnerin ge wesen. Mit dem, was sie für den Monat besaß, tonnte sie un- möglich auskommen. Sie hatte bisher immer in die Kasse ge- griffeü, um das Beste auf den Tisch zu bringen, hatte ver schwenderisch Geld für Blumen ausgegeben . . . Sie sah es, datz sie vor Ende des Monats zu ihm gehen mutzte, ihn zu bitten-: „Gib mir Geld!" Sonderbar, datz sie, die bisher immer gegeben, aus einmal bitten- sollte. lieber die materielle Frage halte sie nie mit ihm gesprochen. Dürfte er nun, da er in der größten Arbeit war, mit kleinlichen Sorgen behelligt werden? Wozu schenkte ihr die Natur reiche Gaben, wenn sie sie nicht ausnützen sollte? Stets war es für sie eine 'Kleinigkeit gewesen, eine muntere Erzählung zu schreiben, die ihr rasch eine S-umm-e -Geldes eintrug. Ohne sich länger mit ihrer Person zu beschäftigen, erhob -sie sich, schritt gedankenvoll, um sich zu sammeln-, im'Zimmer hin und her, wie sie es als Mädchen getan. Da bekam ein Gedanke Leben, da entstanden Gestalten- vor ihrem Blick . . . handelten. . . Sie lief an den Schreibtisch/ die Feder eilte über das Papier. Es war nichts Bedeutendes, was sie in der Stunde der Einsamkeit schrieb, aber es würde seine Früchte tragen. Zum ersten Male in ihrer Ehe fühlte Re nate sich wieder von ihrer Kraft durchdrungen. Lange Stunden waren vergangen, da hörte sie Ottos Tür klappen. Sie -richtete sich auf, schob die Blätter zusammen-, und jetzt fühlte sie eine plötzliche, bleierne Müdigkeit. Er stand vor ihr, hoch aufgerichtet, als sei der Tag mit seinen -Forderungen nicht imstande, ihm feine unversiegbare Schaffenskraft zu rauben. Heiter 'lächelnd sah er in ihr liebes Gesicht. „Für heüte Schluß!, mein Lieb. Ich hoffe, die Hauptschwierigkeit überwunden zu haben. Nun muß ich alles prüfen, denn ich darf nicht den -kleinsten Irrtum begehen. Renate, kannst du -verstehen, wie unsagbar glücklich ich bin?" Ein wogendes Gefühl der Eifersucht auf fein Werk, das sie in den Hintergrund drängle, stieg in ihr auf. Auch ihre Arbeit füllte sie aus, aber nur in den leeren Stunden, wenn er nicht bei ihr weilte. Sie erstarb in der Erfüllung des Glückes, sobald seine Arme sie umschlossen. Für sie war das Schaffen die Ueber- drückung der Einsamkeit, und er vergaß -das lebende Glück neben feinen Plänen. „Ich bin wohl ein echter Egoist?" fragte er Renate und schloß sie in die Arme. „Ich spreche immer nur von meinen Angelegenheiten und kehre mich niemals daran, ob du müde bist. Ich meine stets, die Dinge, die mich nicht ruhen lasten, müssen dein liebes Köpfchen ebenso beschäftigen." (Fortsetzung folgt.)