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ilsdmfferTageblait Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts nud Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nasse«. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzet-enprei«: die r-espattexe 8iom«rei!e MGoldpfennig, die 2gespalteneZeile der amtlicheuBekanntmachungen4V Gokd> pfemrig, di« rsefpalteneRekUnueßeüe i« textlichen TeUe IVV Goldpfrnnig. Nachweisungsgebühr 20 Ooldpfennige. Dor- Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 -«nahmt di« »mn«. IVUHr — ^ür di« SiichtiKliril »er duith Feinrul »vermittelte» U»^t,e» L dentehmen wir kein- Daraattc. Jeder Sia datiansprnch erlischt, wenn der Betrag durch Klag« eingeroge» werden muh oder »er Auftraggeber in ÄonKur« gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »»» »Mlsdrnjfer Tag-Klatt» erschein« täglich »ach»«, k Utz« ftir den folge»»«» Vag. Begugsvrei«: Bei Abholung da S«fchS»-st«lle »»» de» «»,,»bestelle» r Mk. im Man»«, bei Austellun, »«ch die Bote» r,» Mk., bei Postbrftellnn, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend und GrschLKs^llen — nehmen zu jeder Zeit Be- ^SLngea eurgegen^ Im Fall« höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetriebsstSrungen besteht Kei« Anspruch aus Lleseruny der Zeirung oder Kürz««g de« Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter bchriststüch« erfolgt nur. wenn Porto deiUegt. Nr 222 — 83. Inbrrkong Tclegr.«Adr.: »Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Pom».»: D---»«. 2««° Sonntag 2 l. September 1924 Me DMutimln M die WemMiM« Berlin, 20. September. Au der Erklärung, daß die deutsch-nationale Volkspartei eine Ersetzung des Reichskanzlers oder des Reichsaubenmmisters Dr. Stresemann durch andere Persönlichkeiten bei ihrem Eintritt in die Neichsregierung nicht verlangen und auch in der Völkerbundsfrage keine besonderen Schwierigkeiten machen werde, wird von zuständiger deutsch nationaler Seite der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" mitge- teilt, das; diese Darstellung nur auf privaten, für die Partei nicht verbindlichen Informationen beruht. Für die Partei kämen ledig- § lich folgende zwei Gesichtspunkte in Betracht: 1. Solange das § Kabinett nicht endgültig zur Kriegsschuldfrage Stellung genom- s men habe erübrigen sich alle neuen Verhandlungen. Dieses Ge- ! fühl würde das Kabinett selbst haben, da von seiner Seite keine ? neue Initiative ausgegangen ist. 2. Die Kabinettsfrage ist in - gewisser Hinsicht durch die übereinstimmenden Erklärungen der ! Deutschen Vvlkspartei und des Zentrums unter dem 29. August , geklärt. Die Deutschnationale Volkspartei wird sich, sobald die s Regierungsbildung akut wird, natürlich an das halten, was für - sie nach allgemeiner Uebereinstimmung als Kabinettsumbildung - in Betracht komme, lieber einzelne Fragen hält man es infolge- f dessen für überflüssig, sich zu äußern, weil keine neuen Verhand- lungen im Gange find. Lediglich in bezug auf die Stellung zum s Völkerbund macht uns die führende deutsämaüonale Seite dar- j ans aufmerksam, daß die hierauf bezügliche Mitteilung eines j Berliner Blattes ausserordentlich unwahrscheinlich sei. Die Frage l eines deutschen Eintritts in den Völkerbund sei nach Ansicht der ! Deutschnationalen nicht gerechtfertigt. s Der französische DKndelsMipister gegen j den Abschluß eines herrisch-französischen! HemdelsabkoMMLKS. Paris, 20. September. Sechzig Mitglieder des Aus- i schusses für Handel und Industrie sind gestern vormittag 10 Uhr ; im Handelsministerium unter dem Vorsitz des Handel-Ministers r Reynaldi zu einer Sitzung zusammengetreten. Erschienen waren ? zahlreiche Präsidenten der französischen Handelskammern und - die Präsidenten der Zollkommissionen, des Senats und der s Kammer. Es wurde zur Einsetzung eines Bureaus für bk f Handelsabteilung des Ausschusses geschritten. Ausserdem hat l der Handelsminister eine Reihe bedeutsamer Erklärungen ab- l gegeben, die von offizieller Seite jedoch geheim gehalten werden. Der diplomatische Berichterstatter des ,Llntransigeant" glaubt zu wissen, dass der Handtlsminister gegen den Abschluss eines französisch-deutschen Handelsabkommens Stellung genommen hat. Er behält es sich vor, die Gründe für seine Haltung in einer späteren Zusammenkunft klarzulegen. Eine offizielle Be stätigung dieser Meldung bleibt jedoch abzuwarten. Die ÄLNtschen Schulden, in England. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 20. September. Evening Standard gibt aus gut unterrichteller Quelle eine Uebersicht über die bisher an Deutschland geliehenen Summen. Die Kredite belaufen sich auf 50 Millionen Pfund Sterling. Die Schätzung stammt aus der City. Das Blatt knüpft daran die Bemerkung, dass alle diejenigen, die gegenwärtig gegen die deutsche Anleihe Propaganda machen, zu spät kämen, denn der geforderte Betrag sei nur ein Bruchteil von den bereits gemeldeten 50 Millionen Pfund Sterling. Die Schweiz und dis deptsche RsMpntions- Lnleihe. Basel, 20. September. Zu der Meldung über eine feste Uebernahme eines schweizerischen Teiles der deutschen Repara- tionsanleihs schreibt die „Nationalzeitung": In unterrichteten Finanzkreisen wird auf das entschiedenste erklärt, dass die schwei zerischen Grossbanken noch keinen Entschluss gefasst haben und auch noch nicht ihre prinzipielle Geneigtheit zur Mitwirkung bei der Auflegung der deutschen Reparationsanleihe zugesagt haben. Ihr Entschluss wird von den Bedingungen abhängen, welche deutscherseits angeboten werden. FrKNzvse« Estelle V0K Belgier«. Düsseldorf, 20. September. Die Düsseldorfer Rhein- Krücke ist bisher von den Belgiern besetzt gewesen. Gestern haben nun die Belgier ihre Wachen von der Brücke zurückgezogen. Die Drückenwache wurde sofort von den Franzosen übernommen, die auch die von den Belgiern geräumten Gebäude in Oberkassel mit einer grösseren Truppenableilung besetzten. Auf dem westlichen Brückenpfeiler weht jetzt statt der belgischen die französische Flagge. Ar MWliWeu AlWiniM. Von unterrichteter Seite wird uns zur gegenwärtigen Lage der innerdeutschen Politik geschrieben: In den letzten Tagen ist wirklich ein bisschen viel von Kabinettskrisen und dergleichen geredet worden; wenn man auch nicht alles glaubte, was da „unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit" den Litfaßsäulen der öffentlichen Meinung, den Zeitungen, anvertraut wurde; wenn man auch wußte, daß die Hälfte des Geredes ge logen war, so sagten doch die Neunmalklugen: Ja, wo Rauch ist, da ist auch Feuer I Und es nutzte gar nichts, daß die Regierung das Feuer auszutreten versuchte. Im Kampf der Parteien war man nun im Zentrum und der Demokratie der Ansicht, die Deutsch nationalen hätten sich mit ihrer zwiespältigen Ab stimmung bei den Dawes-Gesetzen derartig geschädigt, namentlich vor ihren Anhängern, daß diese Partei, von inneren Zwistigkeiten durchtobt, als ernsthafter politischer Faktor überhaupt nicht mehr in Betracht komme. Selbst verständlich suchten die politischen Gegner das dort auf- flackernde Feuer der inneren Auseinandersetzungen nach Kräften zu schüren. Auf der andern Seite erklärte man aber auch, daß an irgendeine Heranziehung der Deutsch nationalen zur verantwortlichen Mitregierung gar nicht zu denken sei, und daß die Deutsche Volkspartei, ebenso wie die Unterhändler des Zentrums, die den Deutschnationalen diese Heranziehung versprochen hatten, lediglich sozusagen ihre Privatmeinung geäußert hätten; an einen Bürgerblock sei gar nicht zu denken. Namentlich hat sich Dr. Wirth in einer Reihe von Auf sätzen und Reden gegen den Eintritt der Deutschnationalen ausgesprochen. Auch die Katholikenversammlung in Han nover war deutlich dem Bürgerblockgedanken abgeneigt. Nun scheinen sich aber die Dinge bei der Deutschnatio nalen Volkspartei doch in dem Sinne zu entwickeln, daß von einer irgendwie erheblichen Spaltung in der Partei ebensowenig mehr die Rede ist wie von einem Massen- abmarsch ihrer Anhänger zu den Nationalsozialisten hin über. Wenigstens haben sich die am 18. September ver sammelten Landesverbandsvorsitzenden dieser Partei ein- mütig — das ist wichtig! — für die Erhaltung der Ge schlossenheit der Partei ausgesprochen. Und das, obwohl früher mehrfach die Amtsniederlegung des Parteivor sitzenden Hergt gefordert worden war. Darüber hin aus billigte die Versammlung grundsätzlich den Entschluß der Parteileitung, in die Regierung einzutreten, wenn die Partei dort maßgebenden Einfluß erhält. Wie sich dieses „wenn" nun verwirklicht, d. h. welche Minister- oder Staatssekretärsitze die Deutschnationale Volkspartei bean spruchen soll, um diesen „maßgebenden" Einfluß zu ge winnen, — das hat man der Leitung überlassen. Freilich wird am 30. d. M. die Parteiver- tretungderDeutschnationalen, also etwa 250 Delegierte, zusammentreten, wobei es Wohl zu den hitzig sten Debatten kommen wird. Ob aber trotzdem zu einem andern Resultat, ist nach dem Beschluß ihrer Landesver bandsvorsitzenden sehr unwahrscheinlich. Die Erhaltung der Einigkeit in der Partei, vor allem aber ihr sich dadurch sehr erheblich steigernder Wille zur Einflußnahme auf die weitere Entwicklung der innen- wie außenpolitischen Fragen wird nun aber die zurzeit völlig stagnierenden Probleme dieser Art in kurzer Zeit ins Nollen bringen. Denn die Deutschnationalen haben zunächst ein mal Rückkehr in die schärfste Opposition ange kündigt, wenn man ihnen den Anspruch auf maßgebende Teilnahme bet der Regierung, dessen Berechtigung na mentlich die Deutsche Volkspartei grundsätzlich anerkannt hatte, jetzt versagen will. Diese Opposition kann natur gemäß sehr gefährlich für die Regierung werden, da deren parlamentarische Basis zu klein ist, die Deutschnationalen »ber auch ein Spiel mit wechselnden Mehrheiten nicht dulden werden. Die Fragen der Krtegsschuldnoti- sizierung, des Eintritts in den V ölkerbund, der augenblicklichen Auseinandersetzung mit England sind tber alles keine Dinge, mit denen sich bei deutschnationaler Opposition etwa Neuwahlen machen lassen, besonders da Deutschland bei der Ausführung der Dawes-Gesetze seine Verpflichtungen ausführt, die Gegenseite aber nur zögernd. Besonders auch, weil bei der Behandlung jener beiden Fragen fast unerträgliche gehler gemacht wurden, die die Position der Negierung bei einem etwaigen Wahlkampf angemein gefährden. Dazu kommt die Erledigung der Lchutzzollgesetzgebung für Landwirtschaft und Industrie, wobei man auf die Deutschnationalen ange- viesen ist, weil die Sozialdemokratie ablehnt. Daher wird die Art, wie sich die Regierung am 23. b. M. zu all diesen Fragen stellen wird, zunächst von ent scheidender Bedeutung sein für jene deutschnationale Ver- treterversammlung vom 30., darüber hinaus innenpolitisch aber auch für die ganze weitere Entwicklung. Besonders natürlich auch sür die Haltung der Deutfchen V olks - Partei, die sich ja verpflichtet hat, den Eintritt der Deutschnationalen in die Regierung herbeizusühren, und daher aus einer Ablehnung durch das Zentrum und die Demokraten die notwendigen Konsequenzen ziehen müßte. Das bezieht sich vor allem auf ihren Führer Dr. Strese - "lann. der ia deshalb schon der Zielpunkt beftiaer An- grme von ums geworden ist. Deswegen will man dort auch baldige Einberufung des Reichstages. So spitzt sich die innerpolitische Situation von Tag i» Tag mehr zu und bald wi,rd es wohl zu heftigen, aber entscheidenden Auseinanderietzunaen kommen. WeüMen. Zum Gedenken an den 22. September 1914. „Vorbei das Gefecht, die Sonne verroht, Vierhundert starben den Heldentod, Vierhundert bluteten standhaft und still, Weil trutzige Kampflust nicht Weichen will/ Solange noch das mehr denn vierjährige Ringen unseres Volkes im Bewußtsein Deutschlands lebt, solange noch an deutscher Schiffe Mast die deutsche Fahne im brausenden Sturmlied des Meeres flattert, wird ein Mann unvergessen bleiben: Weddigen. „Vorbei das Gefecht" — doch solange ein Tropfen deutschen Bluts in uns glüht, wird nimmer hinabtauchen das Gedächtnis an den 22. September, jenes Tages, da Weddigen mii 9« drei englische Kreuzer auf den Meeresgrund sandte. Stolzer noch als auf unsere Armee waren wir auf unsere Flotte; höher, kecker trugen unsere „blauen Jun gens" den Kopf. Und wie stolz reckten sie ihn, als die Kunde kam, daß Kapitänleutnant Weddigen mit 24 Mann auf dem kleinen U-Boot die Kreuzer „Aboukir", s „Cressy" und „Hogue" in nur einer Stunde ver senkte. Mit ihnen über 2000 Mann. Einer, der dabei war, erzählt: „Drei feindliche Kreuzer!" ruft Weddigen in die Zentrale. „Achtung, Angriffbeginnt! Beide Torpedorohre klarmachen!" ertönt vom Turm sein Kommando. Bald sind die Rohre klar gemeldet; es ist 7,15 Uhr. „Erstes Rohr, Achtung!" Im Boot herrscht die größte Ruhe, man könnte eine Steck nadel fallen hören. — „Los!" . . . Sofort geht es auf 15 Meter Tiefe. „Torpedo ist raus!" wird von vorne ge meldet. Nun einige Sekunden atemloser Spannung. Dann ein lauter Knall: „Treffer!" Alles ruft wie aus einer Kehle Hurra . . . Doch weiter geht's, keine Zeit ist zur Freude und Überlegung. Von oben kommt schon wieder: „Schnell auf 10 Meter!" Das Sehrohr wird ausgefahren und bald auch ist der kranke Gegner ge funden. „Der hat genug," sagt Weddigen . . . „Erstes Rohr nachladen!" — Und dann kommt noch der „Aboukir", das zweite Schiff, dran; mit zwei Torpedos wird es um- gelegt: die „Hogue". Und dann: „Vorläufig schwimmt noch einer!" ruft Weddigen. Aber nur noch ein paar Minuten. Ein Torpedo schießt ihn krank, zwei weitere schicken ihn in die Tiefe. Aboukir, Eressy, Hogue — drei Namen großer englischer Siege; jetzt drei Namen für den ersten großen Verlust der englischen Flotte. „Ran an den Feind!" war die Parole, die Zusammenfassung genialer deutscher Technik das Instrument. Drei auf einen Schlag durch ein Glied jener Flotte, die ein englischer Admiral wie die Ratten in ihren Löchern aufsuchen uvd vernichten wollte. Und am 15. Oktober zerbiß wieder eine solche „Ratte", wieder Weddigen auf „v 9", den englischen Kreuzer „Hawke", bis ihn das „Ran an den Feind!" in den Hafen ScapaFlow trieb, wo die sorgfältig versteckte englische Flotte weilte. Dort traf ihn der U-Boot-Tod; im März 1915. Nicht lange umkränzte ihm der Siegeslorbeer die Hcldenstirn, zierte ihn der kour-Ie-mörite, dies alte friederi- zianische Ehrenzeichen. Dort, wo dreieinhalb Jahr später die deutsche Flotte in Feindes Hand gefesselt lag, da liegt auch er tief unten auf dem Meeresgrund. „Drei auf einen Schlag gesunken, sind sür alle Zeiten Zier. — dessen Tauchboot, Englands Schrecken, über Meer und See gebot, Siarb, ein Sieger noch im Sterben und ein Held, den See mannsiod. Niemand kennt des Toten Stätte und lein Mal die Stelle zeigt: Nur das Meer, das ewig gleiche, ewig stumme, weiß — und schweigt." Räumung der Flaschenhälse. Der Beginn der Fristen. Die französischen Truppen haben mit der Räumung des Limburger Flaschenhalses begonnen. Die Orte des sogenannten Goldenen Grundes, namentlich Niederselters, Kainberg und Oberbrechen, sind bereits verlassen worden. In Limburg selbst wurden die einzelnen Posten zurückge zogen. Auch die beiden Orte Dauborn und Kir berg sind von den Franzosen geräumt worden, dagegen sind das Gymnasium und der Bahnhof von Limburg so wie der Bahnhof Eschhofen noch besetzt. Mit der Räu mung dieser Plätze soll jedoch mit dem Aufhören der Regieverwaltung zu rechnen sein. Die belgische Regierung hat die Verminderung der die Stadt Wesel besetzt haltenden Truppen angeordnet. Die Kontingente, die zurückgezogen werden, sollen an der deutsch-belgischen Grenze garnisoniert werden. Die französischen Truppen haben mit der Räumung des Flaschenhalses von Duis burg begonnen. Vom 21. September ab werden im Ruhrgebiet aus schließlich die deutschen Bestimmungen beim Verkehr und bei der Besteuerung von Tabakerzeuanisseu und Wein an-