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Die Sachsen-Zeitun« enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen u. a. Sü5Aer/vm, Seamke, v. K/'-eSer Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeil« WGoldpsennig, di« rgespalt«n«g«ilr d«r amtlichen Bekanntmachungen SSDald» Pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im tezilichen Teile der Zeitung Ivo wpldpfennig. Nachmeisungsgedühr 28 Gol»- Km/Sl?. 6 W"b7Schft9^ annahme dis oormittags louhr. - --- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage ringe,ogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch all» Vermittlungsstellen entgegen. DK »Sachsen-Zeitung- erscheint täglich nachmittags 5 Uhr für den folgenden Tag. 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Man müßte in diesem Zusammenhang nicht einen Zufall, sondern weit eher eilte wohlüberlegte Absicht erblicken. Jedenfalls darf man es als ein Symbol auffassen und vielleicht als ein Anzeichen neuer Bündnisse und umfassenderer Verträge. Dem römischen Korrespondenten des Blattes erklärte der jugoslawische Außen minister Nintschich, er sei von dem Empfang der italienischen Behörden geradezu geröhrt. Das italienisch-jugoslawische Bünd nis sei in allen Punkten ausMarbeitet, so daß die Unterzeichnung des Protokolls bereits am Sonntag vor sich gehen könne. Zu dem Fiume-Abkommen bemerkte Nintschich, es sei gleichfalls fertiggestellt, doch müßten noch verschiedene technische Einzelheiten von den Sachverständigen studiert werden, man hofft aber, dieses Abkommen Sonntag ebenfalls zu unterzeichnen. Während feines Aufenthalts in Rom hat Nintschich mit verschiedenen italienischen Politikern Fühlung genommen, u. a. mit dem Se nator Contarini, dem Generalsekretär des Ministeriums des Aeußern. Hypothekenaufwertung in beschränktem Matze. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachjen-Zeitun g".) Berlin, 26. Ian. In der heutigen Sitzung des Reichs- kadinetts hat der vorige Entwurf der 3. Steuer-Notverordnung bereits in wesentlichen Punkten eins Aenderung erfahren. Im Reichsfinanzminifterium wird heute an der neuen Fassung ge arbeitet. Die endgültige Entscheidung über die Verordnung wird in einer am Dienstag, den 29. Januar, stattfindsnden Kabinetts- sitzung fallen. Während der bisherige Entwurf die ganze Auf- wertungsfrage aus der Verordnung hörausgenommen und in be sonderen Akten der Reichsreg erung vorgelegt werden sollte, soll, wie der Deutsche Handelsdicnst erfährt, nunmehr die Auf wertung von Hypotheken, Obligationen und sonstiger Forde rungen doch in beschränktem Maße durch diese Verordnung erfolgen. Grobfeuer in Mariendorf bei Berlin (Eigener Fernsprechdienst der „Sachjen-Zeitun g".) Berlin, 26. Ian. Ein Grvßfeuor, das heute in den frühen Morgenstunden in den Fabrikanlagen der Gesellschaft für elektrischen Apparatebau G. m. b. H. ausbrach, vernichtete große Telle des Unternehmens. Der ganze Betrieb der Fabrik mutz Mgelegt werden. Angeblich soll der Brand im Trans formatorenhaus ausgebrvchen fein. Von der Stillegung dürsten ungefähr 2060 Arbeiter betroffen werden. Unterredung Schacht — Stresemann — Hösch. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) Berlin, 26. Ian. Reichsbankpräsident Dr. Schacht wird aln Sonnabend aus Paris nach Berlin zurückkehren. Der deutsche Geschäftsträger Herr von Hösch wird aus diesem Grunde noch einige Zeit in Berlin bleiben. Wahrscheinlich werden beide Herren alsbald noch in einer gemeinsamen Kon ferenz mit dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann Fühlung nehmen. Reichstagswahlen im Juni 1924 (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch se n - Z e itu n g".) Berlin, 25. Ian. Wie gemeldet, war von der Reichs- regieruW in Aussicht genommen worden, noch vor den Neu wahlen eine Novelle zur Aenderung des Reichslagswahlrechls zur Verabschiedung zu bring«!, um den vielfach aus Wähler kressen geäußerten Wünschen Rechnung zu tragen. Diese Absicht ist aufgegeben worden, nachdem in einer Besprechung, dir am Donnerstag mit den Parteiführern im Reichsministerium des Innern stattsand, die Führer selbst erklärt haben, daß wegen der vorgeschrittenen Zeit von einer Aenderung des Reichstagswahl rechtes abgesehen werden müßte. Man rechnet damit, daß die Wahlen voraussichtlich im Juni stattsinden werden. Im Zu sammenhang damit sei bemerkt, datz in parlamentarischen und Regierungskreisen Einmütigkeit darüber besteht, datz dir Wahlen nicht unter dem Ausnahmezustand vorgenommen werden sollen. Schutz der französischen Währung im besetzten Gebiet. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung") Berlin, 26. Jam Nach einer Havasmeldung aus Koblenz hat die Interalliierte Rheinlandkommiflion gestern eine Verordnung erlassen, wonach die künftige Einziehung deutscher Steuern in französischen und belgischen Franken untersagt ist. Gleichzeitig verbietet die Kommission durch einen zweiten Er last die Ausfuhr französischer und belg'scher Banknoten aus dem besetzten Gebiet nach dem unbesetzten Gebiet. Fortsetzung derfranzösisch. Kammerdebatte (Eigener F c r n j p r e ch d i c n st d e r „Sachjen-Zeitun g".) Paris, 26. Ian. Die Kammer setzt heute vormittag und am Nachmittag die Aussprache über die Finanzmahnahmen fort. Bvmcare beabsichtigt, nach der Interpellation des sozialistischen Abgeordneten Lriol Schluß der allgemeinen Debatte zu bean- ttagem Gegebenenfalls wird Ponicare die Vertrauensfrage stellen; man hofft, am Montag dann in die Erörterungen der einzelnen Gesetzesvorlagen einKeten zu können. Diplomatischer Empfang bei Macdonald. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung".) London, 25. Jan. Im Außenamt wurden heute die diplomatischen Vertreter Spaniens, Belgiens, Brasiliens, Frank reichs, Italiens, Deutschlands und der Vereinigten Staaten von Macdonald einzeln empfangen. Die diplomatischen Vertreter der andern Staaten werden am Montag empfangen werden. Der Ichechisch-französifche Vertrag unter zeichnet (Eigener F e r n s p r e ch d i e n st der „S a ch j c n - Z e itrcki g".) Paris, 25. Ian. Der französisch-tschechische Vertrag ist heute in der Mittagsstunde von Herrn PoincarS und Benesch unterzeichnet worden. Mae Kennas Optimismus (E ige n er F e rn spr ech die nst d er „Sach sen- Z eitung".) London, 25. Nan. Mac Kenna, der englische Vertreter und Vorsitzende im 2. Sachverständigenausschuß der Re- parationskommission, der sich mit der Abwanderung des deutschen Kapitals ins Ausland beschäftigt, hat heute in einer Sitzung der Midlandbank in London über seine Eindrücke in Paris berichtet. Er erklärte, seiner Meinung nach würden die Arbeiten des Ausschusses Erfolg versprechen und geeignet sein, die letzten Schwierigkeiten im Reparationsproblem und die letzten Hinder nisse, die sich dem endgültigen Frieden entgegenstellen, zu be seitigen. AoAeniMbMe. „Fort mit den Besatzungskosten!" — Erneute Inflation? Parole für die Reichstagswahlen — Ein ganzes, ein einiges Deutschland — Die „gewissen Kreise" des Dr. Jarres — Nach Oesterreich Deutschland, nach ihm Frankreich — Noch weit drakonischere Maßnahmen — Sie glauben zu schieben und müssen schoben Verden — Der Nullpunkt deutscher Kaufkraft „Landgraf, werde hart!" — Auf zur Tat! „Fort mit den untragbaren Besatzungs lasten!" Das war das A und O der Unterhandlungen, die Präsidium, Vorstand und Verwaltungsrat der Deutschen Ren tenbank dieser Tage mit dem Reichsaußen- und dem Reichs finanzminister in Berlin geführt haben. Fort mit den Lasten, deren Kosten das Reich nicht länger zu tragen im Stande ist, wenn feine allgemeine Finanzlage nicht erneut zu einer kata strophalen werden soll! Die Schlagzeilen der Zeitungen (seit Kriegsbeginn bei uns eingeführt, bei uns fortgesetzt, auch wenn ihr Inhalt nichts weniger als ein „Schlager" ist) sollten täglich lauten: „Fort mit den irrsinnigen Besatzungskosten!" An allen Litfaßsäulen sollten Riesenplakate hängen mit der gleichen In schrift und von allen Steinplatten der Bürgersteige in allen be setzten Gebietsteilen sollte sie den französischen, belgischen und britischen Truppen, ob weiß, ob farbig, entgegenleuchten. Wenn bann allen 'denen, die es angeht, die Unsinnigkeit der Besatzung, heute, nach mehr denn fünf Jahren, genügend zum Bewußtsein gekommen ist, wenn durch die Bekanntgabe von den Riesen summen, die sie aus dem verarmten deutschen Volke täglich herauspresscn, der Boden hinreichend beackert sein wird, dahin, daß die Besatzung der andauernde Hemmschuh aller Repara tionszahlungen ist, dann wird man sich doch wohl endlich zur Einsicht bequemen und zum Rückzüge blasen. Die Höhe dieser Kosten ist in Deutschland seibst nur einigen Wenigen bekannt. Rejchsleitung wie Reichsflnanzmini-sterium, die Leiter der Finanzinstilute wie auch alle andern Reichs- und Staatsstellen sollten zunächst dem eigenen Volke zum Bewußtsein bringen, w >' e diese Kosten, deren Vermeidung erzwungen werden muß, ganz gleich mit welchen Mitteln, an seinem Marke nagen, wie sie jeder Aufwärtsbewegung den Weg versperren und letzten Endes zu erneuter Inflation, zur Wiederkehr einer neuen Finanzzerrüttung unweigerlich führen müssen. Dann erst kann dieses „Nieder mit den Besatzungskosten!" ins Ausland getragen werden, ins neutrale, ins feindliche! Die Reichstagsneuwahlen rücken in immer greifbarere Nähe. Möge die gesamte Wahlzeit hindurch dieses „Nieder!" der Mahnruf sein. Wenn jedes Wahlflugblatt, jeder Ausruf, jedes Plakat und jede Werbe schrift, ganz gleich, von welcher Partei sie immer auch ausgcht, die ins Lager der besetzten Gebiete dringt, unter diesem Zeichen sicht, wenn die Besatzungsmannen, vom höchsten bis zum ge ringsten, erkennen, daß das ganze, das darin wenigstens einige Deutschland hinter dieser Parole steht, so wird und muß sie zum Erliegen, so wird und muß die Gewähr für die Erhaltung unserer Markstabilität zu schaffen sein. — Wenn aber, wie der Reichsminister Dr. Jarres in einer Besprechung über Währungsfragen in Elberfeld zu berichten wußte, vom Inlande her konzentrische Angriffe gegen die Stabilität der Renten mark gerichtet worden sind, so kann das nicht schars genug verurteilt werden. Und wenn derselbe Minister diese Angriffe „auf gewisse Kreise der deut schen Spekulation" zurückzuführen vermag, so sollte es ihm doch wohl auch gelingen müssen, diese „gewissen Kreise" zu erfassen. Zu fassen und zu halten, um sie seinem Kollegen im justizmini steriellen Fauteuil der exemplarischen Bestrafung zuzuführen.. Der Weizen jener „gewissen Kreise" konnte nur blühen während der Zeit der Inflation der deutschen Währung. Die Früchte reiften ihnen umso vielfältiger, je mehr die Inflation um sich griff. Wie sie, die „gewissen Kreise" nämlich, Oesterreich an den Rand des geldlichen Abgrundes gebracht und sich dann aus den mehr und mehr versinkenden deutschen Markt warfen, so hoffte man, daß sie ihre Schritte nach jenseits der Vogesen ge lenkt. Der sinkende Franzosensranken zeigt von Woche zu Woche mehr ihrer Wirksamkeit Spuren. Fürchten sie dort den starken Arm PoincarSs, daß sie — unter dem schützenden Mantel deutscher Schwäche — die Schritte rückwärts lenkten und die an die zehnmal ausgedrückten deutschen Zitronen noch das elfte Mal und weiter auszupressen versuchen? — Darum: Auf Jarres! Sichere und versichere dich der dir scheinbar nicht unbekannten „gewissen Kreise", auf daß du mit schrecklicyster Deutlichkeit den Besatzungstruppen den Beweis erbringst, -daß es dir und dem deutschen Volke Ernst, bitterster Ernst ist mit der erhobenen Forderung: „Fort mit den untragbaren Be satzungskosten!" Der starke Arm, der in unerbittlicher -Strenge durchgreift im eigenen Lager, hat auch allein nur das Recht, den ihm schuldigen Respekt von andern zu erwarten- Wenn der Reichsinnenminister Dr. Jarres in der gleichen Elberfelder Besprechung noch „weit drakonischere Maßnahmen" zur Herabminderung der Staatsausgaben ankün-digt, als sie der Beamtenabbau darstellte, so ist -es an der Zeit, ihm das Wort des Präsidiums, des Vorstandes und Ver waltungsrates der Deutschen Rentenbank als erstem gellend in die Ohren zu rufen: „Fort mit den Befatzungskosten!" Ihm und seinen Kollegen in der Reichsleitung! Sie alle glauben zu schieben, — und müssen doch allesamt und allzumal so sehr ge schoben werden. Auf den richtigen Weg nämlich, den Weg der gleichen Maße mitzuwirken haben wie sie alle davon einzig und Erkenntnis, daß mit weiteren drakonischen Sparmaßnahmen, mit solchen beispielsweise, wie sie die gekürzte Beaiptenbesoldung darftellt, -der Esel beim Schwänze aufgezäumt wird. Den Herren scheint die Erkenntnis, die jedem Portokassenjünglinge längst ge worden, daß bei noch weiterem Niedergange -der Einkommens- Verhältnisse aller Lohn- und Gehaltsempfänger die Kaufkraft auf den Nullpunkt hinabgedrückt wird, vorbei gegangen zu sein. Ihr gesellt sich die andere Erkenntnis zu, die nämlich, daß das weitere Anziehen der längst schon überspannten Steuerschraube jede Selbständigkeit zu Nichte macht. Wie aber geschwundene Kaufkraft einerseits und die übergeschnappte Steuerschraube andererseits die Möglichkeit eines Wiederaushaues unseres am Boden schleifenden Wirtschaftslebens, an dem alle, alle im allein nur gewinnen und sich selbst und damit Staat und Reich der Gesundung zuzuführen vermögen, schaffen können, ist eine Frage, über welche Herr Dr. Jarres zunächst einmal ernsthaft nachdenken möge. Wenn die ganze Kunst unserer Regierenden- nur darin besteht, ihr Volk zu drücken mit immer unerträg licheren Steuern, ihren Beamten immer mehr an Arbeiten unk Verantwortungen aufzubürden und ihnen immer mehr an schuldigen Zechinen vorzuenthalten, -den schmarotzenden, am Volksmarke sich tiefer und immer tiefer einsaugenden weißen, scheckigen und schwarzen Eindringlingen an Rhein, Ruhr und Saar nur mit devot gekrümmten Rücken zu nahmen, so möchte man das „Landgraf, werde -hart" heute in zeitgemäßer Ueber- setzung der deutschen Reichsregierun-g entgegenhalten: Auf, «ur Tat! Jupiter.