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Die Sachsen-Zeilu«« eoidälr die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u.«. Seamke. K/rMeMe o. Kröe/ksr An,eigrnpi«t«: »i« 8»rspsltcnrLVDoldpfrnnig, di« r g-spalt-Nkg-il« der amtlichenBekannlmachunaenso»«»» Pfennig, di« r gespaltene Siedlameteil« im textlichen Teilt der Zeitung loo Doldpsennig. Nachweisungrgebühr r» A»^ Pfennig. Vorgeschriebene Lr- ett« «L scheinungstngc und Platz»» schriften werden nach Möglich- 6 deit berücksichtigt. Anzeige», annahme bis vormittags WUHr. Für die Richtigkeit der d«ch Fernruf üdermitteüen Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabananspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag, cingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch all« Vermittlungsstellen ent,«»». AMoMc VaMMM- Mk L<mSVÄM/k, Di« »Sachsen-ZeiMng- erscheint täglich nachmittags 5 Uhr für den folgend« Tng, Bezugspreis: Bei Abholung in -« Geschäftsstellen und Ausgabestellen Mark im Monat, bei Zustellung durch die Bot« Mark, bei Postbestellun? Mark zuzüglich Abtrag- -eblthr. Einzelnummern 15Pfg Ä8e Poftanstalten und Post- boten sowie unsere Austräger «ud Geschäftsstellen nehmen —-———-—- jederzeit Bestellungen entgegen I« Falle höherer Gewalt, Krieg ober sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung ober Kürzung des Bezuqsvreises, Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr. 51 - 83. Jahrgang. Tel.-Adr.: »Eachsenzeitung« Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2Si0 Freitag 29. Februar 1924 GmMWll—MWM. Wäre es nicht für uns so unendlich traurig, so schmachvoll und erniedrigend, so müßte man eigentlich darüber lachen. England hat für die Flugzeugabwehi eine neue Kanone erfunden, die über 10 000 Meter hoch schießt und recht gut treffen foll. Es schleudert ein fünf Zentner schweres Hochbrisanzgeschoß und vernichtet — garantiert — jedes Flugzeug in 500 Metern Umkreis, Eine gleich schöne Erfindung hat man auch in Frank- reich gemacht. Ganz zweifellos, um sich gegen „deutsche* Fliegerüberfälle zir schützen. Schickt doch das „Echo dl Paris" seine hervorragendsten Mitarbeiter und Redakteure in die Hauptstädte des europäischen Kontinents, um dort Vorträge über die deutsche Luftgefahr zu hallen. Übrigens baut England zur Linderung der englischen Arbeitsno! fünf Kreuzer, eine Masse von U- und Torpedobooten. Damit aber die Welt von dem Friedenswillen dieser Staaten überzeugt wird — die Seeabrüstungskonferenz in Rom ist ebenso erfolglos auseinandergegangen wie einst die in Washington —, will man die Militärkon- trolle in Deutschland verewigen. Das verstößt ja ein bißchen gegen den Friedensvertrag, aber das stört die Entente weiter nicht. Macdonald hat sich ja früher, als er noch nicht englischer Premierminister war — immer gegen diesen Vertrag, gegen die Militärkontrolle erklärt! Macdonald will dem Völkerbund diese Militär- kontrolle übertragen. Das ist was für den völkerbund- begeisterten englischen Ministerpräsidenten. Daß laut Vertrag von Versailles das unmöglich, die Zeit für die Militärkontrolle vertragsmäßig längst abgelaufen ist, — macht nichts. Völkerbund — „das ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht." Am Mittwoch ist die Botschaf terkonferenz in Paris zusammengetreten, um die ganze Sache zu beraten. Charakteristisch ist, daß die An regung von Frankreich-Belgien ausging und Macdonald einverstanden war, um „einen neuen Beweis für seinen Wunsch des Zusammenarbeitens mit Frankreich zu er bringen". Vielleicht macht sich einmal ein witziger Kopf daran, die Reden und Taten Macdonalds vor und während seiner Ministerpräsidentschaft zusammen- und gegenüber- zustellen. Als Überschrift könnte man empfehlen: Theorie und Wirklichkeit. Unsere Marine und unsere Luftschissahrt kontrolliert man ruhig weiter, da muß man es mit unserer Militärmacht" auch tun. Man muß „Garantien" haben. Natürlich im Interesse der Erhaltung des Weltfriedens. Nings um uns herum kann man sich dann beruhigt dem allgemeinen Wettrüsten hingeben. * Die englische Note über die Militärkontrolle in Deutschland ist der Botschasterkonferenz in Paris über reicht worden und wird auch dem Interalliierten Militär komitee zur Kenntnisnahme zugestellt werden, über den Inhalt glaubt man zu wissen, daß Macdonald die Ab berufung sämtlicher Kontrollkommissionen aus Deutschland vorschlägt und als Ersatz die Einsetzung eines Inter alliierten Garantiekomitees in Vorschlag bringt. Diese Kommission würde mit einer „Jnventuraufnahme" der Militärbestände Deutschlands an Waffenmaterial und Mannschaften beauftragt werden. MstG-StilNWsM. »Nm Reichstage wurde am Mittwoch die politische Aus sprache zum Notetat und zu dem Anträge auf Aufhebung der Notverordnungen der Regierung fortgesetzt. An erster Stelle sprach der Zentrumsabgeordnete Joos, der dem linken Flügel per Zentrumspartei angchört. Er erkannte 'den Standpunkt des Reichskanzlers in der Verordnungsfrage als berechtigt an, wahrte sich aber auch das Recht der Kritik. Er warnt aber vor einem zuweit gehenden Abbau der Sozialversicherung und vor einschneidenden Eingriffen im Arbeitsrcchtsgesetz. Nach ihm kam der Justizminister Emminger zu Worte. Er gab einen Ueberblick über die Verordnungen auf dem Gebiete 'der Justiz, deren Notwendigkeit er rechtfertigte. Es handele sich um schwer-- wiegende Maßnahmen, zu denen man durch die Not gezwungen sei. Nebenbei teilte er mit Last im. Jahre 1923 die Zahl der Landesverratssachen 1^0 betrag, darunter 12 Pressesachen. Volksgesundheit und Volksbudung sind ebenso wichtig wie Straf rechtsfragen. Auch sie Hütten sich Eingriffe gefallen lassen müssen. Der Minister behandelt dann die Auswertungsfrage, über die die Meinungen auseinander gegangen seien. Diese mühte den Regierungen gestundet werden. Der Minister warnte vor einer Ablehnung 'der dritten Steuernotverordnung, die eine neue Inflation zur Folge haben würde. Ideal fei die Lösung nicht, aber die Erhaltung der Wirtschaft verlange einen raschen Entschluß. Der Volksparteiler Dr. Scholz warnte eindringlich vor einer langen Aussprache. Die Debatten im Rei ,stage dürf ten nicht den Eindruck machen, als ob eine Henne wochenlang ein Ei begackere, das sie nicht selbst gelegt habe Der Redner ermahnte zur Würde gegenüber dem Auslande. In der Schuld frage müsse die Regierung propagandistischer vorgehen Die Welt müsse endlich einsehen daß ein wirtschaftlich vernichtetes Deutschland die ganze Welt schädige. Deshalb stände in vor derster Linie die Befreiung von Rhein und Ruhr. Der Redner verlangte Bekämpfung der Kreditnot und forderte steuerliche Er- p n' Mrüeken Lelgirns von Frankreich. Das Kabinett Theunis znrSckgetreten. (Ti > ener Iernfprechbienst der „S « ch s e n - 8 eitu n z".) Brüssel, 28. Febr. Die Kammer lehnte mit 95 gegen 79 Stimmen den Entwurf eines Wirtschaftsvertrages zwischen Frankreich und Belgien ab. Nach der Abstimmung erklärte Theunis, daß die Regierung, da sie anläßlich dieser Ab stimmung die Vertrauensfrage gestellt hätte, dem König ihre Demission einreichen werde. Frankreich z«m Sturze -es keltischen Kabinetts (kizener Zernsprechtisnst der „E«chsen-Zeitun g".) Paris, 28. Febr. Pariser.Blätter besprechen den Sturz des belgischen Kabinetts in erregten Artikeln. Neben der Er regung über das Fehlschlägen des Projektes des franko-bel gischen Wirtschaftsvertrages wird dem Bedauern über den Rücktritt des Ministerpräsidenten Theunis Ausdruck gegeben. Die Niederlage der Brüsseler Regierung wird von den meisten Blättern auf Umtriebe der Sozialisten znriickgeführt; denen es hauptsächlich darauf ankäme, einen entscheidenden Schlag gegen Poincarö zu führen. Dem „Echo de Paris" zufolge treffe die Schuld an Ler Niederlage die Regierung selbst. Die Frex-e -er Vla«eu. — Theunis lehnte -ie Nenbil-ung -es Kabinetts ab Eitzen er Kernsprechditnst der « ch s e n - 3 e itu > z") Brüssel, 28. Febr. Die Dlamen haben ihrer Freude über den Sturz des Kabinetts Theunis unverhüllt Ausdruck gegeben. Sie erklärten beim Ausgang der Kammersitzung, heute abend werde mau in Berlin Freudenfeuer anzünden. Der König soll Theunis gebeten haben, die Neubildung des Kabinetts zu übernehmen. Er habe sich jedoch geweigert, auf den Vor schlag des Königs emzugehen. Hergt bleibt Vsrfttzender -er -eutsch- nationslen Vslkspartei. Eigener Zernjprechbienst der „S « ch s e n - 3 eitv n Berlin, 28. Febr. Blättermeldungen, wonach Dr. Hergt fern Amt als Vorsitzender der Deutschnationalen Volks ¬ partei niedergelegt haben foll, werden von unterrichteter Stelle als in Men Teilen unwahr bezeichnet. U«wan-!ung eines To-esurteils in Zuchthausstrafe. lkigener Zernfprechdienst ber„S«chsen-8eitun g".) Paris, 28. Febr. Nach einer Havasmeldung aus Düsseldorf ist das am 8. Dezember 1923 von einem französischen Kriegsgericht gefällte Todesurteil gegen Richard Raabe in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt worden. Auch Thüringen für die Fortdauer -es Aus»ahmezustan-es. (Titzener Zernfprechtienst der „G « ch s e n - 3 eit« nz") Weimar, 28. Febr. Das thüringische Staatsministerium hat beschlossen, seinen Vorsitzenden nach Berlin zu senden, um bei der Reichsregierung die Fortdauer des Aus nahmezustandes in Thüringen zu beantragen odep wenigstens die Beibehaltung von Truppen als Stütze der Re- gierungsgewakt angesichts der immer noch drohenden Gefahr kommunistischer Unruhen zu fordern. Vorschlag -es SachuerstLn-igen-Auss schusses zur Lösung der Reparationsfrage. (Eigener Fernfprechdienst der „Sachfen-Zeitun g".) Rom, 28. Febr. Der Pariser Vertreter »des Giornale d'Italia will erfahren haben, daß der Sachverständigenausfchuh - folgende Lösung des Reparationsproblems Vorschläge: Jede Nation, die Anspruch auf Kriegsentschäigung habe, würde eine Inlandsanleihe in der Höhe ihrer Re parationsquote ausschreiben. Die Anleihescheine würden solidarisch von allen Nationen, mit inbegriffen die Ver einigten Staaten, garantiert werden. Deutschland, dem man ein dreijähriges Moratoriums gewähren würde, müsse selbstverständlich die Zinsen zahlen und die Schulden mit den Einkünften der Eisenbahnen, die ' unter internationale Kontrolle kämen, zu amortisieren. Dieser »Entwurf soll von den interessierten Staaten, nicht zuletzt »auch »von Frankreich, sehr günstig ausgenommen werden. Frankreich würde unter diesen "Bedingungen seine Zustimmung zur Räumung des Nuhrgebietes geben. leichterungen für »den Mittelstand. Der Nöte der Landwirt schaft widmete er eindringliche Worte. Wenn man den Beamten jetzt mehr Arbeit zumute, müsse man sie auch besser bezahlen. Gegen eine völlige Aufhebung des militärifchen Ausnahme zustandes bestünden ernste Bedenken. Im übrigen sei jetzt keine Zeit zu unfruchtbaren Streitereien. Das Vaterland stehe über der Partei. In temperamentvoller Weise ging der Führer der Deutschnationalen, Hergt, »den Regierungsverordnungen zu Leibe, deren Aufhebung er forderte. Er verspottete die »Sozia listen wegen ihrer vielen Anträge, deren Erledigung jahrelang , »dauern würde und »verlangte Neuwahlen zum» 6. April, gleich- l zeitig damit die Neuwahl des Reichspräsidenten. Das Volk sei gegen die völlige »Aufhebung des Ausnahmezustandes. Not wendig sei ein Abbau der vorsintflutlichen Republikschutzgesetze, denen es ein halbes Dutzend Minister verdanke, daß sie nicht gefaßt werden »können. Der Redner fordert die Aufhebung der dritten Steuernotverordnung. Darauf wurde die Verhandlung unterbrochen, nachdem in einer persönlichen Bemerkung des » Mg. Adolf Hoffmann (Soz.) noch einen Vorstoß gegen den deutschnationalen Führer Hergt wegen seiner Haltung im November 1918 versucht hatte. »Hergt erwiderte, daß er bereits im November seinen Abschied eingereicht habe, weil ihm mit- ! geteilt worden sei, daß die Sozialisten »die Regierung übernom men hätten, und -daß er diese Schweinewirtschaft nicht mitmachen könnte. Am Donnerstag wird die Aussprache fortgesetzt. ! Ks/rWav - j Ums dem L««dtckge. Dr esden, 27. Februar. Der Rechtsausschuß des Land- ° tages behandelte in seiner heutigen Sitzung den volksparteilichen Antrag auf Aenderung des Gesetzes über die Zusammenlegung von »Grundstücken. Die Regierung sagte zu, einen entsprechen den Gesetzentwurf demnächst vorzulegen. Ein Antrag »des Be richterstatters Dr. Hübschmann, der für den »Gesetzentwurf mehrere Richtlinien enthält, wurde der Regierung als Material »überwiesen. Der deutschnatwnale Antrag auf Aufhebung einer Verordnung des Wirtschaftsministeriums über »die Zahlung der Beiträge zur Deckung des Aufwandes für die Entschädigung bei nichtgewerblichen Schlachtungen und bei Viehverlusten durch Seuchen in wertbeständigem »Gelbe wurde abgelehnt, während sich der Antrag betreffs Aufhebung der bei Schlachtvieh fest gesetzten Spanne zwischen Stall- und Marktpreis durch Rück ¬ nahme erledigte, lieber den Antrag auf Herabsetzung der Iahressieuer für die landwirtschaftlichen Zugtiere wurde lange debattiert, die Entfchließung aber ausgefetzt, nachdem die Re gierung erklärt hatte, daß sie »voraussichtlich in nächster Zeit ein Abänderungsgesetz vorlegen werde. Keder den Antrag auf Auf hebung der Landespreisprüfungsstelken fand gleichfalls eine längere Ausfprache statt, schließlich wurde -ein Antrag Fellisch angenommen, den Antrag abznlchnen, aber die Regierung zu ersuchen, eine den veränderten Verhältnissen entsprechende Re organisation des Preisprüfungswesens und eine Vereinfachung des V-erwältungswesens herbeizuführen. Im Prüfungsausschuß wurden die Eingaben der Arbeite gemeinschaft Christlicher Jugendbünde Sachsens betreffs Aende rung bezw. »Ergänzung der Ausführungsbdstimmungen des Reichsjugendwvhkfahrtsgesetzes und des Landesverbandes der Christlichen Elternvereine Sachsens betreffs Feststellung des Bedarfs an Lehrern für christliche und weltliche -Schulen» der Regierung als Material überwiesen. Landt«KS»khle« gleichzeitig mit den ReichsLKASmahleR. Dresden, 27. Februar. Wie die „Leipziger Neuesten Nachrichten" erfahren, werden die Deutschvölkischen in den nächsten Tagen einen Antrag aus Zulassung eines Volksbegeh rens für Landtagsauflösung an der zuständigen »Stelle einreichen. Die erforderliche Zahl von Unterschriften ist bereits beisammen und unterliegt gegenwärtig der behördlichen Beglaubigung. Auch der linke Flögel der Sozialdemokratie ist eifrig an der Arbeit, um mit dem dritten Versuch die Bestimmungen des »Gesetzes über Volksbegehren und Volksentscheid zu erfüllen». Es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß diesmal das Volks begehren zustande kommt. »Ebenso erscheint es schon heute als sicher, daß die Mehrzahl der Parteien sich mit dem Volks- begehren'einverstanden erklären, so daß mit einer Auflösung des Landtages und wahrscheinlich mit Landtagsneuwahlen »gleich zeitig mit den Reichstagswahlen zu rechnen ist- MsZipliRsrvsrfahren gegen Arzt. Leipzig, 27. Februar. Wie die „Leipziger VoUsztg." mitteilt, wird »das Disziplinarverfahren gegen den Abgeordneten Arzt auch wegen Beleidigung des »Gesamtkabinetts geführt, da Arzt 'diesem in seiner »Eigenschaft als Vorsitzenden des sozial demokratischen Landesarbeitsausschusses in der Angelegenheit des Volksbegehrens vorgeworfen hatte, „es beuge willkürlich das Recht und besitze uicht die notwendige Objektivität".