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SachE.Se//MA s. Mott, Nf. s/ - 25. AEof/9S4 Aar soll «»srr W»gr weraei? Laut, mit zweifelnden Gebärden, Hallt die Frage bang und schwer Allenthalben um uns her: „Was soll unser Junge werden?" — Handwerksmann, Poet, Minister, Künstler, Kaufmann, Advokat, , Lehrer, Geistlicher, Soldat? — — O, zu allem fähig ist er . . . Stolzen Blickes schaut der Vater Auf den hoffnungsvollen Sohn, Dem er all die Jahre schon War Ernährer, war Berater. — Liebevolle Mutterblickr Senken nieder sich auf ihn, Der zur Fremde nun foll ziehn, Mutig suchend nach dem Glücke . . . Vierzehn Jahre! — O, wie flüchtig Hst vergangener Zeiten Lauf! — Zukunftsmänner, merket auf: „Was Ihr werdet, ist wohl wichtig Für Euch selber, das ist richtig, Wichtiger aber: Werdet tüchtig!" W., 1924. Paul Frenzel. « LskMttMaMKeL -° ! 4. LsnMttsckaMM Ao»e in vreEn. Dresden, 23. Ian. Im Rahmen der großen Land wirtschaftlichen Woche fanden Mittwoch im Ausstellungspalast die Veranstaltungen des Verbandes Landwirtschaftlicher Haus frauenvereine statt, die einen sehr guten Besuch aufwiesen. In der öffentlichen Hauptversammlung konnte die Vorsitzende Frau Jung-Mühlbach eine große Reihe von Ehrengästen begrüßen, darunter das Mitglied des ehemaligen Königshauses, den Prin zen Friedrich Christian, ferner Vertreter des Wirtschaftsministe riums, des Landeskulturrates, des Landbundes usw. Geheimer Oekonomierat Steiger-Leutewitz dankte namens des Landeskultur rats für die begrüßenden Worte und aab die Zusicherung, daß der Landeskulturrat die Hausfrauenvereine in jeder Hinsicht fördern werde. Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten hielt Frau Küßner-Gerhardt-Berlin einen Vortrag über den Reichsverband landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine und seine Aufgaben. „Gehet hin und werdet eine Macht!" dieses Wort Bismarcks gälte heute mehr denn je für alle wirtschaftlichen Organisationen. Die Frauen dürften sich nicht auf die chari- tatide Arbeit beschränken, sie müßten sich auch um wirtschaft liche Dinge kümmern und ihre berechtigten Forderungen durch zudrücken versuchen. Die Rednerin gab ein Bild von der bis herigen Tätigkeit des Reichsverbandes in dieser Beziehung. Die Nächsten Ausgaben des Verbandes würden hauptsächlich auf dem Gebiete der Iugendausbildung liegen. Danach sprach der blinde Privatgelehrte Dr. Görler warmherzige Worte über „Deutsches Heim, deutsche Sitten, deutscher Glauben, die Stützen unseres Vaterlandes". Schließlich behandelte noch Geh. Regie!- rungsrat Ministerialrat Dr. Sala-Dresden die Frage der Ar beitsgebiete des Landesvereins Sachsen für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege. An die Versammlung schloß sich eine Tee- ftunde mit geselligem Beisammensein, die durch eine Auffüh rung von Schülerinnen der Landhaushaltungsschule Groß- Graupa verschönt wurde. — 8m Konzerthaus an der Prager Straße fand der Begrüßungsabend des Verbandes junger Land wirte für Sachsen statt, der am Donnerstag im Gewerbehaus einen Landjugendtaq veranstaltet. kauptverfMMltmg ikr ZSärlWeri c-ntwunaer Freitag, den 25. Januar 1924, 12 Uhr mittags, im Zirkus Sarrasani in Dresden. T agesordnung: 1. Begrüßungsansprache des Herrn Landesvorsitzenden, Ritter gutsbesitzer A. Pagenstecher, M. d. L. 2. Ansprache des Herrn Pfarrer Mühlhausen-Leipzig: Natio nale Pflichten des sächsischen Bauern." 3. Rode des Herrn Gutsbesitzers Hillger-Spiegelberg, Vor sitzender des Reichslandbundes: „Gegenwarts- und Zu kunftsfragen der deutschen Landwirtschaft." 4. Schlußwort. Der Einlaß in den Zirkus erfolgt gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte und der besonderen Einladungskarte. Eröffnung des Zirkus Sarrasani 10.30 Uhr vormittags. ranawlttsAaftr-AussteNimg. Mit der 4. Landwirtschaftlichen Woche in Dresden sind zwei Ausstellungen verbunden, die die großen Säle des Ausstellungs palastes füllen. Die landwirtschaftliche Ausstellung bringt eine umfangreiche Vorführung von landwirtschaftlichen Maschinen verschiedenster Art. Die wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiete des Pflanzenwesens finden in einer besonderen Aus stellung für Pflanzenschutz ihren Niederschlag. An etwa 200 Präparaten und an einer großen Zahl graphischer Darstellungen werden die Ursachen der verschiedenen Pflanzenkrankheiter. und die Mittel zu deren erfolgreicher Bekämpfung gezeigt. In Verbindung mit der Landwirtschaftlichen Woche hielt der Sächsische Fischereiverein seine Haupttagung ab, in der Landesfischereirat Dr. Wohlgemut über Mittel und Wege zur Hebung der teichwirtschaftlichen Erträge sprach. Insbesondere empfahl er mehr als bisher die Zucht der rasch wachsenden und wohlschmeckenden Schleie, ebenso sei durch richtige Teichpflege eine große Steigerung der Karpfenerträge zu erzielen. In der gleichzeitig abgehaltenen Hauptversammlung des Landesverbandes der Sächsischen Herdbuchgesellschaft sprach Oberlandwirtschastsrat Dr. Bruchholz über Förderung der Rin derzucht und Rinderhaltung. Besonderes Interesse fand auch die Hauptversammlung des Landesverbandes Sachsen für ländliche Heimat- und Wohlfahrtspflege, die Ministerialrat Dr. von Sala leitete. Oberlehrer Zeibig-Bautzen gab Richtlinien über ländliche Dorffeste bekannt. Nicht zweifelhafte Vergnügungen, sondern jene Freuden, wie Osterspiele, Lichtbildervorträge über die Schönheiten unseres Sachsenlandes, Gesangsvorträge und Rezitationen unter Mitwirkung der Parrer, Aerzte und Lehrer seien imstande, den seelischen Aufstieg unserer Landjugend zu unterstützen. LanlliviiMafMAe AoGe a«A in fiaNe a. a. Saale. Als Austakt der landwirtschaftlichen Woche fand am Mon tagvormittag die Hauptversammlung des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für die Provinz Sachsen statt, die vom Vorsitzen den Watsack eröffnet wurde. Die Versammlung war äußerst zahlreich besucht, auch Vertreter des Landbundes, der Präsident der Landwirtschaftskammer, Baron von Helldvrff, der Regie rungspräsident von Merseburg, Abg. Hemeler, nahmen an der Versammlung teil. In seiner Begrüßungsansprache streifte der Vorsitzende zunächst die ungeheure staatliche Belastung der Land wirtschaft, gegen die sich die Landwirtschaft mit allen Mitteln wehren müsse. Präsident von Helldsrf unterstrich die Ausfüh rungen und wies daraus hin, daß die Steuerpolitik in der ge samten Landwirtschaft große Entrüstung Hervorrufe und der Landwirtschaft die Pflicht auferlege, um die Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe besorgt zu sein. Dazu sollen die landwirtschaftlichen Vereine ganz besonders dienen, und es ist erfreulich, daß sich ihre Zahl in letzter Zeit beträchtlich gehoben habe. Herr Weingarth erstattete den Geschäftsbericht, aus dem hervoraeht, daß rund 50 >000,Mitglieder im Landwirtschaftlichen Hgupwerein in 486 Nebenvereinen zusammengeschlossen find. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Vereine um 200, die der Mitglieder um 20 000 vermehrt. Rund 80 Prozent aller Betriebe von,26 Morgen aufwärts sind jetzt im Hauptverein vereinigt. Das ist der größte Teil der Landwirtschaft unserer Provinz. 1335 Vorträge in den Vereinen zeigen die rege Ver einstätigkeit. Sodann hielt Oekonomierat Dr. Hoesch einen Vor trag über „ Die Neuordnung der Viehhaltung und die landwirt schaftlichen Betriebe in der Provinz Sachsen." Die Ausfüh rungen wurden mit großem Interesse und starkem Beifall ausge nommen. — Am Nachmittag tagte der Provinzialverein Sachsen des Reichsbundes akademisch gebildeter Landwirte. Am Diens tag, Mittwoch und Donnerstag schließen sich die Vorträge für praktische Landwirte an. Die Tagung des Grünlandvereins Mitteldeutschland findet am Mittwochnachmittag 3 Uhr statt. s -- SA? Sss ÄÄMtttM » l Hur Ser cäligkett üer kanllelrlrammer In einer Eingabe an den deutschen Industrie- und Handels tag setzte sich die Handelskammer für eine Ermäßigung des Goldfrankengegenwertes im Auslandspostverkehr ein. — Den sächsischen Handelskammern gegenüber wurde der Standpunkt vertreten, daß ein Einschreiten gegen die Kampfpreise der deut schen Zechen gegen ausländische nicht empfohlen werden könne, daß es vielmehr wichtiger fei, auf eine allgemeine Herabsetzung der Kohlenpreise und der Eisenbahnfrachten zuzukommen. Bei dem Wirtschastsministerium wurde eine Ermäßigung des Spiri- tuspreises für gewerbliche Zwecke beantragt. — Dem Landes- sinanzamte Dresden wurde berichtet, daß gegen den zollfreien Veredelungsverkehr mit Hanfgeflechten in Verbindung mit Wolle und Strohgeflechten zur Herstellung von Damenhüten keine Be denken bestehen. — Ebenso wurde dem Landessinanzamt Groß-Berlin berichtet, daß gegen einen Veredelungsverkehr mit Hanfgeflechten zur Herstellung von Damenhüten keine Bedenken bestehen. — In einem weiteren Berichte an das Landessinanz amt Dresden wurde erklärt, daß ein zollfreier Veredelungsver kehr mit nachgeahmtem Roßhaargeflecht, mit Kunstseide durch zogen, nicht befürwortet werden könne. — Dem Deutschen In dustrie- und Handelstag wurde berichtet, daß die Errichtung von zwischenstaatlichen Schiedsgerichten besonders im Hinblick auf die, wirtschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit befür wortet wird. — Die Oberpostdirektion Dresden hat mitgeteilt, daß eine Erweiterung der Diensträume des Postamtes 21, Lauensteinerstraße, wegen der ernsten Geldlage des Reiches nicht vorgenommen werden könne. ver Untergang Her krileurgewerbtt. Von Max Feige. „Einen Moment bitte, Sie werden gleich rasiert, eingeseift sind Sie schon!" Dieses Wort, das man heute in allen Lagen des täglichen Lebens zu hören bekommt, ist an seiner Ursprungs stelle im Aussterben, weil das Friseurgewerbe selbst allmäh lich aber stetig zurückgeht. Jahrtausende hindurch gehörten die Barbiere zu den gesuchtesten Leuten, sie wurden nicht nur zu Ausübung ihres eigentlichen Handwerkes, zum Stutzen des Bartes und zur Haarpflege herangezogen, sie zogen auch den Zahn, wenn es auch manchmal der gesunde war, kröpften die robusten Patienten uyd schröpften die Erben. Mit her Einbürgerung des Rasierapparates und des Selbst haarschneiders verloren sie aber einen großen Teil ihrer früheren Stammkundschaft, die Amerikanisierung unseres täglichen Lebens, die Hetzjagd nach dem Dollar ließ das ungeduldige Publikum aus dem Geschäft eilen, da es die kostbare Zeit nicht mit Warten verbringen konnre. Auch hygienische Gründe trugen zur Ab wanderung des Publikums bei, so daß nach statistischen Fest stellungen die Zahl der Barbierläden bedeutend im Abnehmen begriffen ist. Die größte Schlappe erhielt das Gewerbe aber durch die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse, durch die Umschichtung der Bevölkerung und die Inflation, die das frühere Stammpublikum aus den Geschäften vertrieben hat, während diejenigen Kreise, die sich den Luxus des Rasierenslassen heute erlauben könnten, sich so mit dem Selbstrasierapparat vertraut gemacht haben, daß sie kein Bedürfnis nach dem Friseur emp finden. Der Not gehorchend flüchtete ein großer Teil dieser Hand werker in das Theater- und Filmgewerbe, wo sie als.Per rückenmacher arbeiten, aber diese Theatergarnituren können naturgemäß keinen Vergleich mit den in früheren Zeiten üb lichen Kunstschöpfungen der Toupets und dergleichen mehr aus halten, die Herstellung dieser Arbeiten ist eine brotlose Kunst geworden, die heute niemand mehr begehrt. Auch war diese Arbeit von den Ausübenden selbst wenig geschätzt, da das Aus kämmen und Reinigen der Haare sehr gesundheitsschädlich war. Allerdings konnte während des Krieges ein Aufschwung der Damenfriseure festgestellt werden, weil die in die Fabrik und ins Büro gehenden Frauen und Mädchen ihre relativ großen „ SchUalsMse. .^morikan. Oop^igkt 19M dzr Illt. Lur. dt. lnnlls, vresckon-21 Roman von Matthias Blank. Und was tat Wuka? Unternahm er Geschäfte, von denen er ihr gegenüber redete? Nie sprach er darüber ein Wort. Er ritt auf die Jagd und besuchte Nachbarn auf ihren Gütern. Sie begriff nicht, welche Art von Geschäften es sein mochte, die ihn so lange festhalten konnten. In man chen Stunden war ihr der Verdacht aufgestiegen, daß seine Vertröstungen nur ein Vorwand sein konnten. Solche Ge danken kamen ihr in den Sinn, seit eir ihr einmal gesagt, in seiner Hemmt gehöre die Gattin nur dem Gatten, und sonst sei sie für niemand da. Sollte er sie in seiner leiden schaftlichen Eifersucht für immer hier festzuhalten wünschen? Sie wollte daran nicht glauben und versuchte diesen Ver dacht von sich fernzuhalten. Er redete ja so gut mit ihr, und sie glaubte an seine Liebe. Wie stand es in ihrem eigenen Innern um ihre Liebe? An diesen Empfindungen war sie schon lange irre gcrvorden. Ob das Liebe gewesen war, was sie an ihn g: fesselt, fragte sie sich. Aber sie hatte ihm Treue gelobt und mußte sie ihm auch bewahren. Sie gebörte ihm und mußte darum alles ertragen. Das aber fühlta sie deutlich: Wenn er sie betrügen würde, wenn er sie zur Gefangenen machte, dann wollte sie ihren Schwur vor dem Altar vergessen. Sie konnte seine Gattin nicht mehr sein, wenn er sie gewaltsam festhalten zu müssen glaubte. Doch nicht das allein quälte sie und erweckte dem Ver- dacht in ihr; noch m hr wurde sie dadurch beunruhigt, daß aus ihrer Heimat kein Gruß und kein Vries für sie eintrafen. Wiederholt hatte sie an Axel geschrieben auch an Heinz von Wallendorf, um über das Schicksal T*itter Anton Nä heres zu erfahren, aber bisher war nie eine Antwort an sie gelangt. Der Fürst hatte ihr Bücher kommen lassen zu ihrer Zerstreuung. Doch je mehr Tag um ^ag verstrich, nm so mehr fühlte sie sich wie eine Gefangene» Immer b glei- tete sie einer von seinen Leuten, irgend ein knochiger, hell brauner Bursch«, mit schwarzen Augen. Mehr ms sonst be. vbacktet: aber sie den Fürsten, ob er wirklich Geschäfte erle digt«, und welcher Art sie sein konnten. Wenn er von einem seiner häufigen Ausritte heimkehrte, brachte er ihr immer etwas mit, benahm sich stets wieder liebenswürdig zu ihr, aber er sprach doch nie von ihrer einzigen Sehnsucht: der Abreise. Bis zur Stunde war aus der Heimat kein Gruß gekommen. Sollte er den Brief nicht besorgt haben? Das Mißtrauen Enas wurde immer stärker. Einmal kam ihr der Gedanke, ob sie den Wächter nicht mit Geld beeinflussen könnte, einen Vrief für sie zu be sorgen; bisher hatte sie die Briefe ja Wuka immer über- gAen müssen. Aber sie besaß kein Geld. Der Fürst hatte das ihm überlassene Scheckbuch noch nicht zurückgegeben. So steigerte sich ihr Mißtrauen immer mehr. Hatte er auch das vergessen, oder war es in der Absicht geschehen, sie in allem von ihm abhängig zu machen? Zehn Tage waren vergangen, kein Brief war gekommen, und Wuka schien seine Zusage, abzureisen, vergessen zu haben. Da fragte Ena abermals: „Wann werden wir reisen?" Er stand, als sie unvermutet dos Wort an ihn richtete, oben an der Tür. Rasch wandte ar sich ihr zu. „Bald! Bald werden wir reisen." Damit wollte sie sich nicht mehr zufrieden geben, denn lange genug hatte sie sich nun mit gleichen Worten trösten lassen. „Ich möchte den Tag wissen, damit ich mich darauf vor bereiten kann." „B stimmt kann ich den Tag noch nicht sagen. Aber es wird geschehen, sobald meine Geschäfte erledigt sind." „Das sagtest du mir schon so oft, daß ich allen Glauben daran verloren habe, daß es überhaupt einmal so weit kommen wird. Ich will nicht mehr so lange warten. Ich kann ja vorausreisen! Und du wirst dann bald nachkommen." „Du kannst nicht allein reisen!" Ena hörte den schärferen Ton seiner Stimme; aber sie war entschlossen, eine Entscheidung zu erzwingen, oder die Wahrheit seiner Absichten zu erfahren. „Warum nicht?" c „In den Bergen li^t schon Schnee. Reise» iß nicht mehr möglich." „Dann wäre es noch weniger möglich, wenn es erst spat r geschehen sollte. Und doch konntest du sagen, wir werden bald adretten!" „Wir werden bis zum nächsten Frühjahr warten." „Das mußtest du wissen, und doch gabst du mir eine andere Antwort. Dil kannst mir daher nicht zürnen, wenn ich dir nicht mehr glaube." „Ich wollte dich trösten . . ." „Ick> will reisen." „Unmöglich! Ueber die Pässe geht kein Wagen m hr." „Es muß noch andere Wegs g ben, die in meine Heimat führen." „Sie liegen zu weit von hier." „Ick; fürchte mich nicht vor Beschwerlichkeiten." „Im Frühjahr fahre ich mit dir!" Ena antwortete nicht; die Lippen aufeinanderpressend, schwieg sie. Sie hatte die Wahrheit erkannt. Er hatte sie hings- halten, vertröstet, um sie so zu zwingen, auf El Arisher zu bleiben, da der nahende Winter die Reise unmöglich machte. Hatte er das getan, dann durfte sie auch glauben, daß er die Schuld trug, wenn sie keine Briefe erhalten hatte. Keiner ihrer Briefe erreichte wohl sein Ziel. Da sie immer noch schweigend verharrte, sagte Wuka: „Warte nur bis zum Frühjahr, dann reisen wir zusammen. Ich möchte doch bet dir sein." Ena glaubte ihm kein Wort mehr. In dieser Stunde erkannte sie, daß seine liebenswürdige Stimme immer Lüge gewesen war; seit dem ersten Tage hatte er sie hier festzu- halten g dacht, und wenn das Frühjahr kam, blieb sie auch weiterhin eine Gefangene, wie sie es bis jetzt gewesen war. Diese bittere Erkenntnis ihrer Lage erfüllte Ena mit ruhiger Entschlossenheit. In gleichgültigem Ton, als streife sft einen zufälligen Einkall, sagte sie: „Als ich dir mein Scheckbuch gab, hast du sicher nur vergessen, es mir wiederzugeben. Du wirst es doch nicht verloren haben?" „Nein! Ich habe es aufbewahrt und eing-schlossen; hier ist es für dich ja doch zwecklos. Hast du einen Wunsch? Ich werd« dir jeden erfülle»."